Koffer Hoffer

1991–1992 (Tele 5); 1993 (DSF). Einstündige Abendshow mit Karl Dall und seinem Butler Enno von Schwerin, in der Koffer versteigert werden, die an Flughäfen verloren gegangen sind oder deren Besitzer nicht mehr ausfindig gemacht werden können. Die Teilnehmer der Show müssen blind mitbieten, da der Inhalt der Koffer vorher nicht preisgegeben wird. Gemeinsam mit dem Gewinner diskutiert Dall dann den Inhalt und die sich daraus ergebende Frage, ob der Gewinner sich wirklich als solcher fühlt.

Frank Elstner hatte die Sendung entwickelt, die sogar ihren ausstrahlenden Sender überlebte, wenn auch nicht lange. Mit Einstellung von Tele 5 übernahm das Deutsche Sportfernsehen DSF die Show ins Nachmittagsprogramm, doch nach einigen Wochen merkte wohl ein Verantwortlicher, dass die Sendung rein gar nichts mit Sport zu tun hatte. Insgesamt liefen rund 100 Folgen.

Tele-As

1987–1991 (ZDF). Spielshow mit Carolin Reiber und Peter Rapp, in der es ums Fernsehen geht.

In drei Runden spielen Kandidaten gegeneinander, die Sieger kämpfen im Finale um den Titel „Tele-As“. Als Einleitung für die Fragen dienen viele Ausschnitte aus Fernsehsendungen. Sie werden auf einer großen Videowand gezeigt, die aus vielen Fernsehern besteht.

Anfangs konnte sich auch das gesamte Studiopublikum mit einer an jedem Platz angebrachten Fernbedienung am Fragespiel beteiligen, dies wurde jedoch 1989 abgeschafft. Jetzt spielten nur noch zwei Mannschaften, eine aus Deutschland, eine aus Österreich, mit je vier Kandidaten. Regelmäßig schauten Fernsehprominente vorbei. Frau Reiber und Herr Rapp fielen dadurch auf, dass sie sich siezten (und, wie man gelegentlich bei Pannen vermuten konnte, womöglich auch hassten). Das taten zwar auch Hugo Egon Balder und Hella von Sinnen in Alles nichts oder?!, doch Rapp und Reiber schienen es ernst zu meinen.

Tele-As lief etwa monatlich donnerstags um 19.30 Uhr und war anfangs 90, ab 1989 nur noch 60 Minuten lang. Das Konzept der Show stammte von Frank Elstner, Pit Weyrich und Horst Jüssen. Die Reihe brachte es auf 30 Ausgaben und war die Nachfolgesendung von Dalli-Dalli.

Die neuen Fernsehmacher

2001 (RTL2). Einstündige Show in einer Show mit Aleksandra Bechtel.

Im Vorfeld der Sendung hatten RTL 2 und Produzent Frank Elstner die Zuschauer aufgefordert, Ideen für neue Fernsehshows einzuschicken. Aus den Einsendungen wählte eine Jury acht Vorschläge aus, die an aufeinanderfolgenden Tagen zur Primetime präsentiert wurden. Der Zuschauer mit seiner Idee wurde vorgestellt, sein Konzept wurde von Prominenten realisiert.

Nach Vorstellung der acht Konzepte wählte RTL 2 in einem großen Finale die beste Show und versprach, sie ins Programm aufzunehmen. Es gewann der Offenburger Informatikstudent Jürgen Preuß mit der Idee „Was passiert, wenn …?“. Dabei sollten durch Experimente Fragen beantworten werden wie: Was passiert, wenn man im Auto bei voller Fahrt in den Rückwärtsgang schaltet?

RTL 2 nahm die Show nicht wie versprochen auf und distanzierte sich im Nachhinein von der Idee, die nicht ins Programm passe. Preuß dürfte das gefreut haben, denn stattdessen startete Was passiert, wenn …? knapp ein Jahr später als große Samstagabendshow in der ARD.

