Drei Engel für Charlie

1979–1980 (ZDF); 1989–1990 (Sat.1); 1993 (Kabel 1); 1994–1995 (Pro Sieben). 106-tlg. US Krimiserie von Ben Roberts und Ivan Goff („Charlie’s Angels“; 1976–1981).

Nach dem Abschluss der Polizeiakademie werden drei junge, attraktive Frauen Mitarbeiterinnen einer Privatdetektivagentur, denn der Polizeijob ist ihnen zu langweilig. Die schöne Brünette Kelly Garrett (Jaclyn Smith), die energische Blonde Jill Munroe (Farah Fawcett-Majors) und die intellektuelle Brünette Sabrina Duncan (Kate Jackson) arbeiten für Charles Townsend Associates und den geheimnisvollen Millionär Charlie. Der ist nie zu sehen, nur seine Stimme zu hören. Über einen Lautsprecher erteilt er seinen „Engeln“ die Aufträge, für die sie sich dann undercover in die verschiedensten Umgebungen einschleichen. Sie tarnen sich als Models, Tänzerinnen, Krankenschwestern, Prostituierte, Zirkusartistinnen, Eiskunstläuferinnen oder in anderen Berufen, die knappe Kleidung erfordern.

Ihre bösen Gegner sind entweder Männer oder unattraktive Frauen. Sie prügeln und treten sich, kommen aber meist ohne Waffengewalt aus. Vor allem Kelly beherrscht fernöstliche Kampftechniken. Ihr Verbindungsmann zu Charlie ist der onkelhafte John Bosley (David Doyle).

Nach der ersten Staffel verlässt Jill die Agentur, und ihre jüngere Schwester Kris Munroe (Cheryl Ladd) kommt dazu. Jill schaut später aber noch gelegentlich rein. Als auch Sabrina nach der dritten Staffel aussteigt, ist für kurze Zeit Tiffany Welles (Shelley Hack) der dritte Engel, sie geht aber auch rasch wieder und wird durch Julie Rogers (Tanya Roberts) ersetzt.

Der besondere Reiz der Serie war der optische. Drei hübsche Hauptdarstellerinnen, die oft keinen BH trugen, machten die Handlung zweitrangig, und so waren die Plots so dünn wie die Outfits, aber so haarsträubend wie die 70er Jahre-Frisuren. Umstritten ist, ob die Serie die Frauenbewegung voranbrachte oder um Jahre zurückwarf. Frauenrechtlerinnen beklagten die Reduzierung der Hauptdarstellerinnen auf Lustobjekte, andererseits war es die erste Serie, die ohne männliche Hauptdarsteller auskam und zeigte, dass hübsche Frauen durchaus Köpfchen haben und sich zu helfen wissen. Die Hauptdarstellerinnen wurden zu Stars, ihre Gesichter zierten etliche Fanartikel und Zeitschriftencover. Aaron Spelling und Leonard Goldberg produzierten die Serie. Jürgen Thormann war die deutsche Stimme von Charlie, im Original sprach ihn John Forsythe, dessen Hinterkopf in einzelnen Folgen kurz zu sehen war.

27 Folgen à 45 Minuten liefen 14-tägig im ZDF, 54 weitere erst zehn Jahre später in Sat.1, der Rest bei Kabel 1 und Pro Sieben im Anschluss an Komplettwiederholungen. Neun Folgen, darunter einige Doppelfolgen, wurden nicht in Deutschland gezeigt. Die erste Staffel ist auf DVD erhältlich.

2000 und 2003 entstanden zwei „Charlie’s Angels“-Kinofilme mit neuer Besetzung. 2006 traten die drei Original-Engel Smith, Fawcett und Jackson, die nur so kurze Zeit gemeinsam in der Serie gespielt hatten, erstmals seit fast 30 Jahren wieder gemeinsam auf. Bei der Emmy-Verleihung würdigten sie ihren kurz zuvor verstorbenen Produzenten Aaron Spelling, und Smith sagte: „Wunder geschehen. Ich bin sicher, er schaut jetzt auf uns herab und lächelt, weil er weiß, dass er es geschafft hat, uns doch noch einmal zusammen zu bringen.“ Gleichzeitig führten die drei aber unfreiwillig eindrucksvoll vor, wie viel Kunststoff man in 60-jährige Frauengesichter hineinpumpen kann.

