Promis gehen stempeln

Das große Promi-Pilgern hat begonnen. Der spannendste Wettstreit könnte der zwischen der Off-Sprecherin und Katy Karrenbauer um die tiefste Stimme werden. Claude-Oliver Rudolph und Oli Petszokat können da jedenfalls nicht mithalten. Rudolph scheint ähnliche Vorstellungen vom Konzept der Reihe zu haben wie ich und schreibt zu Beginn der Strecke in der ersten von vielen Pilgerstation, in denen die Teilnehmer sich Stempel abholen müssen, in ein Gästebuch: „Quatsch mit Soße.“

Das große Promi-Pilgern war mit viel Vorschusshohn bedacht worden. Dass ProSieben es für angemessen hielt, ein paar der üblichen Fernsehprominenten für vier Stunden Abendprogramm auf einem Pilgerweg in Szene zu setzen, der für die meisten Menschen Einkehr, Selbstfindung, Besinnung oder eine Glaubenserfahrung bedeuten, legte den Rat nahe, die Verzapfer dieser Idee mögen den Weg doch mal selbst gehen, um zur Besinnung zu kommen. Ich möchte nicht verheimlichen, dass ich mich entsprechend darauf gefreut hatte, die Sendung hier gehörig zu verspotten. Dann wurde ich überrascht.

Gut, wenn schon die Erwartung in der untersten Schublade liegt, sind die Möglichkeiten gering, sie noch zu unterbieten. Letztlich aber war das, was ProSieben da heute Abend zeigte, sogar eine einigermaßen interessante Dokumentation über fünf unterschiedliche Leute, die eine körperliche Herausforderung annehmen, und darüber, aus welchen verschiedenen Beweggründen sie das tun und wie sie sie bewältigen. Dass die fünf zufällig prominent sind – geschenkt.

Natürlich gab es Momente, die auf dem erwarteten Niveau stattfanden. Warum hält ProSieben ausgerechnet diese Sendung für den richtigen Platz, um zwischendurch alte Nacktaufnahmen der Teilnehmerin Charlotte Engelhardt zu zeigen? Dafür gibt’s doch die „Magazine“. Und war es Absicht oder Unvermögen, dass die Off-Stimme just in dem Moment, als Oliver Petszokat und Charlotte Engelhardt zu sehen sind, den Satz sagt: „Die beiden Damen lassen es gemächlich angehen“?

Auch ein bisschen mehr Weg und ein bisschen weniger Promi-Statements wäre sicher eine gehaltvollere Mischung gewesen, doch insgesamt war dieser erste von vier Teilen angenehm zurückhaltend und sogar ein bisschen informativ.

Zumindest bis kurz vor Schluss, als die Off-Stimme in der Vorschau für die nächste Woche reißerisch eine Feindschaft zwischen den Teilnehmern Ingo Naujoks und Claude-Oliver Rudolph inszenierte und suggerierte, Charlotte Engelhardt und den verheirateten Oliver Petszokat verbinde womöglich mehr als eine Freundschaft. Vielleicht will ProSieben ab nächster Woche doch noch die Erwartungen erfüllen.

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Michael, 14. Oktober 2007, 23:01.

Das große Promi-Pilgern

2007 (ProSieben). 4-tlg. Doku-Soap.

Die fünf Prominenten Claude-Oliver Rudolph, Katy Karrenbauer, Charlotte Engelhardt, Oli Petszokat und Ingo Naujoks legen zu Fuß innerhalb von drei Wochen den 760 Kilometer langen Jakobsweg von Saint-Jean-Pied-de-Port nach Santiago de Compostela zurück. Der Beweggrund, von ProSieben gefragt worden zu sein, ist allen gemein, die Gründe für ihre Zusagen sind unterschiedlich. Vier einstündige Folgen am frühen Sonntagabend dokumentieren Schweiß, Blasen, Stellungnahmen, Meinungen und sogar ein paar Abschnitte des berühmten Pilgerpfads.

Inspiriert wurde die Reihe zweifellos von Hape Kerkelings millionenfach verkauftem Buch „Ich bin dann mal weg“ über dessen persönliche Erfahrung auf dem Jakobsweg.