Was passiert, wenn…?

2002–2003 (ARD). Große Samstagabendshow mit Thomas Elstner.

Sechs Kandidaten müssen erraten, wie zuvor gefilmte Experimente ausgehen: Was passiert, wenn man im Cabrio bei voller Fahrt das Dach öffnet? Wer legt die gleiche Entfernung schneller zurück, ein Rennwagen auf kurviger Strecke oder ein Fallschirmspringer im überwiegend freien Fall? Elstner gibt jeweils mehrere Möglichkeiten vor. Die Spielrunden werden von Showblöcken unterbrochen.

Die Idee zur Sendung stammte von dem Offenburger Informatikstudenten Jürgen Preuß, der damit den RTL 2-Wettbewerb Die neuen Fernsehmacher gewonnen hatte. Hauptgewinn in dieser von Frank Elstner produzierten Reihe sollte sein, dass RTL 2 die Show tatsächlich ins Programm nimmt. Der Sender sah aber davon ab, und so gelangte das Konzept zum SWR, in dessen Drittem Fernsehprogramm Elstner die wöchentliche Talkshow Frank Elstner: Menschen der Woche moderiert. Als Produzent der SWR-Show für die ARD stand bereits frühzeitig die Firma „Format.e“ von Elstners Sohn Thomas fest, der die Sendung dann schließlich auch moderierte.

Die vielfach kritisierte Nähe der neuen Show zur Frank-Elstner-Erfindung Wetten, dass …? konnte Familie Elstner nicht erkennen. Bereits die dritte Ausgabe war ein Prominenten-Special, und danach war schon wieder Schluss.

In den Neuen Fernsehmachern hatte Jörg Kachelmann die Show moderiert.

Wir stellen uns

1984–1992 (ZDF). „Sie fragen, wir antworten“. Diskussionsrunde mit Frank Elstner, in der Programmverantwortliche des ZDF ausgewählten Zuschauern Rede und Antwort standen. Nun ja, eher Rede als Antwort, denn auf klassische Fragen wie „Warum laufen so viele Wiederholungen im Fernsehen?“ und „Wann wird meine Lieblingsserie endlich wiederholt?“ gab es natürlich nur Standardphrasen.

Ganz zu schweigen von Fragen wie „Warum gibt es nach 23 Uhr nicht auch mal Sex im Fernsehen zu sehen?“ oder „Wie schütze ich meine Kinder, die nach 23 Uhr noch fernsehen, vor Sex im Fernsehen?“ oder auch „Warum macht Frau Rothenberger nicht mehr ihre schöne Liedersendung?“. Wann immer versehentlich jemand im Publikum saß, der eine wirklich heikle Frage stellte, funktionierte das Mikro nicht oder Frank Elstner ging dazwischen.

Die Diskussionssendung gastierte in verschiedenen Städten. Sie lief in loser Folge, zeitweise monatlich am frühen Samstagnachmittag. In der ersten Folge stellte sich Intendant Dieter Stolte den Lesern der „Schwäbischen Zeitung Ravensburg“.

Menschen

Seit 1982 (ZDF). Jahresrückblick in Form einer großen Abendshow.

Prominente und nichtprominente Menschen, die im abgelaufenen Jahr Schlagzeilen gemacht oder Bewegendes erlebt haben, werden zum Talk eingeladen: der Sportler, der einen wichtigen Wettbewerb gewann, die Hausfrau, die Zivilcourage bewies, das Opfer, das auf wundersame Weise eine Katastrophe überlebte, der Politiker, der wegen einer Affäre zurücktreten musste, der Nachwuchsschauspieler, der durch eine ZDF-Serie berühmt wurde. Dazwischen gibt es Showblöcke mit Künstlern und Musikern, die große Hits hatten.