Cagney & Lacey

1987–1995 (Sat.1). 117-tlg. US-Krimiserie von Barbara Avedon und Barbara Corday („Cagney & Lacey“; 1982–1988).

Christine Cagney (Sharon Gless) und Mary Beth Lacey (Tyne Daly) arbeiten im uniformierten Dienst für die New Yorker Polizei, fahren gemeinsam Streife und lösen dabei Fälle von Vergewaltigung, Prostitution, Drogenhandel oder Kindesmissbrauch. Ihr Boss ist Lieutenant Bert Samuels (Al Waxman), zum überwiegend männlich besetzten Revier gehören ferner u. a. Marcus Petrie (Carl Lumbly), Victor Isbecki (Martin Kove), Paul LaGuardia (Sidney Clute), Ronald Colman (Harvey Atkin), Manny Esposito (Robert Hegyes) und Jona Newman (Dan Shor). Cagney ist spontan, hübsch und unverheiratet. Sie ist für kurze Zeit mit Sgt. Dory McKenna (Barry Primus) und danach längere Zeit mit dem Anwalt David Keeler (Stephen Macht) zusammen. Ihr Vater Charlie (Dick O’Neill) war früher auch Polizist und hat jetzt ein Alkoholproblem. Lacey ist eine bodenständige Ehefrau und Mutter mit durchschnittlichem Aussehen. Mit ihrem Mann Harvey (John Karlen) hat sie die Söhne Harvey Jr. (Tony La Torre) und Michael (Troy Slaten) und bekommt noch Baby Alice (Dana und Paige Bardolph, später: Michelle Sepe).

Zwar hatte es vorher schon eine Krimiserie gegeben, in der alle Hauptrollen mit Frauen besetzt waren (Drei Engel für Charlie), doch diese war realistischer: Hier standen keine superschönen Superheldinnen im Mittelpunkt, sondern ganz normale Durchschnittsfrauen, die zusätzlich zu ihrem Polizeijob mit privaten Alltagsproblemen zu kämpfen hatten. Im Pilotfilm und den nächsten sechs Folgen hatten zunächst Loretta Swit und dann Meg Foster die Rolle der Chris Cagney gespielt — Foster musste angeblich gehen, weil sie laut Marktforschung nicht feminin genug war. Diese Folgen wurden jedoch in Deutschland nicht gezeigt.

Nach nur 28 Folgen wurde die Serie in den USA abgesetzt, weil sie nicht genug Zuschauer hatte. Diese „nicht genug Zuschauer“ liefen gegen die Entscheidung jedoch so vehement Sturm, dass der Sender CBS nach knapp einem Jahr überraschend nachgab. Die Serie kam zurück ins Programm und arbeitete sich nun zum fünf Jahre währenden Quotenerfolg hoch. Zweimal wurde sie mit dem Emmy als beste Dramaserie ausgezeichnet, einmal gewann Tyne Daly als beste Hauptdarstellerin. Sechs Jahre nach ihrem Ende wurde mit den beiden Hauptdarstellerinnen ein Cagney & Lacey-Fernsehfilm gedreht, dem drei weitere folgten. Diese Filme wurden in Deutschland 1996 und 1997 im ZDF und auf Vox gezeigt.

Boston Legal

Seit 2006 (Vox). 101-tlg. US-Anwaltsserie von David E. Kelley („Boston Legal“; 2004–2008).

