Alles Glück dieser Erde

1994 (ARD). 13-tlg. dt. Pferde-Soap von Friedrich Werremeier, Regie: Michael Werlin.

Im Münsterland liegt die Pferdezucht des alten Jakob Eicke (Rolf Hoppe), der zwei ungleiche, miteinander verfeindete Söhne hat. Der ältere ist Werner (Rüdiger Kirschstein). Er muss den maroden Hof führen und hinkt seit einem Reitunfall, den sein Bruder verschuldet hat. Stefan (Michael Roll) dagegen darf lustwandeln, Springreitturniere gewinnen und Frauen wie Gräfin Gabriella „Gipsy“ von Bovens (Carolina Rosi) erobern, die eine direkte Konkurrentin des Eicke-Hofs ist. Stefans Konkurrent auf dem Parcours ist Renato Tucci (Lorenzo Quinn). Pferde werden entführt und gedopt, Menschen ermordet, bestochen, verraten und betrogen, und Pfarrer Lucas Delbrück (Hanns Zischler) geht fremd.
Black Beauty für Erwachsene. Mit der ZDF-Primetime-Soap Rivalen der Rennbahn hatte diese Variante natürlich nichts zu tun. Hier ging es ja ums Springreiten.

Nach einem Pilotfilm am Donnerstag liefen die 50-minütigen Folgen dienstags um 20.15 Uhr. Zur Serie erschien ein Roman von Richard Mackenrodt.

Alles dreht sich um Michael

1968 (ZDF). „Abenteuerliche Erlebnisse an der Schleuse“. 8-tlg. dt. Jugendserie, Regie: Wolfgang Teichert.

Teenager Michael Meiner (Michael Nowka) zieht vorübergehend bei Herrn Wuttig (Reinhold Brandes) und seiner Frau (Hilde Hessmann) ein, weil sein Vater (Herbert Stettner), ein Brückenbauer, beruflich ins Ausland muss. Die Wuttigs wohnen in einem kleinen Haus am Ufer eines Sees, und Herr Wuttig ist der Schleusenmeister. Die zwölfjährige Tochter Brigitte (Brigitte Horn) muss sich an den neuen „Bruder“ erst gewöhnen, die beiden werden jedoch schnell Freunde. Ilonka (Ilonka Rasch) ist Brigittes Freundin und Hannes (Hermann Lause) der Schleusengehilfe.

Die halbstündigen Folgen liefen sonntags am frühen Nachmittag.

Alles dreht sich um Bonnie

2004–2005 (Sat.1). 44-tlg. US-Sitcom von Bonnie Hunt und Don Lake („Life With Bonnie“; 2002–2004).

Bonnie Molloy (Bonnie Hunt) ist Moderatorin einer regionalen morgendlichen Talkshow bei einem Fernsehsender in Chicago. Weil ihr chaotisch-hektisches Familienleben mit Mann Mark (Mark Derwin), einem Arzt, sowie den Kindern Samantha (Samantha Browne-Walters) und Charlie (Charlie Stewart) sie den ganzen Morgen auf Trab hält, kommt sie regelmäßig erst im letzten Augenblick zur Sendung, hat keine Ahnung von ihren Gästen und muss von Maskenbildnerin Holly (Holly Wortell) noch während des Vorspanns geschminkt werden. David Bellows (David Alan Grier) ist ihr brüllender Produzent, der dauernd einen kleinen Rolltisch vor sich herschiebt, der Pianist Tony Russo (Anthony Russell) begleitet sie in der Show als Musiker und Sidekick, und Marv (Chris Barnes) hält die Papptafeln mit Bonnies Moderationstexten neben der Kamera hoch. Währenddessen lässt sich zu Hause die resolute Haushälterin Gloria (Marianne Muellerleile) von den Kindern das Essen bringen und die Wäsche falten.

