Weniger Frauen, mehr Girls

Ins vor zwei Wochen gestartete Vox-Frauenzimmer wird ab heute ein attraktiver Raumteiler eingezogen, und dann ist die Sendung nur noch halb so groß. Dem Promi-Kochduell wird gleich gänzlich der Herd abgeschaltet, und dann muss Reiner Calmund bis zur nächsten Kocharena wieder selbst für sein Essen bezahlen. Prominent! rückt auf 16.00 Uhr, und auf dem frei gewordenen Sendeplatz um 15.00 läuft ab heute wieder eine ausländische Serie, nämlich die Gilmore Girls. Also direkt nach den Gilmore Girls.

Heute ist der 9. November. Dieses Datum war erstaunlicherweise das meistgenannte bei unserem Absetz-Wettspiel mit der Frage, wann wohl genau dieses Ereignis eintreten werde. Das zeigt entweder, dass sich der demokratische Vox-Chef, der vor dem Start der neuen Nachmittagsformate einen „langen Atem“ angekündigt hatte, dem Mehrheitsentscheid gebeugt hat, oder dass deutsche Senderchefs allzu berechenbar sind, wenn es darum geht, was sie selbst für einen „langen Atem“ halten: Zwei Wochen.

Unter den sieben richtigen Tippern haben wir unter unserer eigenen Aufsicht als Gewinner des Buches „Die kleine House-Apotheke II“ ausgelost:

Nils die Maus!

Glückwunsch und Töröööö!

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Michael, 9. November 2009, 13:37.

Sturm im Wassertopf

„Das ist keine Programmierung, die man nach zehn Tagen wieder umschmeißt.“
Vox-Chefredakteur Kai Sturm vor zehn Tagen im DWDL-Interview über das neue Nachmittagsprogramm.

Nach zehn Tagen schmeißt Vox-Chefredakteur Kai Sturm das neue Nachmittagsprogramm um. Statt des Promi-Kochduells laufen dann um 15.00 Uhr wieder die Gilmore Girls.

Das Gewinndatum unseres Absetz-Wettspiels lautet also 9. November, ein Datum, an dem ja auch schon andere Dinge abgebrochen wurden. Sollte Vox nicht kurzfristig sogar noch früher aus der bisherigen Programmierung aussteigen, werden wir am Montag den Gewinner bekanntgeben. Alle Tipps, die ab jetzt eingehen, werden nicht mehr berücksichtigt.

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Michael, 4. November 2009, 13:05.

Neu: DVDs jetzt auch im Fernsehen!


Foto: ProSieben

Die neue Stromberg-DVD erscheint diese Woche! Ach ja, und im Fernsehen werden die neuen Folgen auch gezeigt.

Vielleicht ist genau das in Zukunft die natürliche Reihenfolge. Im Moment wirkt es noch ungewöhnlich, dass die neue Staffel von Stromberg, deren erste Folge heute bei ProSieben zu sehen ist, schon am Freitag auf DVD erscheint, also noch bevor die anderen neun Folgen ihre TV-Premiere haben. Aber Stromberg ist nicht die einzige Serie, die neuerdings diesen Weg geht. Auch die vierte Staffel von Pastewka, die vergangenen Freitag erfolgreich bei Sat.1 gestartet ist, kommt noch in diesem Monat als DVD in den Handel, ebenfalls mit neun Folgen, die bis dahin noch nicht im Fernsehen gezeigt wurden.

Dies scheint aus vielen Gründen eine logische Entwicklung zu sein. Fernsehen ist in den vergangenen Jahren immer mehr zum Nebenbeimedium geworden. In vielen Haushalten hat der Fernseher nur noch eine Funktion als dauerhafte Geräuschkulisse im Hintergrund und als solche das Radio abgelöst. Warum also sollte das Fernsehen nicht auch noch in diesem anderen Punkt dem Radio ähnlicher werden?

Lassen Sie mich kurz ausholen, um zu verdeutlichen, was ich sagen möchte.

