Raab bleibt Marathonleerlaufmeister

Genau drei Stunden und 44 Minuten, die insgesamt zehn Werbeunterbrechungen mitgerechnet, hat die „McFit Fight Night“ auf Pro Sieben gestern gedauert, in der unter anderem, gegen Ende, auch Stefan Raab kurz wieder gegen Regina Halmich boxte.

Es war eine dieser abendfüllenden Stefan-Raab-Sendungen, in der kein Furz gelassen wird, ohne dass er fünfundachtzigmal angekündigt, von siebzehn Promis kommentiert, von zwei Sponsoren präsentiert, von drei Werbepausen unterbrochen, von Elton zum Anlass für eine Wette genommen, sechzehnmal in Zeitlupe wiederholt und siebenundzwanzigmal zusammengefasst wird. Gestern war das Publikum vor Ort irgendwann von den ewigen Verzögerungen so genervt, dass es seinen Unmut deutlich zum Ausdruck brachte.

Und das hört man ja gern und hofft, dass diese schreckliche Sendungs-Aufblas-Taktik auf Dauer nicht aufgehen wird, sondern selbst potentiell interessierte Fernsehzuschauer zum Beispiel beim siebten gescheiterten Gesprächsversuch mit Dariusz Michalczewski, dem x-ten egalen Gesprächsfetzen mit einem B-Promi oder einer der nicht mehr zählbaren Schaltungen in die Umkleidekabine frustriert abschalten. Oder überhaupt erst um 23 Uhr einschalten und sich die ersten Stunden mit dem Vorprogramm so fast ungesehen versenden.

Leider nicht: Schon ganz am Anfang hatte die „Fight Night“ gestern sehr gute Quoten (19,3 Prozent Marktanteil bei 14- bis 49-Jährigen; 3,7 Millionen Zuschauer insgesamt). Und sie steigerten sich im Laufe der nächsten dreieinhalb Stunden fast kontinuierlich auf zuletzt über 50 Prozent Marktanteil und fast 5 Millionen Zuschauer bei den 14- bis 49-Jährigen (gesamt: 43 Prozent Marktanteil und 8,6 Millionen Zuschauer).

Es besteht also nicht der geringste Grund zur Hoffnung, dass ProSieben zukünftige „Events“ weniger entsetzlich inszeniert.

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Stefan, 31. März 2007, 16:00.

Klimawandel immer deutlicher spürbar

Heute ist der 31. März, und Thomas Gottschalk verabschiedet sich mit Wetten, dass…? in die Sommerpause.

Michael, 31. März 2007, 11:56.

Gipsen oder schienen, dann heilt das wieder

Eigentlich schreibe ich ja lieber über Fernsehen als im Fernsehen zu sein, aber weil Imfernsehensein diese Woche viel Zeit beanspruchte, schreibe ich jetzt eben darüber, dass es so war und weise auf die kleine, liebevolle Show SWR3 latenight mit Pierre M. Krause hin, die sich heute Nacht um 0.05 Uhr im SWR Fernsehen bestimmt über ein paar zusätzliche Zuschauer freuen würde. Wir haben extra ein paar flache Witze einstudiert.

Im Teaser auf swr3.de können Sie vorab außerdem sehen, wie man unbeabsichtigt auf den Topf mit dem Comedygold stößt und versehentlich teure SWR-Requisiten zerstört. Jetzt muss ich nur noch eines Tages rausfinden, in welche Kamera man eigentlich guckt.

Michael, 31. März 2007, 09:06.

Furztrockenes Interview

Der Vorwurf, Reinhold Beckmann sondere vor allem heiße Luft ab, ist nicht neu. Stefan Raab war gestern so freundlich, den diese Woche endlich erbrachten Beweis auch allen zu zeigen, die Beckmann selbst am Montag nicht gesehen haben. Deutlich hörbar nach einer seiner Standardfragen:

Der Beweis bei TV Total.

Michael, 28. März 2007, 17:56.

Bill & Grey’s

Bill Clinton hofft vermutlich deshalb darauf, dass seine Frau bald Präsidentin wird, weil es im Weißen Haus die geileren Fernseher gibt.

Bei einer Veranstaltung des US-Senders TV Land, einer Art Kabel 1 für Amerikaner mit Serienklassikern und irrelevanten Realityshows, aber ohne Thomas Hackenberg, sagte Clinton, während sich Hillary auf Wahlkampftour befinde, sei er „viel zu Hause, und ich bin dankbar, dass mir TV Land nachts etwas zu tun gibt.“

Ferner kennen wir dank des Berichts des amerikanischen „TV Guide“ jetzt seine Lieblingsserien: „I Love Lucy“ aus den 50er-Jahren, die als Mutter aller Sitcoms gilt, aber in Deutschland nie gezeigt wurde, und „All In The Family“ aus den 70ern, ebenfalls bei uns nie gezeigt, die amerikanische Adaption einer englischen Serie, die auch für Deutschland adaptiert wurde und dann Ein Herz und eine Seele hieß. Aktuell sieht er am liebsten Grey’s Anatomy und 24, also interessanterweise die langweiligste und die spannendste Serie des Fernsehens. Welch ein Kontrast. Auf der einen Seite eine frauenaffine Liebesschmonzette und auf der anderen eine pathetisch-patriotische Dauerwerbesendung für Foltermaßnahmen aller Art.

