Flip-Flop

1985–1991 (ARD). Kinder-Gameshow mit Claus Kruesken.

Drei Schulklassen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz treten in Quizrunden und Geschicklichkeitsspielen zu einem Thema gegeneinander an. Fester Bestandteil ist das „Orakel“, bei dem eine Art Wahrsagerin mit den Händen auf einer Plasmakugel herumfingert und umschreibt, was sie „sieht“. Die Kinder müssen erraten, welchen Begriff sie meint. Ebenfalls immer dabei ist die „Flip-Flop-Scheibe“, eine runde Plattform, auf der mehrere Kinder stehen und Aufgaben erfüllen müssen, während sie sich – „Achtung auf der Flip-Flop-Scheibe“ – dreht und abrupt die Richtung ändert. Das Team, das sich am längsten halten kann, erhält die meisten Punkte.

Mit Flip-Flop setzte der Bayerische Rundfunk nach Alpha 5 seine Reihe der aufwendigen Kinder-Gameshows fort. 68 Sendungen von 25 Minuten Länge liefen nachmittags.

Fear Factor

2004 (RTL). Einstündige Gameshow mit Sonja Zietlow.

Sechs Kandidaten müssen ihre Ängste überwinden und riskante oder eklige Aufgaben bewältigen, in der Premiere z. B. mit einem Fahrrad von einem Dach ins Leere springen und sich an einem Netz festkrallen, den Kopf in einen Behälter mit Maden oder Kakerlaken stecken und sich auf einem rotierenden Sitz drehen lassen sowie kopfüber unter Wasser mit einem Gewicht in den Händen so lange wie möglich die Luft anhalten. Bei den ersten Spielen scheidet aus, wer versagt, der Gesamtsieger ist derjenige, der beim letzten Spiel am längsten durchhält. Er gewinnt 25 000 €.

Anders als beim gleichnamigen britischen Vorbild der von Endemol produzierten Show, die auch in viele andere Länder verkauft wurde, sollte der Schwerpunkt eher auf sportlichen Leistungen als auf dem Ekelfaktor liegen. Es war dann doch ziemlich eklig, aber auch ziemlich unspektakulär. Sechs Folgen, davon ein Prominenten-Special, liefen donnerstags um 21.15 Uhr.

Stefan, 16. Juli 2008, 22:32.

Erzählerstafette

1953. Halbstündige Spielshow mit Hans-Peter Rieschel.

Je drei bekannte Schriftsteller müssen aus dem Stegreif um die Wette erzählen.

Es war die erste Gameshow des deutschen Fernsehens, und sie lief genau zweimal. Rieschel griff die Idee aber im Sommer des gleichen Jahres für die Sendung „Thema mit Variationen“ auf, bei der er Regie führte und Cay Dietrich Voss moderierte. Auch daraus wurde aber keine Reihe.

Drück dein Glück

1999 (RTL 2). Halbstündige Gameshow mit Guido Kellermann.

Nach klassischem Muster können drei Kandidaten über drei Fragerunden durch schnelles Drücken des Buzzers und richtige Antworten ihren Kontostand erhöhen. Der Rundensieger muss anschließend ein über eine Wand mit 54 Feldern schwirrendes Lauflicht anhalten. Je nach Symbol vervielfacht er seine Punkte; erwischt er Maskottchen Hainz, den Geldhai, ist alles weg. Auf diese Weise kann ein weit zurückliegender Kandidat auch in der letzten Runde noch Gesamtsieger werden. Der Champion ist beim nächsten Mal wieder dabei.

Lief werktags um 17.30 Uhr

Cashman

1997 (RTL 2). Halbstündige Action-Gameshow.

Moderator („Cashman“) Georg Holzach testet als Reporter auf der Straße mit Co Moderatorin Elisabeth Darius, ob Passanten für einen 500-Mark-Schein spontan bereit sind, seltsame Dinge zu tun, z. B. nackt durch eine Waschanlage laufen, das schmierige Griffband einer Rolltreppe im Kaufhaus ablecken oder Sekt aus schweißigen Damenschuhen trinken.

Die Sendung, die samstags am Vorabend lief, markierte damals den vorläufigen Höhepunkt des Ekel TV (der natürlich mit späteren Sendungen wie Ich bin ein Star – holt mich hier raus mühelos übertroffen wurde) und löste entsprechende Entrüstung aus. Wider Erwarten – auch des Senders – ließ sich die Empörung nicht in Quote umsetzen. Das deutsche Publikum war von dem holländischen Import nicht sonderlich beeindruckt und schaltete ab, weshalb schon nach zwei Monaten der Sender das Gleiche mit der Show tat. Kleinstsender Neun Live griff die Idee im März 2004 unter dem Titel „Schürmanns Gebot“ mit Thomas Schürmann wieder auf.

