Das Boot

1985 (ARD). 3-tlg. dt. Kriegsdrama von Wolfgang Petersen nach dem Roman von Lothar-Günther Buchheim.

Während des Zweiten Weltkriegs, im Jahr 1941, durchlebt die Besatzung eines deutschen U-Boots die Hölle – niemand weiß, ob es je an Land zurückkehren wird. „Der Alte“, Kapitänleutnant Heinrich Lehmann-Willenbrock (Jürgen Prochnow), hat das Kommando über das Boot „U 96″, mit an Bord sind Kriegsberichterstatter Leutnant Werner (Herbert Grönemeyer), der auch als Off-Stimme zu hören ist, der Chefingenieur Fritz Grade (Klaus Wennemann), der Erste Leutnant (Hubertus Bengsch), der Zweite Leutnant (Martin Semmelrogge), der Brückenoffizier Kriechbaum (Bernd Tauber), Bootsmann Pilgrim (Jan Fedder), Ullmann (Martin May), Johann (Erwin Leder), Hinrich (Heinz Hoenig), Bosun (Uwe Ochsenknecht), Ario (Claude-Oliver Rudolph), Frenssen (Ralf Richter), Schwalle (Oliver Stritzel), Bockstiegel (Konrad Becker), Dufte (Lutz Schnell), Brückenwilli (Martin Hemme) und Thomsen (Otto Sander). Es wird die letzte Fahrt der „U 96″.

Der zweieinhalbstündige Kinofilm mit der Musik von Klaus Doldinger war die bis dahin weitaus teuerste deutsche Filmproduktion. Die hohen Kosten von mehr als 25 Millionen DM konnten nur mit Hilfe des deutschen Fernsehens gestemmt werden: WDR und SDR zahlten 10 Millionen DM, dafür sollten sie aber auch mehr bekommen als die Abspielrechte des Kinofilms. Petersen drehte deshalb ein über fünfstündiges Epos für das Fernsehen. Die nur halb so lange Kinoversion stellte nicht nur nach Meinung des „Spiegel“ „schlicht einen Action-Extrakt aus dem Gesamtmaterial mit den fetzigsten Effekten und dem gröbsten Grauen“ dar. Auch Buchheim beschimpfte sie als „Kung-Fu-Klamauk“ und „Salzwasser-Western“. Allerdings wurde sie einer der größten deutschen Filmerfolge weltweit. „The Boat“ war ein Blockbuster in den USA, spielte dort über 100 Millionen $ ein und wurde für sechs Oscars nominiert (bekam aber keinen).

Erst vier Jahre später, nachdem alle Kinoverwertungsmöglichkeiten ausgeschöpft waren, brachte die Produktionsfirma Bavaria unter Günther Rohrbach den Film ins Fernsehen. Er lief an drei Abenden zur Primetime mit 100-minütigen Folgen und wurde ebenfalls ein riesiger Erfolg. Ab 1987 zeigte die ARD Das Boot auch in einer sechsteiligen Serienversion mit 50-minütigen Folgen. Die BBC hatte die Langfassung bereits im Oktober 1984 gezeigt. Sie wurde in Großbritannien von erstaunlichen sieben Millionen Zuschauern gesehen – obwohl sie im Originalton mit englischen Untertiteln lief.

Zum Vertrag Buchheims mit der Bavaria gehörte eine Dokumentation zum U-Boot-Krieg fürs Fernsehen. Er hatte gehofft, den wichtigen historischen Hintergrund zu seiner verdichteten Geschichte liefern zu können – und wurde natürlich enttäuscht: Die ARD zeigte zwar seine Dokumentation, aber nur in den Dritten Programmen und in den meisten Fällen erst am späten Abend.

Die Serie ist auf DVD erhältlich.

Sechs Thesen zu Lutter

• Joachim Król ist ein sehr populärer Schauspieler, der ZDF-Samstagskrimi eine beliebte Sendeform. Wenn Herr Król also im neuen Samstagskrimi Lutter die Hauptrolle spielt, kann eigentlich nichts schiefgehen.

• Irgendwann wird ein Fernsehkommissar total crazy aus dem Rahmen fallen, der ganz normal Dienst nach Vorschrift macht und den Mörder trotzdem fängt. Lutter jedenfalls ist wieder einer dieser unkonventionellen Ermittler, die in Krimis ein derartiges Monopol haben, dass dies schon wieder sehr konventionell ist.

• Wirtschaftskriminalität als Samstagabend-Unterhaltung ist einfach nicht sexy.

• 45 oder 60 statt 90 Minuten würden auch reichen.

• Der zweite Fall, den das ZDF am 17. März zeigt, ist wesentlich kurzweiliger und durchschaubarer und hätte sich zum Start besser geeignet.

• Joachim Król ist aber nicht nur ein sehr populärer, sondern auch ein hervorragender und sehr sympathischer Schauspieler, dem man trotz allem gern zusieht, egal was er spielt.

Lutter, Samstag um 20.15 Uhr im ZDF.

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Michael, 23. Februar 2007, 16:56.

Lutter

Seit 2007 (ZDF). Dt. Krimireihe.