Alan Shore (James Spader) ist ein hervorragender, dreister und von sich selbst überzeugter Anwalt in der Bostoner Kanzlei Crane, Poole & Schmidt. Von den Namensgebern ist nur Denny Crane (William Shatner) übrig geblieben, nachdem Edwin Poole (Larry Miller) schon in der Pilotfolge in die Klapsmühle eingewiesen wird, weil er ohne Hose bei einem Meeting erschienen war. Doch auch Crane selbst ist nicht mehr uneingeschränkt zurechnungsfähig. Er war mal einer der besten Anwälte des Landes, und oft merkt man ihm das auch noch an. Ebenso oft hat er jedoch nicht den geringsten Durchblick, worum es gerade geht. Nur wer er ist, vergisst er nie. Damit das so bleibt, läuft er sicherheitshalber den ganzen Tag umher und sagt seinen Namen. Der strenge Paul Lewiston (Rene Auberjonois) hält den Laden zusammen, in Folge 11 kehrt außerdem Teilhaberin Shirley Schmidt (Candice Bergen) zurück, die mit Denny Crane eine Hassliebe und eine zurückliegende Affäre verbindet. Weitere Anwälte in der Kanzlei sind Brad Chase (Mark Valley), der darunter leidet, in Alans Schatten zu stehen, Gutmensch Lori Colson (Monica Potter) sowie Sally Heep (Lake Bell) und Tara Wilson (Rhona Mitra), die nacheinander Alans Gespielinnen sind. Als eine ihrer ersten Amtshandlungen feuert Schmidt Sally. In Folge 12 wird Catherine Piper (Betty White) Alans neue Sekretärin. Sie ist so vorlaut wie er, aber noch deutlich unverschämter und doppelt so alt. In der zweiten Staffel wird mit Ausnahme Shirley Schmidts die komplette Riege der weiblichen Anwälte ausgetauscht. Neu sind Denise Bauer (Julie Bowen) und Sara Holt (Ryan Michelle Bathe), außerdem Garrett Wells (Justin Mentell).

Höchst unterhaltsame Serie, die nicht nur von der sichtlichen Spielfreude der fantastischen Hauptdarsteller Spader und Shatner lebt, sondern auch vom gelungenen Spagat zwischen Anspruch und Albernheit. So setzt sie sich im einen Moment ernsthaft mit dem Problem des Völkermords im Sudan auseinander und macht im nächsten Moment einen Witz über Penislängen.

Die Serie ist eine Fortführung von Kelleys vorheriger Anwaltsserie Practice — Die Anwälte, in deren achter und letzter Staffel Spaders und Shatners sowie Rhona Mitras und Betty Whites Charaktere bereits eingeführt wurden, von der allerdings nur die ersten vier Staffeln auch in Deutschland gezeigt wurden.

Die Fortführung zeigte Vox mittwochs um 22.05 Uhr.

Boston Public

2005. 81-tlg. US-Schulserie von David E. Kelley („Boston Public“; 2000–2004).

Der Alltag an einer Highschool in Boston aus der Sicht der Lehrer. Steven Harper (Chi McBride) ist der engagierte Schulleiter, besorgt um Schüler und Kollegen. Sein Stellvertreter Scott Gruber (Anthony Heald) ist ein harter und unbeliebter Durchgreifer, den Steven oft bändigen muss. Die Zusammensetzung des Lehrkörpers wechselt auffallend oft, nur Marla Hendricks (Loretta Devine), die Musiklehrerin Marylin Suder (Sharon Leal) und der alte Geschichtslehrer Harvey Lipshultz (Fyvush Finkel) gehören dauerhaft dazu. Englischlehrer Milton Buttle (Joey Slottnik) wird gefeuert, weil er eine Affäre mit einer Schülerin hatte, und Sportlehrer Kevin Riley (Thomas McCarthy) wird auch gefeuert, weil er davon wusste.

Lauren Davis (Jessalyn Gilsig) wird suspendiert. Der Junge, mit dem sie eine Affäre hatte, war zwar schon seit einer ganzen Weile nicht mehr ihr Schüler, doch er verfolgte sie, und sie bedrohte ihn mit einer Waffe. Der Exzentriker Harry Senate (Nicky Katt) wird von einem Jugendlichen niedergestochen, überlebt zwar, bleibt aber nicht mehr lange, weil er depressiv wird. Seine Ex-Freundin Ronnie Cooke (Jeri Ryan) übernimmt seine Klasse. Sie ist jetzt mit dem neuen Physiklehrer Zach Fischer (Jon Abrahams) zusammen. Neu dabei ist mittlerweile auch Danny Hanson (Michael Rapaport), außerdem kommen Colin Flynn (Joey McIntyre) und Kimberly Woods (Michelle Monaghan) dazu. Kimberly bleibt aber auch nicht lange: Steven versetzt sie, um sie vor einem psychopathischen Schüler zu schützen.

