Der goldene Schuss

1964–1970 (ZDF). Große Samstagabend-Spielshow mit Lou van Burg.

Mittelpunkt der Sendung ist das immer wiederkehrende Schießspiel mit der Armbrust. Nach dem Kommando „Kimme, Korn, ran!“ müssen Kandidaten im Saal oder Telefonkandidaten zu Hause die Mitte einer Zielscheibe treffen. Dazu hat das ZDF die Kamera so auf der Armbrust montiert, dass die Linie Kimme-Korn-Ziel vom Zuschauer im genau gleichen Winkel gesehen wird wie vom Kameramann. Dem Kameramann werden jedoch die Augen verbunden, und der Telefonkandidat gibt ihm innerhalb einer vorgegebenen Zeit mit „Links – rechts – hoch – runter – Schuss!“ Anweisungen, was er tun soll. Auf diese Weise können sich die Telefonkandidaten für die nächste Sendung als Studiokandidat qualifizieren.

Im Studio spielen vier Kandidaten in zwei Zweiergruppen zunächst in der Ausscheidungsrunde gegeneinander. Darin haben sie verschiedene Aktions- und Geschicklichkeitsspiele zu bewältigen. Unter den beiden Gruppensiegern wird der Schützenkönig ermittelt und gekrönt, der dann im Schlussspiel einen Beutel mit Gold gewinnen kann. Dieser Beutel hängt an einer Schnur vor der Zielscheibe und muss von dem Kandidaten mit der Armbrust abgeschossen werden; nur so kann er ihn gewinnen. Die Sendung runden Showblöcke mit prominenten Gästen und Lou van Burg selbst ab.

Aus Der goldene Schuss stammt das geflügelte Fernsehwort „Der Kandidat hat 99 Punkte“. Diesen Satz sagte die Assistentin, wenn ein Kandidat erfolgreich traf.

Der Niederländer Lou van Burg kokettierte gern mit seinem Akzent, wozu ihm angeblich ein Werbestratege geraten hatte. In Wirklichkeit sprach er sauberes Hochdeutsch. Dieser Werbestratege soll ihm auch empfohlen haben, sich eine Wampe anzufressen, das mache ihn gemütlicher und sympathischer. Der als „Onkel Lou“ oder „Mr. Wunnebar!“ bekannte Showmaster war der Star für die ganze Familie. Zu Beginn der Sendung sang er immer: „Der goldene Schuss heißt unser Spiel. Dass Sie sich freuen, ist mein Ziel.“

Das Konzept zur Sendung hatten die Schweizer Hannes und Werner Schmid gemeinsam mit van Burg entwickelt. Es war die erste deutsche Gameshow, die in viele Länder im Ausland verkauft wurde.

1967 wurde der überaus beliebte Moderator wegen seines „unseriösen Privatlebens“ vom ZDF gefeuert: Er hatte ein Verhältnis mit seiner Assistentin Marianne; beide waren verheiratet, jedoch nicht miteinander. Am 15. Juni 1967 moderierte er – trotz hervorragender Quoten – seine 24. und letzte Sendung. ZDF-Intendant Karl Holzamer sagte damals: „Die Visitenkarte des ZDF wurde beschmutzt. Sie muss und soll sauber bleiben.“ Van Burg bekam für den Rauswurf immerhin eine finanzielle Entschädigung, außergerichtlich einigte man sich auf 120 000 DM. Sein Ruf war aber ruiniert – und Fernsehangebote bekam er auch nicht, obwohl er die Assistentin 1969 geheiratet hatte. Ans Licht gekommen war die Affäre, als van Burgs frühere Freundin, die er wegen Marianne verlassen hatte, geplaudert hatte.

