Darüber lacht die Branche

Es ist schon ein Wunder, dass Sat.1 überhaupt Geld ausgegeben hat, um vor erwartbar überschaubarem Publikum eine Neuauflage der Harald Schmidt Show ins Programm zu nehmen. Man hätte doch auch einfach die alten Ausgaben aus der Zeit von 1995 bis 2003 noch einmal zeigen können.

Andere Teile des „neuen“ Sat.1-Programms scheinen nämlich dieser Philosophie zu folgen – und das sogar auf prominenteren Sendeplätzen.

Freitags abends um 22.15 Uhr kommt bald wieder Darüber lacht die Welt mit Hape Kerkeling und am frühen Samstagabend schon ab dieser Woche Die Comedy-Falle mit Kai Pflaume. Beide Moderatoren arbeiten inzwischen bei anderen Sendern. Sat.1 zeigt ausschließlich Altware.

Dass Serien und Sketchreihen bis in die Unendlichkeit wiederholt werden konnten, war schon immer so. Dass Unterhaltungsshows, die schon allein durch die Tatsache, dass sie moderiert werden, eine gewisse Aktualität und einen Live-Charakter vorgaukeln, lange später wiederholt werden, ist eine Sitte, die sich bisher auf Kleinsender wie Super RTL oder 3sat beschränkte. Das waren dann aber oft Kultsendungen wie Alles nichts oder?! oder die ZDF-Hitparade. Und selbst dort war das auf Randsendeplätzen. 22.15 Uhr gilt heute eigentlich noch als Primetime. Und Sat.1 scheint schlicht irgendwas zu senden.

Vielleicht arbeitet Sat.1 aber auch nur hartnäckig daran, endlich ebenfalls als Kleinsender zu gelten.

Michael, 22. September 2011, 15:56.

Darüber lacht die Welt

1999–2000 (Sat.1). Einstündige Comedy-Show von und mit Hape Kerkeling, mit der ihm nach mehreren Flops endlich das Comeback gelang. Das lag nicht zuletzt daran, dass Kerkeling endlich wieder machen durfte, was er am besten konnte: Leute auf den Arm nehmen, in den seltsamsten Rollen und Verkleidungen. Zwischen diesen Einspielfilmen gab es Filme mit Missgeschicken aus aller Welt und kuriose Fernseh-Begebenheiten aus anderen Ländern.

Kerkelings neuer Sender Sat.1 wollte zunächst kein Risiko eingehen und setzte nur einen einzigen Sendetermin an, um zu prüfen, wie gut Kerkeling noch ankam. Er bestand den Test. Nach der einzelnen Pilotfolge im Mai durfte Hape ab Oktober 1999 in Serie gehen. Zwei Staffeln liefen jeweils montags um 21.15 Uhr, dann wollte sich Kerkeling wieder um etwas Neues kümmern. Sat.1 erweckte durch nicht enden wollende Wiederholungen auch Jahre später aber einen gewissen Eindruck von Ewigkeit.

Zwischenstand

Für solche knappen und prägnanten Antworten muss man Jürgen von der Lippe einfach lieben.

SWR1-Moderator Stefan Siller in der Sendung „Leute“:
„Ihr größter Hit ist ‚Guten Morgen, liebe Sorgen‘, oder?

Jürgen von der Lippe: „Bis jetzt.“

(Tipp von Chucky. Danke!)

Michael, 22. September 2011, 14:43.

2,5 Männer 2.0

Jede PR ist gute PR.

Es scheint, als habe Charlie Sheen seiner ehemaligen Serie Two And A Half Men nachträglich etwas Gutes getan. Langfristig muss sich zeigen, wie sich die Einschaltquoten der Serie mit seinem Nachfolger Ashton Kutcher entwickeln. Zum US-Start gestern Abend war immerhin ein gewisses Interesse zu spüren.

Im der vergangenen Staffel, der letzten mit Charlie Sheen, die ProSieben derzeit sendet, schalteten bei neuen Episoden durchschnittlich etwa 14 Millionen Zuschauer ein. Das waren ungefähr genauso viele wie immer seit Beginn der Serie im September 2003, was bemerkenswert für eine acht Jahre alte Serie ist. Der bisherige Zuschauerrekord lag bei 18,9 Millionen und wurde in der ersten Hälfte der zweiten Staffel erreicht. (Korrektur:) 24,2 Millionen und wurde am Ende der zweiten Staffel erreicht, als das Vorprogramm das Serienfinale der damals erfolgreichsten Sitcom Alle lieben Raymond war.

Gestern waren es 27,8 Millionen. (Korrektur:) 28,7 Millionen.

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Michael, 20. September 2011, 19:06.

Wer zieht sich jetzt DEN Schuh an?

Immerhin mussten nur minimale Änderungen vorgenommen werden.

Michael, 19. September 2011, 07:35.

