Zimmer leer

„Tränen bei Frauenzimmer kündigt Vox für heute Nachmittag in einer Pressemitteilung an, und wenn man weiterliest, stellt man gelangweilt fest, dass der Grund dafür ein verblichener Hund und nicht die Quote des Vortages ist.

Ach ja, die Quote.

Am Montag startete der neue Plausch in Plüsch mit einem Zielgruppenmarktanteil von fünf Prozent (zur Erklärung: Das ist wenig), gestern sank er auf 3,1 Prozent (zur Erklärung: Das ist noch viel, viel weniger). Der Muttersender RTL erreichte am Dienstagnachmittag zur gleichen Zeit exakt das Zehnfache.

Auch die anderen neuen Nachmittagsformate starteten miserabel: Das Promi-Kochduell und Prominent! lagen im Schnitt bei 3,6 Prozent.

Vox versprach zum Start einen langen Atem, aber Regierungen versprechen zum Start ja auch immer Steuersenkungen.

Deshalb bitte ich um Prognosen:

Ab wann wird Vox wohl nachmittags wieder ausländische Serien zeigen?

Bitte genaue Datumsangaben! Wer den Tag exakt trifft, bekommt zur Belohnung „Die kleine House-Apotheke II“. Viel Glück!

Bei mehreren richtigen Treffern entscheidet das Los. Für den Fall, dass nicht beide neuen Programmstunden gleichzeitig rausfliegen und durch Lizenzserien ersetzt werden, gilt der Tag, an dem die erste Serie eine der bisherigen Programmierungen ersetzt. Für den Fall, dass keine Serie, sondern eine eigenproduzierte Doku-Soap eine der bisherigen Programmierungen ersetzt, gilt trotzdem der Tag, an dem später die erste Serie an eine der Stellen um 14 oder 15 Uhr tritt.

Update: Am dritten Tag ging’s für das Frauenzimmer runter auf 2,1 Prozent, für die anderen beiden auf 1,8 bzw. 2,2 Prozent Zielgruppenmarktanteil. Selbst Sat.1 erreicht nachmittags siebenmal so viele Zuschauer zwischen 14 und 49. Falls also noch jemand mitwetten möchte…

Noch’n Update, eine Woche später: Die Auflösung steht hier.

Zu sheen um wahr zu sein

Nächsten Montag, wenn in den USA bei CBS die erste Staffel von Two And A Half Men mit Ashton Kutcher anläuft, zeigt das dortige Comedy Central den „Roast of Charlie Sheen“, in dem Sheen sich viele schlimme Witze auf seine Kosten anhören muss. Diese Veranstaltungen sind oft eher peinlich als witzig und die Gags eher geschmacklos (Auswahl bei Entertainment Weekly), aber die Trailer, die im Vorfeld laufen, haben hohen Unterhaltungswert und sind voller Anspielungen. Das war schon vergangenes Jahr bei David Hasselhoff so, und das ist so auch bei Charlie Sheen:

Zu spätes Nachtjournal immer früher

Das RTL-Nachtjournal hat heute, am 18. Januar, den 20. Geburtstag des RTL-Nachtjournals gefeiert und den Jahrestag in ebendiesem mit Jubiläumsberichterstattung gewürdigt. Das ist sein gutes Recht, denn das RTL-Nachtjournal kann seine Jahrestage ja feiern, wann es will. Aber vielleicht sollte das RTL-Nachtjournal nicht erfahren, dass das RTL-Nachtjournal sich so wichtige Jahrestage nicht richtig merken kann. Sonst wäre das RTL-Nachtjournal bestimmt beleidigt.

Vor fünf Jahren noch war das RTL-Nachtjournal vier Wochen später dran und feierte seinen 15. Geburtstag am 16. Februar. Da sehe ich also eine gewisse Diskrepanz. Aber auf Fakten und Genauigkeit kommt es in einer solchen Sendung ja zum Glück nicht an.

Sendestart war 1994 übrigens in der Nacht vom 3. auf den 4. Januar.