Als Nachfolger im Gespräch war Rudi Carrell, es wurde dann aber Vico Torriani, dessen erste Show am 25. August 1967 gleichzeitig die erste in Farbe ausgestrahlte Sendung im deutschen Fernsehen war. Das Farbfernsehen war an diesem Tag eingeführt worden. Am Konzept der Sendung blieb alles unverändert, und auch Torriani als Sänger bestritt wie sein Vorgänger einen Teil der Showblöcke selbst. Lediglich das Schusskommando änderte er in „Achtung, fertig, los!“, auf das Krönungszeremoniell wurde verzichtet, das Titellied geändert. Und hatte Lou van Burg seinen Ausruf „Wunnebar“ zum geflügelten Wort gemacht, tat es Torriani mit der immer gleichen Aufforderung vor den Schießspielen: „Bruno, den Bolzen!“, „Ralf, den Bolzen!“ bzw. „Peter, den Bolzen!“. Obwohl Torrianis Moderation oft als hölzern kritisiert wurde, moderierte er die Show mit gleichbleibendem Erfolg 26-mal. Insgesamt erlebte die Reihe also 50 Sendungen.

Sendetermin von Der Goldene Schuss war etwa alle sechs Wochen um 20.15 Uhr.

Abgesetzt, Folge 24614398089

Weil man ja auch mal was Positives schreiben soll, sei ProSieben zunächst zu den ungewöhnlich hohen Zuschauerzahlen seiner neuen Mittwochsserien beglückwünscht. Endlich mal ein Sendeplatzwechsel, der sich ausgezahlt zu haben scheint. Ohne das starke RTL-Aufgebot als direkter Konkurrenz gewannen die Desperate Housewives viele Zuschauer zurück und Grey’s Anatomy viele neue dazu. Insbesondere der Erfolg von Grey’s Anatomy ist bemerkenswert, weil die Serie ursprünglich schon einmal zur Primetime lief, damals aber ein Flop war. Dieses eine Mal hatte ProSieben Geduld, ließ die Serie sich entwickeln und Zuschauer finden und machte sie so langfristig zum Erfolg. Umso erstaunlicher, dass der Sender sich nicht an sich selbst ein Beispiel nimmt und solche Geduld auch bei anderen Serien an den Tag legt.

Wie dem auch sei. Die heute abgesetzten ProSieben-Programme sind … (Trommelwirbel)…: das Comedyquiz Besserwisser und die Fremdschämshow Das Model und der Freak (Fanfare, Applaus)!

Die eigentliche Nachricht ist aber die feine Ironie, dass auch Survivor („Überwinde. Überliste. Überlebe.“) die Primetime nicht überlebt hat. Wie schon alle deutschen Adaptionen vorher ist auch dieser jüngste Versuch, den US-Erfolg Survivor nach Deutschland zu bringen, gescheitert und fristet den Rest seines teuren Daseins nach 22.00 Uhr. Und was zeigt ProSieben nun dienstags um 20.15 Uhr? Filme, Filme, Filme. Keine Ursache, den Vorschlag haben wir doch gern gemacht.

Michael, 6. September 2007, 18:08.

Househoher Sieg

Ich bin sehr gespannt, wie lange es dauert, bis auf dem Sendeplatz am Dienstagabend um 21.15 Uhr die Wetten, dass…?-Politik einsetzt. Also Rückzug statt Angriff. Jahrelang fehlte allen Sendern der Mut, parallel zu Wetten, dass…? ein attraktives Gegenprogramm auszustrahlen, weil ohnehin keine Chance auf einen Quotensieg bestand. Also zeigten die Konkurrenten Fünftausstrahlungen gut abgestandener Spielfilme oder billig produzierte Shows. Erst jüngst stellten sie fest, dass Wetten, dass…? nicht mehr unantastbar ist.

Dafür haben die Zielgruppen-Quoten von Dr. House dienstags abends bei RTL mittlerweile eine Dimension erreicht, in der Wetten, dass…? bisher allein war. Die Premiere der dritten Staffel sahen gestern Abend 4,4 Millionen Menschen im Alter von 14 bis 49 Jahren. Zum Vergleich: Zur selben Zeit erreichten die fünf Konkurrenten ARD, ZDF, ProSieben, Kabel 1 und Vox zusammen in dieser Gruppe 4,0 Millionen Zuschauer. Am dichtesten auf den Fersen war Dr. House noch der zweite Teil des Sat.1-Vierteilers Zodiak – Der Horoskop-Mörder, doch selbst der erreichte nur gut ein Drittel der Zuschauer, die Dr. House gleichzeitig anzog.

