Die Tiny & Calli Show

Die Sonja & Dirk Show sollte eine Überraschungsshow werden, eröffnete aber noch vor dem eigentlichen Beginn mit einem Standard: Reiner Calmund. Ehrlich, da kann doch niemand überrascht sein, der tritt doch in jeder RTL-Show auf. Diesmal gab er den bombastischen Ansager, der die Inhalte und Mitwirkenden der Show marktschrie. Während er das tat, stand er in einer Sprecherkabine und ruderte wild mit den Armen, und wenn man ihn synchronisiert hätte, hätte das einigermaßen professionell gewirkt. Hat man aber nicht, und deshalb wurde deutlich: Reiner Calmund kann das wirklich überhaupt nicht. Das war deshalb ulkig, weil wenig später eine nichts ahnende Zuschauerin aus dem Publikum mit heimlichen Karaoke-Aufnahmen bloßgestellt wurde, aus denen hervorging, dass sie das mit dem Singen wirklich überhaupt nicht kann. Das war etwa eine Viertelstunde lang Stoff für Häme seitens Sonja Zietlow und Dirk Bach, und das wiederum war gut so, denn aus dem Dschungel wissen wir, das können die beiden. Aber über Reiner Calmund verloren sie kein Wort. Dem hatten die Autoren nur die üblichen „Ich esse dauernd“-Witze in den Mund gelegt.

Der Rest der Show barg tatsächlich ein paar Überraschungen und war eine kunterbunte schrille und größtenteils kurzweilige Mischung aus originellen Ideen und absurden Spielen, die manchmal ein bisschen an alte Peter-Frankenfeld-Shows oder an Donnerlippchen erinnerten, weil die Moderatoren immer mehr über ihr Publikum wussten, als es diesem lieb zu sein schien. Das vermeintliche, lang angekündigte Highlight des Abends, bei dem ein Kandidat aus dem Studiopublikum alle Produkte eines kompletten Werbeblocks gewinnen konnte, kam ohne eine erneute Ausstrahlung dieses Werbeblocks aus (es war ein zwei Monate alter Block aus einer Ultimativen Chartshow) und die Aufzählung der Produkte ohne Nennung der Marken. Das war zum Beispiel so eine Überraschung. In den Dauerwerbesendungen der 90er-Jahre hätte diese Chance niemand vertan. Über dieses Spiel hinaus gab es keinen roten Faden. Na und?

Private Streiche wurden geoutet, Peinlichkeiten öffentlich gemacht, und trotzdem hielt sich der Fremdschämfaktor in Grenzen. Noch eine Überraschung. Eine Zuschauerin wurde auf die Bühne gezerrt und musste ihre eigene Show moderieren, die „Tiny-Dopfer-Show“, für die es sogar ein eigenes Titellied und ein Bühnenbild gab. Ihre Moderationstexte las sie primavista von einem Teleprompter ab und gab dabei etwas mehr von sich preis, als sie freiwillig getan hätte. Ein anderer Kandidat wurde in einem Kinosaal aufgegriffen, in ein albernes Katzenkostüm gesteckt und in den Kampf mit einer Maus geschickt. Zwischendurch wurde ein Haushaltsgerät an eine Zuschauerin verschenkt („Die kriegt ’nen Fön“).


Foto: RTL

Und dann waren da noch Sonjas und Dirks Doppelgänger: Ein blondes und ein dickes Kind in den gleichen Klamotten wie die Moderatoren interviewten Til Schweiger und stellten ihm Fragen wie diese: „In Ihre Filme gehen viele Leute. Sie haben bestimmt ganz viel Geld. Würden Sie mich adoptieren?“ oder „Haben Sie schon mal in einem guten Film mitgemacht?“


Foto: RTL

Es ist schade, dass die Show nur ein einmaliger Test war und angesichts eines mauen Marktanteils vielleicht nicht fortgesetzt wird. Sie war noch lange nicht perfekt, aber sie hätte vielleicht noch Fahrt aufnehmen und es werden können.