Zum Dritten

Warum sollte etwas zweimal funktionieren, aber kein drittes Mal? Eben. Deshalb zeigt Vox jetzt nicht mehr nur noch montags und mittwochs amerikanische Krimiserien, sondern auch freitags.

Die vom Montag transferierte Pathologenserie Crossing Jordan macht den Anfang, anschließend startet Close To Home mit Jennifer Finnigan als junge Strafverfolgerin im Kampf gegen häusliche Gewalt in der Vorstadt.

Dabei könnte Vox davon profitieren, dass der konkurrierende Krimifreitag bei Kabel 1 mit Cold Case und Without A Trace wie weiland die CSIBibliothek von Vox zum Selbstbedienungsladen für die größeren Sender ihrer Sendergruppen geworden ist und Kabel 1 deshalb vorerst nur noch Wiederholungen seiner einstigen Zugpferde zeigen darf.

Bleibt als Konkurrenz noch der andere Krimiabend. Der im ZDF, den es schon seit dreißig Jahren gibt. Eigentlich überschneiden sich zwar die Zielgruppen kaum, doch wirkt das neue Close To Home erstaunlich altmodisch, vor allem wenn man in Betracht zieht, dass die Serie von Jerry Bruckheimers Krimifließband gefallen ist, der seine Serien (allen voran CSI) sonst mit computeranimierten wissenschaftlichen Spezialeffekten zuballert. Close To Home kommt ohne diese, sowie weitgehend ohne Forensik, ohne Profiling und ohne übermäßig viele Rückblenden aus, was fast schon wieder erfrischend wirkt. Kein Labor, keine Wundermaschinen, die jeden Fall in Sekundenschnelle von selbst aufklären. Hier wird noch von Hand ermittelt! Befragt, verhört, geschlussfolgert. Fast wie im ZDF.

Close To Home beginnt am 9. Februar um 21.05 Uhr bei Vox.

Nachtrag, 10.02.2007:
Es hat tatsächlich funktioniert. Zwar nicht im Gesamtpublikum, aber in der Zielgruppe, die die Werbewirtschaft Purzelbäume schlagen lässt, lagen die Vox-Krimis vor den Krimis im ZDF und bei Kabel 1, und in der Viertelstunde der Überschneidung sogar deutlich vor dem ARD-Tatort.

Zum Fressen komisch

Die jahrzehntealte Glaubensfrage amerikanischer Late-Night-Zuschauer (und einiger weltweit), ob David Letterman oder Jay Leno der Unterhaltsamere ist, scheint geschlichtet. Bisher stand’s unentschieden: Leno hat die besseren Quoten, und Letterman gewinnt dauernd die renommierten Preise. Doch jetzt kippt das Ergebnis in Lettermans Richtung. Denn seine Zuschauer essen mehr.

Ja, so ist es. Der Essverhaltensforscher Dr. Alan Hirsch ist der Meinung, Menschen äßen mehr, je besser sie unterhalten würden. Eigentlich wollte er nur beweisen, dass die Ablenkung durch Fernsehprogramm im Allgemeinen dafür sorgt, dass man mehr isst als ohne Fernsehbegleitung. Das viel wichtigere Ergebnis seines Tests an Freiwilligen ist aber: Letterman-Zuschauer essen mehr Chips als Leno-Zuschauer.

Damit ist die Sache klar.

Zum Schießen: Denny Crane!

Es hat auch Vorteile, wenn Sender lange zögern, hervorragende US-Serien auch in Deutschland zu zeigen. Langfristige Vorteile. Heute zum Beispiel zahlt es sich aus.

David E. Kelleys grandiose Anwaltsfarce Boston Legal begann bei Vox erst zwei Jahre nach dem US-Start. Dadurch hatten die USA einen solchen Vorsprung, dass wir in Deutschland nach dem Ende der ersten Staffel keine Zeit überbrücken mussten, bis endlich neue Folgen vorlagen. Und nach der zweiten immer noch nicht!

Und so geht Boston Legal heute, nur eine Woche nach dem Finale der zweiten Staffel, nahtlos in die dritte über. Mal sehen, auf wen William Shatner als Denny Crane in dieser Staffel alles schießen darf.