Michael, 27. März 2007, 20:52.

Ein Herz und eine Seele

1973 (WDR); 1973–1976 (ARD). 25-tlg. dt. Sitcom von Wolfgang Menge. Regie: Jürgen Preen (in zwei Folgen der zweiten Staffel: Jürgen Flimm).

Der körperlich nicht gerade mit Überlänge gesegnete Alfred Tetzlaff (Heinz Schubert) aus Bochum ist ein Griesgram und ewiger Nörgler, dem nichts recht zu machen ist. Oder mal ehrlich: er ist ein verlogener, reaktionärer Spießer. Er mag keine Ausländer, niemanden aus der „Ostzone“, schon gar nicht die rote Regierung und nichts, was neu ist („Pizza! Weiß doch kein Mensch, woraus die besteht. Da wird so ein Stück Kuhfladen ausgerollt, dann kommt ein Klecks Tomatensoße drauf und das Ganze kostet dann fünf Mark. Und schmecken tut’s wie toter Frisör.“). Seinen Schwiegersohn Michael Graf (Diether Krebs; ab Folge 22: Klaus Dahlen) mag er auch nicht, denn der ist SPD-Anhänger, und seine Frau Else (Elisabeth Wiedemann; ab Folge 22: Helga Feddersen) ist eine „dusselige Kuh“, die in die Küche gehört, wie Frauen im Allgemeinen. Seine Wut lässt er ferner an seiner Tochter und Michaels Frau, Rita (Hildegard Krekel), aus.

Ein Herz und eine Seele lief zunächst im WDR und später in einigen anderen Dritten Programmen. Bundesweite Premiere in der ARD war am 31. Dezember 1973 mit der zwölften Folge, „Silvesterpunsch“. Die Episode ist inzwischen ebenso fester Bestandteil jedes Silvesterprogramms wie Dinner for one. Seitdem wurde in Farbe produziert.

Basis für Wolfgang Menges Serie war die britische Comedy „Till Death Us Do Part“ von Johnny Speight, von der Menge sogar die Rollennamen übernahm. Alf, Else, Rita und Mike hießen die Charaktere des Originals, das von 1966 bis 1975 erfolgreich bei der BBC lief und 1971 bereits als „All In The Family“ vom US-Sender CBS adaptiert wurde. Auch die deutsche Fassung wurde innerhalb nur eines einzigen Jahres bundesweiter Ausstrahlung ein Riesenerfolg und Hauptdarsteller Heinz Schubert als „Ekel Alfred“ zum Star.

Ihren Erfolg verdankte die Serie ihrem Gesprächswert. Jeder sprach über das Ekel, viele empörte Zuschauer schrieben Protestbriefe, nicht nur wegen des Inhalts, sondern auch weil Schubert als Ekel Alfred Worte wie „Scheiße“ oder „Arschloch“ in den Mund nahm – damals eine Ungeheuerlichkeit. In vielen Folgen ließ sich Alfred über tagesaktuelle Ereignisse aus. Autor Menge konnte sie kurzfristig in die Drehbücher einflechten, da die einzelnen Episoden erst am Tag ihrer Ausstrahlung vor Live-Publikum aufgezeichnet wurden. Als 21. und eigentlich letzte Folge lief im November 1974 eine Farbfassung der Episode „Der Sittenstrolch“, die bereits ein Jahr zuvor im WDR in Schwarz-Weiß gelaufen war. Zuvor waren bereits drei andere Schwarz-Weiß-Folgen in Farbe neu gedreht und zum Teil inhaltlich etwas aktualisiert worden.

Sieben Wochen nach der vermeintlich letzten Folge würdigte das Fernsehen die Serie am 27. Dezember 1974 zum Abschied mit dem Special „Requiem für ein Ekel“, in dem Politiker, Sozialwissenschaftler und Literaten todernst, hinter enormen Rauchschwaden ihrer Zigaretten versteckt, über die Bedeutung von Ekel Alfred für die Gesellschaft diskutierten.

