Der große Bellheim

1993 (ZDF). 4-tlg. dt. Fernsehfilm von Dieter Wedel.

Vier alte Männer wollen es den Jungen noch einmal zeigen. Als sein Kaufhauskonzern vor dem Bankrott steht, kehrt der 60-jährige Peter Bellheim (Mario Adorf) ins Geschäftsleben zurück. Eigentlich hat er sich die vergangenen drei Jahre im Ruhestand in Spanien mit seiner Frau Maria (Krystyna Janda) ganz wohl gefühlt, doch insgeheim befriedigt ihn an der unschönen Situation die Tatsache, dass er wieder gebraucht wird. Drei weitere ältere Herren holt er aus dem Ruhestand zurück: seinen früheren Konkurrenten Herbert Sachs (Will Quadflieg), der schon 75 ist, den ehemaligen Wirtschaftsberater Dr. Erich Fink (Heinz Schubert) und den Ex-Gewerkschafter Max Reuter (Hans Korte), der neuer Personalchef wird. Gemeinsam stellen sie ein Sanierungskonzept auf die Beine, das im Wesentlichen Expansion statt Sparmaßnahmen vorsieht.

Ihr Gegenspieler ist der skrupellose Karl-Heinz Rottmann (Heinz Hoenig), Besitzer eine Kette von Billig-Supermärkten, der den Bellheim-Konzern übernehmen möchte und mit dessen Aktien spekuliert. Er streut gezielt Falschinformationen, um den Kurs zu beeinflussen. Die Anlageberaterin Gudrun Lange (Leslie Malton) unterstützt ihn. Sie hat ein Verhältnis mit dem Großaktionär Konsul Tötter (Marcello Tusco). Derweil wandern bei Bellheim die Mitarbeiter ab: Die Verkäufer Charly (Dominique Horwitz) und Mona (Ingrid Steeger) machen ihren eigenen Laden auf. Doch Bellheim läst sich nicht entmutigen. Der neue Elan weitet sich auch auf sein Privatleben aus, und er beginnt ein Verhältnis mit der jungen Dekorateurin Andrea (Renan Demirkan). Dann wachsen ihm die Probleme jedoch allmählich über den Kopf. Bellheims Frau Maria erfährt von der Affäre, der Konzern scheint doch nicht mehr zu retten und Rottmann am Ziel. Schließlich aber weisen die Alten ihm krumme Geschäfte nach und sind ihrerseits die Gewinner.

Aufwendiger und teurer Vierteiler, bei dem sich Mühe und Kosten gelohnt hatten. Die Geschichte der alten Haudegen, die es dem Nachwuchs noch mal zeigen, war unterhaltsam und zugleich sorgfältig recherchiert. Sie erklärte ganz nebenbei, wie Aktienspekulationen funktionieren und was bei Bankgeschäften und in Chefetagen von Unternehmen so abläuft.

Die Folgen waren rund zwei Stunden lang und liefen innerhalb einer Woche zur Primetime. Mit durchschnittlich 9,4 Millionen Zuschauern gelang Wedel einer der größten Quotenerfolge des Jahres. 1994 erhielt er den Grimme-Preis mit Gold.

Der Vierteiler ist auf DVD erschienen.

Das Erbe der Guldenburgs

1987-1990 (ZDF). 40-tlg. dt. Hochglanz-Soap von Michael Baier, Regie: Gero Erhardt, Jürgen Goslar.

