Whodunit

Wenn man einen spannenden Krimi wirklich genießen will, sollte man auf gar keinen Fall vorher den Videotext einschalten. Davor haben wir an anderer Stelle schon gewarnt, darauf fallen wir also nicht mehr rein.

Dass aber auch Fernsehzeitschriften die halbe Geschichte einer Krimifolge abdrucken, das musste ich gestern Abend erleben.

RTL zeigt CSI, gut, es war eine Wiederholung aus der fünften Staffel, aber ich kannte die Folge noch nicht. Oder vielleicht doch? Um dies zu klären, schlug ich kurz vor Sendungsbeginn im Fachblatt „TV Spielfilm“ nach, und siehe da, die Folge hatte ich tatsächlich noch nicht gesehen:

Kasino-Besitzer Bruce Eiger ist in Las Vegas von seinem Balkon gestürzt. Oder wurde er etwa gestoßen? Bei der Hausdurchsuchung entdeckt die Spurensicherung, dass „Baby Bruce“ in einem überdimensionalen Kinderzimmer seine sexuellen Fantasien auslebte.

Das Dumme an der Geschichte kommt jetzt: Dass Casinobesitzer Eigner ein bisschen schräg drauf war, und dass diese Neigung natürlich die heißeste Spur zum Täter ist, finden Gil Grissom und sein Team nach einer halben Stunde Bruttospielzeit heraus, also genau nachdem die Hälfte der Folge schon vorbei ist. Ich und bestimmt auch viele andere Leser der „TV Spielfilm“ wussten das also alles schon mindestens eine halbe Stunde vorher. Toll, was?

In der Onlineausgabe steht übrigens genau derselbe Text, gefolgt von einem

Achtung! Weitere Infos vom Sender:“

Und dann steht da die gesamte Synopsis der Folge. Dass hier nicht erwähnt wird, wer denn jetzt der Täter ist, war wahrscheinlich nur ein Versäumnis des Senders.

Und hier noch eine Anekdote (tatsächlich, wirklich und in Echt so passiert):

Ort: Kinokasse. Handelnde Personen: Zwei Kinobesucher, die noch nie in ihrem Leben einen King-Kong-Film gesehen haben (ja, solche Leute gibt es wirklich), eine Kassiererin.

Zuschauer 1: „Zweimal King Kong bitte.“
Zuschauer 2: „Entschuldigung, wie lang geht der Film denn?“
Kassiererin: „So lange, bis der Affe vom Hochhaus fällt und stirbt!“

Danke fürs Gespräch.

Epilog: Zuschauer 1 und 2 sind dann nicht ins Kino, sondern in eine Kneipe gegangen.

Der Marktanteil von CSI war gestern einer der niedrigsten seit sehr, sehr langer Zeit. Vielleicht sind ja ein paar zu gut informierte Zuschauer ebenfalls lieber in eine Kneipe gegangen.

Widde widde wie sie ihm gefällt

Manchmal steckt die Pointe schon ersten Satz. Jenem ersten und einzigen Satz, mit dem amerikanische Fernsehproduzenten potentiell interessierten Sendern so knapp wie möglich erklären, worum es in ihrer neuen Serie geht.

Zum Beispiel: „Tony Soprano führt ein idyllisches Familienleben im ruhigen New Jersey und ist von Beruf Mafiaboss“ (Die Sopranos). Oder: „Die fürsorgliche Mutter Nancy Botwin finanziert ihre Familie durch einen florierenden Drogenhandel“ (Weeds). So weiß man gleich: Aha, das ist etwas Besonderes.

Steckt in diesem einen Satz noch keine Pointe, wird die angepriesene Serie oft als langweilig abgetan. Obwohl es dafür keinen Grund gibt: Aus den pointenlosen Ausgangskonstellationen „Ein paar Kneipengäste sitzen rum, trinken und reden“ (Cheers), „Vier Freunde sitzen rum und reden“ (Seinfeld) und „Sechs Freunde sitzen rum und reden“ (Friends) wurden drei der erfolgreichsten Sitcoms aller Zeiten. Das kann daran liegen, dass die Autoren ihr Pulver nicht schon vollständig im ersten Satz verballert hatten. Denn was nützt der beste Satz, wenn danach nur noch Langeweile folgt.