18 Monate später ging es dann doch noch einmal weiter. In diesen letzten vier Folgen der Serie spielte Klaus Dahlen anstelle von Diether Krebs die Rolle des Michael. Krebs war ausgestiegen, weil der WDR begonnen hatte, die Drehbücher auf Wunsch der SPD zu entschärfen. Als Else wurde Elisabeth Wiedemann durch Helga Feddersen ersetzt. Eine spätere Neuauflage scheiterte ebenfalls aus politischen Gründen. Der WDR wollte nicht vor einer Bundestagswahl mit der Ausstrahlung neuer Folgen beginnen, da wollte Menge gar nicht mehr.

Primetime-Wiederholungen im Jahr 1996, die eigentlich nur kurzfristig als Lückenfüller gesendet wurden, wurden überraschend von mehr als sechs Millionen Zuschauern gesehen. Die über 20 Jahre alte Serie versammelte damit mehr Zuschauer als die meisten Erstausstrahlungen neuer Serien und war sogar in den 90er-Jahren noch einer der größten Erfolge des deutschen Fernsehens.

Sendeplatz war im Dritten wie im Ersten Programm etwa einmal im Monat montags um 20.15 Uhr. Jede Episode war 45 Minuten lang. Die Serie ist auf DVD erschienen.

Grey’s Anatomy — Die jungen Ärzte

Seit 2006 (Pro Sieben). US-Krankenhausserie von Shonda Rimes („Grey’s Anatomy“, seit 2005).

Eine Gruppe junger Ärzte beginnt ihre Lehrzeit im Seattle Grace Hospital, allen voran Meredith Grey (Ellen Pompeo), zugleich Off-Erzählerin, deren chaotisches Leben sie streckenweise überfordert – neben der Bewältigung des eigenen Privat- und Berufslebens kümmert sie sich um ihre pflegebedürftige Mutter. Außerdem: die überaus ehrgeizige Cristina Yang (Sandra Oh), die emotionale Isobel „Izzie“ Stevens (Katherine Heigl), der ebenso nette wie unsichere George O’Malley (T.R. Knight) und der arrogante Alex Karev (Justin Chambers). Die etablierten Vorgesetzen sind die tyrannische Dr. Miranda Bailey (Chandra Wilson), der Herzensbrecher Dr. Derek „McDreamy“ Shephard (Patrick Dempsey), der angesehene Dr. Preston Burke (Isaiah Washington) und Chefarzt Dr. Richard Webber (James Pickens jr.). Neben Karriere und Patienten kümmert sich die Riege in erster Linie darum, wer wen gerade liebt, z.B. Meredith McDreamy, Burke Cristina, Izzie Alex und George Meredith. Am Ende der ersten Staffel kommt heraus, dass McDreamy Shephard verheiratet ist, als seine untreue Noch-Frau Dr. Addison Montgomery-Shepherd (Kate Walsh) aus New York nach Seattle kommt, um die Ehe zu retten. Es hilft nicht sehr, dass der Trennungsgrund, Dr. Mark Sloan (Eric Dane), etwas später hinterherkommt.

In der dritten Staffel lassen die beiden sich endgültig scheiden, und Meredith stirbt rechtzeitig zum Episodenende, kann, da die Serie ihren Namen trägt, aber schon in der nächsten Episode wiederbelebt werden. Als absurde Folge dieser Nahtod-Erfahrung stirbt ihre Mutter. George heiratet die neue Kollegin Dr. Callie Torres (Sara Ramirez) und schläft mit Izzie, und Dr. Burke erscheint zwar noch als Bräutigam auf seiner Hochzeit mit Cristina, verlässt sie dann aber und die Stadt gleich mit. Alle Assistenzärzte außer George bestehen ihre Jahresabschlussprüfung.

Die Prämisse klingt wie Scrubs, Grey’s Anatomy ist aber viel langweiliger. Vor allem zu Beginn ließ die Serie kein noch so plumpes Klischee und keinen noch so abgegriffenen und vorhersehbaren Handlungsstrang aus. Es begann mit dem Morgen nach einem One-Night-Stand: Frau Grey muss sich von dem Mann, dessen Namen sie nicht einmal kennt, verabschieden, um nicht an ihrem ersten Arbeitstag zu spät zu kommen, geht zur Arbeit und trifft dort auf…? Richtig, eben diesen Mann, Dr. Shepherd, der natürlich ihr Chef ist. Izzie hat Verständigungsprobleme mit einer chinesischen Patientin und ruft die einzige asiatisch aussehende Kollegin zu Hilfe, Cristina, die völlig entrüstet ist, weil sie selbstverständlich in Korea geboren wurde und überhaupt in Los Angeles aufgewachsen ist. Und der unsichere George beschwichtigt die Frau eines sehr kranken Mannes, sie solle keine Angst haben, die Operation würde gelingen. Das verspreche er ihr. Und jetzt raten Sie mal: Jawoll, der Alte stirbt, die Frau ist sauer.