Banzai

2001–2002 (Sat.1). „Die schrägsten Wetten aller Zeiten“.

Halbstündige Comedyshow, in der so weltbewegende Fragen gestellt werden wie: Bleibt Garnele oder Lachs länger an der Wand haften? Welches getätschelte Baby rülpst zuerst? Wie viel wiegt eine Brust von Dieter Bohlens Ex-Freundin Nadja Abd el Farrag? Und wie viel das Gemächt von Gotthilf Fischer? Die Zuschauer dürfen per Telefon mitspielen und die Ergebnisse raten, aber darum geht es nicht wirklich. Ein Japaner namens „Mr. Chippy Chappy“ moderiert das Spektakel.

Banzai war ein Import aus Großbritannien; rund die Hälfte der Wetten waren nur synchronisiert, die anderen speziell für Deutschland gedreht. Die wunderbar schrille Show war eine überdrehte Parodie auf die japanischen Extrem-Gameshows, die in Deutschland vor allem im DSF liefen. Dass sich Banzai selbst nicht ernst nimmt und das Genre parodiert, hat hierzulande natürlich niemand verstanden. Und dass man sich kaum eine bessere Verwendung für Nadja Abd el Farrag vorstellen kann, als einfach mal eine ihrer Brüste zu wiegen und auf das Gewicht zu wetten, auch nicht. In Großbritannien, wo die Show anders als in Deutschland zu einer zweiten Staffel zurückkehrte, gab es auch einen Miniskandal: Als das Banzai-Team mit einer Radarpistole messen wollte, wie schnell der Sarg von Queen Mum durch die Straßen bewegt wurde, konfiszierte die Polizei die Kameras.

13 Folgen liefen freitags um 22.45 Uhr.

Die Abenteuer des jungen Indiana Jones

1992–1995 (Sat.1). 30-tlg. US-Abenteuerserie („The Young Indiana Jones Chronicles“; 1992–1993).

Die Erlebnisse des Archäologen Henry „Indiana“ Jones in seinen frühen und späten Lebensabschnitten: als 16-Jähriger (Sean Patrick Flanery), als Zehnjähriger (Corey Carrier) und als 93-Jähriger (George Hall), der auf seine Jugend zurückblickt. Der junge Indy, oft begleitet von seinem Freund Remy (Ronny Coutteure), trifft bei seinen Abenteuern Personen der Zeitgeschichte, darunter Thomas Alva Edison, Lawrence von Arabien, Sigmund Freud oder Theodore Roosevelt.

Nach drei erfolgreichen Kinofilmen mit Harrison Ford in der Rolle des Indiana Jones zeigte Produzent George Lucas in der Fernsehserie Indys Abenteuer in anderen Abschnitten seines Lebens. Harrison Ford hatte in einer Folge einen Gastauftritt als 50-jähriger Indiana Jones.

Jede Folge war eine Stunde lang. Sat.1 war Koproduzent der zweiten Staffel.

A, B oder C

1961–1963 (DFF). Erfolgreiche Samstagabendshow mit Rolf Herricht und Hans-Joachim Preil sowie Schlagern und Sketchen. Im Mittelpunkt steht ein „heiteres Musiktoto-Spiel“: In der Programmzeitschrift werden vor jeder Sendung Karten abgedruckt, auf denen zwölf prominente Interpreten mit jeweils drei Musiktiteln (A, B oder C) angegeben sind. Die Zuschauer dürfen je einen Titel ankreuzen. Wer alle richtig tippt, kann bis zu 500 Mark gewinnen. Zwischendurch führen Herricht und Preil teils längere Sketche vor.

Das Konzept zu der beliebten Sendung stammte von Wolfgang Stemmler. Der Erfolg basierte vor allem auf dem Komiker- und Entertainerduo Herricht und Preil, die mit ihren entspannten, unpolitischen und amüsanten Moderationen und Sketchen den Grundstein ihrer Popularität in der DDR legten. Ab der dritten Ausgabe war auch Annemarie Brodhagen als Assistentin und Co-Moderatorin mit dabei.

In der Premierensendung hatte keiner der Zuschauer zwölf Richtige. In der zweiten Sendung lockte daher ein erheblicher Preis von 1000 Mark in bar. Jede Sendung kam live aus einem anderen Veranstaltungsort und wurde mit aufwendigen Bühnenbildern in Szene gesetzt. Trotz der Beliebtheit war nach nur zehn Ausgaben Schluss. Preil sagte später, die Produktion von drei bis vier neuen Sketchen von teilweise über zehn Minuten Länge sei zu schwierig geworden; möglicherweise war aber auch der unbeschwert-unpolitische Charakter der Sendung nicht mehr erwünscht. Einige Sketche von Herricht und Preil aus der Sendung sind auf VHS erhältlich.