Testbilder könnten gegen Dr. House derzeit nicht wesentlich schlechter abschneiden. Und offenbar geht der Trend in genau diese Richtung. ProSieben hat seine Desperate Housewives bereits aus der Schusslinie genommen. Die kommen ab heute mittwochs.

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Michael, 5. September 2007, 18:23.

Extreme Canceling

Die Erkenntnis muss ProSieben aus heiterem Himmel getroffen haben: „Huch, wir haben ja schon seit über einer Woche nichts mehr abgesetzt!“ Nur so ist die Kurzschlusshandlung zu erklären, dass mit Extreme Activity ausnahmsweise eine Reihe kurzfristig aus dem Programm fliegt, die gar keine fortlaufende Handlung hat. Es kann natürlich auch daran liegen, dass derzeit gar keine Serien mit fortlaufender Handlung mehr im Programm sind, weil ja schon alle abgesetzt wurden. Doch zum Glück starten heute Abend drei neue.

Und so wird der Teufelskreis immer enger, in den sich ProSieben selbst manövriert hat: Durch immer schnellere Absetzungen reagiert der Sender auf miese Quoten, und mit miesen Quoten rächen sich die Zuschauer an der Unzuverlässigkeit von ProSieben und verweigern sich zu Recht jedem Neustart, weil sie das Vertrauen verloren haben, dass die Sendung eine Weile im Programm bleiben könnte.

Da in diesem Kreislauf kein Ende abzusehen ist, bleibt für ProSieben eigentlich nur ein Weg aus der Krise und zurück zu einem verlässlichen Ruf: Filme, Filme, Filme. Dann erwartet wenigstens niemand in der nächsten Woche eine neue Folge.

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Michael, 5. September 2007, 17:48.

Gewinnen! Gewinnen! Gewinnen!

Wahrscheinlich die zweiterfolgversprechendste Überschrift nach „Sex! Sex! Sex!“, die wir uns für einen Tag aufheben, an dem wir wirklich verzweifelt sind.

Jedenfalls: Zwei tolle Jubiläen gibt es heute zu vermelden. Verbotene Liebe wird 3000, und die ARD feiert seine Erfolgssoap mit einer Doppelfolge ab 17.55 Uhr (die tatsächliche 3000. Folge ist die um 18.20 Uhr).

Und dieses kleine Internetangebot feiert seinen 1000. Beitrag. Wir können zwar aus diesem Anlass nicht wie die ARD eine Reise nach Paris verlosen, aber immerhin ein gedrucktes Fernsehlexikon.

Und das geht so: Nach bewährter Dalli-Dalli-Manier haben wir einen Beitrag doppelt, und den müss’ma abziehen. Eigentlich ist es ein Versehen, dass unter „Sendungen“ eine Sendung zweimal auftaucht, aber statt es zu beheben, machen wir jetzt eben ein Gewinnspiel draus.

Also: Welche ist es? Welche Sendung haben wir doppelt online?

Die Lösung bitte auf einer Postkarte an… Haha, nur ein Scherz. Einfach unten reinkommentieren. Einsendeschluss ist Sonntag, 9. September, 12.00 Uhr. Sollte tatsächlich mehr als eine richtige Lösung kommen, wird gelost. Viel Glück!

Nachtrag 13.50 Uhr: Jochen schlug gerade vor, dieses Gewinnspiel als Anlass zu nehmen für einen Extra-Eintrag über Gewinnspielkonzepte, die nicht bis zum Ende durchdacht sind. Ähm… ja. In der Tat müsste ab jetzt jeder nur noch die richtige Lösung abschreiben, weshalb wir mal schnell auf Flos Vorschlag eingehen und spontan Isabella als Gewinnerin „ausgelost“ haben. Glückwunsch! Und donvanones Vorschlag ist auch super. Wir machen einfach nächste Woche noch ein Gewinnspiel, und dann wird per Mail gelöst…
Trotzdem Dank an alle! Und vergessen wir, dass es diesen Eintrag jemals gegeben hat. Er wird beim nächsten Jubiläum nicht mitgezählt.

Hatte ich schon erwähnt, dass der Rechtsweg ausgeschlossen ist…? Hüstel…

Die Lösung war Fliege und Fliege.

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Michael, 5. September 2007, 12:31.

Verbotene Liebe

Seit 1995 (ARD). Dt. Daily Soap.