Das heißt nicht, dass die beiden erstgenannten Serien schlecht sind. Das heißt auch nicht, dass die neue Pro-Sieben-Serie Die Welt und Andy Richter, die heute im Samstagmittagsprogramm startet, schlecht ist. Dennoch steckt die Pointe im ersten Satz, und der ist lustiger als der ganze Rest: Andy stellt sich in seinem Kopf vor, wie schön seine Welt sein könnte, während er im wirklichen Leben in einem kargen Büro sitzt und Bedienungsanleitungen für Massenvernichtungswaffen schreibt.
Was dann folgt, ist originell, inspiriert, ganz lustig und durchaus recht sehenswert, aber längst kein Cheers oder Seinfeld. Die Massenvernichtungswaffen werden im Grunde gar nicht mehr erwähnt (was vermutlich auch ganz gut so ist), und in Wirklichkeit geht es um Wendy, für die Andy schwärmt, die aber vergeben ist, weshalb sich im Kopf seine eigenen Kurzgeschichten abspielen, denn ohnehin würde er viel lieber Kurzgeschichten als Bedienungsanleitungen schreiben.

Kritiker in den USA liebten und priesen die Serie über alle Maßen, die Zuschauer nicht so sehr, weshalb der Sender Fox nach 14 ausgestrahlten Folgen den Stecker zog. Fünf weitere bereits gedrehte Folgen blieben ungesendet, und aus welchem Grund auch immer kündigt Pro Sieben eine dazwischen liegende Zahl von 16 Folgen an. Für Andy Richter war dies jedoch der Beginn der Schauspielkarriere, nachdem er zuvor sieben Jahre der Sidekick von Conan O’Brien in dessen Late Night with Conan O’Brien war. In einer kruden Mischung aus Wert- und Geringschätzung hatte damals einerseits kaum jemand erwartet, dass Andy Richter nach seinem Ausstieg aus der Late-Night-Show tatsächlich allein Erfolg haben könnte, andererseits hatte auch kaum jemand erwartet, dass Conan O’Brien allein noch genauso lustig sein könnte. Doch beides trat ein. Richter spielt viele Gast- und Nebenrollen in Serien und Kinofilmen und erntete fast immer gute Kritiken. Und obwohl er mittlerweile als Hauptdarsteller die dritte beim Publikum gefloppte Sitcom hinter sich hat, scheint er als Person und Schauspieler so angesehen zu sein wie nie.

Die erste seiner Sitcoms kommt mit fünf Jahren Verspätung endlich auch zu uns:
Die Welt und Andy Richter, samstags um 13.00 Uhr auf Pro Sieben.

Wie belgisch ist das Saarland wirklich?

Kommentar von Irishmore Inishmore zu Wie deutsch bist du wirklich? gestern Abend im Ersten:

Kleine Beobachtung zur Sendung: hat niemand bemerkt, dass Guido Cantz & Claudia Roth bei dem „Puzzle Deutschland zusammen“-Spiel das Saarland an die Grenze zu Belgien verlegt haben und Beckmann das Werk kommentarlos abgenommen hat?

Macht doch mal bitte einen Skandal daraus, als Saarländer fühle ich mich diskriminiert…

Also gut:

Nicht roth werden: Guido cantz nicht!

SKANDAL: Eine grüne Politikerin und ein gelbhaariger Komiker verlegen das Saarland an die belgische Grenze und keiner merkt’s!

Wie BILD ohne Unfug

Weil der Schöpfer der „Stars Wars“-Filme persönlich eine „Star Wars“-Fernsehserie, aber ohne irgendwelche Skywalkers, drehen will, erklärte „Bild“ George Lucas gestern zum Verlierer des Tages, denn

BILD meint: ‚Star Wars‘ ohne Skywalker ist wie ‚Raumschiff Enterprise‘ ohne Spock!

Dann müsste die „Star Wars“-Serie ja 624 Folgen lang recht erfolgreich funktionieren.

Wie krank bist du wirklich?

Jörg Pilawa ist krank. Er hätte heute um 20.15 Uhr die Premiere seiner neuen Einbürgerungsgaudi Wie deutsch bist du wirklich? moderieren sollen, musste aber kurzfristig absagen. Und als sei es gar keine Vorschrift, dass im Ersten all die Abendshows, die Jörg Pilawa nicht macht, von Frank Elstner moderiert werden, springt Reinhold Beckmann heute Abend ein.

(kram, wühl, Inneres der Fernsehgeschichte nach außen kehr…)

Hier ist eine Liste mit elf weiteren Fernsehstars, die ihre eigene Sendung nicht wahrnehmen konnten, warum, und wer sie vertreten hat.