Der Essener Hauptkommissar Alexander Lutter (Joachim Król), den niemand beim Vornamen nennt, aber fast alle duzen, ist ein ruhiger, besonnener, bodenständiger Ruhrpöttler, der vor allem dem Fußballplatz ausrastet. Er spielt in einer Mannschaft mit seinen besten Freunden, dem Türsteher Sunny (Jochen Nickel) und dem Kneipenwirt Höcki (Timo Dierkes). Sein jüngerer Kollege bei der Polizei, Michael Bergmann (Lucas Gregorowicz), der Lutter siezt, aber von ihm geduzt wird, ist ein Schnösel, der meistens gerade aus dem Golfclub zum Tatort kommt und dann noch seine hässlichen karierten Golfpullover trägt, normalerwiese im Dienst aber einen Anzug. Mit der Staatsanwältin Jale Deniz (Sascha Ö. Soydan) ist Lutter auch privat verbandelt, daneben arbeiten sie an vielen Mordfällen gemeinsam. Lutters Chef Dr. Schneider (Thomas Meinhardt) hält Lutter zwar für seinen besten Mann, hat aber manchmal Probleme mit den unkonventionellen Ermittlungsmethoden des eigensinnigen Kommissars, der auch regelmäßig seine Kumpels Sunny und Höcki einspannt.

Solider Samstagskrimi mit spielfilmlangen Folgen um 20.15 Uhr.

Offene Hose

Vielen Dank für den Vorschlag, der mich am Abend erreichte, doch mal was über Big Brother zu bloggen.

Stimmt, das kommt ja wieder.

Gut, das wäre erledigt.

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Michael, 22. Februar 2007, 02:00.

Hüllenlos – Auch nackt gut aussehen

2007 (RTL2). Noch eine Doku-Soap, die übergewichtige Menschen beim Abspecken begleitete, diesmal mit einem Titel, der auch das RTL2-Publikum dafür begeistern sollte. Klappte nicht. Nach drei von acht angekündigten Folgen montags um 20.15 Uhr gab der Sender auf.

Big Brother

Seit 2000 (RTL 2); 2000–2001 (RTL). Extrem-Gameshow.

Die Ausgangsidee: Zehn Kandidaten, je fünf Männer und Frauen, die sich nie gesehen haben, leben 100 Tage lang von der Außenwelt abgeschnitten in einem 153 Quadratmeter großen Wohncontainer. Jeder Raum wird rund um die Uhr von Mikrofonen abgehört und von Kameras gefilmt, nachts sind Infrarotkameras im Einsatz. Komfort gibt es nicht, Fernseher, Computer, Telefon oder überhaupt Elektrizität sind nicht vorhanden, warmes Wasser nur begrenzt („Back to basic“ nannte RTL 2 dieses Konzept). Gemüse muss selbst geerntet, Brot selbst gebacken werden. Lediglich ein geringes Haushaltsbudget steht für Einkäufe zur Verfügung, die den Bewohnern auf Bestellung in eine „Schleuse“ gestellt werden. Sie müssen Wochenaufgaben erfüllen, die über die Erhöhung oder Reduzierung des Budgets entscheiden. Alle zwei Wochen stimmt das Fernsehpublikum über den „Rauswurf“ eines von zwei Kandidaten ab, die zuvor von den Bewohnern selbst in geheimer Abstimmung nominiert worden sind. Verlässt jemand den Container freiwillig, rücken Reservekandidaten nach. Unter den drei übrig gebliebenen Kandidaten wählt das Publikum zum Schluss den Sieger, der 250 000 DM gewinnt.

„Du bist nicht allein“ war das Motto der umstrittensten neuen Show seit langer Zeit, die eine Mischung aus Spielshow, Reality-TV, Doku-Soap und Psychoexperiment war und schließlich „Real-Life-Soap“ genannt wurde. Das Konzept stammte von dem Holländer John de Mol und seiner Produktionsfirma Endemol und war in den Niederlanden ein Riesenerfolg. Deutsche Politiker waren vor dem hiesigen Start so freundlich, der Show auch bei uns große Aufmerksamkeit zu verschaffen, indem sie ihr Verbot forderten, weil sie gegen die Menschenwürde verstoße. RTL 2 wies darauf hin, dass alle Kandidaten freiwillig dabei seien und jederzeit die Möglichkeit hätten, auszusteigen.

Trotzdem ging RTL 2 in der dritten Sendewoche nach massivem öffentlichen Druck den Kompromiss ein, die Kameras in den Schlafräumen jeden Tag für eine Stunde abzuschalten. Die Einschaltquoten standen anfangs in keinem Verhältnis zur Aufregung, steigerten sich jedoch mit der Zeit. Mit einem Marktanteil von durchschnittlich 20 % bei den werberelevanten 14- bis 49-jährigen Zuschauern und oft über 40 % bei den 14- bis 29-Jährigen war die Reihe schließlich der bisher größte Erfolg für RTL 2: Einzelne Sendungen wurden von mehr Menschen gesehen als irgendeine andere RTL-2-Sendung zuvor.

