Monaco Franze — Der ewige Stenz

1983 (ARD). 10-tlg. dt. Familienserie von Helmut Dietl, Franz Geiger und Patrick Süskind.

Franz Münchinger (Helmut Fischer), genannt „Monaco Franze“, ist Kriminalkommissar in München und ein Vorstadt-Casanova. Er ist mit Annette von Soettingen (Ruth Maria Kubitschek) verheiratet, die er „Spatzl“ nennt. Vielmehr ist „Spatzl“ für ihn so etwas wie ein natürlicher Satzabschluss, eine Art Punkt. Typisch hierfür ist der Dialog im Krankenhaus, wo Franz nach einem Versuch, seine Midlifecrisis zu überwinden, landete: „Wo bin ich, Spatzl?“ – „Im Krankenhaus“ – „Warum, Spatzl?“ – „Weil er dich voll erwischt hat, der Idiot.“ – „Wer, Spatzl? Was für ein Idiot?“ – „Du warst drei Tage bewusstlos, Franz.“ – „Warum des, Spatzl?“ – „Weil du gegen den King Ludwig geboxt hast, Franz.“ – „Ich? Gegen den King Ludwig? Des kann net sein, Spatzl. Das ist doch der Boxer, oder?“ – „Erinnerst du dich nicht?“ – „Nein, überhaupt nicht, Spatzl.“ Diesmal ist die Unwissenheit echt, normalerweise ist sie gespielt, wenn er Spatzl gegenüber seinen treuherzigen Dackelblick aufsetzt und die Unschuld vom Lande mimt, nachdem er gerade die Nacht mit einer jungen Dame verbracht hat.

Annette kennt ihren Mann nur allzu gut, weiß mehr, als er glaubt, und lässt ihm mehr durchgehen, als er vermuten würde. Sie stammt aus vornehmen Adelskreisen, betreibt ein Antiquitätengeschäft mit ihrer Mitarbeiterin Olga (Christine Kaufmann), beschäftigt zu Hause Haushälterin Irmgard (Erni Singerl) und umgibt sich ausschließlich mit der besseren Gesellschaft: Dr. Schönferber (Alexander Hegarth), Staatssekretär Dr. Braun (Klaus Guth) und Dr. Hallerstein (Walter Sedlmayr). Gemeinsam gehen sie in die Oper, wohin Annette so gern auch ihren Mann öfter mal mitnehmen möchte, doch der hat fast immer eine Ausrede. „Fahndung“ heißt das dann, und sein bester Freund und Kollege Manni Kopfeck (Karl Obermayr) muss das durch ein aufgesagtes „Ja, genau, Fahndung“ glaubhaft machen. Diese Fahndung führt in Aufreißerschuppen und italienische Restaurants.

Entsprechend schlimm ist es für Franz, als er am Ende der zweiten Folge durch eine Diagnose von Dr. Hallerstein in den vorzeitigen Ruhestand versetzt wird. Um Ausreden ist er jedoch nie verlegen, bei Bedarf wird er eben krank. Außerdem eröffnet er vorübergehend eine Privatdetektei. Doch es kommt noch dicker: Nachdem Franz seine Midlifecrisis mit Hilfe einiger junger Frauen überwunden hat, will sein Spatzl plötzlich aus steuerlichen Gründen auf die Bermudas auswandern. Franz versucht den Umzug zu verhindern, will nicht mit auf die Bermudas, aber auch nicht ohne sein Spatzl leben. Schweren Herzens beginnt er mit den Vorbereitungen für den Abschied von seinem geliebten München. Er macht eine Liste, von wem er sich verabschieden muss. Auf der Liste stehen 105 Frauennamen. Die aufdringliche Elli (Gisela Schneeberger), die er schon lange kennt, ist nur eine davon.

Schließlich lässt er sein Spatzl doch allein in die Ferne ziehen und stürzt in der Folgezeit ab. Erst wohnt er bei Manni und nervt ihn durch ständige Fürsorge, säuft, fackelt versehentlich dessen Wohnung ab, wird mit sechs Promille am Steuer erwischt, gibt den Führerschein und sein Auto ab und verschwindet. Annette, von der ewigen Sonne genervt, kommt nach München zurück und macht sich auf die lange Suche nach ihrem Mann, der gerade ins kriminelle Milieu abdriftet. In den frühen Morgenstunden findet sie ihn in einer Kneipe, und sie fallen sich in die Arme. Es ist ihr zwanzigster Hochzeitstag. Dann seien sie ja aus dem Gröbsten raus, lallt Franz, und es könne nur noch besser werden.