  1. Werner Höfer, Der internationale Frühschoppen. Von der Außenwelt abgeschnitten. Höfer hatte 1962 Urlaub auf Sylt gemacht. Dann kam eine Sturmflut, und er saß fest. Niemand vertrat ihn. Höfer ließ sich per Telefon zuschalten und moderierte die Sendung in Abwesenheit.
  2. Peter Frankenfeld, Musik ist Trumpf. Schwere Erkrankung. Im Oktober 1978 sprangen gleich mehrere Kollegen für Frankenfeld ein und moderierten gemeinsam: Anneliese Rothenberger, Frank Elstner, Hans Rosenthal, Michael Schanze und Peter Alexander, die Dezember-Ausgabe moderierten Elmar Gunsch, Dieter Thomas Heck, Robert Lembke, Ilja Richter und Wim Thoelke. Frankenfeld erholte sich nicht mehr und starb wenig später. Sein Nachfolger wurde Harald Juhnke.
  3. Harald Juhnke, Musik ist Trumpf. „Krank“. Konnte bei Juhnke gelegentlich vorkommen. Als er im Oktober 1981 nicht zu Musik ist Trumpf erschien, ließ das ZDF die geplante Ausgabe ausfallen und setzte nie wieder eine neue an. Auch aus seiner nächsten Reihe Wie wär’s heut‘ mit Revue? wurde er wegen seiner Alkoholprobleme gefeuert. 1985 kehrte Juhnke mit der ARD-Show Willkommen im Club ins Fernsehen zurück und begrüßte die Zuschauer mit den Worten: „Ich freue mich, dass Sie gekommen sind, und ich freue mich noch mehr, dass Sie fest daran geglaubt haben, dass ich auch komme.“
  4. Wim Thoelke, Der große Preis. Krank. Wolfgang Lippert sprang im Frühjahr 1991 einmalig für Thoelke ein.
  5. Geert Müller-Gerbes, Wie bitte?! Krank. Im Herbst 1993 moderierte Hans Meiser zwei Sendungen.
  6. Wolfgang Lippert, Goldmillion. Skiunfall. Im Frühjahr 1994 sprang Günther Jauch einmalig ein.
  7. Margarethe Schreinemakers, Schreinemakers live. Mutterschutz. Schreinemakers hatte sich als erster weiblicher Fernsehstar eine „Babyklausel“ in den Vertrag schreiben lassen, um während der Mutterschutzzeit ihre Sendung nicht zu verlieren. Jörg Wontorra moderierte im Sommer 1996 etliche Sendungen, weiterhin unter dem Titel Schreinemakers live.
  8. Linda de Mol, Soundmix-Show. Schwanger. Als Vertretung moderierte 1997 die seltsame Kombination aus Bärbel Schäfer und DJ Bobo.
  9. Sabine Christiansen, Sabine Christiansen. Anderweitig beschäftigt. Christiansen war zwar verfügbar, moderierte aber im September 2005 lieber das Kanzlerkandidatenduell zwischen Gerhard Schröder und Angela Merkel. Die Sendung Sabine Christiansen moderierte an diesem Sonntagabend Thomas Roth.
  10. Tita von Hardenberg, Polylux. Immer wieder schwanger. Vertretung war jeweils für mehrere Monate 2002 Steffen Hallaschka, 2004 Jörg Thadeusz und 2007 Katrin Bauerfeind.
  11. Sandra Maischberger, Menschen bei Maischberger. Mutterschutz. Wie weiland Peter Frankenfeld wurde sie im Frühjahr gleich von einer ganzen Reihe Prominenter vertreten, aber diesmal kamen nicht alle auf einmal, sondern jede Woche einer: Erich Böhme, Jörg Kachelmann, dankenswerterweise Friedrich Nowottny, Wolf von Lojewski, Ulrich Wickert, Frank Elstner und auch noch Alice Schwarzer.

Aus dem Buch: ZAPP! Merkwürdigkeiten aus der Fernsehwelt.

Wie Lisa — Folge den Vorbildern

Mit der gleichen Handlung wie immer startet das ZDF heute seine neue Telenovela Alisa – Folge deinem Herzen. Das ist für Autoren von Telenovelas das Angenehme am Job: Man muss sich weder Mühe geben noch Gedanken machen, denn die Story ist vorgegeben, und von der darf man maximal einen halben Zentimeter abweichen. Seine unterdrückte Kreativität kann man ja immer noch im Privatleben anwenden.