Es wurde im Lauf der Zeit etwas origineller und zugleich absurder, und in den USA entwickelte sich die Soap zum Sensationserfolg. Pro Sieben zeigte die erste Staffel erfolglos dienstags um 20.15 Uhr, die zweite zwei Stunden später, und nach und nach erreichte die Serie auch bei uns recht gute Einschaltquoten. In der Mitte der dritten Staffel verfrachtete ProSieben die Serie auf Mittwoch um 21.15 Uhr und war vermutlich selbst überrascht, dass der ehemalige Quotenflop plötzlich das erfolgreiche Zugpferd am Mittwochabend war und sogar die Quoten der Desperate Housewives übertraf, die ProSieben direkt vorher zeigte.

Burke-Darsteller Isaiah Washington wurde in der dritten Staffel aus der Serie gefeuert, nachdem er zunächst seinen homosexuellen Kollegen T.R. Knight am Set beschimpft hatte, und statt einer späteren Entschuldigung seine Dummheit auch noch in der Öffentlichkeit wiederholte.

Mit Beginn der vierten Staffel startete der Spin-Off Private Practice, der Dr. Addison Montgomery nach Los Angeles begleitete, wo sie fortan in einer privaten Praxis arbeitete. Ihn zeigt ProSieben mittwochs im Anschluss.

Gestörtes Raum-Zeit-Kontinuum

Es gibt ja manchmal Boxkämpfe, die nach so kurzer Zeit schon durch K.O. beendet sind, dass die Sender gar nicht wissen, was sie mit der vielen anberaumten Übertragungszeit anfangen sollen. Gelegentlich reicht die Zeit aus, den Kampf noch mehrere Male in voller Länge zu wiederholen – während der Zeit, die eigentlich für eine Analyse anhand von Ausschnitten vorgesehen war.

Ähnliche Größenverhältnisse gibt es heute im ZDF. Dort startet die überdrehte Sciencefiction-Comedy Ijon Tichy: Raumpilot, die angesichts ihres Humor zwar besser im Kinderprogramm aufgehoben wäre, stattdessen aber um 23.55 Uhr beginnt. Die erste Folge dauert nur 14 Minuten. Dann kommt heute nacht. Und dann ein zwanzigminütiges „Making of ‚Ijon Tichy: Raumpilot'“.

Michael, 26. März 2007, 19:24.

Ijon Tichy: Raumpilot

2007 (ZDF). „Die Sterntagebücher“. 6-tlg. dt. Sciencefiction-Comedyserie von Randa Chahoud, Dennis Jacobsen und Oliver Jahn frei nach dem Roman „Sterntagebücher“ von Stanislaw Lem.

Der mit osteuropäischem Akzent off-erzählende Raumpilot Ijon Tichy (Oliver Jahn) bereist das Weltall in einer Rakete, die innen wie eine ganz normale Altbauwohnung aussieht. Zu seiner Entlastung bastelt er sich eine Assistentin, die Analoge Halluzinelle (Nora Tschirner).

Abgedrehte Serie voller Humor für Achtjährige, die aus unerfindlichen Gründen nicht samstags morgens, sondern montags gegen Mitternacht läuft. Jede Folge dauert nur 15 Minuten.

Die drei Regisseure wurden 2007 mit dem Nachwuchspreis des Deutschen Fernsehpreises ausgezeichnet.

Neu-Ulmen

Ich war nie ein großer Fan von Christian Ulmen, als er noch bei MTV Unter Ulmen moderierte. Seine Reality-Comedyshow Mein neuer Freund war schon ziemlich gut, aber leider erfolglos. Doch heute Abend könnte ich tatsächlich ein großer Fan von Christian Ulmen werden.

In seiner ersten großen Serienrolle spielt er Max Munzl, die Titelfigur in Dr. Psycho, der wie alle Fernsehpsychologen selbst einen Hau weg hat. Von diesem oft strapazierten Klischee abgesehen ist die Serie von Stromberg-Autor Ralf Husmann aber originell geschrieben und schön umgesetzt, und Ulmen macht seine Sache großartig. Seine Figur ist zwar kompetent, offensichtlicher aber verwirrt, unbeholfen, naiv und (für die anderen Seriencharaktere) nervtötend, und bei all dem trotzdem sympathisch und glaubwürdig. Feine Sache. Unter ein schöner Erfolg für Christian Ulmen, mit seiner neuen Serie genau den Sendeplatz zurückzubekommen, den er mit Mein neuer Freund nach nur einer Folge räumen musste.

Und bleiben Sie danach unbedingt dran für Switch Reloaded.

Dr. Psycho, montags um 21.20 Uhr auf Pro Sieben.

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Michael, 26. März 2007, 08:19.
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