Die bei der Geburt getrennten Zwillinge Jan Brandner (Andreas Bruckner) und Julia von Anstetten (Valerie Niehaus) begegnen sich zufällig am Düsseldorfer Flughafen und verlieben sich spontan ineinander. 523 Folgen später, im März 1997, geht Julia auf Lanzarote vor den Augen ihres geliebten Bruders Jan zum Schwimmen ins Meer und kehrt nie zurück. Die ausgedehnte Inzestgeschichte, die der Serie den Namen gab und auf der australischen Soap „Sons and Daughters“ beruhte, endete, weil Darstellerin Niehaus am Strasberg Theatre Institute in New York ein Schauspielstudium begann.

Das Konzept der vorrangig im Adel- und Geldadelmilieu angesiedelten Seifenoper veränderte sich danach dahingehend, dass statt einer verbotenen Liebe nun alle erdenklichen Spielarten diverser „verbotener Lieben“ durchexerziert werden: Der Schwule liebt heimlich den Heterosexuellen, die Lesbe die Heterosexuelle, der Freund die beste Freundin der Freundin, die Ehefrau den Sohn des Ehemanns, manche lieben auch bloß den Erfolg, die Gefahr, die Intrige – wobei ein komplexes Intrigenspiel schon von Anfang an kennzeichnend für die Serie war. Schließlich war die Mutter von Jan und Julia, die eigentlich aus der Westerfelder Arbeiterfamilie Prozeski stammende, ehrgeizige, erfolgreiche und intrigante Clarissa von Anstetten (Isa Jank), nach dem Vorbild von Alexis aus dem Denver-Clan konzipiert worden. Sie war Chefin der Modefirma Ligne Clarisse und bewohnte ein Loft über den Dächern der Düsseldorfer City, das direkt und ausschließlich über einen eigenen Aufzug erreicht werden konnte.

Clarissa gilt seit einem Flugzeugabsturz im August 2001 als vermisst. Zehn Jahre und über 2350 Folgen nach dem Serienstart waren noch zwei Rollen aus der ersten Folge dabei und mit ihren ursprünglichen Darstellern besetzt: Clarissas Freundin Charly Schneider (Gabriele Metzger), eine Ex-Galeristin, Ex-Besitzerin des Nobelbistros „Schneider’s“ und Interimsgeschäftsführerin der beliebten Kneipe „no limits“ sowie der daran angeschlossenen Pension „Fiona“, sowie der Bauunternehmer Arno Brandner (Konrad Krauss), Ziehvater von Clarissas Sohn Jan.

Anfangs spielte die Serie vor allem auf Schloss Friedenau der Familie von Anstetten, das im Jahr 2001 durch das Gut Schönberg und Familie von Beyenbach abgelöst wurde, das seinerseits im Frühjahr 2004 durch Königsbrunn, den feudalen Landsitz der Familie von Lahnstein, ersetzt wurde. Von Anfang an war ein Großteil der Geschichten im Geschäftsleben angesiedelt: Neben dem Modelabel Ligne Clarisse, der Konkurrenzfirma Cara Donna und dem Textilkonzern Avatex ging es um das Auf und Ab in Elisabeth Brandners (Martina Servatius) Kosmetikfirma Ryan Cosmetics, Marie von Beyenbachs (Solveig Duda) Musiklabel Basic Beat Music BBM, der Baufirma Arno Brandner Bau, Sylvia Jones‘ (Heike Brentano) Filmproduktionsfirma Daylight Pictures, dem Medienkonzern Beyenbach Allmedia sowie der aus dem Traditionsunternehmen Lahnstein Bank entstandenen Lahnstein Holding.