Obwohl Vox großen Erfolg mit David E. Kelleys Serie Ally McBeal hatte, wartete der Sender etliche Jahre, bevor er auch diese zeigte. Die einstündigen Folgen liefen dann werktags um 17.00 Uhr. Colin-Darsteller Joey McIntyre war gut zehn Jahre zuvor Mitglied der erfolgreichen Boygroup New Kids On The Block.

Snoops

2000–2001 (Vox). „Charmant und brandgefährlich“. 13-tlg. US-Krimiserie von David E. Kelley (Snoops; 1999).

Glenn Hall (Gina Gershon) hat ihre eigene Privatdetektei „Glenn Hall Inc.“ in Santa Monica. Sie ist cool und unbeirrbar und geht sehr trickreich vor. Mit ihrer Mitarbeiterein Dana Plant (Paula Marshall), einer konservativen Ex-Polizistin, hat sie oft Meinungsverschiedenheiten über ihre Arbeitsmethoden, denn Glenn nimmt die Gesetze nicht so genau, wenn sie ans Ziel kommen will. In der Detektei arbeiten außerdem Manny Lott (Danny Nucci), fit, was technische Tricks angeht, und die einfallsreiche Roberta Young (Paula Jai Parker). Bei ihren Fällen haben die Vier oft mit Lt. Greg McCormack (Edward Kerr) von der Polizei zu tun.

Die einstündigen Folgen liefen mittwochs gegen 22.00 Uhr.

Allymania

2000 (Vox). „The Best Of Ally McBeal“. 13-tlg. US Comedy-Drama-Serie von David E. Kelley („Ally“; 1999).

Die Serie befasst sich mit den privaten Neurosen der Anwältin Ally McBeal (Calista Flockhart) und ihrer Freunde und Kollegen. Produzent Kelley schnitt fast ausschließlich private Handlungsstränge der Mutterserie Ally McBeal zu halbstündigen Folgen zusammen, warf Gerichtspassagen raus und fügte ein paar neue Szenen hinzu, die wohl für die Originalserie gedreht, aber nicht untergebracht worden waren.

Vox zeigte in einem Marathon am Silvesterabend 2000 alle 13 Folgen hintereinander, ein Jahr später wurden sie noch mal innerhalb von vier Tagen im Vorabendprogramm wiederholt.

Ally McBeal

1998–2003 (Vox). 112 tlg. US Anwaltsserie von David E. Kelley („Ally McBeal“; 1997–2002).

„Richard, kennst du einen glücklicheren Menschen als mich?“ — „Früher schon, Ally, aber er ist von einer Brücke gesprungen.“

Die 27-jährige Anwältin Ally McBeal (Calista Flockhart) kündigt ihren Job, als sie vom Chef sexuell belästigt wird. Sie stolpert in die Arme ihres ehemaligen Kommilitonen Richard Fish (Greg Germann), der mit seinem guten Freund John Cage (Peter MacNicol) eine Anwaltskanzlei in Boston führt und ihr eine Stelle anbietet.

Fish ist oberflächlich, ausschließlich an Geld und Statussymbolen interessiert und verbreitet absurde Lebensregeln, die er „Fishismen“ nennt, z. B.: „Ein Geheimnis ist wertlos, wenn man es nicht herumerzählen darf.“ Cage ist ein kleiner Mann voller Marotten und Komplexe, allerdings im Gerichtssaal unschlagbar. Mit ihm verbindet Ally bald die enge Vertrautheit zweier Verrückter.

Allerdings arbeitet ausgerechnet auch Allys Ex-Freund Billy Alan Thomas (Gil Bellows) in der Kanzlei, der inzwischen mit Georgia (Courtney Thorne-Smith) verheiratet ist, ebenfalls einer erfolgreichen Anwältin, die wenig später auch in der Kanzlei Cage & Fish eine Stelle bekommt. Ally und Billy haben, seit sie sich in der Grundschule gegenseitig ihre Hintern beschnüffelten, eigentlich nie aufgehört, sich zu lieben, was Allys ohnehin von Neurosen, Minderwertigkeitskomplexen und Lebenskrisen geprägtes Privatleben noch weiter verkompliziert. Die Katastrophen schwappen auch in ihr Berufsleben, wo sie dennoch regelmäßig Erfolge feiert.