Michael, 30. August 2008, 17:17.

Keiner da


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Guten Abend. Hier ist der automatische Blogbeantworter des Fernsehlexikons. Sämtliche Mitarbeiter unserer kleinen Seite sind heute ausgeflogen, weshalb wir die neue RTL-Livesendung Die Sonja & Dirk Show mit dem Dschungelduo Sonja Zietlow und Dirk Bach erst irgendwann morgen sehen werden. Dann bekommt man auch viel besser das Gefühl, das man auch sonst hat, wenn bei RTL eine Sendung „live“ ist. Falls Sie ihre Sicht der Show aber schon kundtun wollen, tun Sie sich keinen Zwang an, da unten ist Platz.

Michael, 29. August 2008, 21:40.

Der Hundeprofi

Ab 30. August 2008 (Vox). Dokutainmentreihe mit dem Tierpsychologen und Hundetrainer Martin Rütter.

Jeder, der schon mal einen freilaufenden Hund mehrere hundert Meter von seinem Frauchen entfernt auf sich zuwetzen sah, weiß, der beißt nicht, der will nur spielen. Wo Vox also pro Sendung gleich zwei Hunde herbekommen will, die Therapie nötig haben, bleibt ein Rätsel. Aber mit einem bisschen Glück sind die Hunde hoch verschuldet, betreiben ein schlecht gehendes Restaurant oder haben Welpen, die zu viel Zeit vor dem Fernseher verbringen, und brauchen deshalb Beratung.

Die einstündige Show läuft samstags um 19.15 Uhr.

Liebe mich und meine Kinder

Ab 31. August 2008 (Vox). Dokusoap über alleinerziehende Väter, die eine Partnerin fürs Leben suchen und es für eine Riesenidee halten, die Kinder über die Bewerberinnen entscheiden zu lassen.

Die zweistündigen Folgen laufen sonntags um 18.15 Uhr.

Endlich wieder zu House!


Foto: RTL

Einsam, ohne Team, zieht House den Hausmeister zur Beratung an der Schreibtafel hinzu, der nach wenigen Augenblicken ausgerechnet Lupus als Diagnose vorschlägt. Wenig später bietet House Wilson an: „Wenn du pleite bist, kann ich dir ein bisschen von dem Geld leihen, das ich dir schulde.“ Und weil Wilson House dazu zwingen will, ein neues Team einzustellen, entführt er dessen Gitarre und erpresst ihn.

Ach wie schön, Dr. House ist wieder da, und er ist so gut wie immer. Cameron, Foreman und Chase vermisst man im Staffelauftakt nicht eine Sekunde, allerdings deutet das unveränderte Auftauchen der Namen ihrer Darsteller im Vorspann darauf hin, dass sie nicht nicht endgültig verschwunden sein werden.

Die neuen Folgen der vierten Staffel laufen schon ab heute dienstags um 21.15 Uhr, und weil RTL vergangene Woche lieber das Cliffhanger-Finale der zweiten als das der dritten Staffel noch einmal zeigte, erinnern wir hier daran, was zuletzt geschah.


Foto: RTL

Folge 70. „Menschen machen Fehler“ („Human Error“)

Die Kubanerin Marina hat ein rätselhaftes Herzproblem, und plötzlich bleibt das Herz stehen.

Diagnose: Menschliches Versagen.

Es sieht so aus, als wolle House endlich eine Revanche für den in Folge 41 unentschieden ausgegangenen Wettkampf gegen Gott. Wir wissen ja bereits, dass House im Heilen von Krankheiten ungefähr so gut ist wie Gott, und offenbar ist er auch ungefähr so bekannt wie Gott. Leichter aufzufinden ist allerdings House.

Und so macht sich ein kubanisches Paar auf die Seereise Richtung USA, um bei dem berühmten Dr. House vorstellig zu werden. Die Frau hat eine rätselhafte Herzkrankheit, und ihr Mann Esteban hat gehört, House sei der Arzt, der niemals aufgibt und jedes noch so verzwickte Rätsel löst. Was er nicht gehört hat, ist, dass House ein Ekel ist, das sich am liebsten vor der Arbeit und vor Patienten drückt.