Ebenso Thema der Endlosserie sind allerdings der WG-Alltag mit Müllrunterbringen sowie diverse Teenager-, Twen- und Thirtysomething-Probleme und -Problemchen. Nur niedere soziale Schichten sind deutlich unterrepräsentiert, nachdem man es im Anschluss an den Jan-und-Julia-Plot mal mit der Arbeiterfamilie Prozeski rund um Oma Erna (Ruth Brück) versucht hatte und die Einschaltquoten deutlich sanken. Und auch die Idee, es 2002 noch einmal mit einer Inzestliebesgeschichte – zwischen Marie und ihrem (vermeintlichen) Bruder Henning (Patrick Fichte) – zu probieren, floppte.  Dennoch gab es vier Jahre später einen weiteren Anlauf in dieser Richtung: Die Liebe zwischen Leonard von Lahnstein (Lars Korten) und Sarah Hofmann (Sina Valeska-Jung) ist schon verboten genug, weil er ein Graf und sie ein Dienstmädchen ist und zudem beide anderweitig liiert, doch dann finden auch sie heraus, dass sie Geschwister sind. 

Anders als andere deutsche Daily Soaps bestach Verbotene Liebe durch vergleichsweise differenzierte Charaktere und optisch hochwertige und detailfreudige Inszenierungen. Und nicht nur, als sich plötzlich herausstellte, dass beispielsweise die Zwillingsschwestern Jana (Friederike Sipp) und Nico Brandner (Verena Zimmermann) zwar dieselbe Mutter, aber verschiedene Väter hatten, schien durch die Drehbücher ein Hauch von ironischer Distanz zum Genre auf.

Schlagzeilen machte Verbotene Liebe, als der Darsteller des Henning von Anstetten, Markus Hoffmann, im Januar 1996 mit einem Sprung aus dem 28. Stockwerk eines Hochhauses in der Berliner Gropiusstadt Selbstmord beging. Die Rolle des Henning wurde von 1998 bis 2000 von Hendrik Martz und von 2000 bis 2002 von Patrick Fichte weitergeführt. Makabererweise starb Jahre später auch in der Serie Henning von Anstetten durch einen Sturz: Am Tag der Hochzeit mit Marie wird er von Mark Roloff (Carsten Spengemann) versehentlich von einem Turm gestoßen. Roloff selbst stirbt kurz darauf ebenfalls durch einen Sturz von ebendiesem Turm, als er (erfolgreich) versucht, Marie davon abzuhalten, sich dort hinunterzustürzen.

Spengemann hatte kurz zuvor die Moderation von Deutschland sucht den Superstar übernommen. Eine kurze Karriere außerhalb der Soap machte auch Christian Wunderlich, der als Frank Levinsky in der Serie den Titel „That’s My Way To Say Goodbye“ sang und damit unter eigenem Namen einen Top-Ten-Hit landete.

Das australische Vorbild „Sons and Daughters“ (1981–1987) lief nie in Deutschland, wurde aber auch in Schweden als „Skilda Världar“ (Getrennte Welten) und in Kroatien unter dem Namen „Zabranjena Ljubav“ (Verbotene Liebe) adaptiert. Die deutsche Version wurde zuerst RTL angeboten, wo man allerdings nicht an die Geschichte geglaubt hatte.

Ach ja: Und die in den Fluten vor Lanzarote verschollene Julia lebt angeblich seit Jahren gemeinsam mit ihrem geliebten Bruder Jan glücklich an einem unbekanntem Ort.

Brüder und Schwestern

Emergency Room. Extreme Activity. Das Model und der Freak. Nur drei vormals einigermaßen erfolgreichen ProSieben-Sendungen, die nach einem Wechsel des Sendeplatzes in die Nähe der Flopzone gerieten. Weil ProSieben der letzte Sender ist, dem man vorwerfen könnte, aus Fehlern gelernt zu haben, bekommen heute zwei weitere bisherige Erfolgsserien andere Sendeplätze: Desperate Housewives kommt nun mittwochs und schon um 20.15 Uhr, Grey’s Anatomy im Anschluss.

Den neuen Serienmittwoch komplettiert Brothers & Sisters, eine Serie, von der man zugeben muss, dass sie zumindest theoretisch einen ordentlichen Publikumsfluss gewährleisten müsste. Wer die beiden Serien vorher mag, wird auch an dieser Gefallen finden. Es ist die bewährte Mischung aus Gags und Geheimnissen, Intrigen und Schicksalsschlägen, Comedy und Soap, angeführt, wenn Sie genau hinsehen, von Calista Flockhart (bekannt als Ally McBeal), Rachel Griffiths (bekannt als Brenda aus Six Feet Under) und Sally Field (nun ja, eben Sally Field).