Diese Meldung ist keine Ente. Die Serie enthält tatsächlich keine einzige neue Idee.
Foto: ZDF

In dieser neuen Telenovela wagt Alisa einen Neuanfang in einer neuen Gegend. (Klar.) Von Berlin zieht sie in die Provinz (Halt, das ist doch falsch! Ziehen die nicht normalerweise von der Provinz nach Berlin?), um eine Entenfamilie großzuziehen. (Das ist jetzt ein Scherz, oder?) Nur ein Scherz. (Gut. Das war dann wohl der halbe Zentimeter.) Die Entenfamilie rettet sie nur nebenbei, verguckt sich dabei aber in einen schönen Jüngling, der zufällig der Juniorchef des Unternehmens ist (Alles klar, ab hier kenne ich’s wieder.), in dem sie als Lagerhilfe anfängt und sich allmählich hocharbeiten will. (Sag ich ja: Kenn ich.) Leider ist dieser schöne Jüngling aber bereits mit einer fiesen Schnepfe zusammen. (Weiß ich.) Und in dem Familienunternehmen gibt es auch noch einen fiesen Onkel, der dem schönen Jüngling die Geschäftsführung nicht gönnt. (Gut, wir können aufhören, da dürften keine Überraschungen mehr kommen. Wahrscheinlich hat der auch noch eine Affäre mit der Schnepfe.) Der Onkel hat außerdem eine Affäre mit der Freundin des schönen Jünglings. (Ja wie? Und Alisa steht gar nicht zwischen zwei Männern?) Des schönen Jünglings bester Freund verliebt sich derweil in Alisa. (Es reicht, ich gucke jetzt wieder die Zoo-Dokus im Ersten, die sind abwechslungsreicher.)

Warum das ZDF seine alte Telenovela eingemottet hat, um eine neue zu beginnen, die so ist wie alle anderen, ist einfach: Die schönsten und romantischsten Episoden solcher Serien sind immer während der Kennenlernphase am Anfang  und gegen Ende, wenn geheiratet wird. Wenn man gelegentlich eine neue beginnt, kann man diese Phasen häufiger zeigen.

Alisa – Folge deinem Herzen, werktags um 16.15 Uhr im ZDF.

Wie Peter Hahne sich selbst interviewt

Nein, stimmt gar nicht, das war ja Volker Kauder.

Wie wird’s journalistisch?

Verschiedene Mediendienste berichten heute über die Pilotierung einer neuen Panelshow bei RTL2 mit dem Namen „Wie wird’s witzig?“, die von Hugo Egon Balder moderiert werden soll. Im Panel: Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka und Martin Schneider.

Moment – verschiedene Mediendienste?

Klingt nach einem Aprilscherz von DWDL. Dafür sprechen zwei Dinge: Heute ist der 1. April. Und eine solche Show gibt’s schon. Seit etwa fünf Jahren. Aber nur als fiktive Show innerhalb einer Serie: Pastewka.

Welches andere Medium berichtet dann noch darüber?

Das wäre dann der Konkurrent Quotenmeter, wo man die Meldung glaubte und daher traditionell abschrieb, ohne sich unzumutbare Mühen wie eine Recherche oder eine Quellenangabe aufzuhalsen. (Inzwischen haben sie es wenigstens gemerkt.) Bei Quotenmeter ist der 1. April also auch nur ein Tag wie jeder andere.

Zur dortigen Arbeitsweise hätte eigentlich eher die heutige Meldung von tv wunschliste gepasst.

Wied — Kleine Geburtstage unter Freunden

Heute gratulieren wir Thekla Carola Wied zum Geburtstag. Sie wird 65 und ist für mich eine sympathische Ausnahmeerscheinung unter den deutschen Schauspielerinnen, weil ich sie weder in die Kategorie der Witta Pohls und Marie-Luise Marjans dieser Welt als dauergutmenschelnde Fernsehmütter einordne, noch bei den Iris Berbens und Hannelore Elsners, die immer wieder Fernsehpreise in der Kategorie „Iris Berben“ gewinnen.

Nachdem sie schon in etlichen Filmen und Serien mitgewirkt hatte, wurde Thekla Carola Wied 1983 endlich durch Ich heirate eine Familie ein Star und steckte ganz Deutschland mit ihrer Herzlichkeit an, weshalb sie anschließend immer wieder Titelrollen in Serien erhielt. In Alles was Recht ist, Wie gut, dass es Maria gibt und Auf eigene Gefahr spielte sie das Recht, die Maria und die Gefahr, und ihre ehrliche Herzlichkeit blieb.

Auch heute steckt sie damit noch an, wenn sie auftritt, oder wenn man noch einmal Szenen aus Ich heirate eine Familie sieht. 

 

Wiedervorlage: Spurlos gefunden

Falls sich immer noch jemand fragt, wie eigentlich dieser CSI-Fall vom vergangenen Herbst ausgeht, von dem RTL nur die Hälfte zeigte (wir berichteten mehrfach), weil es sich um eine Crossover-Doppelfolge mit der Serie Without A Trace handelte: Heute kommt die Auflösung. Um 20.15 Uhr bei Kabel 1.

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