Esteban: „Ich bin tausend Meilen gekommen, um ihn zu sehen!“
Chase: „Es ist ihm egal. Tut mir leid, aber so ist er. Das ist der, für den Sie Ihr Leben riskiert haben. Und Sie haben die richtige Wahl getroffen.“

Leider mussten die beiden aus Seenot gerettet werden, wobei der Koffer mit den medizinischen Unterlagen verloren ging, und so muss das Team bei Null anfangen. Und noch sind ja alle da, auch wenn Foremans letzter Arbeitstag gekommen ist und House noch immer nichts unternommen oder gesagt hat, um ihn zum Bleiben zu überreden.

Wilson: „House, du spielst seit der neunten Klasse die gleiche Gitarre.“
House: „Achte.“
Wilson: „Du lebst seit 15 Jahren im selben Apartment. Du fährst ein zehn Jahre altes Auto. Du kommst mit Veränderung nicht gut klar!“
House: „Das stimmt, aber ich habe mich verändert.“

Noch energischer als Wilson und Cuddy redet Chase auf ihn ein, dass er Foreman gefälligst halten soll. House reagiert.

House: „Sie sind gefeuert.“
Chase: „Wa… weil ich Sie angeschrieen habe?“
House: „Weil Sie am längsten hier sind und entweder genug oder gar nichts gelernt haben, wie auch immer, es ist Zeit für eine Veränderung.“

Aha. Na dann haben Cuddy, Cameron und Wilson nun wenigstens vorübergehend ein anderes Thema, dessentwegen sie auf House rumhacken können.

Zeit dafür ist aber eigentlich keine, denn bei einer Routineuntersuchung bleibt Marina das Herz stehen. Niemand weiß warum. Menschliches Versagen sagen alle, aber das kommt für House nicht in Frage. Mit Bypässen wird sie vorerst am Leben erhalten. House braucht Hilfe und stört Wilson mitten in einer Operation.

Wilson: „Ich bin beschäftigt! Du hast ein Team, mach deine Differenzialdiagnose mit denen!“
House: „Foreman und Cameron machen Reanimation.“
Wilson: „Dann hättest du Chase nicht feuern sollen. Veränderung ist lustig, was?“

Auf ebenso ungeklärte Weise wie es aufhörte, beginnt Marinas Herz erneut zu schlagen – just in dem Moment, als House aufgibt und die Maschinen abstellt. Esteban dankt Gott. Fragend sieht House Richtung Himmel.

House: „Antibiotika haben sie nicht zum Leben erweckt.“
Cameron: „Außer einem Wunder ist das die einzige Erklärung für ihre Symptome.“
House: „Wie kommt es, dass Gott immer nur die Lorbeeren bekommt, wenn etwas Gutes passiert? Wo war er, als ihr Herz stoppte? Was wenn es kein menschliches Versagen war, sondern göttliches?“

Chase hat inzwischen eingesehen, dass es dämlich war, der genervten Cameron jeden Dienstag zu sagen, wie sehr er sie mag. Doch am Abend steht sie vor seiner Tür.

Cameron: „Es ist Dienstag.“
Chase: „Ähm, nein, es ist Montag.“
Cameron: „Ich weiß, ich hatte nur keine Lust zu warten.“

Dann küssen sie sich. Wenigstens ist es jetzt keine Affäre im Kollegenkreis mehr.

Houseschlüssel: Drittes Ostium. House findet heraus, dass Marina ein drittes Ostium (Öffnung zwischen den Vorhöfen und den Herzkammern) im Herzen hat, wo es eigentlich nur zwei geben sollte. Das dritte sorgte für Verwirrung und Unregelmäßigkeiten. Für House ist klar, dass der Schöpfer Schuld hat.