Der Sendetitel beinhaltete stets das entsprechende Jahr, z. B. Menschen ’87. Der erste Rückblick galt dem Jahr 1981 und wurde im Januar 1982 gesendet, als das zu berückblickende Jahr tatsächlich schon vorbei war. Mit dem zunehmenden Konkurrenzkampf verschiedener Jahresrückblicke auf allen Kanälen und dem Bestreben, lieber der Erste als der Beste zu sein, rückte die Sendung immer weiter bis Anfang Dezember nach vorn und konnte seitdem nur noch ein Rückblick auf elf Monate sein. Frank Elstner hatte die Show entwickelt und bis einschließlich Menschen ’88 moderiert. Die Ausgaben 1989 bis 1995 moderierte Günther Jauch, der danach zu RTL wechselte und dort fortan den baugleichen Rückblick Menschen, Bilder, Emotionen präsentierte, der nun in der Regel die Einschaltquoten der ZDF-Version übertraf. Menschen ’96 wurde in Doppelmoderation von Wolf von Lojewski und Holger Weinert präsentiert (eigentlich hätte Margarethe Schreinemakers moderieren sollen, die aber nach Protesten von renommierten ZDF-Moderatoren absagte), ab 1997 übernahm Johannes B. Kerner.

Die verflixte Sieben

1984–1987 (ARD). Große Samstagabend-Spielshow mit Rudi Carrell.

In jeder Sendung treten zunächst drei Kandidatenehepaare in witzigen, kuriosen und vor allem immer anderen Spielen gegeneinander an. Darunter Übereinstimmungsspiele, die jedoch nicht in simplem Abfragen bestehen, sondern eine Nuance weiter gehen (so soll ein Ehemann z. B. nicht einfach das Lieblingstier seiner Frau nennen, das die Zuschauer zuvor schon erfahren haben, sondern das entsprechende Geräusch machen). In anderen Spielen müssen Aufgaben erledigt werden, die zunächst simpel wirken, aber meist einen Haken haben, und an deren Ende oft eine überraschende Pointe kommt, die gern auf bewährte Slapstick-Elemente zurückgreift. Torte ins Gesicht geht immer.

Der wesentliche Bestandteil der Show jedoch ist das Finalspiel. Es ist nur noch ein Ehepaar übrig, das sich nun durch sieben Runden spielt, in denen es Symbole aussortieren muss, die jeweils für einen Gewinn stehen. Das Paar muss rätseln und herausfinden, was die Symbole bedeuten könnten, denn nur was am Ende übrig bleibt, darf es behalten.

Die Preise waren von sehr unterschiedlichem Wert und reichten vom Bügeleisen bis zum Auto oder einer Reise. Eine Niete war immer dabei. Dabei handelte es sich zwar auch um einen Sachpreis, doch konnte man selten etwas mit ihm anfangen, z. B. eine Wagenladung mit Zehntausenden von Kaugummis oder für jedes Land der Erde einen Regenschirm. Immer wenn die Kandidaten ein bestimmtes Symbol aussortiert hatten, führte Carrell dessen Bedeutung vor und zeigte den Kandidaten, was sie nicht gewonnen hatten. Sein Satz „Dasch wäre Ihr Preisch geweschen!“ wurde ein geflügeltes Wort. Die Niete wurde auf einem großen Wagen hereingefahren, der als Hund verkleidet war.

Die Show, eine Adaption der spanischen Sendung „Un, Dos, Tres“, war ein großer Spaß und brachte es auf 20 Ausgaben. Co-Moderatorin war Tina Riegel.

heute-journal

Seit 1978 (ZDF). Nachrichtenjournal mit Nachrichten des Tages, Hintergründen und Analysen.

