Ruhe im Ring

Am Dienstag dieser Woche entscheidet die „Kommission für Jugendmedienschutz“ (KJM) der Landesmedienanstalten in ihrem Beanstandungsverfahren gegen Dieter Bohlens Sprüche in Deutschland sucht den Superstar darüber, ob sie die Sprüche beanstanden, was dann in der Regel keine Konsequenzen hat. Aber die Bewandtnis der Landesmedienanstalten hat Stefan ja schon hier und da aufschlussreich dokumentiert.

Der KJM-Vorsitzende Wolf-Dieter Ring, zugleich Präsident der Bayerischen Landesmedienanstalt, empörte sich vergangene Woche ausführlich im Medienquartett des Deutschlandfunks, vom dem man gar nicht erwartete, dass er sich mit einem so popkulturellen Massenthema beschäftigen könnte.
Es war im Rahmen dieser Sendung ausgerechnet die öffentlich-rechtliche Konkurrenz, die Ruhe bewahrte. ZDF-Fernsehspielchef Hans Janke nahm zwar Dieter Bohlens, sagen wir, direkte Art nicht in Schutz, war aber endlich mal jemand, der die ganze Angelegenheit mit der nötigen Gelassenheit und Professionalität betrachtete und sogar offen zur Fortsetzung der Show appellierte.

Mit der Empörung würde ich mich zurückhalten, weil wir besser in unserem eigenen Laden nach dem Rechten sehen als bei der Konkurrenz. Da mit dem Finger drauf zu zeigen ist gratis, macht man schnell, hängt man sich an die Aufwallung anderswo an. Davon rate ich sehr ab. Die Frage nach dem Schielen, ob uns das nicht insgeheim auch gefällt, und wenn wir die Quoten hätten, umso mehr, auch da rate ich zur Vermeidung von Heuchelei. Natürlich ist das, was da stattfindet, Deutschland sucht den Superstar, (…) mit sieben, acht Millionen Zuschauern gesegnet. Das ist ein riesiger Erfolg, ein relativ stabiler Erfolg noch dazu, das ist für RTL mehr als die halbe Miete. Und in jedem solchen Erfolg, in einer so immensen Reichweite, steckt ja, vorsichtig ausgedrückt, irgendwo auch ein Qualitätsgeheimnis. Es ist nicht so, dass man etwas dauerhaft nur schlecht machen kann, sondern man muss wohl zur Kenntnis nehmen, dass sich in dem, was sich da abspielt, und wie es öffentlich verhandelt, zelebriert wird, verwertet wird, sehr viel befindet, womit man Leuten einen gehörigen Spaß machen kann.

Und:

Ich habe schon fast den Wunsch, dieses große, ja auch sehr jugendliche Publikum, das wir bedauerlicherweise nicht haben, in Schutz zu nehmen wiederum vor den Beschützern, weil ich glaube, dass diese Jugendlichen, diese vielen, die sich das ansehen, diese jungen Leute zwischen 15 und 25 und 30, dass die einen außerordentlich intelligenten Umgang damit haben. Nämlich einen eher ironischen. Die halten das nicht für Eins-zu-Eins-Realität und ein Muster von gesellschaftlichem Aufstieg, sondern sie gehen damit um wie mit einem großen, allerdings perfekt gemachten, inszenierten, aufgeführten, cross-promovierten Kasperletheater. Mit den richtigen Typen, die jetzt im Augenblick dran sind. Das heißt, da ist etwas gefunden. Und deswegen habe ich gesagt: Nicht grundlos so erfolgreich. Das ist nicht etwa eine große Rattenfängerei, sondern da macht ein Sender etwas mit Bedacht und mit großer Professionalität, und dieser Sender hat in Herrn Bohlen sozusagen den Paradeprotagonisten gefunden, ohne den das ganze vielleicht nicht so gut ginge.

Die ganze Diskussion bietet der Deutschlandfunk hier als Podcast an.

Michael, 12. Februar 2007, 00:02.

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