House: „Ein Mensch würde nicht derart großen Mist bauen.“

Esteban schaut sich hinter einer Glasscheibe die rettende OP seiner Frau an. House sieht zu ihm hinüber und warnt ihn: „Wagen Sie es nicht zu beten! Hierfür will ich die Anerkennung!“

Nach getaner Arbeit und in einem Moment menschlicher Schwäche geht House so weit, Foreman offen zu sagen, dass er ihn behalten möchte, dass er ihn braucht. Wilson macht ein extrem erstauntes Gesicht. Wir auch. Das von Wilson sieht man aber im Fernsehen. Doch es ist zu spät.

Foreman: „Ich möchte keine Fälle lösen, ich möchte Leben retten.“
House: „Glauben Sie, es kümmert sie? Oder ihren Mann? Glauben Sie, die Kinder, die sie meinetwegen bekommen kann, interessiert es, warum ich sie gerettet habe?“
Foreman: „Mich interessiert es.“
House: „Sie interessiert nur Ihr eigenes Ego. Sie sind der selbstsüchtige Bastard, nicht ich. Deshalb haben Sie mit Freude Ihren kleinen Abgang drei Wochen lang ausgewalzt!“

Ja… ähm… glaubt vielleicht irgendwer, dass dieser Ausbruch Foreman zum Bleiben überreden konnte? Eben. Wortlos geht er.

Bleibt nur noch Cameron.

Housemeister: Ach ja, Cameron… das ist so eine Sache. Sie übergibt House einen Briefumschlag. Es sind nicht die erhofften Nacktfotos, es ist ihre Kündigung.

House: „Was erwarten Sie von mir? Dass ich niederknie und mich entschuldige? Chase anflehe zurückzukommen?“
Cameron: „Ich erwarte, dass Sie tun, was Sie immer tun. Einen Witz machen und fortfahren. Ich erwarte, dass Sie klarkommen. Ich werde Sie vermissen.“

Wen hat House jetzt noch? Da wären natürlich Esteban und Wunder-Marina, in deren Krankenzimmer die Männer gemütlich eine rauchen, während House feststellt, dass eigentlich alles okay ist.

House: „Original amerikanische Zigarren! So was bekommt man in Kuba nicht. Hundert Prozent gesund.“

Housenummer: Eine Vicodin. Ein leiser Abschied.

Housemusik: Zu Hause angekommen, nimmt House seine alte Gitarre von der Wand und packt eine neue aus, die gerade geliefert wurde. Währenddessen hören wir Josh Ritter mit „Good Man“.

(Aus diesem Buch „Die kleine House-Apotheke“, vgs, 2008)

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Michael, 26. August 2008, 06:43.

Das „Hörzu“-Jodeldiplom

Soeben erreicht uns folgender Hilferuf des bekennenden Fernsehzuschauers Bastian Pastewka:

Ich habe mich gestern wie so oft als letzter lebender Deutscher ausgiebig mit der HÖRZU beschäftigt, nach wie vor meine Lieblingszeitung und nicht zu schlagen, wenn es um die Ausführlichkeit geht. So weit, so uninteressant.

Ich habe jedoch mit einem Mal einen fast zweistündigen Diskurs mit meiner Freundin und wiederum ihrer Freundin über die Bedeutung eines Hinweises, den die HÖRZU auf Seite 31 ihres neuesten Heftes (Nummer 35, die mit der grinsenden Frau drauf, Top-Thema: „Gesund durch Fröhlichkeit“) gibt, geführt.

Wie ihr seht, mag ich Bandwurmsätze; aber das, was dort steht, hätte selbst ich nicht zustande gekriegt, vielleicht auch, weil weder ich noch meine Freunde den dort stehenden Satz begreifen.

Die Überschrift bezieht sich auf eine ZDF-Sendung, die am SA, 30.8. um 20.15h laufen wird. Sie lautet (tatsächlich) GRAND PRIX DER VOLKSMUSIK 2008 – STADIONJODELN IN ZÜRICH.