Die durchschnittliche Gagdichte ist angenehm, allerdings kommen die meisten Gags in der Pilotfolge schon in der ersten Viertelstunde, bevor es sehr seifig wird. Die reine Anzahl der Hauptdarsteller dieser Familienserie mit fünf Geschwistern, einer Mutter, einem Vater, einem Onkel und ein paar Lebensgefährten macht es auf Anhieb schwer, sie sofort zu unterscheiden, und dass alle Männer gleich aussehen (auch die, die gar nicht zur Familie gehören), beantwortet zwar die Frage, auf welchen Typ Mann die Casting-Direktorinnen Jeanie Bacharach und Gillian O’Neill stehen, erschwert den Überblick aber zusätzlich.

Den gleichen Typ Mann scheinen die Stimmberechtigten der Academy of Television Arts and Sciences zu mögen, die die beiden Damen für einen Emmy für das beste Casting nominiert haben.

Insofern wird zumindest, wer auf Männer steht, die wie eine Kreuzung aus Adam Brody und Rob Lowe aussehen, Freude an Brothers & Sisters haben. Ab Mitte der ersten Staffel kommt dann auch Rob Lowe persönlich dazu.

Brothers & Sisters, mittwochs um 22.15 Uhr auf ProSieben.

Michael, 5. September 2007, 06:52.

Brothers & Sisters

Seit 2007 (ProSieben). US-Familienserie von Jon Robin Baitz („Brothers & Sisters“; seit 2006).

Die Großfamilie Walker ordnet sich neu. Politmoderatorin Kitty (Calista Flockhart) kommt ohne ihren Freund aus New York nach Los Angeles, um eine Fernsehshow zu übernehmen. Dort leben ihre Schwester Sarah (Rachel Griffiths), ihre Brüder Tommy (Balthazar Getty), Justin (Dave Annable) und Kevin (Matthew Rhys) und Mutter Nora (Sally Field). Vater William (Tom Skerritt) stirbt noch in der Pilotfolge und hinterlässt das Familienunternemen Ojai Foods Sarah und Tommy. Ihr Onkel Saul Holden (Ron Rifkin) ist dort der Buchhalter. Den dunklen Betriebsgeheimnissen, die er schon kennt, müssen die Anderen erst noch auf die Schliche kommen. Das private Geheimnis, dass der gute Papa eine Affäre mit Holly Harper (Patricia Wettig) hatte, kommt schnell ans Licht. Tommy ist mit Julia (Sarah Morris) verheiratet und Sarah mit dem Gitarrenlehrer Joe Whedon (John Pyper-Ferguson), die gemeinsame Tochter heißt Paige (Kerris Dorsey). Justin, der Jüngste, hat wechselnde Partnerinnen und ein Drogenproblem, das eine Folge seiner Armeezeit in Afghanistan ist. Anwalt Kevin hat wechselnde männliche Partner. In der Mitte der ersten Staffel bekommt die Familie noch nachträglichen Zuwachs, als Rebecca Harper (Emily VanCamp) auftaucht, eine uneheliche Tochter aus Vaters Affäre. Kitty wird Pressesprecherin bei Senator Robert McCallister (Rob Lowe).

Mischung aus Familiendrama, Comedy und Soap mit der bewährten Mischung aus Gags, Intrigen, Geheimnissen und Schicksalsschlägen. Die einstündigen Folgen der ersten Staffel liefen mittwochs um 22.15 Uhr.

Raus aus den Schulden

Seit 2007 (RTL). Dokureihe mit dem Schuldnerberater Peter Zwegat, der Familien berät, die aus den unterschiedlichsten Gründen in Geldnot geraten sind und sich nicht mehr zu helfen wissen.

Die Reihe startete mit einer einzelnen Ausgabe im Januar 2007 und ging drei Monate später höchst erfolgreich mittwochs um 21.15 Uhr in Serie. Jede Folge dauert eine Stunde.

Die neuen Lupus-Verdachtsfälle sind da!