Die Serie mischte subtilen Humor mit präzisen Milieu- und Charakterstudien. Die letzte Folge „Abgestürzt“ zeichnete erschreckend den Verfall eines Menschen nach. Monaco Franze klang nicht in einem furiosen Happyend aus, sondern lediglich mit einem leisen Hoffnungsschimmer. So groß war die Bandbreite der Serie, die bis dahin von Unbeschwertheit und Lebensfreude geprägt war. Den Erfolg verdankte sie hauptsächlich dem Charme ihres Hauptdarstellers Helmut Fischer, der das Image des ewigen Stenz fortan nicht mehr ablegte (und es z. B. in Die Hausmeisterin weiter forcierte). Den Spitznamen „Monaco“ verpasste ihm Regisseur Dietl angeblich wegen seines südländischen Aussehens.

In den Nebenrollen waren viele bayerische Publikumslieblinge zu sehen, darunter Gustl Bayrhammer als Kriminaldirektor Dr. Göberl und Wolfgang Fierek als Kleinganove Tierpark-Toni. In der ersten Folge, betitelt mit Monaco Franzes Motto „A bisserl was geht immer“, qualifizierte sich ferner der junge Thomas Gottschalk in der Gastrolle eines obercoolen Disko-Türstehers für eine große Karriere außerhalb der Schauspielerei.

Die 45-Minuten-Folgen liefen mit großem Erfolg donnerstags zu Primetime, trotzdem sah Regisseur Dietl keinen Anlass für eine Fortsetzung. Die Serie ist komplett auf DVD erhältlich.

Die Hausmeisterin

1987–1992 (ARD). 23-tlg. dt. Familienserie von Cornelia Willinger.

Martha Haslbeck (Veronika Fitz) lässt sich nach 25 Jahren Ehe von ihrem ebenso bequemen wie untreuen Gatten Josef (Helmut Fischer) scheiden und übernimmt in dem Mietshaus im Münchner Stadtteil Haidhausen, um das sie sich ohnehin schon die ganze Zeit kümmerte, nun auch offiziell die Hausmeisterstelle. Josef heiratet seine schnippische Geliebte Ilse Kugler (Ilse Neubauer), Martha bandelt mit dem griechischen Schlosser Costa Doganis (Janis Kyriakidis) an, und Marthas und Josefs Tochter Christa (Bettina Redlich) ist mit Bertl Gruber (Ernst Cohen) zusammen und heiratet ihn später. Zwar verkrachen sie sich regelmäßig, versöhnen sich aber immer wieder. Gleiches gilt für „Josef-Bärli“ und „Ilse-Hasi“.

Ilses größtes Problem ist, dass Josef noch immer an Martha hängt und an allem, was mit ihr zu tun hat. So versucht er zu verhindern, dass Martha das alte Ehebett ausrangiert. An so einem Bett hängen schließlich tausend Erinnerungen, z. B. seine Nierenbeckenentzündung 1964. Um zusätzliches Geld zu verdienen, nimmt Martha mehrere Nebenjobs an, arbeitet erst in einer Tankstelle, dann im Frisörsalon und schließlich im Bürgerbüro. Hauptsächlich kümmert sie sich weiterhin um die Familie und die Hausbewohner: die Ehepaare Ostermeier (Sarah Camp und Hans Stadlbauer) und Merkel (Toni Netzle und Gerd Lohmeier), die Witwe Mooseder (Maria Singer), Herrn Wegmann (Gert Burkhard) und den Rheinländer Rüdiger Münchwieler (Jochen Busse). Das Haus gehört Frau Winter (Erika Wackernagel), ihr Neffe Gerhard Eggerer (Gerhard Zemann) erbt es im Herbst 1989. Giancarlo (Aurelio Ferrara) ist der Wirt von Marthas Stammkneipe, Angerer (Willy Harlander) der Postbote.

Auch Josef schlägt sich mit verschiedenen Jobs durch, fühlt sich aber nur wohl, wenn er gar nichts tun muss, und legt sich bei Bedarf ein Leiden zu. Ins Geschäft kommt er mit seinem alten Freund, dem Antiquitätenhändler Schorschi Gruber (Hans Brenner), dem er fortan irgendwelches Gerümpel ankarrt, das Schorschi dann versteigert. Ilse leitet eine Bank. Christa und Bertl bringen in der letzten Staffel Sohn Seppi (Christoph Dirscherl) zur Welt. Costa und Martha erfüllen sich einen Traum und kaufen sich ein beschauliches Häuschen auf dem Land, vermissen dann aber den gewohnten Trubel und ziehen zurück in das Mietshaus.