Die erste Staffel (1. März bis 9. Juni 2000) lief komplett bei RTL 2. Eine 50-minütige Zusammenfassung der Tagesereignisse zeigte der Sender jeden Tag um 20.15 Uhr. Sonntags gab es einen einstündigen Zusammenschnitt der gesamten Woche (Big Brother – Die Woche), anschließend die einstündige Live-Sendung Big Brother – Der Talk. Diese befasste sich u. a. mit den Nominierungen und Rauswürfen. Den Talk moderierte Percy Hoven, Außenreporterin war Sophie Rosentreter; Torsten Wember gab die telefonischen Abstimmungsergebnisse bekannt. Hoven war mit der Live-Situation permanent überfordert und manövrierte sich selbst von einer Peinlichkeit in die nächste. Rosentreter schien einfach nur aufgeregt zu sein, dass sie im Fernsehen war.

Im Internet konnte man rund um die Uhr alle Räume live beobachten. Die Höhepunkte der Staffel: Zlatko schneidet sich die Brusthaare, bis er blutet, Kerstin und Alex haben Sex, Manu kotzt Bier auf den Rasen. Die Kandidaten der ersten Staffel schieden in dieser Reihenfolge aus: Despina (sie ging nach fünf Tagen freiwillig und wurde eine Woche später durch Jona ersetzt), Thomas, Jana, Zlatko, Jona (freiwillig, wurde durch Sabrina ersetzt), Manuela, Kerstin (ging freiwillig und aus Solidarität mit Manuela aus dem Haus, als diese rausgewählt wurde; Ersatzkandidatin: Verena), Alexander, Verena und Sabrina. Unter den verbliebenen Bewohnern Andrea, Jürgen und John wurde im Rahmen einer viereinhalbstündigen Abschlussshow der Potsdamer Zimmermann John zum Sieger gewählt, knapp vor dem Kölner Feinblechner Jürgen, der zuvor über Wochen als großer Favorit galt.

Star der Show wurde aber schon Wochen zuvor der 24-jährige Industriemechaniker Zlatko Trpkovski, ironisch „Sladdi, The Brain“ genannt, der in der Show u. a. zum ersten Mal hörte, dass es jemanden gegeben haben muss, der William Shakespeare hieß und anderen Menschen durchaus ein Begriff zu sein schien. Zlatko wurde schon am 9. April überraschend herausgewählt, was sich für ihn als großer Vorteil erwies: Er trat danach in zahllosen Talkshows auf, bekam seine eigene Fernsehshow Zlatkos Welt und nahm eine Single mit dem Titel „Ich vermiss Dich wie die Hölle“ auf, die auf Platz eins der deutschen Charts kam und sich dort vier Wochen hielt. Zuvor hatte bereits „Leb“, der Big Brother-Titelsong, gesungen von der „3. Generation„, zwei Wochen lang Platz eins gehalten.

Nach dem Ende der Show sangen die Kumpels Zlatko & Jürgen das Duett „Großer Bruder“ und schafften einen weiteren Nummer-eins-Hit. Auch Alex Jolig, Macho und Gastronom aus Bonn, nahm eine Single auf: „Ich will nur dich“ erreichte Platz drei der Charts. Anschließend schwängerte er Jenny Elvers. Die als Zicke abgestempelte Hamburger Studentin Manuela, ihre Freundin Kerstin, eine Schauspielerin, und die Studentin Verena traten nach ihrem Ausscheiden als Moderatorinnen in der RTL-2-Gameshow Call TV auf. Jona und John bekamen eine Rolle in der RTL-Serie Unter uns. Damit erfüllte sich die Prophezeiung der Produzenten: „Die Kandidaten werden zu Stars.“

Produzent John de Mol vervielfachte mit dem Konzept den Börsenwert seiner Firma Endemol, die Rechte wurden in die USA, nach Großbritannien und in die halbe Welt verkauft. In Deutschland war Big Brother über mehr als drei Monate das Medienthema Nummer eins. Endlose Aufgüsse füllten die Sommerpause. Big Brother – Das Leben danach zeigte montags um 20.15 Uhr in acht einstündigen Folgen, was die Kandidaten in ihrer neuen Freiheit machten. Auf dem gleichen Sendeplatz liefen anschließend sechs Folgen Big Brother – Das Beste mit Zusammenschnitten der Highlights.

Mit Beginn der zweiten Staffel (16. September bis 30. Dezember 2000) hängte sich auch der Muttersender RTL, dem das Experiment anfangs zu riskant war, an den Erfolg an, und beide Sender präsentierten die Containershow gemeinsam. Alles war nun größer, länger und öfter. Unter 70 000 Bewerbern wurden zwölf Kandidaten ausgewählt; der Sieger musste 106 Tage im Haus bleiben. Die jetzt auf eine Stunde verlängerten täglichen Zusammenschnitte zeigte weiterhin RTL 2 von Sonntag bis Freitag. Die Live-Sendung mit Nominierungen und Rauswürfen lief als zweistündige Samstagabendshow zur Primetime bei RTL. Neue Moderatoren waren Oliver Geissen und Aleksandra Bechtel, Gudrun Loeb übernahm die Moderation der Telefonabstimmung. Bechtel moderierte außerdem sonntags um 17.00 Uhr bei RTL das 45-minütige Magazin Big Brother – Family & Friends, in dem sie draußen gebliebene Freunde und Familien der Kandidaten vorstellte.