Die männermordende und sich stets in den Mittelpunkt drängende Elaine Vassal (Jane Krakowski) ist Allys Sekretärin, die schwarze Staatsanwältin Renee Raddick (Lisa Nicole Carson) ihre Mitbewohnerin und Tracy (Tracy Ullman) ihre verrückte Therapeutin. Später kommt die ultrakühle blonde Nell Porter (Portia de Rossi) neu in die Kanzlei und wird eine Zeit lang Johns Partnerin. Auch ihre Freundin, die klagewütige Ling Woo (Lucy Liu), die jahrelang als Klientin Geld in die Kanzlei brachte, wird dort Anwältin und immer mal wieder Fishs Partnerin. Anfangs ist er mit der älteren Richterin „Whipper“ Cone (Dyan Cannon) zusammen. Ihre Beziehung scheitert nicht zuletzt daran, dass Fish eine beunruhigende Schwäche für herunterhängende Hautlappen unter dem Kinn älterer Frauen hat und die Finger nicht von ihnen lassen kann.

Ally beginnt eine Beziehung mit dem schwarzen Arzt Greg Butters (Jesse L. Martin), kommt aber nicht von Billy los. Georgia verlässt Billy, als der sich am Anfang der dritten Staffel plötzlich vom Frauenversteher zum Macho wandelt. Bei ihm wird ein Hirntumor entdeckt, kurz darauf stirbt er im Gerichtssaal.

Das Büro von Therapeutin Tracy übernimmt in der vierten Staffel Larry Page (Robert Downey Jr.), den Ally zunächst für einen Therapeuten hält, der sich aber ebenfalls als Rechtsanwalt herausstellt. Beide verlieben sich, und es scheint trotz aller Widrigkeiten die erste funktionierende Beziehung für Ally zu werden. Kurz vor der Heirat verschwindet Larry aber abrupt und kehrt zu seiner Ex-Frau Jamie (Famke Janssen) und seinem Sohn Sam (Chayanne) zurück.

Inzwischen haben sich Renee und Georgia mit einer eigenen Kanzlei selbstständig gemacht, Ling ist Richterin geworden, John, der eine Weile mit der an Tourette-Syndrom leidenden Melanie West (Anne Heche) zusammen war, hat sich weitgehend aus der Kanzlei zurückgezogen, dafür sind als Anwälte aufgetaucht (und teilweise wieder verschwunden): Mark Albert (James LeGros), Jackson Duper (Taye Diggs), Glenn Foy (James Marsden) und Jenny Shaw (Julianne Nicholson), die in ihren Neurosen Ally erschreckend ähnlich ist. Die exzentrische Claire Otoms (Dame Edna Everage/Barry Humphries) wird eine regelmäßige Klientin.

Ally verliebt sich in den Handwerker Victor Morrison (Jon Bon Jovi) und stellt fest, dass sie Mutter einer zehnjährigen Tochter ist: Maddie Harrington (Hayden Panettiere) steht plötzlich vor ihrer Tür und stellt sich als Ergebnis einer von Ally zu Forschungszwecken gespendeten Eizelle vor. Ihretwegen verlässt Ally in der letzten Folge die Kanzlei und zieht nach New York, nachdem Fish die gerissene Anwältin Liza „Lolita“ Bump (Christina Ricci) geheiratet hat.