Der reiche Martin Graf von Guldenburg (Karl Heinz Vosgerau) hinterlässt seiner Familie nach seinem Tod (im Pilotfilm) ein Imperium, das aus einem Schloss mit Gestüt in Schleswig-Holstein, Ländereien und der traditionsreichen Bierbrauerei Guldenburg besteht. Es entpuppt sich jedoch nach und nach als gar nicht so astrein und wohlhabend, wie es zu seinen Lebzeiten schien. Die Hinterbliebenen sind Martins Witwe Christine (Christiane Hörbiger), die gemeinsamen Kinder Alexander (Jochen Horst) und Susanne, genannt Nane (Katharina Böhm), die mit 18 Jahren das Nesthäkchen ist, außerdem Sohn Thomas (Wolf Roth) und Tochter Evelyn (Iris Berben) aus Martins erster Ehe sowie sein Bruder Max (Jürgen Goslar) und allen voran Herta von Guldenburg (Brigitte Horney), seine 80-jährige Mutter und Herrin im Guldenburg-Clan, die von allen mit Respekt behandelt wird, obwohl untereinander sonst Anfeindungen und Intrigen die Regel sind. Evelyn ist mit dem hinterhältigen Werbefritzen Achim Lauritzen (Wilfried Baasner) verheiratet.

Die ärgsten Feinde der Guldenburgs sind die Balbecks, die ebenfalls eine Brauerei besitzen und aus Familienchefin Margot Balbeck (Ruth Maria Kubitschek) und deren Kindern Jan (Sigmar Solbach) und Kitty (Susanne Uhlen) bestehen. Diese Feindschaft wird interessant, als sich Kitty in Thomas von Guldenburg verliebt. Kurt Kröger (Friedrich Schütter) ist der Chauffeur der Guldenburgs, Johanna (Ingeborg Christiansen) seine Frau und Tobias (Alexander Wussow) sein Sohn. Anbusch (Franz Josef Steffens) leitet die Guldenburg-Brauerei. Aenne Günther (Monika Peitsch) ist Christines beste Freundin. Als die Reporterin Carina de Angeli (Sydne Rome) plötzlich auftaucht, kommt heraus, dass Graf Martin ein Verhältnis hatte, aus dem der uneheliche Sohn Martin junior (Arne Kähler) entstand. Graf Steinfeld (Karl Schönböck), Christines Vater in Wien, tröstet seine Tochter, als allmählich der ganze Schlamm aufgewühlt wird.

Nach langem Hickhack beginnen die Balbecks und die Guldenburgs eine Zusammenarbeit, Nane und Tobias bringen Tochter Tina (Laura Wolpers) zur Welt, Hertha von Guldenburg stirbt, Evelyn lässt sich endlich von Achim scheiden, Jan Balbeck treibt seine Mutter in den Wahnsinn, will sie entmündigen lassen und bringt sie in einer geschlossenen Nervenheilanstalt unter. Sein Plan, sich Guldenburg unter den Nagel zu reißen, misslingt. Margot stirbt, und Jan wird verhaftet, Kitty wird die neue Balbeck-Geschäftsführerin. Nane, die Tobias verlassen und eine Romanze mit Claudio Torres (Christopher Buchholz) begonnen hat, nimmt von dessen Vater Frederico Torres alias Friedrich von Guldenburg (Bernhard Wicki) Geld an und übernimmt damit Guldenburg.

Brigitte Horney starb 1988 im Alter von 77 Jahren drei Drehtage vor Ende der zweiten Staffel, weshalb auch ihre Serienrolle in der 26. Folge ziemlich plötzlich sterben musste.

Das Schloss, das den Familiensitz der Guldenburgs spielte, stand in dem kleinen Dorf Wotersen in Schleswig-Holstein. Es gehörte Nikolaus Graf von Bernstorff, der die eindrucksvolle Kulisse dem Fernsehteam gegen viel Geld zur Verfügung gestellt hatte und aus dem gewaltigen Erfolg der Serie richtig Kapital machte. Hunderte Guldenburg-Fans pilgerten täglich in den sonst so ruhigen Ort, zahlten fürs Parken, kauften Dosen mit „Balbeck“-Pils und andere Devotionalien. Graf Bernstorff war eigens nach Dallas gereist, um sich auf der Southfork Ranch zu neuen Vermarktungsstrategien inspirieren zu lassen, und hatte sich die Marke „Guldenburg“ u. a. für Getränke, Nahrungsmittel und Schmuck eintragen lassen. Das ZDF fand allerdings, dass es allein von dem von ihm geschaffenen Namen profitieren sollte, klagte und verlor 1992 vor dem Bundesgerichtshof. Das Bundesverfassungsgericht bestätigte sechs Jahre später (!) dieses Urteil.