Donnerstags um 23.15 Uhr lief, ebenfalls bei RTL, Big Brother – Die Reportage. RTL 2 stockte sein Programm mit Big Brother – Das Quiz auf, in dem zwei Stunden lang sonntags bis freitags ab etwa 1.00 Uhr nachts noch einmal die Highlights des Tages mit interaktiven Zuschauerspielen kombiniert wurden; Maike Tatzig moderierte montags bis freitags, Jenny Elvers sonntags. Monatlich berichtete Big Brother International abends über das Leben und die Kandidaten in den Containern anderer Länder, in denen das Spektakel auch veranstaltet wurde. Ausführliche Beiträge in allen RTL- und RTL-2-Magazinen (bei RTL 2 auch in den Nachrichten) rundeten die „Berichterstattung“ ab.

Bekannt wurden von den Kandidaten der zweiten Staffel vor allem: Christian, der sich von Beginn an als arrogantes Ekel hervortat, sich selbst „Nominator“ nannte und schnell freiwillig ging, Daniela und Karim, die zusammen freiwillig gingen und im folgenden Jahr heirateten, der bärige Rocker Harry, der Softie Walter und die „Hexe“ Hanka. Es siegte die freundlich-unauffällige Alida vor Harry. Alida moderierte später bei Neun Live und übernahm 2004 bei Pro Sieben die Sendung Das Geständnis. Wieder gingen etliche Bewohner ins Tonstudio, doch nur zwei Songs erreichten die Top Ten: Christian sang „Es ist geil, ein Arschloch zu sein“ und blieb wochenlang auf Platz eins der Charts. Die Nachfolgesingle „Was kostet die Welt“ wurde ein Top-Ten-Hit, ebenso „Ich geh‘ nicht ohne dich“ von Walter. Dieser Walter Unterweger spielte außerdem später in Marienhof mit. Der neue Titelsong „Zeig mir dein Gesicht“ von „Berger“ erreichte Platz 2 in den Charts.

Die dritte Staffel (27. Januar bis 12. Mai 2001) dauerte wieder 106 Tage, beherbergte anfangs zwölf Kandidaten und ließ auch sonst fast alles beim Alten. Es kam lediglich noch eine Sendung hinzu (Big Brother – Dein Gewinn, 90-minütige Vormittags-Spielshow mit Carolin Beckers). Nur die Quoten brachen plötzlich so dramatisch ein, dass der Reality-Überwachungsboom scheinbar mit der Sendung zu Ende ging, die ihn eingeläutet hatte. Hatte die Abschottung von der Außenwelt bei den Kandidaten der ersten Staffel bewirkt, dass sie beim Verlassen des Hauses überrascht feststellten, dass sie Stars geworden waren, war es bei den Kandidaten der dritten Staffel umgekehrt: Sie waren überrascht, als sich niemand für sie interessierte. Das war kein Wunder: Anfang 2001 zog eine unüberschaubare Zahl von Kandidaten in irgendwelche „Container“ (u. a. Girlscamp, To Club) ein, sodass die Zuschauer den Überblick verloren. Die winzige Pause nach der zweiten Staffel tat ihr Übriges. Der „Spiegel“ schrieb: „Jeder Bahnhofsjunkie teilt sich seinen Stoff besser ein.“ (Es gewann Karina.)

Entsprechend lang war die Pause bis zum Beginn der vierten Staffel, mit der ernsthaft jedoch niemand gerechnet hatte, obwohl es immer wieder entsprechende Ankündigungen gegeben hatte. Die neue Version (31. März bis 7. Juli 2003) hieß Big Brother – The Battle. Aleksandra Bechtel moderierte nun allein. RTL war kein Partner mehr. RTL 2 zeigte täglich um 19.00 Uhr eine einstündige Zusammenfassung und montags um 20.15 Uhr die Entscheidungsshow. Außerdem berichtete Tele 5 täglich ab 22.00 Uhr in Der Nachtfalke über das Geschehen im Container und zeigte es live von 0.00 bis 6.00 Uhr. Der „Battle“ bestand darin, dass die anfänglich acht Kandidaten (die Gruppen wurden später vergrößert) nun in zwei Gruppen aufgeteilt wurden: Die einen lebten im Luxus, die anderen mussten draußen kochen und auf Stroh schlafen. Nach „Battles“, also Wettkämpfen oder Mutproben, wurde gewechselt.

Öffentliches Aufsehen erregte diese Staffel nicht, die Berichterstattung in der Presse ging gegen null, selbst die Politiker und Jugendschützer hatten aufgehört, sich zu erregen. Über Big Brother wurde nicht mehr geredet – doch es wurde offenbar von einem ansehnlichen Kreis von Fans gesehen. Die Quoten waren nicht vergleichbar mit den ersten beiden Staffeln, aber auch nicht mit dem Flop der dritten. RTL 2 bekam durch die täglich konstant überdurchschnittlichen Marktanteile einen erheblichen Schub und verlängerte die Entscheidungsshow von einer auf zwei Stunden.

Das Preisgeld betrug diesmal maximal 120 000 €, die genaue Höhe wurde in der letzten Woche dadurch bestimmt, wie gut die verbliebenen vier Kandidaten mehrere Aufgaben erfüllten. Die so erspielten 90 000 € bekam dennoch der Sieger allein: der Essener Bademeister Jan. Und Sava gewann Hella, indem er ihr einen Heiratsantrag machte. Beide hatten im Container nach erfolgreichem Abschluss einer „Battle“, die aus einem Liebesverbot bestand, ungeschützten Geschlechtsverkehr. Anschließend musste Hella Big Brother um die „Pille danach“ bitten. Den Titelsong „Alles ändert sich“ sang Oli. P. 