Die Erscheinungstermine neuer Songs und Alben auf CD oder inzwischen als Download werden unabhängig von Radiosendern festgelegt. Die Radiosender haben aber die Möglichkeit, neue Singles ca. zwei Monate vor Veröffentlichung bereits zu spielen. Handelt es sich um neue Werke etablierter Künstler wie Madonna, Robbie Williams oder Bon Jovi machen sie davon exzessiv Gebrauch. Handelt es sich um junge, innovative, anspruchsvolle Künstler, sind ihre Lieder bei den großen Sendern in der Regel nicht zu hören, erscheinen aber trotzdem auf CD oder als Download, und wer sie haben will, kann sie kaufen. Die Radiosender richten sich also nach der Tonträger-Industrie und ihren Veröffentlichungsdaten. (Warum auch immer.) Im Fernsehen war es bisher umgekehrt: Die Industrie richtete sich nach den Fernsehsendern. Eine Serie erschien erst dann auf DVD, wenn der Sender sie gezeigt hatte. Angesichts der Willkür, die viele Fernsehsender beim Ausstrahlungsrhythmus ihrer Serien walten lassen, liegt es nahe, dass die Rechteinhaber allmählich die Geduld verlieren und den Spieß umdrehen. Warum sollten sie sich das Geschäft mit dem DVD-Verkauf entgehen lassen, nur weil die Sender wieder zaudern?

Der Vergleich mit dem Radio liegt nahe: Madonna, Robbie Williams und Bon Jovi sind im Fernsehen die konventionellen Krimi- und Krankenhausserien, wie sie auf allen großen Kanälen heruntergespult werden. Sowieso nicht würden dort innovative und anspruchsvolle Programme wie The West Wing oder 30 Rock gezeigt. Und selbst Erfolgsserien wie Dr. House werden inzwischen so ärgerlich gestückelt, dass man von den Zuschauern kaum noch verlangen kann, mit Aufmerksamkeit zu verfolgen, wann neue und wann alte Folgen zu sehen sind. Bei der aktuellen Staffel legt RTL in zwei Wochen schon wieder eine Pause ein, stückelt eine Staffel damit erstmals in drei Teile und streckt sie mit zahllosen Wiederholungen auf fast ein Jahr.

Es wird deshalb Zeit für die DVD-Industrie vorzupreschen und das Tempo vorzugeben. Analog zum Radio: „Dann und dann werden wir die Serie XY auf DVD veröffentlichen, und wenn ihr wollt, könnt ihr sie ja vorher im Fernsehen zeigen!“ Filme erscheinen auch auf DVD, bevor sie im Fernsehen kommen. Warum sollte das mit Serien nicht ebenso gehandhabt werden?

Die Fans würde es freuen, die von ihren Sendern nicht mehr jahrelang in der Luft hängen gelassen werden. Die erste Staffel der mehrfach preisgekrönten Mediencomedy 30 Rock aus dem Jahr 2006, die gerade bei ZDFneo ihre Free-TV-Premiere kaschiert, ist schon seit Mai mit deutscher Tonspur auf DVD erhältlich. Auf Vox, das die treuen Fans von Boston Legal fast zwei Jahre ohne Lebenszeichen ihrer Lieblingsserie hängen ließ, hätte auch niemand unbedingt warten müssen: Seit Juni gibt es die Synchronfassung der vierten Staffel, die jetzt endlich doch noch mit großem Erfolg bei Vox zu sehen ist, bereits auf DVD – man muss allerdings den Umweg über Frankreich gehen, wo die Serie „Boston Justice“ heißt, aber auf DVD trotzdem auch mit einer deutschen Tonspur versehen ist. (Sie ist übrigens selbst inklusive Auslandsversand noch günstiger als die deutsche Box sein wird, wenn sie erscheint.)

So umständlich ist es bei Mein Leben & ich nicht. Die großartige deutsche Serie mit Wolke Hegenbarth war über mehrere Jahre ein Erfolg im RTL-Programm und bei jeder Preisverleihung präsent, aber eines Tages verlor RTL noch vor den Zuschauern die Lust. 2007 wurde die sechste Staffel produziert — und bis heute nicht gezeigt. Im Juli 2009 war offenbar der Geduldsfaden am Ende, und so erschien die Staffel inklusive entsprechendem Aufdruck als „Weltpremiere auf DVD“.

Dieser Fall sollte zur Regel werden!

Das müsste nicht das Ende des Fernsehens, wie wir es kennen, sein. Die Mehrheit der Zuschauer wird wie bisher davon absehen, sich DVDs zu kaufen und sich für das entscheiden, was das Fernsehprogramm hergibt. Auch das Radio hat immer noch mehr Hörer als Compact Discs Käufer. Darüber hinaus gibt es genug Menschen, die z.B. Dirty Dancing oder Friends im Regal stehen haben und nur die DVD einlegen müssten, es aber trotzdem immer wieder im Fernsehen mit Werbeunterbrechungen ansehen, wenn es denn gerade kommt. Die Nebenbeizuschauer wird das Fernsehen ohnehin nicht verlieren. Aber für die Zuschauer, die sich ernsthaft für einzelne Sendungen interessieren, also für die, die die Sender ohnehin mit Füßen treten, wäre ein Umdenken ein Geschenk. 