Wunderbar chaotische Comedy mit Multitalent Bonnie Hunt in ihrem Element — und in allen verantwortlichen Positionen. Hunt spielt die Hauptrolle, erfand die Serie gemeinsam mit Don Lake, ist mit ihm gemeinsam Autorin aller Folgen, außerdem ausführende Produzentin und in 42 der 44 Episoden auch noch Regisseurin. Mehrere Szenen mit Gästen in ihrer Talkshow sind improvisiert. Darunter der Dialog mit David Duchovny in der Rolle eines regionalen Wetteransagers, der gerade seinen ersten Film gedreht hat, der nur 15 Minuten lang ist. Hunt: „Wie lange hat es gedauert, den Film zu drehen?“ Duchovny: „25 Minuten.“ — „Und wie lange hat es gedauert, ihn auf 15 Minuten zu schneiden?“ — „Zehn Minuten.“ Weder Hunt noch Duchovny gelang es, während dieses Dialogs ernst zu bleiben.

Die Serie lief am Samstagmittag, teilweise mit je zwei Folgen hintereinander, die letzten paar Folgen im Frühjahr 2005 schon im Morgengrauen.

Alles außer Mord

1994–1996 (Pro Sieben). 14-tlg. dt. Krimireihe von Michael Baier, Regie: Sigi Rothemund.

Der Hamburger Privatdetektiv Uli Fichte (Dieter Landuris) ist ein Chaot, der es gern unkompliziert hat. Am liebsten möchte er nur harmlose Fälle übernehmen und schon auf gar keinen Fall Mordfälle. Er kann es jedoch meist nicht verhindern, da die Fälle zu Beginn harmlos aussehen, und dann stirbt doch irgendjemand. Fichtes bester Freund, der Psychologe Dr. Frieder Tamm (Stefan Reck), unterstützt in bei den Ermittlungen.

Die amüsante Krimireihe mit kühler Großstadt-Ästhetik und moderner Werbefilm-Optik war bei Kritikern beliebt, erreichte aber meist nur sehr mäßige Einschaltquoten. Die Titelmusik stammte von Klaus Doldinger.

Die Folgen hatten Spielfilmlänge und liefen zur Primetime.

Alles außer Liebe

1992 (Kabel 1); 1995 (Sat.1). 56-tlg. US-Sitcom von Wendy Kout („Anything But Love“; 1989–1992).

Die Journalistin Hannah Miller (Jamie Lee Curtis) arbeitet bei einer Zeitschrift in Chicago und sitzt an ihrem Schreibtisch dem neurotischen Reporter Marty Gold (Richard Lewis) gegenüber. Die beiden sind total gegensätzlich, aber Gegensätze ziehen sich ja an, also werden die beiden eben ein Paar. Ihre Kollegen bei der Zeitung sind Herausgeberin Catherine Hughes (Ann Magnuson), Brian Allquist (Joseph Maher), Jules, genannt Julie (Richard Frank), Mike Urbanek (Bruce Weitz), Patric Serreau (John Ritter), anfangs außerdem Normal Keil (Louis Giambalvo), Pamela Peyton-Finch (Sandy Faison), Leo Miller (Bruce Kirby) und Debbie (Robin Frates). Robin „Mrs. Schmenkman“ Dulitski (Holly Fulger) ist Hannahs Vermieterin und Freundin.

Der Nachname des Charakters Julie wurde aus unerfindlichen Gründen nach der ersten Staffel von Kramer in Bennett geändert.

Die ersten 31 Folgen liefen in Kabel 1, der Rest später in Sat.1.

„You can’t get away with **** on CNN“

Jon Stewart ist in seiner Daily Show so oft so gut, dass man eigentlich andauernd Videos daraus zeigen möchte, was man dann aber auch nicht möchte. Aber seine aktuelle Abrechnung mit dem, was CNN so unter Journalismus versteht, ist dann doch ein besonders zu würdigender Höhepunkt der ersthaft-komischen und komisch-ernsthaften Medienkritik:
 

The Daily Show With Jon Stewart Mon – Thurs 11p / 10c
CNN Leaves It There
www.thedailyshow.com
Daily Show
Full Episodes
Political Humor Ron Paul Interview

[via Netzfeuilleton]

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Stefan, 13. Oktober 2009, 22:32.