Matt im dritten Zug

Der amerikanische Late-Night-Moderator Jimmy Kimmel und seine Freundin Sarah Silverman haben sich nach fünf Jahren getrennt. So weit, so uninteressant, aber eine schöne Gelegenheit, die ollen Kamellen vom Jahresanfang aufzuwärmen, als Sarah Silverman Matt Damon f***te.

Die Geschichte war die: Lange hatte Kimmel den Running Gag breitgetreten, in seiner täglichen Late Night Show Jimmy Kimmel Live immer wieder Matt Damon als Gast anzukündigen, dann aber am Ende der Show „überraschend“ keine Zeit mehr für ihn übrig zu haben. Als Kimmels Freundin, die Komikerin Sarah Silverman, die bei Comedy Central eine eigene Personality-Show hat, Anfang des Jahres Gast in Kimmels Show war, führte sie ein Musikvideo vor, in dem sie offenherzig und fröhlich einen Seitensprung gestand.

Wer jetzt eine schmutzige Beziehungsschlacht statt Comedy erwartet, irrt.

Einen Monat später rächte sich Jimmy Kimmel an allen Beteiligten mit einem eigenen Video.

Wer nicht alle Gastauftritte mitbekommen hat, kann es ja gleich noch einmal schauen und u.a. auf Brad Pitt, Robin Williams, Harrison Ford, Meat Loaf, Cameron Diaz und Huey Lewis achten.

Vanity Fair wählte für seine Berichterstattung  über die Trennung des Paares die denkbar naheliegendste und zugleich mutigste Überschrift:

Der Bericht endet mit den Worten:

Sprecher für Matt Damon und Ben Affleck gaben keinen Kommentar zur Trennung. (In erster Linie, weil sie nicht gefragt wurden.)

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Michael, 16. Juli 2008, 21:04.

Verflucht – Die Jagd geht ein

Bei RTL Crime, einem Sender, den niemand sieht, läuft heute (und den Rest der Woche noch viermal) die erste Folge der Thrillerserie Auf der Flucht – Die Jagd geht weiter, gerade mal acht Jahre nach der US-Premiere.

Mit ihr ist ein schönes Beispiel verbunden, wie sehr Menschen, die beruflich Fernsehen machen, in ihren Einschätzungen daneben liegen können.

Im Herbst 2000 setzte der Sender CBS in den USA seine ganze Stärke dafür ein, diese Serie zu bewerben: Alles, was an Kraft, Personal und Budget zur Verfügung stand, wurde mobilisiert. Den ganzen Tag liefen Werbetrailer, auf riesigen Plakatwänden und Bussen wurde die Serie in allen amerikanischen Großstädten beworben. Diese Serie sollte das Zugpferd der neuen Saison sein, sie war unter allem, was im Angebot war, der unbestrittene Höhepunkt, das Prestigeobjekt des Jahres.


Foto: RTL

Vieles sprach für einen Erfolg: Sie war mit Tim Daly in der Hauptrolle des Dr. Richard Kimble prominent besetzt, recht gut umgesetzt und zudem die Neuauflage eines bekannten und mehrfach bewährten Themas: In den 60er-Jahren hatte Richard Kimble in Auf der Flucht, während er selbst beschuldigt war, schon einmal den Mörder seiner Frau gesucht, in den 90er-Jahren hatte er es in einer gleichnamigen Kinoverfilmung mit Harrison Ford erneut getan. Warum sollte es nicht ein drittes Mal funktionieren?

Es funktionierte nicht. Die meisten Zuschauer erinnerten sich vielleicht noch daran, dass Kimble den Mörder am Ende ja ohnehin findet und er selbst freigesprochen wird, und so fand Kimble den Mörder diesmal nicht, weil die Serie vorher abgesetzt wurde. Sie erlebte nur eine Staffel.

Am selben Tag, an dem Auf der Flucht – Die Jagd geht weiter erstmals auf Sendung ging, startete direkt im Anschluss eine weitere neue Krimiserie, die erst in letzter Sekunde überhaupt den Weg ins Herbstprogramm gefunden hatte, weil man bei CBS nie so richtig vom Konzept überzeugt gewesen war. Sie war vor dem Sendestart kaum beworben worden, entweder, weil man immer noch kein Vertrauen in sie hatte, oder weil man davon ausging, dass Auf der Flucht – Die Jagd geht weiter als Vorprogramm sie ohnehin einigermaßen mitziehen würde. Diese Serie hieß CSI.

Michael, 14. Juli 2008, 17:36.
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