Ihr Türchen kommet

Kinderlein, höret die frohe Kunde: Ab morgen wird’s hier zumindest für die nächsten dreieinhalb Wochen wieder täglich was Neues geben! Wir zählen den Countdown runter:

24 Türchen bis Weihnachten.

Und wir spielen den beliebten Modus aus dem vergangenen Jahr, also komplett ohne Gewinne!

Jeden Morgen um 6 Uhr erscheint eine Tür, die aus einer Fernsehsendung stammt. Wir laden zum besinnlichen Mitraten ein, aus welcher Sendung sie wohl sein könnte. Und am nächsten Morgen um sechs folgt die Auflösung und die nächste Tür.

Eine schöne Adventszeit!

Michael, 30. November 2010, 06:00.

In Memoriam Leslie Nielsen

Normalerweise sind es erfolgreiche Fernsehserien, die später auch ins Kino kommen. Der absurde Krimiklamauk Police Squad mit Leslie Nielsen dagegen floppte Anfang der 80er-Jahre im US-Fernsehen und wurde nach nur sechs Folgen beendet. Trotzdem brachten die Autoren das Konzept wenig später auf die Leinwand und hatten einen enormen Erfolg. Auf der großen Leinwand konnten sich die vielen Gags, die sich teilweise gleichzeitig im Bild versteckten, viel besser entfalten. Hauptdarsteller Leslie Nielsen, der vorher in ernsten und lustigen Filmen mitgespielt hatte, wurde mit 62 eine Comedy-Ikone und machte fortan wenig anderes. Erst danach kam die gefloppte TV-Serie auch ins deutsche Fernsehen, unter dem leicht identifizierbaren Titel Die nackte Pistole.

Leslie Nielsen ist im Alter von 84 Jahren gestorben.

Michael, 29. November 2010, 08:40.

Vierzig und rüstig


Repro: WDR

Fast so häufig wie von ihm neue Folgen zu sehen sind feiert der ARD-Tatort Jubiläum. Am Montag wird er 40 Jahre alt. Und in wenigen Monaten steht die 800. Folge an.

Das ergibt umgerechnet knapp 20 Tatorte im Jahr, aber dieser Schnitt wird durch die Anfangsjahre nach unten gezogen, als nur jeden Monat ein neuer lief. 2010 werden es 35 neue Filme gewesen sein, und ein Overkill ist nicht zu erkennen. Der Tatort ist im Jubiläumsjahr sogar erfolgreicher geworden. Derzeit sehen sonntags im Schnitt mehr als eine halbe Million Menschen mehr zu als vor einem Jahr.

Als er 30 wurde, gehörte der Tatort zu den populärsten Fernsehsendungen in Deutschland. Mehr Zuschauer hatten nur Wetten, dass…? und Wer wird Millionär?. Heute rangiert niemand mehr über dem Tatort, weil ihm das Kunststück gelungen ist, seine regelmäßige Zuschauerzahl seit zehn Jahren weitgehend konstant zu halten, während die Einschaltzahlen der anderen Erfolgssendungen am Tatort vorbei nach unten rutschten oder enorm schwanken.

Axel Prahl und Jan-Josef Liefers als verrücktes Paar Kommissar Thiel und Prof. Boerne aus Münster sind die beliebtesten Ermittler und die einzigen, die zuverlässig mehr als zehn Millionen Zuschauer anlocken. Aber erfolgreich sind oder waren sie alle. Sogar die jahrelange Depri-Grütze aus Frankfurt.

Interessant ist, dass der Tatort oft sogar beim jungen Publikum Marktführer ist, das die ARD sonst nur aus Erzählungen der Eltern kennt.

Was ist das Geheimnis des Erfolgs?

Nun, meistens sind es sehr ordentliche Filme. Aber viel wichtiger: Der Vorspann. Wenn der Tatort-Vorspann kommt, wird weitergeguckt. Und es schadet nicht, dass die Tatort-Gewohnheit direkt an die Tagesschau-Gewohnheit anschließt. Deshalb haben auch neue Kommissare es leicht, sich zu etablieren. Würden neue Krimireihen mit neuen Ermittlern unter einem x-beliebigen Titel auf Sendung gehen, hätten sie es heute schwer, auf Anhieb ein großes Publikum zu finden. Aber so lange Tatort drauf steht, kann nichts passieren. Und deshalb wird auch Ulrich Tukur als Wiesbadener LKA-Beamter mit Hirntumor heute einen guten Einstand haben.