Darunter folgender Text:

Live! Finale! - Mit

Bitte helft mir. Ihr seid Journalisten oder so was und könnt mir fachlich bestätigen, daß hier mehrere Sätze aufs Schlimmste miteinander kollidiert sind. Kleiner Tipp: Ich habe bereits einen Teil des Rätsels lösen können (da die HÖRZU ja auf der nächsten Seite weitere Infos gibt): Der „23. Bergkristall“ ist natürlich der Name eines Preises und „Oesch’s die Dritten“ eine Schweizer Jodelgruppe. Das ist also ein Eigenname, der nichts mit ihrer Platzierung oder ähnlichem zu tun hat. Aber sie sind kein Quartett.

Und sagt mir, daß man eine Karte FÜR etwas zieht, nicht UM etwas. Und sagt mir, daß 4 Gruppen aus der Schweiz, die in dieser Knallershow gegen je weitere 4 aus Deutschland, Südtirol bzw. Österreich antreten, vielleicht — ich sage ausdrücklich vielleicht — das erwähnte Quartett sein könnten, aber daß sie hierfür ihre Karte längst geZOGEN haben müssten, nicht erst ZIEHEN werden.

Bitte helft mir, bevor ich der HÖRZU schreibe!

Wer kann dem Mann helfen?

Stefan, 25. August 2008, 11:52.

Biedermann und die Brandschatzer

Die neue Sat.1-Telenovela Anna und die Liebe geht so: Die grundgute Lisa Plenske Anna Polauke ist ein hässliches schüchternes Entlein, das von einem tollen Job in einem schnöseligen Modekonzern einer schnöseligen Werbeagentur mitten in Berlin Berlin träumt. Sie verliebt sich in den schönen Chef Sohn des Chefs, der jedoch erst mal nichts von ihr wissen will.

Gespielt wird die Hauptfigur der neuen Sat.1-Telenovela vom ehemaligen RTL-Star Alexandra Neldel Jeanette Biedermann, bekannt aus der Soap Gute Zeiten, schlechte Zeiten Gute Zeiten, schlechte Zeiten.


Foto: Sat.1

Im ersten Moment mag es aussehen, als seien die Produzenten von Anna und die Liebe plündernd und brandschatzend durch Verliebt in Berlin gezogen, doch man muss einräumen, dass erstens ja eigentlich jede Telenovela so geht und zweitens auch jede Menge Elemente aus Grimms Märchen enthalten sind. Im Grunde ist Jeanette Biedermann als Anna nämlich so eine Art Aschenputtel, komplett ausgestattet mit einer bösen Stiefschwester und einem bösen Stiefvater, und die Chefin der Werbeagentur, in der sie gern arbeiten würde, ist dann die böse Hexe. Man kann nur hoffen, dass in der zweiten Sendewoche jemand von einem Wolf gefressen wird, denn in der ersten Woche ist die Handlung noch vorhersehbarer als in der zweiundzwanzigsten Wiederholung von Dirty Dancing (die eine Stunde später kommt). Zuerst bekommt mal die böse Stiefschwester den ersehnten Job, weil sie Annas Bewerbungsunterlagen gestohlen hat. Die blöden, arroganten und hoch bezahlten Werbeschnösel fallen auf sie rein und verlassen sich komplett auf tolle Ideen, die die Neue bringen soll, während sie selbst hirn- und ideenlos rumsitzen und Espresso trinken. Anna selbst ist leider nicht nur schüchtern, sondern stellt sich auch mehrfach viel zu dämlich an, um den Diebstahl aufzuklären und sich selbst ins rechte Licht zu rücken, obwohl die Situation so einfach wäre. Das kommt leider nicht wie sympathische Tollpatschigkeit rüber und scheint auch nur bedingt ihrer Schüchternheit geschuldet, sondern da wirkt sie einfach nur doof. Als sich die im Prinzip gleiche Situation zu Beginn der vierten Folge schon zum dritten Mal wiederholt, nervt es nur noch. Das ist schade, denn Jeanette Biedermann spielt ihre Rolle eigentlich ganz hübsch und leistet sogar eine der weniger hölzernen Darstellungen im Ensemble.