Die fünfte Staffel (2. März 2004 bis 28. Februar 2005) brachte weitere Verschärfungen mit sich: Zwischen erstem Einzug und Finale lag nun ein ganzes Jahr, und die Kandidaten lebten in drei durch goldene Gitter getrennte Zonen: Team Reich durfte in Luxus schwelgen, Team Survivor musste mit einfachsten Mitteln im Freien leben, Team Normal konnte seine höchst bescheidene Ausstattung durch Fleißarbeiten aufbessern. „Challenges“ und „Matches“ entschieden über zusätzliche Belohnungen, Preise für einzelne Bewohner und ganze Teams sowie die Frage, wer in welchem Bereich leben durfte. Am Ende winkte eine Million €. Die viel längere Zeit nutzte Big Brother für entsprechend langfristige Aufgaben: So wurde der als „Sachsen-Paule“ aus Pornos bekannte Kandidat Heiko über Wochen zum Marathonläufer trainiert.

Immer wieder griff die Sendung mit Spielen im Container andere aktuelle Fernsehtrends auf, ließ die Kandidaten gegen Zuschauer zu Hause Quiz spielen oder trainierte sie für einen Boxkampf. Eine geplante Schönheits-OP im Container wurde aber kurzfristig wieder abgesagt. Für heftigste Reaktionen außerhalb des Containers sorgten antisemitische Witze, die einzelne Bewohner spät nachts erzählten.

Dies war auf Premiere zu sehen, weil der Sender gegen Bezahlung eine Live-Übertragung rund um die Uhr anbot. Auch Tele 5 und MTV 2 brachten wieder eigene Zusammenfassungen der Ereignisse. RTL 2 berichtete wie gewohnt täglich um 19.00 Uhr eine Stunde lang vom Treiben im Container, es moderierten Oli. P und gelegentlich der frühere „Nominator“ Christian Möllmann. Die zweistündige Entscheidungssendung präsentierte Ruth Moschner. Sie lief zunächst donnerstags, dann montags um 20.15 Uhr.

Die konstant akzeptablen Quoten und erhebliche Zusatzeinnahmen durch Telefon-Hotlines, die Premiere-Abos und viele Merchandisingprodukte bewogen RTL 2, das Konzept nahtlos in einer weiteren, sechsten Staffel (ab 1. März 2005) auf die Spitze zu treiben: Die Kandidaten zogen zeitlich unbegrenzt in ein 4000 Quadratmeter großes Big Brother-Dorf. Jochen Bendel übernahm die Aufgaben von Christian Möllmann. Für eine Weile sah es so aus, als würde ausgerechnet diese die kürzeste Staffel, nachdem sich die Marktanteile zu Beginn schlagartig halbierten. Dennoch hielt RTL 2 vorerst an dem Format fest und setzte Oli. P als neuen Hauptmoderator ein, als Moschner zum Juni ihren Ausstieg ankündigte. Die Endlos-Staffel endete dann aber doch vorzeitig, ebenfalls nach fast genau einem Jahr am 26. Februar 2006.

Ein weiteres verging, dann ging es weiter. Nach den Erfahrungen der Langzeitstaffeln mit einem ständigen Rein- und Raus der Kandidaten kehrte die Show ab der siebten Staffel zurück zu den Wurzeln und dem Konzept der ersten Staffeln, begrenzt auf eine gemeinsame Kandidatengruppe und 150 Tage im Haus. Ein Publikumsliebling der ersten Staffel, der Ex-Kandidat Jürgen Milski, und Charlotte Karlinder wurden als Moderatoren für die zweistündigen Entscheidungsshows montags um 21.15 Uhr engagiert.

Immer wieder Jim

2006–2009 (RTL2). 180-tlg. US-Sitcom von Tracy Newman und Jonathan Stark („According To Jim“; 2001–2009).

Jim (Jim Belushi) und Cheryl (Courteney Thorne-Smith) sind glücklich verheiratet. Jim ist ein Faulpelz, der ständig neue „Spiele“ erfindet, die die kleinen Töchter Ruby (Taylor Atelian) und Gracie (Billi Bruno) in Aktion versetzen, während seien Aufgabe darin besteht, im Sessel zu sitzen und Zeitung zu lesen. Cheryl hat in Wirklichkeit die Hosen an und muss außer den Töchtern und Baby Kyle auch ihren Mann erziehen. Ihre Geschwister Andy (Larry Joe Campbell), ein gutherziger und naiver Kerl, der zugleich Jims Arbeitskollege ist, und die vorlaute Dana (Kimberly Williams) hängen dauernd bei der Familie im Haus rum.

Den Versuch unternehmend, den Erfolg von King Of Queens durch gleiche Strategie zu wiederholen, programmierte RTL2 jeden Nachmittag je nach Laune zwischen zwei und fünf Folgen hintereinander und schaffte es dadurch, innerhalb eines Monats schon 79 Folgen weggesendet zu haben. Dann ging es endlich wieder von vorn los. Der große Erfolg stellt sich trotzdem nicht ein, obwohl ja eigentlich schon die Serie selbst versuchte King of Queens zu kopieren. In Österreich hieß sie Jim hat immer Recht.