Tukur ist nicht der Nachfolger eines ausgedienten Tatort-Teams. Er nimmt den Platz einer Reihe von Filmen des Hessischen Rundfunks ein, die als Polizeiruf 110 gezeigt wurden – die andere Krimireihe der ARD, die manchmal sonntags kommt und die sich inhaltlich ohnehin immer mehr dem Tatort annähert. Aus inhaltlicher Sicht wäre es sicher egal gewesen, ob die Filme mit Tukur weiter unter dem Titel Polizeiruf 110 gelaufen wären. Aber es gibt natürlich einen triftigen Grund, warum sie Tatort heißen: Richtig, der Vorspann.

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Michael, 28. November 2010, 12:26.

In Memoriam Heinz Weiss

Für die meisten wird Heinz Weiss immer der Kapitän des Traumschiffs bleiben.

Als sich der Produzent Wolfgang Rademann vor knapp 30 Jahren die US-Comedyserie Love Boat vorknöpfte und sie abzüglich Humor für das ZDF adaptierte, schuf er damit einen größten Erfolge der deutschen Fernsehgeschichte. An den ersten Kapitän Braske (Günter König) erinnert sich heute kaum noch jemand. Heinz Weiss als Kapitän Heinz Hansen war der wesentlich populärere Nachfolger und spielte die Rolle, bis er fast 80 war.

Schon in den 50er-Jahren hatte Heinz Weiss zu den ersten großen Fernsehstars gehört. Er spielte die Hauptrolle in Fritz Umgelters So weit die Füße tragen, den Kriegsgefangenen Clemens Forell, dem die Flucht aus der sowjetischen Gefangenschaft gelingt.

Heinz Weiss ist im Alter von 89 Jahren gestorben.

Michael, 25. November 2010, 12:59.

So weit die Füße tragen

1959 (ARD). 6-tlg. Nachkriegsdrama von Fritz Umgelter nach dem Roman von Josef Martin Bauer.

Nach langer Zeit im Lager und einem gescheiterten Fluchtversuch gelingt es dem Deutschen Clemens Forell (Heinz Weiss) schließlich doch, aus der sowjetischen Kriegsgefangenschaft zu entkommen. Der deutsche Lagerarzt Dr. Stauffer (Wolfgang Büttner) hatte seine Flucht von langer Hand geplant, dann aber wegen seiner schweren Krankheit seine Pläne und den gesammelten Proviant an Forell weitergegeben. Eine langwierige und beschwerliche Flucht zu Fuß durch Schnee und Steppe beginnt. Unterwegs trifft Forell unter anderem auf die Renhirten Pehtaak (Uchur Iwanow) und Laatmai (Nikita Uljschkyn), die ebenfalls flüchtigen Gefangenen Grigorij (Willy Leyrer), Anastas (Klaus Bauer) und Semjon (Georg Hartmann). Allen schließt er sich jeweils zeitweise an und erhält von ihnen Hilfe, dank derer er es schließlich über Persien zurück nach Deutschland schafft.

Früher Fernseherfolg, der wegen des großen Zuspruchs noch im gleichen Jahr wiederholt wurde. Spätere Ausstrahlungen ab 1962 waren meist auf zwei Teile gekürzt.

Love Boat

1985—1994 (Sat.1). 200-tlg. US-Familienserie (“The Love Boat”; 1977–1986).

Das Luxusschiff „Pacific Princess“ befördert Urlauber zu den unterschiedlichsten Reisezielen. Stets zu ihren Diensten sind Captain Merrill Stubing (Gavin MacLeod), Schiffsarzt Adam Bricker (Bernie Kopell), Zahlmeister Burl Smith, genannt „Gopher“ (Fred Grandy), und Barkeeper Isaac Washington (Ted Lange). Julie McCoy (Lauren Tewes) ist die Kreuzfahrtmanagerin, Vicki Stubing (Jill Whelan) die uneheliche Tochter des Captains. Nach vielen Jahren wird Judy McCoy (Pat Klous) neue Kreuzfahrtmanagerin und damit die Nachfolgerin ihrer Schwester Julie. Der Fotograf Ashley Covington Evans, genannt „Ace“ (Ted McGinley), ist jetzt außerdem ständig mit an Bord.