Rücksichtslos startet RTL heute die dritte Staffel von Dr. House. Kontinuität is nich, und so wird die zweite Hälfte der Doppelfolge aus der ersten Staffel, deren erste Hälfte vergangenen Dienstag noch einmal zu sehen war, vorerst nicht wiederholt. Weil RTL genauso wenig das Finale der zweiten Staffel von vor vier Monaten wiederholt, an das die heutige Folge anknüpft, fassen wir hier noch einmal zusammen, was zuletzt geschah:

Der Mann einer ehemaligen Patientin kam ins Besprechungszimmer und schoss zweimal auf House. Weil House aber alles langweilig findet, was offensichtlich ist, langweilte ihn sein eigener Fall, und er kümmerte stattdessen ferndiagnostisch um einen Patienten mit einer derart geschwollenen Zunge, dass er kaum sprechen konnte. Doch plötzlich wurde auch der Fall House selbst spannend: Seinem Bein ging es besser. Das kam ihm verdächtig vor.

Da Pistolenschüsse medizinisch nicht als Therapie zugelassen sind, muss bei der OP etwas schiefgelaufen sein.

Er erfuhr, dass er von seinem Operateur mit dem Betäubungsmittel Ketamin in ein künstliches Koma versetzt wurde. Cuddy erzählte von einer Klinik in Deutschland, in der chronische Schmerzen durch solch ein künstliches Koma behandelt würden, was so etwas wie einen Neustart der Psyche bewirke. Es bestehe eine fünfzigprozentige Chance, dass seine Schmerzen nicht zurückkehrten.

Merkwürdig, in deutschen Serien erzählt man immer nur von den tollen Kliniken in Amerika, in denen es solche Wundermethoden gibt.

Aber zurück zu House: Er war sauer. Er hatte zwar keine Schmerzen und humpelte nicht einmal mehr, litt aber nun unter Halluzinationen, Erinnerungslücken und Beeinträchtigungen seines Denkvermögens und seiner Auffassungsgabe und führte das auf die Behandlung zurück. Deshalb schaltete er auch nicht schnell genug, als dem Zungenpatienten nach der Zunge erst das Auge und schließlich noch etwas anderes aus dem Körper quoll. Foreman kam drauf.

Wilson: War vielleicht Glück. Ein nicht früh genug erkannter Hodenkrebs kann ist tödlich. Wahrscheinlich ein…
House: Ja, ja, ich weiß. Die Frage ist: Wieso bin ich nicht früher darauf gekommen?
Wilson: Herausquellende Augen sind keine typische Symptomatik.
House: Die Sackexplosion anderseits…

House merkte immer häufiger, dass er halluzinierte, erkannte aber nicht mehr, was real war und was nicht. Und übrigens: Wir auch nicht.
Am Ende operierte er den Zungenpatienten mit einem Operationsroboter und brachte ihn bei der Gelegenheit um, weil er glaubte, die Situation sei ohnehin nicht real.
Und jetzt merkten wir, dass nichts real war: Fast die komplette Folge von den Schüssen bis jetzt war ein Traum. House erwachte, als er gerade hektisch und aus seinen beiden Schusswunden blutend Richtung Operationssaal gefahren wurde. Seine letzten Worte, bevor die Staffel zu Ende war, waren: „Sagen Sie Cuddy, ich will Ketamin.“

Und das geschieht heute (kein Spoiler): Irgendwas ist merkwürdig zu Beginn der neuen Staffel. Die Produzenten scheinen mit dem Risiko zu spielen, an einem erfolgreichen Konzept einen bewährten Baustein zu ändern. Andererseits ist der Vorsprung von Dr. House vor der zweiterfolgreichsten Serie im deutschen Fernsehen (14-49 J.) mittlerweile so groß, dass die Gefahr nicht allzu groß sein dürfte.

Einen sehr schönen kleinen Insidergag möchte ich doch noch vorwegnehmen. House stürmt in Cuddys Büro und will sie mal wieder von etwas überzeugen, und sie sagt: „24-mal im Jahr kommen Sie hier rein und behaupten, jemanden heilen zu können.“ Lustige Anspielung darauf, dass jedes Jahr 24 Folgen von Dr. House produziert werden. Die ersten 14 der dritten Staffel zeigt RTL ab heute.

Dr. House, dienstags um 21.15 Uhr bei RTL.
Ringsherum beginnen auch neue Staffeln von CSI: Miami und Monk.

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Michael, 4. September 2007, 09:52.
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