Sozialer Mittelpunkt des Lebens bei Cage & Fish ist die Unisex-Toilette, wo sich Männer und Frauen, Anwälte und Klienten in mehr oder weniger kompromittierenden Situationen begegnen, Redeschlachten liefern oder in verschiedenster Hinsicht körperlich miteinander werden. Nach der Arbeit trifft man sich in der „Martini-Bar“, in der Vonda Shepard singt. Fast jede Folge endet damit, dass Ally allein durch die dezent weihnachtlich geschmückten nächtlichen Straßen von Boston nach Hause läuft (in Allys Boston ist ungefähr neun Monate im Jahr Advent) und aus dem Off über ihr Leben philosophiert: „Vielleicht werde ich mein Leben einmal mit jemandem teilen, vielleicht auch nicht. Aber um die Wahrheit zu sagen: Wenn ich an meine einsamsten Momente zurückdenke, dann saß da meistens jemand neben mir.“

In mancher Hinsicht führte Erfinder David E. Kelley mit Ally McBeal seine Serie Picket Fences fort: Die Fälle, die von den Anwälten behandelt wurden, waren oft außergewöhnlich absurd, etwa wenn ein krebskranker Junge Gott verklagte, behandelten dabei aber fast immer aktuelle ethische Dilemmata. Neben den Fällen machten aber die Neurosen Ally McBeals und ihre verzweifelten Versuche, nicht nur erfolgreich, sondern auch glücklich zu werden, den Hauptbestandteil der Serie aus. „Man sollte sein Leben in die Reinigung geben können und es dann zurückbekommen“, wünscht sich Ally, „schön sauber, gefaltet und ordentlich.“

Allys Gedanken und Fantasien wurden mit vielen Spezialeffekten für die Zuschauer sichtbar gemacht: Wenn sich ihr Gesicht z. B. für einen Augenblick in eine fauchende Katze verwandelt, ihre Zunge meterlang wird, um einen attraktiven Mann abzuschlabbern oder sie von einem tanzenden Baby verfolgt wird, das sie schmerzhaft an ihren geheimen Wunsch erinnert, Mutter zu werden. Damit und mit vielen Soundeffekten, die Bewegungen unterstrichen, setzte die Serie Standards, die von vielen späteren Serien aufgenommen wurden.

Ally McBeal löste außerdem endlose Debatten aus über das Bild moderner, erfolgreicher Frauen am Ende des 20. Jh., das sie zeichnete, und die Frage, wie kurz ihre Röcke und wie schmal ihre Taillen sein dürfen. Sie machte aus Calista Flockhart einen Star und verschaffte Vonda Shepard, die auch die Titelmusik „Searching My Soul“ sang, weltweite Konzertauftritte. Zu den Gaststars, die in der Serie auftraten, gehörten Elton John, Barry White, Al Green, Sting und Barry Manilow.

Mit der fünften Staffel hatte die gleichermaßen witzige wie bewegende Serie ihren Höhepunkt überschritten. Bis dahin hatten die Folgen nicht zuletzt von den Auftritten von Robert Downey Jr. gelebt. Er musste jedoch, weil er wegen Drogendelikten verurteilt wurde, aussetzen und schließlich ganz ausscheiden: Die letzte Folge der vierten Staffel, in der Larry und Ally hätten heiraten sollen, musste kurzfristig umgeschrieben und mit vorproduzierten Szenen mit Larry fertig gestellt werden — sie trägt im Original noch den Titel „The Wedding“, obwohl hier niemand heiratet.

In den USA lief die Serie sehr erfolgreich zur Primetime. In Deutschland brauchte Vox zwei Anläufe: Den ersten Versuch mittwochs um 21.10 Uhr brach der Sender nach nur acht Folgen mit verheerenden Quoten ab. Ab April 1999 zeigte Vox die Serie erneut von vorn, jetzt dienstags um 22.00 Uhr, und steigerte den Marktanteil allmählich von miserabel über enttäuschend auf sehr akzeptabel. Auf diesem Sendeplatz wurde die Serie auch in Deutschland zum Dauerbrenner.

Practice – Die Anwälte

2000 (Pro Sieben); 2010 (Kabel 1). US-Anwaltsserie von David E. Kelley („The Practice“; 1997–2004).