Edel & Starck

2002–2005 (Sat.1). 51-tlg. dt. Anwaltsserie von Marc Terjung.

Die beiden Anwälte Felix Edel (Christoph M. Ohrt) und Sandra Starck (Rebecca Immanuel) betreiben eine gemeinsame Kanzlei in Berlin. Er ist ein Macho, der sich selbst gerne über- und Frauen unterschätzt und aus dem Bauch heraus handelt, sie ist eine selbstbewusste, ehrgeizige Frau, die leider in Beziehungsdingen regelmäßig versagt. Dass ausgerechnet diese beiden zusammenarbeiten, ist nur aus der Not geboren: Er braucht jemanden, der Geld in die Kasse bringt, sie einen Job. Fortan lieben und hassen sie sich, kämpfen einen endlosen Geschlechterkampf und versuchen einander mit jedem neuen Fall zu beweisen, wer der Bessere ist – um am Ende natürlich doch festzustellen, dass sie nur gemeinsam ein unschlagbares Team bilden. Zwischen den Büros der beiden sitzt Sekretärin Sabine „Biene“ Winkelmann (Isabel Tuengerthal) und sorgt dafür, dass die Kämpfe nicht ausufern. Otto Özdemir (Hasan Ali Mete), ein kleiner Ganove, anfangs der Arzt Christoph Behnke (Frank Behnke) und später der Anwalt Frank Vanhaiden (Luc Veit) sind Felix‘ Freunde, die Staatsanwältin Patricia Rieger (Barbara Demmer) ist Sandras beste Freundin und Mitbewohnerin. Wenn sie für einen Fall zuständig ist, den Sandra auf der anderen Seite vertritt, kommt es entweder zu heimlichen Absprachen im Vorfeld oder zu heimlichen Auseinandersetzungen auf dem Damenklo, während die Verhandlung unterbrochen wird.

Felix und Sandra haben Gefühle füreinander, brauchen jedoch mehr als drei Jahre, bis sie es zugeben. Im zweiteiligen Serienfinale brechen sie in eine Bowlinghalle ein, um heimlich Beweismittel zu vernichten, werden eingeschlossen und verbringen dort ihre erste Liebesnacht. Sie werden erwischt, und ein Untersuchungsausschuss (als unerbittlicher Vorsitzender in einer Gastrolle: Rufus Beck) hat darüber zu befinden, ob beiden die Zulassung entzogen wird. Felix und Sandra, die sich längst wieder verkracht haben, lassen sich von Frank verteidigen, der dem Ausschuss beweisen will, dass es sich allein um die verrückte Tat zweier Liebenden und nicht um ein vorsätzliches Verbrechen handelte. Als Zeugen lässt er den kompletten Freundeskreis auftreten. Und jetzt lassen sich endlich auch Felix und Sandra überzeugen, dass sie zusammen gehören.

Edel & Starck mischte ein bisschen Ally McBeal mit Liebling – Kreuzberg und ragte dank inspirierter und pointierter Dialoge trotz der eigentlich schlichten Ausgangssituation aus dem Serieneinerlei heraus. Die Quoten waren ordentlich, die Kritiken überschwänglich und die Serie nach nur vier Staffeln viel zu früh zu Ende. Die einstündigen Folgen liefen montags um 21.15 Uhr.

Edel & Starck erhielt den Deutschen Fernsehpreis 2002 (Beste Serie und Christoph M. Ohrt als bester Schauspieler einer Serie).

Liebling – Kreuzberg

1986–1998 (ARD). 58-tlg. dt. Familienserie von Jurek Becker, Regie: Heinz Schirk.

Robert Liebling (Manfred Krug) ist ein liebenswerter Brummbär. Er fährt meist mit dem Fahrrad oder Mofa, isst am liebsten Wackelpudding und trägt hässliche bunte Krawatten, die nicht zu seinen Anzügen passen. Liebling hat eine eigene Rechtsanwaltskanzlei in Berlin-Kreuzberg, legt aber lieber die Füße hoch als zu arbeiten und beschäftigt deshalb Herrn Arnold (Michael Kausch) als Sozius, der sich gern nur „G. Arnold“ nennt, weil ihm sein Vorname Giselmund peinlich ist. Wenn Liebling doch einmal einen Fall übernimmt, geht er zwar mit seinen Mandanten ruppig um, gewinnt aber in der Regel den Fall für sie. Die alte Sekretärin Paula (Corinna Genest) und die junge Sekretärin Senta (Anja Franke) sind die guten Seelen der Kanzlei. Liebling ist geschieden und wechselt seine Frauen in schöner Regelmäßigkeit, denn er hält es bei keiner lange aus. Ausgerechnet mit der Staatsanwältin Rosemarie Monk (Diana Körner) ist er längere Zeit zusammen (Folge 7 bis 27). Als sie sich im April 1990 von ihm trennt und auch noch Herr Arnold kündigt, möchte sich Liebling zur Ruhe setzen und schließt seine Kanzlei.