Das Erbe der Guldenburgs schaffte den schwierigen Spagat, die absonderlichen Verwirrungen von Serien wie Dallas und Denver-Clan auf deutsche Verhältnisse zu übertragen. Es ging, wie in Dallas, um zwei rivalisierende Familien, die Charaktere waren (zumindest anfangs) eindeutig gut oder böse, aus der Ranch wurde ein Schloss und aus dem typisch texanischen Ölgeschäft das typisch deutsche Biergeschäft.

Drei Staffeln mit 45-Minuten-Folgen liefen höchst erfolgreich samstags um 19.30 Uhr (die Staffeln zwei und drei direkt nacheinander). Das ZDF selbst war auf diesen Erfolg offensichtlich nicht vorbereitet, weshalb die Fortsetzung nach der ersten Staffel unter einem schlechten Stern stand: Viele Schauspieler machten sich rar, es gab interne Differenzen, die möglicherweise weitere Staffeln verhinderten. Die Serie wurde in 15 Länder verkauft. Die Titelmusik stammte von Eberhard Schoener. Wem sie bekannt vorkam, der hatte vermutlich ein paar Jahre vorher die ARD-Serie Schau ins Land gesehen.

Schau ins Land

1983 (ARD). 13-tlg. dt. Jugendserie von Lida Winiewicz, Regie: Wolfgang Glück.

Aus beruflichen Gründen zieht der Hamburger Astronom Professor Töpfer (Eberhard Feik) mit seiner Frau (Helga Grimme) und den Kindern Claus (Michael Schwarz) und Karin (Annette Zander) vorübergehend in den Schwarzwald. Nach anfänglichen Differenzen werden Claus und Nachbarsjunge Basti (Felix Eitner) dicke Freunde. Das Stadtkind und der Bauernsohn erleben gemeinsam viele Abenteuer, bestehen Mutproben und überführen Bösewichte. Zumindest, bis die Töpfers nach drei Monaten zurück nach Hamburg ziehen.

Die Folgen waren 25 Minuten lang. Die Titelmusik stammte von Eberhard Schoener. Er benutzte sie etwas später kaum verändert noch einmal als Titelmusik für Das Erbe der Guldenburgs.

Ein Engel für Felix

1992 (RTL). 10-tlg. dt. Bergschnulze von Karl Heinz Freynik.

Das elternlose Alpenmädchen Vroni (Karin Thaler) verliebt sich in den Frankfurter Werbefritzen Felix Voss (Sascha Hehn). Der kann natürlich nicht in den Bergen bleiben, weil er doch seine Agentur in der Stadt führen muss und überhaupt auf der Alm alles viel zu grün ist. Doch schließlich, holadihi, kriegen sie sich doch.

Die einstündigen Folgen liefen donnerstags um 20.15 Uhr. Die passende Musik war von Eberhard Schoener. Am gleichen Tag zur gleichen Zeit startete in Sat.1 Wolffs Revier. Ein Engel für Felix gewann den Quotenkampf. Heute erinnert sich zu Recht niemand mehr an die Serie, aber Wolffs Revier lief noch viele Jahre, ebenfalls zu Recht.

stern TV

Seit 1990 (RTL). Wöchentliches Infotainment-Magazin mit Filmbeiträgen und Gästen am Mittwochabend.

Die Aufmerksamkeit für das neue Magazin auf RTL war von Anfang an groß, nicht nur wegen der Popularität seines Moderators Günther Jauch, sondern auch, weil für die Sendung Gerd Berger, der Erfinder von ZAK, und die Moderatorin Désirée Bethge das WDR-Magazin verließen. Doch es war eine schwere Geburt. Berger hatte als Konzept anfangs noch angegeben, möglichst farbig über Politik zu berichten. Jauch wollte offenbar in eine boulevardeskere Richtung. Das Ergebnis lag irgendwo zwischen Spiegel TV und Schreinemakers live. Jauch geriet in der Presse heftig unter Beschuss, ebenso wie sein Freund Gottschalk, der gleichzeitig zu RTL gewechselt war, um Gottschalk zu moderieren. Jauch beschwerte sich, dass es kaum möglich sei, dass er und Gottschalk so abrupt so schlecht geworden sein könnten, wie die Medien schrieben. Die frotzeligen Übergaben von Jauch an Gottschalk waren über viele Jahre, wenn beide Sendungen aneinander grenzten, fester Bestandteil der Sendung: Erst von Gottschalk zu stern TV, später von stern TV zu Gottschalk Late Night.