Die Bostoner Anwaltskanzlei Donnell & Partner ist oft in Geldnot und nimmt deshalb auch unspektakuläre und aussichtslose Fälle an. Trotzdem kämpfen die Anwälte stets mit vollem Einsatz für die Wahrheit — und für ihre Klienten, auch wenn diese oft Mörder sind. Bobby Donnell (Dylan McDermott) ist der Chef der Kanzlei, seine Mitarbeiter sind die Anwälte Eugene Young (Steve Harris), Ellenor Frutt (Camryn Manheim) und Lindsay Dole (Kelli Williams) sowie Büromanagerin Rebecca Washington (Lisa Gay Hamilton). Nach kurzer Zeit kommt Lucy Hatcher (Marla Skoloff) als neue Sekretärin dazu. Die Anwälte werden gleichberechtigte Partner und nennen die Kanzlei nun Donnell, Young, Dole & Frutt. Der Anwalt Jimmy Berluti (Michael Badalucco) ist ein streitlustiger kleiner Kerl, der für sich in Fernsehspots wirbt. Staatsanwälten Helen Gamble (Lara Flynn Boyle) ist in vielen Fällen die Gegenerin der Anwälte.

Erfolgreiche und preisgekrönte Serie in den USA. Bei uns liefen 79 der eigentlich 168 einstündigen Folgen werktags um 12.00 Uhr auf ProSieben, einige davon später noch einmal mittwochs um 22.15 Uhr auf Kabel 1. Der Rest wurde zunächst nicht gezeigt. Vox strahlte jedoch die Nachfolgeserie Boston Legal aus, worin Produzent David E. Kelley die Handlung mit einigen Rollen und Schauspielern fortführte, die in der letzten Staffel von Practice — Die Anwälte eingeführt wurden, darunter Alan Shore (James Spader), Tara Wilson (Rhona Mitra) und Denny Crane (William Shatner). Im Frühjahr 2010 zeigt Kabel 1 diese letzte Staffel doch noch freitags am späten Abend. Für die drei fehlenden Staffeln dazwischen interessiert sich offenbar niemand, jedenfalls kein Sender.

Chicago Hope

1995–1997 (Sat.1); 1998–1999 (Pro Sieben). 2000–2002 (Sat.1). 141-tlg. US-Krankenhausserie von David E. Kelley („Chicago Hope“; 1994–2000).

Medizinischer und privater Alltag, Patienten- und Ärztegeschichten und eine hohe Personalfluktuation im Chicago Hope Hospital. Zunächst arbeiten dort der Chirurg Dr. Aaron Shutt (Adam Arkin) und Schwester Camille (Roxanne Hart), die miteinander verheiratet sind, Dr. Jeffrey Geiger (Mandy Patinkin), Dr. Arthur Thurmond (E. G. Marshall), der Chefchirurg Phillip Watters (Hector Elizondo), Alan Birch (Peter MacNicol), der Anwalt des Krankenhauses, Dr. Daniel Nyland (Thomas Gibson), Dr. Geri Infante (Diane Venora), Schwester Maggie Atkinson (Robyn Lively), Dr. Billy Kronk (Peter Berg), Dr. Diane Grad (Jayne Brook) und Dr. Dennis Hancock (Vondie Curtis-Hall). Infante und Thurmond verlassen das Krankenhaus nach kurzer Zeit. Birch stirbt, und Dr. Geiger lässt sich beurlauben, um sich um Birchs Adoptivtochter zu kümmern. Dr. Kathryn Austin (Christine Lahti) übernimmt Geigers Position. Die Shutts lassen sich scheiden, und Camille kündigt. Nyland wird suspendiert, weil er eine Affäre mit der Frau eines Patienten hat. Dr. Keith Wilkes (Rocky Carroll) wird sein Nachfolger als Chef der Traumastation.

Neu an die Klinik kommt der Orthopäde Dr. Jack McNeil (Mark Harmon), der sehr talentiert, aber spielsüchtig ist. Im Laufe der Zeit kommen außerdem neu hinzu: Dr. John Sutton (Jamey Sheridan), Dr. Joseph Cacaci (Bob Bancroft), Dr. Lisa Catera (Stacy Edwards), Dr. Scott Frank (George Newbern) und Dr. Robert Yeats (Eric Stoltz). Manche von ihnen bleiben nur kurze Zeit. Billy Kronk und Diane Grad heiraten und bekommen eine Tochter. Als Dr. Geiger zurückkehrt und Geschäftsführer des Chicago Hope Hospital wird, feuert er Austin, Hancock, Catera, Yeats und Kronk. Grad schließt sich ihrem Mann an und geht ebenfalls. Neben Wilkes besteht das neue Ärzteteam jetzt aus Dr. Burt Peters (Bruce Davison) und Dr. Jeremy Hanlon (Lauren Holly). Vier Folgen vor Schluss übernimmt plötzlich der Geschäftsmann Hugh Miller (James Garner) das finanziell angeschlagene Hospital, haut erst auf den Tisch und dann auf den Putz und rettet es mit windigen Börsenspekulationen. Das Ende der Serie verhindert er dadurch jedoch nicht.