Michael, 3. November 2009, 18:51.

30 Rock


Foto: ZDF

Ab 4. November 2009 (ZDFneo). US-Comedyserie von Tina Fey („30 Rock“; seit 2006).

Eigentlich läuft alles ganz gut für die Sketch-Show „The Girlie Show“, die sich vorwiegend an ein weibliches Publikum richtet. Dann bekommt die Chefautorin Liz Lemon (Tina Fey) aber einen neuen Boss vom Sender vorgesetzt, und wie alle neuen Bosse neigt auch der rigorose Macho Jack Donaghy (Alec Baldwin) dazu, gut laufende Dinge „optimieren“ zu wollen. Die bisherige Hauptdarstellerin der Show und beste Freundin von Liz, die unsichere Jenna Maroney (Jane Krakowski), darf zwar bleiben, steht aber fortan im Schatten des exzentrischen schwarzen Superstars Tracy Jordan (Tracy Morgan). Aus „The Girlie Show“ wird dadurch „TGS with Tracy Jordan“. Der treibt fortan alle in den Wahnsinn, während sich Liz und Jack die Köpfe einschlagen und der Page Kenneth (Jack McBrayer), der Besucherführungen durch den Sender macht und ein großer Fan ist, damit zu tun hat, schwer von Begriff zu sein. Liz, Mitte 30 und mittelfrustrierter Single, führt weiter das Team der Show an. Dazu gehört vor allem ihr Vertrauter Pete (Scott Adsit) als Producer sowie die Autoren Frank (Judah Friedlander), Toofer (Keith Powell) und Josh (Lonny Ross). Liz‘ entspannte und freizügige Assistentin Cerie Xerox (Katrina Bowden) bildet den Gegenpol zur oft zugeknöpften und angespannten Liz.

Multitalent Tina Fey hat als Erfinderin, Autorin, Produzentin und Hauptdarstellerin eine Serie geschaffen, die so gut ist, dass selbst die viel zu klischeehaften Nebenfiguren wie der Page Kenneth, die TGS-Autoren und der irre schwarze Superstar mit seiner Posse kaum stören. Tina Fey selbst und Alec Baldwin als streitendes Duo tragen die Serie, die zwar in der TV-Branche spielt, aber aus weit mehr als Insidergags für Medienschaffende besteht. Dennoch ist die Serie in den USA vor allem bei Medienschaffenden ein Erfolg. Kritiker lobten sie von Beginn an, und die Academy of Television Arts and Sciences zeichnete 30 Rock in drei aufeinanderfolgenden Jahren mit dem Emmy als beste Comedyserie aus. Die Einschaltquoten hielten sich derweil konstant auf einem schwachen bis mittelmäßigen Niveau. Nach ihrem ersten Emmy-Gewinn bedankte sich Fey bei ihren „Dutzenden und Aberdutzenden von Zuschauern.“ Ferner wurde Fey einmal als beste Hauptdarstellerin und Baldwin zweimal als bester Hauptdarsteller mit dem Emmy geehrt. 2009 gab’s außerdem den Golden Globe für die beste Comedyserie.

In Deutschland sah kein großer Sender Potenzial in der Serie, weshalb die Free-TV-Premiere für den digitalen Spartenkanal ZDFneo übrig blieb. Dort laufen die 22-minütigen Episoden mittwochs um 22.30 Uhr.

Der Serientitel 30 Rock bezieht sich auf die Adresse des realen Hauptquartiers des US-Senders NBC in New York, 30 Rockefeller Plaza, bei dem die Serie spielt und der sie ausstrahlt. Während Sender und Anschrift tatsächlich existieren, gibt es die Show in der Show, TGS, nicht im echten Fernsehen. Sie ist allerdings an den NBC-Klassiker Saturday Night Live (SNL) angelehnt, bei dem Tina Fey für mehrere Jahre Chefautorin und Darstellerin war. Ihre Paraderolle in Saturday Night Live, die sie weltweit berühmt machte, spielte sie allerdings erst nach ihrem Ausstieg, als sie im Herbst 2008 für einige Gastauftritte zurückkehrte und die amerikanische Vizepräsidentschaftskandidatin Sarah Palin auf den Punkt parodierte.

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