Zur Sendung gehörten in der Anfangszeit außer Berichten über menschliche Schicksale, politischen, oft satirischen Beiträgen und Gesprächen mit Prominenten und Nichtprominenten im Studio der „Alltagstest“, bei dem Politiker öffentlich kleine, lästige Aufgaben erledigen mussten, die ihnen im Gegensatz zu Normalbürgern sonst vermutlich üblicherweise jemand abnahm. Désirée Bethge war anfangs Reporterin in Bonn für stern TV und Urlaubsvertretung für Jauch. Als sie 1993 ging, weil ihr Jauch „zu sehr auf Unterhaltung und zu wenig auf Information“ setzte, moderierte fortan Amelie Fried, wenn Jauch fehlte. Das Magazin wurde schließlich mit viel Lust an Sensationen zum Erfolg. Die Sendezeit wurde 1992 von einer halben auf eine Stunde, 1995 von einer auf zwei Stunden verdoppelt. Die Sendung bekam mehr Talk-Elemente und wurde dann  live vor Studiopublikum gesendet. Vertreten ließ sich Jauch nun nicht mehr, er moderierte fortan ganzjährig durch.

Viele Aufregerthemen verdankt stern TV der Zusammenarbeit mit dem gedruckten „Stern“, so auch den Skandal um das sogenannte „Barren“, bei dem Springpferde mit Schlägen gegen die Beine zum Höherspringen animiert werden. 1990 machte vor allem stern TV diese Praktiken öffentlich, die schließlich von der Deutschen Reiterlichen Vereinigung verboten wurden. Im folgenden Jahr zeigte stern TV Aufnahmen, die bewiesen, dass auch auf dem Hof von Paul Schockemöhle trotzdem weiter gebarrt wurde.

Anfang 1997 verurteilte der Bundesgerichtshof stern TV zu Schadensersatz in sechsstelliger Höhe, weil das Magazin fünf Jahre zuvor einem Frauenarzt gravierende Operationsfehler unterstellt und dabei einzelne entlastende Aussagen und Fakten weggelassen hatte. Der Arzt, der später von der Ärztekammer entlastet wurde, hatte daraufhin seine Existenzgrundlage verloren. Wie sorglos stern TV war, wenn es um die Chance ging, Sensationelles zu enthüllen, zeigte aber noch mehr der Fall Michael Born. Der Filmemacher hatte erfolgreich verschiedenen Magazinen Berichte angedreht, die frei erfunden und mit Laienschauspielern gedreht waren. Hauptabnehmer war stern TV, auch noch Ende 1995, als ein Born-Film über Kinderarbeit für Ikea als Fälschung aufgeflogen war. 1996 flog Born auf, und obwohl es die Zuschauer waren, die hier eigentlich betrogen wurden, verklagte Jauch als stern-TV-Chef Born und schaffte es damit, sich selbst als Opfer darzustellen. Das Gericht stellte zwar fest, dass die Redaktion „nur zu gern dem süßen Irrglauben aufgesessen“ sei, „alles von Born sei authentisch“ und wertete Kontrollmängel in der Redaktion für den Fälscher strafmildernd. Aber dem Image Jauchs oder der Sendung schadete der Skandal erstaunlicherweise kaum. Und das obwohl Jauch als Zeuge vor Gericht Erschütterndes aussagte: Er sei „im Grunde genommen nie in einem Schneideraum drin gewesen“, verteidigte er sich. Wenn er schon einmal bei der Endabnahme von Filmen teilnehme, interessiere ihn nicht, ob die Darstellungen stimmen, sondern nur, ob sie „in sich stimmig“ seien. („Die Zeit“ sprach danach von den „Aufschneideräumen“ in der Redaktion von stern TV.) Die Beiträge schaue er sich nur zur emotionalen Einstimmung auf die Moderationen an.