Zum Totlachen

Im zweiten Teil der dreiteiligen ARD-Dokumentation Komisches Deutschland wird heute um Mitternacht anhand des Themas „Reisen und so“ veranschaulicht, wie man auch Humor eine Dreiviertelstunde lang zerreden kann. Im ersten Teil vor einer Woche ging es um „Sex und so“. Um vorzuführen, wie sich Humor in Deutschland im Lauf der letzten 60 Jahre entwickelt hat, wurden dieselben alten Sketche gezeigt, die uns die dritten Programme jedes Jahr an Silvester als humoristisches Maß aller Dinge auftischen. Kommentiert wurden sie von Humoristen der „Gegenwart“, darunter der vor neun Monaten verstorbene Robert Gernhardt (!), der von einem Legastheniker mit „Otto’s Autor“ untertitelt wurde. Da ist es kein Wunder, dass man sofort überzeugt ist, dass Deutschland irgendwie komisch ist. Ob der Titel wohl so gemeint war?

Das Argument, der Deppenapostroph sei inzwischen erlaubt, gilt übrigens nicht. Zu Robert Gernhardts Lebzeiten war er es nämlich noch nicht. Vermutlich bedarf es einer eigenen Dokumentarreihe, um aufzuzeigen, wie sich Humor in Deutschland in der langen Zeit entwickelt hat, seit diese „neue“ Dokumentation produziert wurde.

Zurück nach vorn: „Ladykracher“ ist wieder da

Köln, Donnerstag vor zwei Wochen. Es ist ein langer Tag für Anke Engelke. Vier Folgen von Ladykracher hat sie heute aufgenommen. Nicht die Sketche natürlich, die sind längst produziert. Heute werden sie nur, eingerahmt von Ankes Live-Stand-Up-Auftritten, dem Publikum vorgeführt. Die Zuschauer im Studio sind nicht nur Kulisse für die An- und Abmoderation. Ihre Lacher bilden auch die akustische Atmosphäre unter den Filmen. Und ihre Reaktionen sind sie der erste echte Test, ob die Witze auch ankommen, ob die Show funktioniert.

Eine Folge haben sie komplett umgeworfen, nachdem sich in der Aufzeichnung vor Publikum zeigte, dass der Aufbau nicht stimmt. Nervös sitzen sie nun da oder tigern hinter der Bühne herum, die Autoren, Regisseure, der Sat.1-Redakteur, schauen auf die Monitore und lauschen den Reaktionen. Reagieren erleichtert auf große Lacher. Interpretieren die Stille: Kann ein Zeichen sein, wie aufmerksam die Zuschauer zugehört haben. Kann bedeuten, dass eine Pointe nur im Fernsehen funktioniert. Oder gar nicht.

In die Spannung mischt sich so etwas wie Stolz. Eine Begeisterung für Charly Hübner, der neu im Team ist und an der Seite von Anke Engelke brilliert. Eine Zufriedenheit mit dem gemeinsamen Werk. Und bei aller Unsicherheit doch das Gefühl, es geschafft zu haben.


Frau Weber vom Arbeitsamt hat Mühe, Herrn Tarzan (Matthias Matschke) wieder in Arbeit zu bringen. Foto: Sat.1

Man könnte natürlich sagen, dass Anke Engelke nach den mehr oder weniger gescheiterten Experimenten Anke Late Night und Ladyland mit dem bewährten Format Ladykracher nun wieder auf Nummer sicher geht. Aber so einfach ist es nicht. Ladykracher musste sich weiterentwickeln, um wieder so gut zu sein wie damals. Und das ist gelungen.

Wie früher zielen die Sketche von Ladykracher nicht auf eine billige Pointe am Ende, sondern genießen und zelebrieren den Wahnwitz von beinahe alltäglichen Situationen. Sie gehen dabei mehr als früher an Grenzen, stoßen vergnügt mit einer Fußspitze an mögliche Tabus, sind ein bisschen härter und kompromissloser.

