Flimmert’s noch?

„flimmo“. Sagt Ihnen nichts? Das hat schon seinen Grund. „flimmo“ ist eine Zeitschrift, eine Instanz, eine Koryphäe, eine echte Größe in Sachen Medienkritik. Deshalb liegt sie auch in Arztpraxen, Bibliotheken und Kindertagesstätten aus. „flimmo“ jedenfalls hat festgestellt, dass manche neue Krimiserien für Kinder schwer verdaulich sind und irgendwie die Deutsche Presseagentur dazu bekommen, das zu vermelden. „flimmo“ nennt die ZDF-Serien KDD – Kriminaldauerdienst und Notruf Hafenkante und die RTL-Serie Post Mortem. „flimmo“ hat nämlich soeben bemerkt, dass es in Krimis zu Gewaltdarstellungen kommt und der Anblick übel zugerichteter Opfer nicht sehr appetitlich ist. Soso.

Aus der dpa-Meldung geht nicht hervor, warum „flimmo“ das Problem nur bei neuen Krimiserien gegeben sieht und nicht bei jenen, die so alt sind, dass sie schon im Nachmittagsprogramm wiederholt werden, auch nicht, warum kleine Kinder eher freitags um 21.15 Uhr als bei eben diesen Nachmittagswiederholungen allein vor dem Fernseher sitzen sollten, und erst recht nicht, ob ihnen als mögliche Lösung vorschwebt, auf allen Kanälen rund um die Uhr immer abwechselnd nur noch die Sesamstraße und die Teletubbies zu zeigen.

Was „flimmo“ ebenfalls missachtet, ist dieses prima Kontrollmodul, eine hochmoderne Sache, die bei richtiger Anwendung verhindern kann, dass kleine Kinder ungeeigneten Sendungen ausgesetzt werden. Eine tolle Erfindung. Kommt quasi mit jedem Kind und nennt sich „Eltern“. Da gibt’s übrigens auch eine Zeitschrift gleichen Namens. Für die geben Menschen sogar Geld aus.

Michael, 12. Februar 2007, 17:54.

4 Kommentare


  1. Kurze Zwischenfrage
    KDDläuft doch um 21.15? Um diese Uhrzeit sollten Kinder mit Verdauungsschwierigkeiten eigentlich nicht mehr fernsehen, oder? Außerdem läuft KDD ja beim ZDF, dort hin verirrt sich ja bekanntlich seltenst ein unmündiges Kind.
    Aber auch um 19.30, wenn Notruf Hafenkante läuft, ist das Sandmännchen schon vorbei, gell? Und RTL sollten Kinder zu keiner Tageszeit anschauen. Wär ja noch schöner.
    Was möchte uns Flimmo also sagen? Vielleicht sollten wirklich nur noch die Tubbies u.ä. gesendet werden? Und zwar rund um die Uhr, denn wer weiß schon, zu welchen Zeiten die Vollassis ihre Kinder mit der Glotze ruhig stellen und nicht darauf achten, was die Blagen kucken. Leidtragende sind wir volljährigen, bislang auch nicht kriminell in Erscheinung getretenen, freundlichen Nicht-Amokläufer. Fernsehen für Erwachsene wird verboten. Schließlich dürfen wir bald auch keine Pixel mehr abschießen, nur weil Kevin aus Dumpfbackingen in seiner Jugend nicht genügend Liebe empfangen durfte und das ganze Elend mal eben mit der abgesägten Schrotflinte geklärt hat. Wahrscheinlicher ist aber wohl, das der kleine Kevin einfach zuviel Hafenkante, KDD und Post Mortem gekuckt hat.
    Aber möglicherweise wird das Fachblatt Flimmo auch gar nicht von Entscheidungsträgern gelesen und ich habe mich ganz umsonst erregt.
    Dann ist ja alles gut.

  2. Offensichtlich haben weder Autor noch der vorangegangene Kommentator verstanden, worum es bei „flimmo“ [1] geht: Nicht darum, Erwachsenen das TV-Erlebnis zu verderben, sondern Eltern eine pädagogisch abgesicherte Entscheidungshilfe an die Hand zu geben, welche Beiträge wie auf Kinder wirken können. Damit tut flimmo mehr, als das oberlehrerhafte Geschwätz manch anderer Medienbeurteiler, denn das Projekt macht sich die Mühe, Fernsehen mit Kinderaugen zu sehen.

    Aber Hauptsache, wir haben mal wieder schön was gebasht, nicht wahr?

    [1]: http://www.flimmo.tv – dort mal den Unterpunkt „Konzept“ aufrufen und sinnentnehmend lesen.

  3. Blabla. Meinen Eltern ist es auch ohne pädagogische Entscheidungshilfe irgendwie gelungen zu beurteilen, welche Sendungen für mich geeignet waren und welche nicht. Heute habe ich selbst kleine Kinder, und mir gelingt es meiner Meinung nach auch. So nobel die Idee von „flimmo“ sein mag, so wenig brauchen wir diesen Quatsch wirklich. Denkende Menschen sind selbst in der Lage zu einem Urteil. Und die von Jochen erwähnten „Vollassis“, die dazu vielleicht nicht in der Lage sind, werden bestimmt nicht zu „Flimmo“ greifen.

  4. Tolle Argumentation: Braucht keiner weil ich es nicht brauche. So richtig von der Tapete bis zur Wand gedacht…



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