Trotz allem: Die Reihe blieb erfolgreich und wurde eine der langlebigsten Sendungen bei RTL. Im Jahr 2000 übernahm Jauch mit seiner Firma I & U selbst die Produktion der Sendung. Unter der Regie der Fernsehtochter des Verlages Gruner + Jahr hätte die Qualität der Sendung zu leiden gedroht, sagte er. Zwei Jahre später ließ sich Susan Stahnke bei stern TV vor laufenden Kameras den Darm spiegeln.

Alles Paletti

1990 (ARD). 8-tlg. dt. Krimireihe von Norbert Ehry, Friedhelm Werremeier und Fred Breinersdorfer.

Die Steuerdetektei Procura ermittelt in Frankfurt am Main gegen Steuerhinterzieher, Konkursbetrüger und andere, die dem Staat Geld vorenthalten wollen, klärt bei Bedarf aber auch einen Bilderdiebstahl auf oder sucht ein entlaufenes Kind. Oscar Leo Stoll (Rolf Becker) leitet den Laden, Gabi (Olga Strub) ist der ruhende Pol, Peterich (Wolf-Dietrich Berg), Hansi (Friedrich-Karl Praetorius) und Laura (Cathrin Vaessen) sind seine Mitarbeiter, die nicht immer knallhart vorgehen und auch mal den Falschen helfen … oder denen, gegen die sie eigentlich ermitteln sollen.

Die Episoden der Serie wurden immer kürzer. Nach einer 75-minütigen Pilotfolge folgten einige 60-Minüter, die letzten Folgen waren nur noch eine Dreiviertelstunde lang. Bevor die Serie nur noch aus dem Vorspann bestanden hätte, war sie schon wieder zu Ende — obwohl sie von prominenten Regisseuren wie Roland Suso Richter und Nico Hofmann inszeniert und von Kritikern gelobt wurde.

Alles o. k., Corky

1993–1994 (ARD). 22-tlg. USFamilienserie von Michael Bravermann („Life Goes On“; 1989).

Charles „Corky“ Thatcher (Christopher Burke) ist ein 18-jähriger Junge mit Downsyndrom, der nach Jahren auf Spezialschulen für Behinderte auf eine reguläre Highschool wechselt und sich auch sonst bemüht, ein „normales“ Leben zu führen. Dabei unterstützt ihn seine Familie: die Eltern Drew (Bill Smitrovich), ein früherer Bauarbeiter, der nun ein Restaurant führt, und Libby (Patti LuPone), eine ehemalige Sängerin, die in der Werbung arbeitet, sowie Corkys jüngere Schwester Rebecca, genannt Becca (Kellie Martin), mit der er in eine Klasse geht. Auch Paige (Monique Lanier), Drews Tochter aus erster Ehe, zieht nach einer gescheiterten Beziehung wieder bei den Thatchers ein.

Alles o. k., Corky war die erste amerikanische Serie, die sich um einen geistig behinderten Hauptdarsteller drehte — in Nebenrollen waren Behinderte allerdings z. B. schon in L.A. Law regelmäßig zu sehen gewesen. Schauspieler Christopher Burke, der für die Rolle einen Emmy bekam, hat selbst das Downsyndrom. Das Leben mit Behinderung war allerdings keineswegs das einzige Thema der Serie, die realistisch, aber positiv und nicht problemüberladen war: Außer um Corkys Kampf um Anerkennung ging es auch um die alltäglichen Probleme der anderen Familienmitglieder.