Foto: Sat.1

Zum Glück für Sat.1 haben all diese Faktoren im Fernsehen ja wenig mit den Erfolgsaussichten zu tun. Ob AUDL ein Erfolg wird, hängt davon ab, wie sie die Serie sich entwickelt, und vielleicht davon, wie viele Zuschauer der inzwischen erfolgreichen zeitgleichen RTL-Soap Alles was zählt zum Umschalten bereit sind. Als Sat.1 auf dem gleichen Sendeplatz Verliebt in Berlin zeigte, gab es die nämlich noch nicht.

Anna und die Liebe, werktags um 19.00 Uhr in Sat.1.

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Michael, 25. August 2008, 00:14.

08/15 — Sie retten deinen Sendeplatz auch nicht

Baywatch ging ja immer so: Jemand, den wir nicht kennen, droht zu ertrinken, dramatische Musik setzt ein, und halbnackte Menschen eilen zur Rettung. In diesem Satz war der Grund versteckt, warum sich so viele Zuschauer für die Rettung von Menschen interessierten, für die an sich sie sich nicht interessierten, weil sie in der Regel keine Vorgeschichte hatten, sondern schlicht ein „Fall“ aus dem Nichts waren.

112 – Sie retten dein Leben geht im Prinzip genauso: Jemand, den wir nicht kennen, der keine Vorgeschichte hat und der nicht umständlich eingeführt wird, hat urplötzlich einen Autounfall, und in dicke Overalls gekleidete Menschen eilen zur Rettung. Merken Sie den Unterschied? Nein, es ist nicht nur das stellenweise Fehlen der dramatischen Musik.

112 – Sie retten dein Leben ist die neue tägliche Serie, die zur Rettung des RTL-Sendeplatzes um 17.00 Uhr eilen soll, der seit der achten Wiederholung der Nanny vor sechs Jahren keinen Erfolg mehr hervorgebracht hat. Im Gegensatz zu allen anderen täglichen Serien ist es keine Soap, sondern Action, hat aber genauso talentierte Darsteller, nur nicht so viel Handlung. Die Serie beschränkt sich in ihren 25-minütigen Episoden auf das, was sie für das Wesentliche hält, also einen mittelspektakulären Unfall und ein paar entschlossene Helfer, und reichert dies nur spärlich mit einer vorgetäuschten Rahmenhandlung aus einer klischeeätzenden Chefin und einem unwilligen Polizistensohn im Schatten seines Vaters, der zugleich sein Chef ist, an. Diese Rahmenhandlung besteht in der ersten Folge zu achtzig Prozent aus einer Diskussion über Betriebskostenaufstellungen, was das Actionextrakt durch eine Überdosis Langeweile aushebelt. Warum darüber hinaus auch im Actionanteil keine rechte Spannung aufkommt, kann ich nicht erklären, aber so ist es nun einmal.

Hermann Johas Firma Action Concept, die auch Alarm für Cobra 11 herstellt, produziert die neue Serie, in der Polizei, Notarzt und Feuerwehr „erstmals unter einem Dach“ zusammenarbeiten. Also, erstmals, wenn man Third Watch ignoriert, an dessen Idee sich auch schon Notruf Hafenkante geringfügig orientierte.

Vielleicht stößt die Serie dennoch in eine Lücke des Fernsehprogramms: Sie ist besser als diese pseudodokumentarischen Laiendarsteller-Krimis wie Lenßen & Partner, die in Sat.1 die Halbstundensendeplätze füllen, aber schlechter als Alarm für Cobra 11, was für sich schon ein interessanter Halbsatz ist. Es passiert auch kaum weniger als im Sendeplatzvorgänger Einer gegen 100, und dass der muskulöse Polizistensohn in der Mitte der ersten Episode seine Jacke auszieht und für den Rest der Rettung im Feinrippunterhemd agiert, ist ein erster Schritt zum Erfolg von Baywatch.


Foto: RTL

112 – Sie retten dein Lebenwerktags um 17.00 Uhr bei RTL.