Ein Höhepunkt ist eine Serie von Geschichten aus der Kantine, in der Engelke als Gerne-mitreden-Wollerin die kleinen Katastrophengeschichten der Kollegen als Aufforderung missversteht, große Katastrophengeschichten zu erzählen: Wie den Unfall, als diese Frau unter die Straßenbahn geriet und dann noch viele Stationen mitgeschleift wurde, immer mit dem Gesicht über den Schotter… Und der Witz steckt zum größten Teil nicht in dem langen Monolog, sondern im stummen Entsetzen ihrer Tischnachbarn, herausragend gespielt von Friederike Kempter, Charlie Hübner und dem wunderbaren Matthias Matschke. Christoph-Maria Herbst wird in der neuen Staffel nur in einem Gastauftritt zu sehen sein — aber er fehlt gar nicht, so gut ist das Ensemble.

Der „Fun-Freitag“ hat ab heute wieder einen Sinn: Ladykracher, die vierte Staffel, freitags, 22.15 Uhr auf Sat.1.

[Disclosure: Anke Engelke und weitere Mitarbeiter von Ladykracher haben für das BILDblog, an dem ich beteiligt bin, einen Werbespot gedreht.]

Zusammen sind die beiden 163

An seinem 95. Geburtstag war Johannes Heesters bei Wetten, dass…? zu Gast. Das nächste Mal trat er dort einen Tag nach seinem 100. Geburtstag auf. Damals bat Gottschalk: „Nächstes Jahr kommst Du wieder!“, und Heesters antwortete, er komme doch jetzt nicht jedes Jahr. Alle fünf Jahre sei völlig ausreichend. Ein herrlicher Scherz damals.

Vergangene Woche wurde Johannes Heesters 105, und heute kommt er also zu Wetten, dass…?. Bemerkenswert, dass das Fernsehen ausgerechnet diese Programmankündigung nach fünf Jahren einlöst. Serien, die in der einen Woche noch im Programm angekündigt werden, sind in der nächsten Woche oft schon abgesetzt.

Übrigens, Breaking News: Der Schauspieler Hugh Jackman wird im nächsten Jahr die Oscar-Verleihung moderieren, gab die Filmakademie gestern Abend bekannt.  Wieso „übrigens“? Der ist zufällig auch heute bei Wetten, dass….? Sonst aber nur Til Schweiger und Herbert Grönemeyer, wie immer.

In einem zweistündigen PR-Interview im Radio erzählte Gottschalk übrigens, wie er einst in einer Serie mitgespielt habe, die ein „großer Erfolg im amerikanischen Fernsehen“ gewesen sei. Er meinte ernsthaft diese.

Zwei für alle, beide für zwei

Wie machen es eigentlich die Anderen?

Im November berichteten wir über eine Crossover-Doppelfolge der Krimiserien CSI und Without A Trace im amerikanischen Fernsehen und mutmaßten, deutschen Zuschauern könnten beide Teile für immer vorenthalten bleiben, weil die Rechte bei verschiedenen Sendergruppen liegen (CSI bei RTL, Without A Trace bei ProSiebenSat.1).

Wie das deutsche Fernsehen mit dem spielfilmlangen gemeinsamen Fall von Gil Grissom und Jack Malone umgehen wird, ist noch nicht klar, aber in dieser Woche wurde die Doppelfolge in England ausgestrahlt. Zusammenhängend. Auch dort laufen beide Serien normalerweise bei konkurrierenden Sendern: Without A Trace bei Channel 4, einem unabhängigen werbefinanzierten Sender, und CSI bei Five, das zur RTL-Gruppe gehört. Und so haben sie es gelöst: Gestern lief der Beginn der Geschichte (CSI) und die Fortsetzung (Without A Trace) direkt hintereinander bei den Schwestersendern Five und Five US, und zu einem späteren Zeitpunkt dieses Jahr wird Channel 4 beide Folgen noch einmal zeigen.

Eine solche Zusammenarbeit zweier Konkurrenten im Dienst der Zuschauerfreundlichkeit ist in Deutschland schwer vorstellbar. Wenn schon, dann eher im Dienst unzulässiger Absprachen bei der Werbevermarktung.

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