Hausmitteilung: Mehr Senf

Für Menschen, die ihr Leben lang darauf gewartet haben, endlich mal ein Mikrofon unter die Nase gehalten zu bekommen oder sonstwie befragt zu werden, um dann auch mal „Kein Kommentar“ sagen zu dürfen, brechen jetzt noch schwerere Zeiten an. Ab sofort sind auch alle Texte in der Kategorie Sendungen, die zum großen Teil aus Texten aus dem Buch besteht, für Kommentare geöffnet. Wer Senf zu seinen Lieblingssendungen abgeben möchte, biddeschön! Viel Freude beim Erinnern, Schwelgen und Spotten. 

Michael, 14. Oktober 2007, 22:20.

Randerscheinung

Es kommt selten vor, dass das deutsche Fernsehen publikumsfreundlicher agiert als das amerikanische. In den USA beginnen Werbeblöcke an den vorgesehenen Stellen dezent am Ende eines Akts, und nicht explosionsartig mitten im Dialog, die Senderlogos werden in den unteren statt in den oberen Ecken eingeblendet, damit sie nicht dauernd Köpfe verdecken, und die vielschichtige Erzählweise und die vielen popkulturellen Anspielungen in vielen Serien fordern die Zuschauer, statt sie für dumm zu verkaufen.

Doch es gibt einen Punkt, da könnten die Amerikaner in Sachen Zuschauerservice ausgerechnet von den Deutschen lernen.

„Die nachfolgenden Sendungen verschieben sich um ca. 20 Minuten“. Eine der bekanntesten Einblendungen im deutschen Fernsehen.  Oder, wenn die Verspätung schon genau berechnet werden kann, weil die überzogene Sendung schon länger zurückliegt, sogar noch konkreter: „Tagesthemen um 22.27 Uhr“. In den USA undenkbar.

Beim Marktführer CBS verschieben sich fast jeden Sonntag sämtliche Sendungen des Abendprogramms, weil die Sportübertragung am späten Nachmittag kein verlässliches Ende hat. Eine Leserin des amerikanischen „TV Guide“ schreibt diese Woche an den Fernsehkritiker Matt Roush und schlägt vor, man könne doch zur vollen Stunde, wenn die neue Sendung eigentlich beginnen sollte, kurz einblenden, wann sie stattdessen beginnt: „Die Sender quetschen schon so viel Werbemüll an den Bildschirmrand, mal eine nützliche Information dazwischen wäre erfrischend. (…) Nennen Sie mich zynisch, aber etwas derart Vernünftiges ist vermutlich zu viel verlangt, oder?“

Matt Roush antwortet, es sei vermutlich tatsächlich zu viel verlangt, weil die Sender kein Interesse daran haben, das Zsuchauen zu vereinfachen, damit man bis zum nächsten Sendebeginn noch bequem die Konkurrenz schauen kann.

Schönes Deutschland.

Michael, 13. Oktober 2007, 09:52.

Verdammt lange her — Das Wiedersehen

2007 (Sat.1). Dokusoap. 

Fünf Menschen, die früher mal befreundet waren oder in anderer Beziehung zueinander standen und sich dann aus den Augen verloren hatten, sehen einander nach langer Zeit wieder und schnüffeln in ihren Schubladen herum. Eine Woche lang ist jeden Tag ein anderer der Gastgeber und das Tratschobjekt, wenn anhand von Einrichtung und Lebenssituation Schlüsse über das derzeitige Befinden abseits der Eigenauskunft gezogen werden. Am Ende der Woche geben alle eine Bewertung ab, ob sie den Kontakt von nun an aufrecht erhalten wollen. Sagen alle Ja, dürfen sie gemeinsam in Urlaub fahren. Sagt nur einer Nein, fährt keiner.

Die halbstündigen Folgen liefen werktags um 19.15 Uhr. Jede Woche wurde eine neue Gruppe von Teilnehmern fünf Tage lang begleitet.

Das Thema war ein anderes, aber Aufbau und Stil erinnertenn stark an Das perfekte Dinner, das zur gleichen Zeit bei Vox Top-Quoten holte und wenige Wochen vor dem Start dieser Sat.-1-Show einen Deutschen Fernsehpreis gewonnen hatte. Die Sat.1-Reihe scheiterte und überlebte nur sechs Wochen.