Gleichzeitig mit der ARD führte das ZDF am 2. Januar 1978 eine ausführliche Nachrichtensendung am Abend ein. Im ZDF wurde dazu die 21.00-Uhr-Ausgabe der heute-Sendung ausgebaut. Der spätere Redaktionsleiter Wolf von Lojewski erklärte das Konzept so: „Die heute-Ausgabe um 19.00 Uhr meldet: Politiker XY wirft das Handtuch – wir sagen, wohin!“ Erster Leiter und Moderator war Dieter Kronzucker. Am 25. Juli 1980 wurde er selbst zur Nachricht: Seine Töchter Sabine und Susanne (Letztere wurde später RTL-Moderatorin) wurden zusammen mit einem Neffen Kronzuckers in Italien entführt und erst 68 Tage später nach der Zahlung von Lösegeld freigelassen.

Die Moderatoren im Überblick: Dieter Kronzucker (1978–1980, 1986–1988), Klaus Bresser (1978–1983), Karlheinz Rudolph (1978–1983), Jochen Schweizer (1978–1982), Dr. Gustav Trampe (1978–1979), Ingeborg Wurster (1979–1984), Hans Scheicher (1981–1985), Peter Voß (1981–1992), Ernst Elitz (1983–1985), Gerd Helbig (1985), Ruprecht Eser (1986–1992), Sigmund Gottlieb (1988–1991), Alexander Niemetz (1991–2000), Wolf von Lojewski (1992–2003), Eberhard Piltz (1993–1997), Helmut Reitze (1997–2001), Marietta Slomka (seit 2001), Klaus-Peter Siegloch (2003–2007), Claus Kleber (seit 2003) und Steffen Seibert (ab 2007). Neben diesen Präsentatoren waren Sprecher für den Nachrichtenblock im Studio, die nie den gleichen Bekanntheitsgrad erreichten – offenbar auch hausintern nicht: Alexander Niemetz blamierte sich in einer Sendung, weil ihm sekundenlang nicht einfiel, wie die nette blonde Nachrichtenfrau neben ihm hieß (Gundula Gause).

Das heute-journal lief zunächst in 25 Minuten Länge werktags um 21.00 Uhr. 1984 wurde es auf 21.45 Uhr verschoben und 1992 um fünf Minuten verlängert – so sollte insbesondere Raum für Kulturberichterstattung geschaffen werden. Seit 1992 gibt es auch samstags ein heute-journal, seit 2000 zudem eine verkürzte Sonntagsausgabe.

Schmidt. Überall. Jetzt auch noch im heute-journal

Das ZDF teilte soeben auf seiner Presseseite mit: Harald Schmidt wird morgen das heute-journal mitmoderieren.

Das ist deshalb schlecht, weil das heute-journal bis vor wenigen Minuten eine ernstzunehmende Nachrichtensendung war und ferner nun davon auszugehen ist, dass spätestens nächste Woche der Eisbär Knut die Tagesthemen übernehmen wird.

Schlagwörter:
Michael, 18. April 2007, 10:56.

Lichtblicke

Da ich an dieser Stelle zu Beginn des Jahres sehr viel über die ambitionierte, aber teilweise übereifrige RTL-Serie Post Mortem geschrieben habe und nach deren Ende offen für eine Fortsetzung trotz stark gefallener Einschaltquoten plädierte, möchte ich heute kurz einen Gruß an RTL schicken und zu der mutigen Entscheidung gratulieren, tatsächlich eine zweite Staffel zu bestellen.

Und wenn ich schon dabei bin: Der großartige Dr. House erreichte gestern insgesamt deutlich über sechs Millionen Zuschauer und mehr als vier Millionen in der Zielgruppe, die die Werbewirtschaft übermütig Rad schlagen lässt. Das sind in beiden Gruppen so viele wie noch und in letzterer Wetten, dass…-?-Sphären. Noch einmal: Gratulation.

Zwei Dinge, die das komplett entsetzliche RTL-Nachmittagsprogramm für einen Moment vergessen machen.

Schlagwörter: , ,
Michael, 18. April 2007, 10:44.
Blättern:  1 2 3 4 5 6 ... 11


Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links