Wesentlich erfolgreicher und noch langlebiger als diese Serie wurde die Krankenhausserie Emergency Room, die im gleichen Jahr startete und die gleiche Handlung in der gleichen Stadt ansiedelte.

Die einstündigen Folgen liefen an verschiedenen Sendeplätzen in der Primetime, anfangs mit dem Untertitel „Ärzte kämpfen um Leben“ und später mit „Endstation Hoffnung“, zeitweise auch mal als „Chicago Hope Hospital“. Die vierte Staffel lief mittwochs um 21.15 Uhr auf Pro Sieben. Zur fünften Staffel kehrte die Serie zurück zu Sat.1 und lief montags um 22.15 Uhr. Mandy Patinkin, der Schauspieler des Dr. Geiger, ist ein bekannter Trompeter. Patinkin und Nyland-Darsteller Thomas Gibson drehten später noch eine weitere gemeinsame Serie: Criminal Minds.

Picket Fences – Tatort Gartenzaun

1995–1997 (Sat.1). 88-tlg. US-Krimiserie von David E. Kelley („Picket Fences“; 1992–1996).

Im Städtchen Rome im US-Bundesstaat Wisconsin passieren hintere den unscheinbaren Vorgärten die unglaublichsten Geschichten. Sheriff Jimmy Brock (Tom Skerritt) muss sich immer wieder um höchst abstruse Fälle kümmern. Seine Familie besteht aus seiner Frau Jill (Kathy Baker), der örtlichen Ärztin, Tochter Kimberly (Holly Marie Combs) aus Jimmys erster Ehe und den gemeinsamen Söhnen Matthew (Justin Shenkarow) und Zachary (Adam Wylie). Kenny Lacos (Costas Mandylor) und Maxine Stewart (Lauren Holly) sind Jimmys übereifrige Hilfssheriffs. Richter Henry Bone (Ray Walston) verurteilt die Überführten, sofern Rechtsanwalt Douglas Wambaugh (Fyvush Finkel) das nicht verhindern kann.

Zu den anderen Originalen der Stadt gehören die Polizistin Ginny Weedon (Zelda Rubinstein), der Gerichtsmediziner Carter Pike (Kelly Connell), Reverend Henry Novotny (Dabbs Greer), Staatsanwalt John Littleton (Don Cheadle), Dr. Joey Diamond (Amy Aquino) und Pater Gary Barrett (Roy Dotrice). Die Stadt verschleißt innerhalb auffallend kurzer Zeit mehrere Bürgermeister: Bill Pugen (Michael Keenan) stirbt durch spontane Implosion, Ed Lawson (Richard Masur) wird ermordet in einem Gefrierschrank gefunden. Rachel Harris (Leigh Taylor Young) wird zunächst neue Bürgermeisterin, später Laurie Bey (Marlee Matlin).

Wie auch David E. Kelleys spätere Erfolgsserie Ally McBeal konnte man schon Picket Fences nicht eindeutig in ein Genre einordnen. Zwar wurde sie stets in der „Drama“-Kategorie mit Fernsehpreisen ausgezeichnet und behandelte ernsthafte Themen und moralische Dilemmata des modernen Lebens, doch durch viele skurrile Figuren und absurde Handlungsstränge erhielt sie auch oft Comedycharakter. Sie war warmherzig, klug und liebte alle ihre Figuren — und hatte weder in den USA noch in Deutschland den Erfolg, den sie verdiente.

Sat.1 zeigte die einstündigen Folgen anfangs wöchentlich im Abendprogramm, ab Folge 64 werktags nachmittags.

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