Viele berühmte Gaststars wirkten in den Rollen der Urlauber mit. Ihre Geschichten rund um Liebe, Affären und Verhältnisse standen im Mittelpunkt, meist drei oder vier dieser Geschichten wurden pro Folge erzählt und miteinander verwoben. Die letzte Folge endet mit der Hochzeit von Captain Stubing und seiner Freundin Emily Haywood (Marion Ross). Aaron Spelling und Douglas S. Cramer waren die Produzenten. Den Titelsong „Love Boat“ sang die meiste Zeit Jack Jones, nur in der letzten Staffel Dionne Warwick.

Sat.1 zeigte die einstündigen Folgen zunächst mittwochs zur Primetime, später auf allen erdenklichen Sendeplätzen im Vorabend- und Tagesprogramm. Im amerikanischen Original war Love Boat tatsächlich eine Comedyserie, sogar das Gelächter des Publikums war wie in Sitcoms zu hören. In der Synchronisation ging der Comedy-Charakter großenteils, im deutschen Abklatsch Das Traumschiff komplett verloren.

Reden wie bei Reinecker

Der Münchner Tatort am Sonntagabend weckte Erinnerungen an die große Zeit der Reinecker-Krimis. Herbert Reinecker schrieb, als die Welt noch schwarzweiß und Schweigen noch modern war, die Drehbücher für die Serie Der Kommissar. Damals wurden Serien noch nicht so oft wiederholt, dafür wiederholte Reinecker unendliche Male Floskeln und Worte innerhalb einer Episode, baute Schweigen und stilles Starren ein und streckte so eine Handlung auf eine 60-Minuten-Netto-Länge, die heute wahrscheinlich mit Mühe und Not eine 30-Minuten-Brutto-Episode inklusive Werbung füllen würde. Ein typischer Reinecker-Dialog war zum Beispiel in der Kommissar-Episode „Toter gesucht“ 1972 zu erleben, mit Erik Ode und Gaststar Bernhard Wicki.

Wicki: „Er hat einen Koffer weggebracht.“
Ode: „Was für’n Koffer?“
Wicki: „Ich weiß nicht, was für’n Koffer. Ich hab‘ den Koffer nie gesehen. ‘N Handkoffer. Wir haben solche Koffer nicht.
Ode: „Ja, haben Sie ihn nicht gefragt, was für’n Koffer das ist.“
Wicki: „Er hat gewartet, bis ich wieder im Laden war. Und dann hab‘ ich gehört, wie er hinten hinausging, und da hab‘ ich gesehen, dass er diesen Koffer wegtrug, den ich vorher nie gesehen hab‘.“
Ode: „Ja, wie ist er denn jetzt zurückgekommen. Ohne Koffer?“
Wicki: „Wollen Sie auch einen?“ (Kocht Kaffee.)
Ode: „Nein, danke, nein.“
Wicki: „Ja. (Pause.) Was bedeutet dieser … – Koffer?“
Ode: „Na, gehen Sie rauf und fragen Sie ihn.“

Auch 14 Jahre später in Reineckers Derrick dauerte es noch immer mehr als zwei Minuten, bis jemand so etwas Umständliches erledigt hatte wie zum Beispiel durch ein Tor zu gehen. Sie müssen sich die folgende Szene aus der Episode „Die Rolle seines Lebens“ von 1986 mit den Gaststars Edwin Noel und Franz Boehm sowie einem Kleindarsteller als Pförtner in bedächtigem Tonfall und mit langen Pausen vorstellen.

Boehm: „Guten Tag.“
Pförtner: „Ja bitte?“
Boehm: „Theimer.“
Pförtner: „Und wohin?“
Boehm: „Ich möchte zur… Signum Film.“
Pförtner: „Ja, werden Sie erwartet?“
Boehm: „Ich, äh… – Ja, man erwartet mich.“
Pförtner: „Ach, dann werde ich da mal anrufen.“
Boehm: „Warum wollen Sie denn da anrufen, ich sag’s Ihnen doch, ich werde erwartet.“
Pförtner: „Sehen Sie, ich, … ich habe meine Anweisungen.“
(Schmieriger Typ im Cabrio fährt vor.)
Noel: „Entschuldigen Sie. Sie sind doch… Sie sind doch Herr Theimer.“
Boehm: „Ja, ich, ähm, bin… (Pause.) Martin Theimer ist mein Name. Na, wenigstens einer, der mich kennt. (Zum Pförtner:) Theimer. Martin Theimer bin ich. Der Schauspieler. Ich bin hier schon durch dieses Tor gegangen, da hat es Sie noch gar nicht gegeben.“
Noel: „Einer unserer besten Schauspieler.“
Pförtner: „Tut mir leid, ich kann nicht jeden kennen, hier gehen so viele Schauspieler aus und ein.“
Boehm: „Ja, ist schon gut.“
Noel: „Was machen Sie denn hier?“
Boehm: „Ich wollte zur Signum Film.“