Maximal mittelgeile Zeit

Dem Problem, dass der Altersdurchschnitt seiner Zuschauer rasant auf das obere Ende der werberelevanten Zielgruppe zusteuert, begegnet RTL mit pubertärem Humor. Als habe eine repräsentative Studie ergeben, dass gerade junge Zuschauer möglichst uninspiriert unterhalten werden wollen, packt RTL noch eine Sketchcomedy und noch eine Versteckte-Kamera-Show aus, die so tun, als würden sie sich vom bisherigen Marktangebot unterscheiden.

In Geile Zeit geht es um alle Licht- und Schattenseiten des Teenager-Lebens, und zwischen den gewöhnlichen Sketchen gibt es immer wieder kurze Szenen, in denen ähnlich einem Musical der gesprochene Text durch bekannte Lieder ersetzt wird, zu denen die Darsteller die Lippen bewegen und durch die sich eine Art Dialog ergibt. Das ist originell und manchmal sogar ganz witzig, wenn die Englisch-Kenntnisse zum Textverständnis ausreichen. Insgesamt ist die Reihe nicht der Rede wert, doch sie mag ein gutes Sprungbrett für die durchaus talentierten jungen Darsteller sein, 20 bis 26 Jahre alt, und insofern sei RTL zumindest für seine Nachwuchsarbeit gepriesen. (Was soll RTL auch anderes tun, wenn die alten Haudegen alle bei ProSieben arbeiten?)

Im anschließenden viermilliardsten Versteckte-Kamera-Aufguss Böse Mädchen legen ausschließlich Frauen ausschließlich Männer rein, und das allein rechtfertigt offenbar schon einen eigenen Sendeplatz. Vielleicht ist die Ausstrahlung an sich aber sogar ein eigener Streich für die Sendung: Könnte ja sein, dass in unseren Wohnzimmern Kameras hängen, die filmen, wie lange wir das uns Zugemutete geduldig ertragen. Ist das nicht die Grundidee der meisten Streiche?

Geile Zeit, freitags um 22.15 Uhr bei RTL,
Böse Mädchen, freitags um 22.45 Uhr bei RTL.

Michael, 12. Oktober 2007, 07:21.

Geile Zeit

Ab 12. Oktober 2007 (RTL). Halbstündige Comedyshow mit Bettina Schwarz, Hannah Fuchs, Nele Kiper, Sophie Steiner, Dominik Eisenschmidt, Philippe Modeß, Robert Hofmann und Tom Lass. In den kurzen aneinandergereihten Sketchen geht es ausschließlich um das Leben von Teenagern und jungen Twens, also Schule, Eltern, Jobs und Musik. Noch was? Ach ja: Sex.

Läuft freitags um 22.15 Uhr.

Böse Mädchen

Ab 12. Oktober 2007 (RTL). Halbstündige Comedyshow, in der die bösen Mädchen Annett Fleischer, Isabell Polak und Manuela Wisbeck Männern Streiche vor versteckter Kamera spielen.

Läuft freitags um 22.45 Uhr.

Sie kennen es also doch!

Interessante Studie. Schon ein paar Wochen alt, aber gerade erst entdeckt. Das Schülerbarometer 2007 vom trendence Institut. Es geht um die Frage der Berufswahl. Wen halten deutsche Schüler für den attraktivsten Arbeitgeber?

Platz 1: Die Polizei!

Okay. Und jetzt raten Sie mal, wer dann auf Platz 2 stehen könnte. Die Feuerwehr? Irgendwas Medizinisches? Ha!

Platz 2: Das ZDF.

Richtig, das ZDF. Direkt nach der Polizei. Vielleicht liegt es an den vielen SOKO-Serien, dass die Schüler das ZDF für eine Art Außenstelle der Polizei halten.
Kein weiteres Medienunternehmen ist unter den Top 10.

Die ZDF-Zuschauer werden immer älter, weil junge Leute sich beharrlich weigern es einzuschalten. Aber dort arbeiten würden sie schon gern.

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Michael, 11. Oktober 2007, 15:13.

Heldenquoten

Mal was Neues: Zielgruppenmarktführer um 20.15 Uhr: RTL2.
Heroes lag gestern vor der Super Nanny, den Desperate Housewives und Criminal Intent.
Werbung wirkt.

Michael, 11. Oktober 2007, 08:50.
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