Helmut Fischer spielte im Wesentlichen wieder die Rolle, die ihn als Monaco Franze berühmt gemacht hatte. Die einstündigen Serienfolgen liefen im regionalen Vorabendprogramm. 1990 erhielt die Serie den Grimme-Preis mit Bronze. Sie ist komplett auf DVD erhältlich.

Die Magermilchbande

1979 (ARD). 7-tlg. dt.-tschechoslowak. historische Jugendserie von Oliver Storz, Dieter Hildebrandt, Barbara König und Frank Baer nach dem gleichnamigen Buch von Frank Baer, Regie: Thomas Fantl.

Die Berliner Kinder Max Milch (Richard Knotek), genannt Magermilch, Peter Reuther (Thomas Vacek) und Adolf Zeesen (Sidon Sirovy) sind gegen Ende des Zweiten Weltkriegs auf dem Weg zurück vom Land, wohin sie wie viele andere Kinder evakuiert worden waren, nach Hause. Sie flüchten vor der heranrückenden Front von Böhmen nach Bayern. Der Lehrer Karrer (Ernst Fritz Fürbringer), der sie begleitet, stirbt bei einem Fliegerangriff. Sie müssen sich allein durchschlagen. Als sie die Waise Tilli (Gabriele Hiermann) finden, nehmen sie sie in ihre Gruppe auf. Später kommt noch die Schülerin Bille (Ditta Kaplan) dazu. Sie treffen zwei desertierte Wehrmachtssoldaten (Wolfgang Kieling und Manfred Seipold) und schlagen sich nach Bayern durch. Auch nach Kriegsende dürfen sie noch nicht sofort zurück nach Berlin und werden bei dem mürrischen Bauern Lederer (Harald Dietl) einquartiert. Sie versuchen ihren amerikanischen Bewachern zu entkommen und bringen sich dabei in große Gefahr. In Schwandorf kümmert sich die junge Flüchtlingsfrau Sophie Scherdel (Katharina Lopinski) um sie.

Die Kinder lernen den fremden Lebensstil der siegreichen amerikanischen Soldaten kennen. Peter freundet sich mit King (Rüdiger Friedrichs) an, der für die Amerikaner arbeitet. Dessen Freundin, die Sängerin Helga (Lenka Korinek), flirtet mit dem amerikanischen Offizier Captain Rushing (Radoslav Brzobohaty), um an Transportgenehmigungen heranzukommen. Rushings Sekretärin (Nadja Urbanek) hilft den Kindern, bis Marktredwitz in der Oberpfalz zu kommen, wo Adolfs reiche Großtante Doda Merz (Marianne Hoppe) sie in ihrer Villa aufnimmt. Adolf erfährt, dass seine Eltern umgekommen sind. Sophie Scherdel nimmt ihn und Tilli bei sich zu Hause in Hof auf. Die drei älteren Mitglieder der Magermilchbande schaffen es endlich, sich durch die sowjetische Zone nach Berlin durchzuschlagen. Ob ihre Familien überlebt haben, bleibt aber offen.

Frank Baer schrieb das Buch, auf dem die Reihe beruht, auf der Grundlage von Berichten von 400 erwachsenen Berlinern, die als Jugendliche in NS-Kinder-Landverschickungslagern waren und deren Rückkehr in die Heimat von traumatischen Erlebnissen begleitet war. Der direkte Weg zurück nach Berlin war abgeschnitten, viele Kinder wurden von ihren Klassen getrennt oder von ihren Lehrern allein gelassen, und die Bewohner im Bayerischen Wald waren von der Ankunft Zehntausender erschöpfter und verängstigter Kinder überfordert.

Die Serie wurde mit erheblichem Aufwand an verschiedenen Orten in der Tschechoslowakei gedreht. Die 50-minütigen Folgen liefen im regionalen Vorabendprogramm. 2005 brachte der Bayerische Rundfunk die Serie technisch auf Hochglanz und zeigte sie in 14 halbstündigen Folgen.