An diese seligen Zeiten knüpfte Autorin Stefanie Kremser in der Tatort-Folge „Unsterblich schön“ an. Nicht nur dass Robert Atzorn als Relikt vergangenen Fernsehens eine tragende Rolle spielte, auch die ewigen Passagen gegenseitigen Anstarrens und Schweigens erinnerten an früher. Vor allem aber die legendäre Reinecker-Redundanz.

Das Dialogbeispiel mit Udo Wachtveitl und Gastschauspieler Peter Davor nahm eineinhalb Minuten in Anspruch.

Wachtveitl: „Sie waren in Hamburg?
Davor: „Ja. Was ist mit Constanze passiert.“
Wachtveitl: „Wir ermitteln wegen… Sie ist umgebracht worden. Haben Sie sich denn gut mit Ihrer Schwägerin verstanden?“
Davor: „Normal. Man hat sich ab und zu gesehen.“
Wachtveitl: „Auch allein?“
Davor: „Eher mit der Familie. Kalorienarmes Sonntagsessen und sowas.“
(Stille).
Wachtveitl: „Warum haben Sie sie gestern angerufen? (Lange Pause). Wir haben den Festnetzanschluss im Spa überprüft, und da taucht Ihre Handynummer auf.“
Davor: „Ach so ja, das verstehen Sie jetzt falsch, aber sie… sie hatte ein Problem mit dem Computer. Konnte keine Tabellen öffnen.“
Wachtveitl: „Tabellen.“
Davor: „Tabellen.“
Wachtveitl: „Da sind Sie also in Hamburg, und dann denken Sie so bei sich: Jetzt könnte ich mal meine Schwägerin anrufen, vielleicht kann sie ja gerade keine Tabellen öffnen. Oder wie?“
Davor: „Nein.“
Wachtveitl: „Nein.“
Davor: „Ich meine doch. Sie hat mir natürlich schon vorher davon erzählt. Aber ich musste natürlich erst mal über das Problem nachdenken.“
Wachtveitl: „Das Problem mit den Tabellen.“
Davor: „Ja, das Problem mit den Tabellen.“
Wachtveitl: „Abends in Hamburg. Zwanzig vor zehn.“
Davor: „Ja.“

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Michael, 22. November 2010, 08:09.

Welchem Sender gönnen Sie Gewinnspielkompetenz?

Von Autorennen verstehe ich nicht viel, aber als wir vor knapp zwanzig Jahren Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung in Mathe durchgenommen haben, hatte ich eine Zwei. Ich habe also mitbekommen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Sebastian Vettel heute Formel-1-Weltmeister würde, recht klein war. Insofern ist es dem übetragenden Sender RTL nicht vorzuwerfen, dass auch er offenbar nicht damit gerechnet hatte.

Womit RTL aber hätte rechnen können, war, dass eine halbe Stunde nach dem Ende des letzten Rennens der Saison, als diese recht alt wirkende Frage eingeblendet wurde, zumindest irgendjemand Weltmeister sein würde.

Michael, 14. November 2010, 16:49.

Stimme entzogen

ProSieben hat einen Weg gefunden, Heidi Klum erträglich zu machen. In ihrem Gastauftritt bei Desperate Housewives wurde sie synchronisiert. Perfekt!

Kann man das bei Germany’s Next Topmodel in Zukunft bitte auch so handhaben?

Michael, 10. November 2010, 21:53.

Risiko und Nebenwirkung

Selbstverständlich bin ich ein Befürworter des gebührenfinanzierten, öffentlich-rechtlichen Rundfunksystems. Schon allein, weil ich von Gebühren bezahlt werde. Aber vor allem, weil es viele Fernsehsendungen und ganze Radiosender wie Deutschlandradio Kultur vermutlich ohne wie auch immer geartete Gebühren nicht gäbe.

Andererseits: Wenn man die Höhe seiner Gebühren nicht mit Apothekenpreisen vergleichen lassen will, sollte man sein Konto vielleicht bei einer anderen Bank haben.

Michael, 10. November 2010, 16:17.
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