Aus Geldnot muss er jedoch Anfang 1994 (Folge 28) als Sozius der Rechtsanwältin Isolde „Issy“ Isenthal (Jenny Gröllmann) im Ostteil der Stadt anfangen. Ebenfalls aus Geldnot wohnt er dort auch gleich in der Kanzlei. Sekretärin Senta folgt ihm an den neuen Arbeitsplatz, nimmt die Walkman-Kopfhörer aber weiterhin nur in Ausnahmefällen von den Ohren. Lieblings eigenwillige Tochter Sarah (Roswitha Schreiner) geht anfangs noch zur Schule und bringt Anfang 1994 Enkelsohn Robertchen (Adrian Schröck) zur Welt, den sie alleine erziehen will. Issy hat eine Tochter namens Barbara (Liesa Schober). Im Innenhof des Gebäudes, in dem die Kanzlei untergebracht ist, treiben sich oft zwei merkwürdige, aber gutmütige Cowboys (Günter Schubert und Jörg Gudzuhn) herum, die den Anwälten immer mal wieder aushelfen. Ihr Traum ist es, mit ihrem Cadillac nach Kanada auszuwandern. Im Oktober 1997 (Folge 41) eröffnet Liebling wieder eine eigene Kanzlei mitsamt dem bewährtem Sekretariat und macht Bruno Pelzer (Stefan Reck) zu seinem neuen Partner. Er und Sarah Liebling verlieben sich, die beiden halten ihre Beziehung aber noch eine Weile vor ihrem Vater geheim. Schließlich erfährt er es doch, und die beiden entschließen sich zu heiraten.

Der Schriftsteller Jurek Becker trat in einigen Folgen selbst auf, er spielte Rosemarie Monks Ex-Mann. Becker, der die Serie erfunden und die ersten drei Staffeln seinem Freund Manfred Krug auf den Leib geschrieben hatte, stieg nach Folge 27 aus. Erst nach fast vier Jahren Pause starteten die 13 Folgen der vierten Staffel, die im Ostteil Berlins spielten und die der Autor Ulrich Plenzdorf geschrieben hatte. Für die fünfte Staffel kehrte Becker zurück und schrieb noch einmal 18 neue Folgen. Es wurde seine letzte Arbeit, kurz nach Beendigung der Bücher starb er. Später wurde beschlossen, die Serie nicht fortzusetzen, auch weil Manfred Krugs Gesundheitszustand nicht mehr der beste war. Produzent war Otto Meissner. Liebling – Kreuzberg erhielt den Grimme-Preis mit Gold 1987, Grimme-Preis mit Silber 1988, TeleStar 1988 und den Grimme-Preis 1995.

Die 45-Minuten-Folgen liefen mit großem Erfolg zunächst montags, später dienstags um 20.15 Uhr.

Diese Drombuschs

1983–1994 (ZDF). 39‑tlg. dt. Familienserie von Robert Stromberger, Regie: Claus Peter Witt und Michael Meyer.

Vera (Witta Pohl), eigentlich Krankenschwester, und Siegfried Drombusch (Hans-Peter Korff) führen ein Antiquitätengeschäft in der Innenstadt von Darmstadt. Ihre Kinder Marion (Sabine Kaack; ab der sechsten Staffel: Susanne Schäfer) und Chris (Mick Werup) sind schon erwachsen, nur Nesthäkchen Thomi (Eike Hagen Schweickhardt) geht anfangs noch zur Schule und leistet später seinen Wehrdienst bei der Bundeswehr. Chris ist Polizist, Marion schlägt sich zunächst mit wechselnden Tätigkeiten durchs Leben. Sie hat einen unehelichen Sohn namens Daniel (Jan Harndorf). Ihr Freund ist der Fotograf Gerd Schräpper (Peter Buchholz), später Dr. Peter Wollinski (Thomas Schücke). Oma Margarete Drombusch (Grete Wurm) lebt seit dem Tod ihres Mannes allein und leidet darunter, nicht mehr gebraucht zu werden. Vera und Siegfried träumen vom eigenen Haus und kaufen auf Vorschlag von Onkel Ludwig Burlitz (Günter Strack) die Alte Mühle vor der Stadt. Sie renovieren sie, ziehen ein und verlegen ihr Geschäft dorthin. Siegfried erleidet einen Herzinfarkt und stirbt in Folge 13.

Vera und Marion eröffnen in der alten Mühle zusätzlich zum Geschäft noch ein Lokal, das Onkel Ludwig führt. Ludwig, lange Zeit heimlich in Vera verliebt, offenbart ihr nun seine Liebe, ist und bleibt jedoch chancenlos. Vera kommt mit Dr. Martin Sanders (Michael Degen) zusammen. Chris heiratet Tina Reibold (Marion Kracht). Durch einen Unfall verliert die schwangere Tina ihr Baby und kann danach keine Kinder mehr bekommen. Zufällig lernen sie den kleinen Richy Streightner (Jacques Hipplewith) kennen, einen schwarzen Jungen, dessen Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben kommen. Die beiden sorgen für ihn. Bei einem Polizeieinsatz im Fußballstadion wird Chris von Hooligans so schwer verprügelt, dass er in Folge 31 seinen Verletzungen erliegt. Tina führt einen langen Kampf mit dem Jugendamt, weil sie Richy adoptieren möchte, und darf den Jungen schließlich bei sich behalten.