Schimpf vor zwölf

1963–1971 (ARD). Alle zwei Jahre an Silvester übertrug die ARD zur Primetime dieses Kabarettprogramm der Münchner Lach- und Schießgesellschaft, in dem auf das Jahr zurückgeblickt wurde. Mitwirkende waren Dieter Hildebrandt, Ursula Noack, Hans-Jürgen Diedrich, Jürgen Scheller und Klaus Havenstein. In der letzten Sendung 1971 waren Diedrich und Havenstein nicht mehr dabei, für sie wirkten jetzt Horst Jüssen und Achim Strietzel mit.

Nach 18 Jahren Pause zeigte die ARD am 31. Dezember 1989 eine einzelne neue Ausgabe.

Die Sonntagsrichter

1962–1963 (ARD). Kabarettreihe mit Dieter Hildebrandt, Hans-Joachim Kulenkampff und Wolf Schmidt. Eine fiktives Gericht fällt Urteile über skurrile Fälle, die in der Justiz in Wirklichkeit nie vorgekommen wären.

Fünf Folgen der Reihe liefen in unregelmäßigen Abständen am Sonntagabend.

Die Rückblende

1962–1963 (ARD). 45-minütiges kabarettistisches Magazin, das an wechselnden Sendeplätzen im Hauptabendprogramm lief.

Die Rückblende befasste sich überwiegend mit politischen Themen. Regisseur war Hans Rosenthal, zu den ständigen Mitarbeitern gehörten u. a. Dieter Hildebrandt, Curth Flatow, Wolfgang Gruner, Joachim Cadenbach und Grethe Weiser. Seine ersten Fernsehauftritte hatte hier auch Jürgen von Manger, der später als Tegtmeier berühmt wurde.

Live-Geschichten

1973. „Klamödien“-Reihe von und mit Dieter Hildebrandt in live gespielten satirischen Episodengeschichten aus dem Alltag.

Der Begriff „Klamödie“ sollte eine Mischung aus Klamotte und Komödie bezeichnen, die mit satirischen und kabarettistischen Elementen verbunden wurde, „sodass eine unterhaltsame und zugleich anspruchsvolle Sendeform entstehen sollte“, wie die ARD formulierte. Die Kritiker fanden das missglückt. Nach drei einstündigen Sendungen samstagabends um 20.15 Uhr war schon wieder Schluss.

Zwei himmlische Töchter

1978 (ARD). 6-tlg. dt. Comedyserie von Walter Kempley und Joseph Bonaduce, Regie: Michael Pfleghar.

Die Ex-Tänzerinnen Chantal (Iris Berben) und Kikki (Ingrid Steeger) erben die bankrotte Charterfluggesellschaft Donnerflug und erledigen Aufträge. Der Pilot Tino Riva (Klaus Dahlen) jagt den Fluglotsen (Dieter Hildebrandt und Heinz Schubert) mindestens ebenso viel Angst ein wie das Flugzeug an sich, eine heruntergekommene Ju 52. Mama Riva (Winni Riva) ist die gute Seele, die Kikki und Chantal berät und unterstützt, auch Zimmerwirtin Frau Krause (Herta Worell) muss gelegentlich Geld vorstrecken.

Die hemmungslos albernen Folgen dauerten eine Stunde und liefen etwa einmal im Monat samstags zusammen mit den Gimmicks.

Die Gimmicks

1978–1979 (ARD). Dt. Comedyshow von Michael Pfleghar.

Schon vor dem Ende seiner Klamaukshow Klimbim brachte Pfleghar eine ähnlich alberne Show ins Fernsehen: Die Gimmicks sind eine Showtruppe in einem Nachtclub, die komische Gesichter machen, kunstvoll hinfallen, sich Torten ins Gesicht klatschen und den Clubmanager und das Personal in den Wahnsinn treiben.

Das Ensemble bestand aus Peer Augustinski, Monika Sorice, Monica Teuber, Jean Louis Bogner, Karel Otto, Peter Grötzsch, Werner Schulze-Erdel, Wolfgang Mascher, Maggie Mae, Anne May, Joe Luga und Gottfried Mehlhorn. Mit Augustinski hatte Pfleghar bereits in Klimbim zusammengearbeitet. Der spätere Familienduell-Moderator Werner Schulze-Erdel hatte hier seinen ersten Fernsehauftritt.

Die sechs Folgen liefen zunächst im Block mit Pfleghars anderer Serie Zwei himmlische Töchter und später auf sich allein gestellt.

Verstehen Sie Pilawa?

Jörg Pilawa will natürlich kürzertreten. Das ist ja bekannt.

Aber Verstehen Sie Spaß? würde er dann doch noch ganz gerne zusätzlich übernehmen.

Michael, 8. März 2009, 18:34.
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