Postmortaler Aufschwung

Jetzt ist es vermutlich auch zu spät, aber in der gestern gezeigten letzten Folge der ersten Staffel von Post Mortem wurde zum ersten Mal die Zuschauerzahl der Vorwoche nicht unterboten. Kann man das vielleicht irgendwie als Erfolg werten?

Bis vergangenen Donnerstag hatte die so ambitionierte und triumphal gestartete Serie mehr als die Hälfte ihrer Zuschauer verloren, und vor allem die offenbar von einem Wackeldackel geführte Kamera wurde oft kritisiert. Auch war zu hören, der zweite der zwei Fälle pro Folge spiele eine zu kleine Rolle. Im Finale war das vielleicht besser so. Fall 1: Dr. Koch muss einen entführten Mörder auftreiben. Fall 2: Dr. Kochs Tochter hat Zahnweh. Sicher, man hätte sich einen spektakuläreren zweiten Fall vorstellen können, aber eigentlich gab es ja ohnehin nur den einen Fall, Fall 1, der spektakulär genug war, und letztlich führte ja doch beides zusammen.

Die Kritik und die zuletzt schwachen Marktanteile ändern nichts an meiner hohen Meinung von Post Mortem und der Anerkennung für den Versuch, eine Serie im Stil der Amerikaner zu produzieren, der doch so populär ist. Das spektakuläre Scheitern anderer hochwertiger RTL-Serien und der gleichermaßen überraschende Quotenverfall des früheren Konkurrenten-Angstgegners und Allseits-Vorbilds CSI, dessen Zuschauerzahlen bei RTL derzeit regelmäßig unter denen liegen, die die Serie zuletzt bei Vox erreichte, zeigen, dass es nicht nur an Post Mortem selbst liegen kann, dass es nicht so rund lief.
Ich plädiere deshalb für eine Fortsetzung.

Es sah außerdem so aus, als hätte niemand der Beteiligten ernsthaft mit einem Misserfolg gerechnet. Also so ähnlich wie Monrose beim Grand-Prix-Vorentscheid. Sonst wäre die womöglich letzte Folge bestimmt nicht offen mit einem Cliffhanger zu Ende gegangen. Und damit meine ich nicht die unbeantwortete Frage, ob Dr. Kochs Tochter von ihren Zahnschmerzen befreit wird. Insofern gab es sogar zwei Cliffhanger.

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Michael, 16. März 2007, 12:14.

3 Kommentare


  1. Bin auch der Meinung eine zweite Staffel hätte die Serie durchaus verdient.
    Trotzdem sollten einige Veränderungen vorgenommen werden.
    Das Niveau der letzten beiden Folgen muss gehalten werden. Alles was davor lief war nicht so toll.
    Es sollte nur noch ein Fall pro Folge bearbeitet werden. Oder die Gewichtung verändert werden.
    Das Budget muss erhöht werden. In der letzten Folge hat man an gar nichts gespart, Special Effects, Explosionen, Außenaufnahmen, davon hat man in den acht davor zuwenig gesehen. Es kann nicht sein, dass RTL nur für eine gute Folge pro Staffel Geld zur Verfügung stellt, denn das Geld ist entgegen der Behauptungen sowohl der RTL-Group als auch der ProSiebenSat.1 Media GmbH da. Nicht umsonst werden jedes Jahr Rekordumsätze erziehlt.
    In Deutschland kann ich pro Folge ein ebenso dimensioniertes Budget zur Verfügung stellen wenn ich es will.
    Dann läuft das auch mit der Auslandsdistribution besser. Hermann Joha beweist dies laufend. So refinanzieren sich gute Produktionen auch.
    Stattdessen spart man deutsche Serienproduktionen kaputt.
    Aber so läuft das ja überall in der deutschen Wirtschaft.

  2. Ich hab zufällig gestern die Folge gesehen und sie war zumindest sehenswert ohne Kopfschmerzen zu bekommen.
    Ich hatte einige Folgen vorher mal reingezappt und, ernsthaft, die da an den Tag gelegte Kameraführung konnte doch nicht ernsthaft so gemeint gewesen sein. Da hatte ich es keine 2 Minuten ausgehalten ohne entnervt wegzuschalten. Und ich habe mit 24 und co die Vorbilder alle gesehen. Man kann eben nicht blind einen Stil imitieren ohne ein gewisses Feingefühl für dessen Einsatz zu entwickeln. Oder wenigestens das eigene ERgebnis mal anschauen, und zwar komplett. Das konnte doch niemand aushalten.

    Der Cliffhanger war in Vergleich zu US-Staffelenden eher harmlos, aber okay.

    Alles in allem, nichts dem ich nachweinen würde. In Deutschland angesiedelt wirken solche Serien auch einfach irgendwie deplatziert. Was vielleicht daran liegt, dass unsere Mordrate hier bei weitem nicht US-Niveau hat, da ist die entfernung zur Realität noch einen Zacken größer.

  3. Vor allem Marcels letzter Punkt ist absolut gerechtfertigt, und das gab Hauptdarsteller Hannes Jaenicke ja bereits in unserem Interview zum Sendestart zu:

    „Die amerikanische Gesellschaft hat ein anderes Verhältnis zum Verbrechen und zur Gewalt. Wenn man in Amerika eine Zeitung aufschlägt, dann haben die natürlich auch, Entschuldigung, die interessanteren Vorlagen. Dort gibt es eine Verbrechenskultur, die wir Gott sei Dank nicht haben, aber die für Filme unglaublich viel hergibt.“



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