Yvonne Boxheimer (Anja Jaenicke), die alle nur Yvonnche nennen, ist ein stummes Mädchen vom Rummelplatz, das bei Onkel Ludwig und dessen mütterlicher Freundin Frau Hohenscheid (Heidemarie Hatheyer) wohnt. Zum Ärger der Familie nimmt Ludwig auch Woody (Mathias Hermann) auf, der an der Prügelei mit Chris beteiligt war, den aber keine Schuld trifft, wie sich später herausstellt. Zu den Schuldigen gehört dagegen Yvonnches Bruder Karlheinz (Thomas Ahrens). Sowohl Yvonnche als auch Woody helfen im Lokal aus, außerdem hat Ludwig Marga Diebelshauser (Simone Rethel) als Bedienung eingestellt. Marion pachtet die „Katakomben“, eine heruntergekommene Spelunke, und macht ein ansehnliches Restaurant daraus. Der Anwalt Maximilian Lechner (Sigmar Solbach) ist ihr neuer Freund. Onkel Ludwig gibt das Lokal in der Alten Mühle an Hermann Eurich (Hans Weicker) ab, er selbst übernimmt auf dem Rummelplatz das Kasperltheater.

Vera scheint an den Schicksalsschlägen zu zerbrechen. Sie hat sich von Martin Sanders getrennt, wird depressiv, nimmt Medikamente und kommt ins Krankenhaus. Onkel Ludwig gelingt es, ihr neuen Lebenswillen zu geben, indem er das schwangere Yvonnche und ihren Freund Jürgen Baumert (Christian von Richthofen) in der Alten Mühle wohnen lässt und Vera so eine neue Aufgabe verschafft. Tatsächlich geht es ihr nach der Geburt von Yvonnches Baby wesentlich besser. Holger Kretschmar (Max Herbrechter) ist Tinas neuer Freund, sie trennt sich jedoch von ihm, als sie erfährt, dass er dafür verantwortlich ist, dass ihr Vater (Heinz Gerhard Lück) im Gefängnis sitzt. Holger wird daraufhin Koch in Marions „Katakomben“. Onkel Ludwig wandert nach Mauritius aus. Oma Drombusch, deren Freundin Frau Werbelhoff (Jane Tilden) seit einem Unfall im Rollstuhl sitzt, wird langsam alt und verwirrt und benötigt Aufsicht. Vera überredet Marion, sich um Oma zu kümmern. Damit hat sie selbst jetzt keine Verantwortung mehr. Also reist Vera Onkel Ludwig nach Mauritius nach.

Die Familienserie der 80er‑Jahre schlechthin. Mit seinem schon bei den Unverbesserlichen demonstrierten einzigartigen Realismus zeigte Robert Stromberger das Alltagsleben einer normalen Familie zwischen Banalität und Schicksalsschlägen, zeigte Konfliktthemen wie Auseinandersetzungen zwischen Polizisten und Demonstranten oder den Umgang mit alten Menschen in all ihrer Komplexität und von verschiedenen Standpunkten, führte immer wieder schonungslos den Hang der Menschen zum Selbstbetrug vor.

Dabei war es manchmal schwer zu entscheiden, was unerträglicher war: das stumme Schweigen aller am Esstisch oder die endlosen Debatten der Beteiligten. Nicht untypisch ist dieser Dialog zwischen Vera und Siegfried, der ihr vorwirft, für Thomis Fünf in Mathe und die ungenügende Beaufsichtigung der Hausarbeiten verantwortlich zu sein – schließlich sei sie diejenige, die zu Hause ist. „Stimmt“, erwidert Vera. „Ich bin in der Tat samstags zu Hause. Während du aufregende Entspannung auf der Fußballtribüne suchst. Ich bin auch sonntags zu Hause. Während du beim strapaziösen Frühschoppen überparteiliche Beziehungen pflegst. Und besonders bin ich in der Woche abends zu Hause. Wenn du bei zeitungsträchtigen Vereinsfeiern die Partei vertrittst, bedeutungsvolles Blablabla machst und mit städteverschwisternden Damen charmierst. Das ist das Partnerschaftsbild der Jahrhundertwende!“ – „Ich möchte doch sehr bitten, ja? Du wirst die einträchtige Wechselbeziehung zwischen Politik und Geschäft nicht bestreiten wollen.“ – „Das tu ich auch gar nicht. Aber wo bleibt die Wechselbeziehung zwischen Vater und Sohn?“ Die ewig steifnackige, gut meinende und zu kurz kommende Vera hielt immer wieder endlose Moralpredigten mit Poesiealbum-Ratschlägen. Ihr enttäuscht-vorwurfsvoller Blick („Ist das fair?“) wurde für eine ganze Generation zur prägenden Fernseherfahrung.

Diese Drombuschs war eine der erfolgreichsten Serien des deutschen Fernsehens. So erfolgreich, dass sie der ARD einen „Drombusch-Schock“ verpasste: Die Folge vom 13. Januar 1992 schaffte den sagenhaften Marktanteil von 45 Prozent, und die Tagesschau schauten gleichzeitig so wenig Menschen wie noch nie. Das löste bei der ARD hektische Bemühungen aus, ihren eigenen Vorabend so populär wie irgend möglich mit eigenproduzierten Serien zu bestücken.

Die Folgen waren zunächst einstündig, hatten ab 1989 Spielfilmlänge und liefen immer zur Primetime.

Die Serie ist komplett auf DVD erhältlich.

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