Peter Imhof

2000–2001 (Sat.1). Daily Talk mit Peter Imhof.

Die Sendung war der Nachfolger von Ricky! und genauso erfolgreich darin, die Jugendschützer in den Landesmedienanstalten gegen sich aufzubringen. Zitat aus dem Jahr 2000: „Dem Moderator gelingt es nicht, in die emotionalisierte und häufig mit Vulgärausdrücken geführte Diskussion einzugreifen und zur Versachlichung der Gespräche beizutragen.“

Nicht ganz untypisch für Imhofs Gäste war der Mann, der in der Sendung „Mein Mann schlägt mich – was soll ich tun“ relativierte: „Es ist ja nicht so, dass ich sie jeden Tag schlage.“ Ein 28-jähriger Mann aus Chemnitz, der im Juni 2000 bei Peter Imhof schrie: „Frauen gehören an die kurze Leine“, und von Imhof aus der Sendung geworfen wurde, erstach zehn Tage später seine Ehefrau.

In einer Sendung im Januar 2001 kam es beim Thema „Bei uns gibt’s ständig Zoff“ zu folgendem für die Sendung charakteristischem Wortwechsel: Ein Manfred droht seiner Ex-Freundin Christine: „Halt die Fresse, sonst komme ich da rüber“ – Imhof fragt Manfred: „Sie sind also nicht der Vater?“ – Manfred fragt: „Wieso ich?“ – Christine fragt: „Wer denn sonst?“ Imhof sagt: „Ich würde vorschlagen, wir holen jetzt mal die Gisela dazu.“

Im Juni 2000 quasselte sich Imhof ins Guinnessbuch der Rekorde, als er 24 Stunden nonstop moderierte, mit nur zwei viertelstündigen Pausen. Live wurde das nicht gezeigt, und in diesen 24 Stunden ist es auch lediglich gelungen, ganze sechs Sendungen aufzuzeichnen. Die anderen 18 Stunden waren Werbe-, Umbau-, Schmink- oder Klopausen, doch damit der Rekord galt, musste Imhof währenddessen unentwegt weiter vor sich hin moderieren. Diese Passagen wurden nie gesendet. Das wäre sicher auch für die gesamte Show die bessere Lösung gewesen.

Auf die Frage, was ihn von den anderen Daily-Talkmastern unterscheide, sagte Imhof: „Ich sehe anders aus als alle anderen Talkmoderatoren. Ich rede anders, ich bin jünger, ich bin ein ganz anderer Typ – genau wie sich alle anderen auch im Prinzip voneinander unterscheiden.“

Als Peter Imhof begann, hatte die Daily-Talk-Welle bereits begonnen abzuklingen. Seine Show konnte zu keiner Zeit als Maßnahme zur Lebensverlängerung des Genres gelten.

Als Titelmusik wurde der Song „Sex Bomb“ von Tom Jones verwendet. Die Folgen wurden werktags um 14.00 Uhr gesendet.

Wildfang

1996–1997 (RTL 2). „Der Teenie-Talk“. Tägliche Talk- und Kuppelshow für Jugendliche mit Iris von Carnap.

Pubertierende Menschen reden über die Liebe und Hindernisse in der Liebe oder über die Dinge, über die ihre Eltern bei Bärbel Schäfer reden. Also: Daniel beklagt sich, dass er seine Freundin Melanie mit Sandra teilen muss. Sandra sagt, dass sie Melanie liebt. Melanie kommt als Überraschungsgast und freut sich, dass sie in der Liebe so flexibel ist. Oder: Nicole (14) und Jürgen (18) sind seit knapp drei Wochen zusammen, aber nun kommt eine andere Nicole, die auch was von Jürgen will. Das Publikum findet, er soll die neue Nicole nehmen, Jürgen bleibt aber bei der alten.

115 halbstündige Ausgaben liefen werktags gegen 16.30 Uhr. Einige wurden vertretungsweise von David Gromer-Piani moderiert.