In den USA liefen insgesamt vier Staffeln mit 83 Episoden. Die Titelmusik ist der Beatles-Song „Ob-La-Di, Ob-La-Da“, gesungen von Patti LuPone und den anderen Schauspielern. In der ARD wurden die jeweils einstündigen Folgen im regionalen Vorabendprogramm gezeigt.

Alles nur Panik!?

1997 (RTL 2). Panikmagazin mit Berit Schwarz.

Wie sieht das eigentlich aus, so ein richtiger Psychomord? Bitte sehr, wir stellen das schnell mal nach, sogar mit dem echten Freund des Mordopfers, der sich selbst spielt. Hinterher fragt die Moderatorin den Vater, ob er schon wieder Geburtstag feiern kann, und sagt: „Man merkt Ihnen an, dass Sie noch immer betroffen sind.“ Über Psychomörder, Frauenmeuchler, Menschenmetzler und Mädchenvergewaltiger berichtet dieses Magazin, und sie alle sind irgendwo da draußen, und falls sie gerade irgendwo einsitzen sollten, sind sie im Zweifelsfall nicht gut genug bewacht.

Alles nur Panik!? war Aktenzeichen XY auf Speed und beantwortete die Frage im Titel mit: „Aber nein, voll berechtigt, die Angst!“ Der wichtigste Lehrsatz der ersten Folge lautete: „Die meisten Mörder sehen gut aus.“ Der ersten Folge? Aller Folgen — denn weitere gab es wider Erwarten nicht.

Alles klar?!

1978–1983 (ARD). Jugendtalkshow mit Uschi Schmitz. Live diskutiert sie mit Jugendlichen über Themen, die diese selbst vorgeschlagen haben. Es geht um Eltern und Schule, Gesellschaft und Politik, Mode und Liebe und natürlich Sex.

Die Sendung sah aus, wie man sich eine Diskussionssendung der 70er Jahre vorstellt: Die Moderatorin trug Indienkleider und lümmelte oder kniete mit den Jugendlichen auf einem Flickenteppich oder auf Kissen. Nur die Erwachsenen (meistens die Eltern) saßen auf Holzhockern. Die Zuschauer konnten anrufen; was sie gesagt hatten, berichteten Redakteure am Ende der Sendung. Kein Wunder, dass so ein unzensiertes Forum für Jugendliche Proteste auslöste: Am 2. März 1979 führte die Folge „Auch Fummeln muss man lernen“ zu Kritik in katholischen Kreisen Bayerns. Das Motto der Sendung sei „geschmacklos und uneinsichtig“ und widerspreche einer „verantwortbaren, auf verbindliche Werte und Wertungen gegründeten Sexualerziehung“. Die Absetzung der Sendereihe wurde gefordert — vergeblich. Auch eine Folge über Selbstmord erregte Anstoß. Insgesamt war der Talk aber nicht so revolutionär, wie man glauben könnte: Die Jugendlichen, die meist aus der Mittelschicht stammten, diskutierten brav miteinander.

Nach den Worten von Uschi Schmitz wurde Alles klar?! schließlich abgesetzt, um den Freitagnachmittag, an dem die Sendung monatlich lief, „familienfreundlicher“ zu gestalten. An ihrer Stelle liefen dann also Tierfilme und Kinokomödien.

Alles Gute, Köhler

1973 (ZDF). 7-tlg. dt. Problemserie von Sina Walden und Stefan Rinser.

Gerhard Köhler (Herb Andress) saß wegen eines Raubüberfalls vier Jahre im Gefängnis und wird nun auf Bewährung entlassen. Er geht zunächst zurück in seinen Heimatort, stößt dort aber auf viele Probleme. Seine Frau (Corny Collins) hat sich von ihm scheiden lassen, und sowohl beruflich als auch privat wird er immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert, die einen Neuanfang fast unmöglich machen, auch später in der Großstadt.

Die Serie aus der evangelischen Redaktion lief in dreiviertelstündigen Folgen montagabends und war ein unerwarteter Erfolg bei den Zuschauern. Am Ende jeder Folge diskutierten und kommentierten ein Strafanstaltsleiter und eine Bewährungshelferin das Geschehen.

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