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Michael, 25. August 2008, 00:11.

Anna und die Liebe


Foto: Sat.1

Seit 2008 (Sat.1). Dt. Telenovela.

Anna Polauke (Jeanette Biedermann) ist schüchtern. Sehr schüchtern. Sobald es wichtig wird, bekommt sie keinen Ton heraus, also wenn sie einen schönen Mann trifft oder sich für einen tollen Job interessiert. Deshalb fällt es ihr auch so schwer, den heiß ersehnten Job in der Werbeagentur Broda & Broda zu bekommen – und Jonas Broda (Roy Peter Link). Beim ersten Anblick verliebt sich Anna in den Sohn des Firmengründers Robert Broda (Mathieu Carrière), doch leider ist er außer schön auch ein arroganter Schnösel. Annas Familie besteht aus ihrer bösen Stiefschwester Katja (Karolina Lodyga), ihrer naiven Mutter Susanne (Heike Jonca) und ihrem bösen Stiefvater Armin (Rainer Will), die das Lokal „Goldelse“ betreiben, direkt gegenüber der Agentur. Parallel dazu hat Jonas eine böse Mutter Natascha (Franziska Matthus) und einen bösen Bruder Gerrit (Lars Löllmann), die gegen Robert intrigieren und die Agentur übernehmen wollen. Zur Agentur gehören noch der Fotograf Jannick (Mike Adler), die Assistentin Maja (Barbara Lanz), die amerikanische Praktikantin Nancy (Jil Funke), der Laufbursche Maik (Sebastian König) und die Büroleiterin Steffi Hauschke (Karin Kienzer). Sie ist die Mutter von Katjas ursprünglichem Freund Lars (Alexander Klaws), und Maik ist der Freund von Annas bester Freundin Paloma (Maja Maneiro), die in der „Goldelse“ als Kellnerin arbeitet.

Vorhersehbares Mädchenmärchen mit allen klassischen Zutaten. Die halbstündigen Folgen liefen sechs Wochen lang werktags um 19.00 Uhr, danach um 18.30 Uhr.

112 — Sie retten dein Leben


Foto: RTL

2008–2009 (RTL). 110-tlg. dt. Actionserie.

Polizei, Notarzt und Feuerwehr arbeiten zusammen, um Menschenleben zu retten. Zwischendurch schlagen sie sich mit privaten und bürokratischen Problemen herum: Die ätzende Verwaltungschefin Dr. Kristin Driesen (Sandra Maria Schlegel) schikaniert den Polizeidienststellenleiter Martin Carstens (Joachim Raaf), dessen Sohn Florian (Dominic Saleh-Zaki) im gleichen Team arbeitet. Die blinde Rita Brandt (Simona Brokman) koordiniert die Einsätze der drei Teams. Dazu gehören die Feuerwehrleute Ingo Bender (Gernot Schmidt), Kadir Karabulut (Matthias Rödder) und Anna Rösler (Luisa Wietzorek), die Ärzte Tom Wagner (Max Alberti) und Judith Voss (Tanja Lanäus), die Sanitäter Dimitri Papapostolou (Philip Köstring) und Steffi Felten (Joséphine Thiel), Zivi Kevin Vogel (Christopher Kohn), Helikopterpilot Peter Wells (Mats Reinhardt) und die Polizisten Heiko Ehrich (Björn Kirschniok), Nicole Held (Mariam Kurth) und Doreen Melzer (Martina Maria Reichert).

Fließbandproduktion von Hermann Johas Firma Action Concept, deren Rahmenhandlung zwar noch unspektakulärer als in den meisten Daily Soaps war, die sich aber in den Actionszenen um ein paar aufwändige Unfälle, Explosionen und Stunts bemühte, wie man sie aus Johas Alarm für Cobra 11 kannte.

Die halbstündigen Folgen liefen werktags um 17.00 Uhr. Nach 110 Folgen stellte RTL bei der an chronischer Quotenschwäche leidenden Serie das Beatmungsgerät ab. Sie war als Endlosserie geplant.

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