Das Ende der Daily-Talk-Ära

Und so endete am vergangenen Freitag nach 17 Jahren die Ära der Daily Talkshow auf RTL:

Man kann das natürlich ein bisschen unwürdig finden. Aber eigentlich war es ein angemessenes Ende für das Genre im Allgemeinen und die Oliver-Geissen-Show im Besonderen: mit noch ein bisschen Sich-gegenseitig-eklig-finden und Durcheinander-Reden, einem vagen „Wenn ihr glücklich seid, hab ich auch nichts dagegen“-Fazit und einem Moderator, der wirkte, als sei er ohnehin nur kurz vorbeigeschlappt, weil das Studio zufällig auf dem Weg vom Bett zum Badezimmer lag.

Britt, die immer noch tapfer werktags um eins Vaterschaftstests öffnet und Lügendetektor-Ergebnisse verliest, ist jetzt die letzte Vertreterin eines Genres, das es zu seiner Hochzeit in der Fernsehsaison 1999/2000 auf 13 verschiedene Sendungen täglich brachte.

Vermutlich wird man sich angesichts des pseudodokumentarischen Quatsches, der sich stattdessen im Tagesprogramm breit macht, schon bald danach zurücksehen, dass man die Hartz-IV-Empfänger wieder in irgendwelchen bunten Fernsehstudios sieht anstatt in ihren Wohnzimmern und dass sie wenigstens nur sich selbst spielen. Aber vorerst ist die Zeit des Daily Talk abgelaufen.

Zur Erinnerung an die guten, schlechten Zeiten bietet Ihnen „Das Fernsehlexikon“ die ganze Epoche auf einen Blick:

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Stefan, 31. August 2009, 13:04.

Die kleinen Strolche

1967-1998 (ZDF, ARD, Pro Sieben). US-Slapstickreihe („Our Gang“/“The Little Rascals“/“The Mischief Makers“; 1922-1944).

Eine Gruppe von rotzfrechen Nachbarskindern spielt Erwachsenen Streiche, gerät in haarsträubende Situationen, stellt die gefährlichsten Dinge an – und muss am Ende schlimmstenfalls mit einer Tracht Prügel rechnen, die das Abenteuer unbedingt wert war.

Die ersten Mitglieder der Knirpsbande waren der dicke Joe Cobb, die hübsche Mary Kornman, der schwarze Allen Hoskins, genannt Farina, der sommersprossige Mickey Daniels, der reiche Jackie Condon, der freche Ernie und der Hund Pete mit dem unverwechselbaren eingekringelten linken Auge. Produzent Hal Roach, der auch Stan Laurel und Oliver Hardy entdeckte, rief die Serie 1922 ins Leben. Mit verschiedenen Darstellern produzierte er bis 1944 insgesamt 221 Episoden unter den Titeln „Our Gang“ und „The Little Rascals“. Die meisten der knapp viertelstündigen Episoden waren Stummfilme. Ihren Weg nach Deutschland fanden sie über die Version „The Mischief Makers“, die ideal für den internationalen Vertrieb war, weil die Texttafeln herausgeschnitten und die Filme mit neuer Musik und Geräuschen vertont worden waren. Der Schauspieler und Kabarettist Jürgen Scheller textete deutsche Kommentare dazu, die er selbst sprach.

Das ZDF zeigte ab 1967 in unregelmäßigen Abständen mehrere Staffeln mit großem Erfolg am Sonntagnachmittag. Die Erkennungsmelodie begann so: „Auf die Plätze, fertig, los! Omas Stiefel sind zu groß! Hip hip juche hurra, jetzt sind wir wieder da, hip hip juche hurra, das ist doch sonnenklar!“

In den 70er-Jahren liefen mehrere synchronisierte Tonfilme aus der Reihe in Erstausstrahlung sowohl in der ARD als auch beim ZDF. 20 Jahre später zeigte Pro Sieben unter dem gleichen Titel eine kolorierte Version mit insgesamt 53 neu synchronisierten Tonfilmen aus der Reihe. 1982 entstand zudem eine 17-teilige US-Zeichentrickserie.

Etliche Folgen sind auf DVD erhältlich.

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