Zu sheen um wahr zu sein

Nächsten Montag, wenn in den USA bei CBS die erste Staffel von Two And A Half Men mit Ashton Kutcher anläuft, zeigt das dortige Comedy Central den „Roast of Charlie Sheen“, in dem Sheen sich viele schlimme Witze auf seine Kosten anhören muss. Diese Veranstaltungen sind oft eher peinlich als witzig und die Gags eher geschmacklos (Auswahl bei Entertainment Weekly), aber die Trailer, die im Vorfeld laufen, haben hohen Unterhaltungswert und sind voller Anspielungen. Das war schon vergangenes Jahr bei David Hasselhoff so, und das ist so auch bei Charlie Sheen:

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Michael, 14. September 2011, 14:40.

Kragenweiten

Als „White Collar Crime“ (white collar = weißer Kragen) bezeichnet man Verbrechen der „gehobenen Gesellschaft“, Wirtschaftsdelikte, Verbrechen, bei denen in erster Linie finanzieller Schaden entsteht, aber nicht unbedingt jemand stirbt. Schon allein die Befassung mit dieser Art von Verbrechen hebt die neue RTL-Serie White Collar von fast allen anderen Krimiserien ab, in denen erst mal jemand tot sein muss, damit man eine Handlung hat. White Collar bedient sich vieler Mittel klassischer Ganovenkomödien, hat ein paar schöne Dialoge, originelle Kriminelle und eine angenehme Chemie zwischen den beiden Hauptfiguren, dem FBI-Agenten und dem Betrüger, der ihm hilft. White Collar, ab heute um 22.15 Uhr bei RTL, ist einen Guck wert.

Das eigentliche Medienthema des Tages ist aber natürlich das Ende der Sommerpause von Harald Schmidt. Mehr ist es ja eigentlich nicht, aber die feuilletonistische Aufmerksamkeit gleicht der zum Beginn einer Weltmeisterschaft.

Harald Schmidt wird heute eine gute Sendung machen. So wie Schmidt auch in den vergangenen Monaten etliche gute Sendungen gemacht hat. Oder damals, 2003, in seinen letzten Wochen in Sat.1.

Auf den Tag genau heute vor einem Jahr wurde bekannt, dass Schmidt die ARD erneut verlassen und zu Sat.1 zurückkehren würde, und ausgerechnet diese Bekanntmachung schien ihm neuen Schwung zu geben und seine folgenden ARD-Shows lustiger zu machen. Eine Scheißegal-Haltung kann viel bewirken. Das Problem mit dem oft als lustlos kritisierten Harald Schmidt ist nämlich, dass er offenbar nur dann motiviert ist und großen Enthusiasmus für seine eigene Sendung an den Tag legt, wenn er gerade neu bei einem Sender beginnt, oder, und dann noch viel mehr, gerade bei einem Sender gekündigt hat und nur noch den Vertrag aussitzt.

In einem Jahr könnte sich wieder dieser lahme Trott eingeschlichen haben. Vielleicht sollte Schmidt also in Zukunft einfach noch viel öfter den Sender wechseln.

Michael, 13. September 2011, 12:28.

White Collar

Ab 13. September 2011 (RTL). US-Krimi-Comedyserie von Jeff Eastin („White Collar“; seit 2009).

Als verurteilter Betrüger hat Neal Caffrey (Matt Bomer) ein paar Jahre im Knast gesessen, bis er FBI-Agent Peter Burke (Tim McKay), der ihn einst überführte,  überredet, ihn freizulassen und als Berater für das FBI zu beschäftigen. Die beiden werden ein Team, sind ja auch schon alte Bekannte, und jagen fortan gemeinsam Kunstdiebe, Fälscher, Betrüger und Wirtschaftskriminelle. Neals krimineller Instinkt ist dem FBI eine große Hilfe. Gleichzeitig fürchtet Burke ständig, Neal könne abhauen. Peter Burke ist mit Elisabeth (Tiffani Thiessen) verheiratet, und sogar zur Lösung ehelicher Probleme kann Neal ihm Tipps geben. Neal selbst bekommt immer wieder Tipps von dem Ganoven Mozzie (Willie Garson).

Amüsante Gaunerkomödie, die sich schon allein durch die Art der verfolgten Verbrechen angenehm von den üblichen Mörderserien abhebt. RTL zeigt die einstündigen Folgen dienstags um 22.15 Uhr.

Jauch das noch!

Zwei Moderatoren, die jeder kennt, beginnen in den nächsten Tagen Sendungen, die auch jeder kennt. Und trotzdem könnte die mediale Aufmerksamkeit kaum größer sein.

Bevor Harald Schmidt ab Dienstag die Harald Schmidt Show wieder zu Sat.1 trägt, talkt Günther Jauch ab Sonntag nach dem Tatort in der ARD zu politischen Themen.

Jauch selbst stapelt seit Wochen tief in dem Bemühen, die hohe Erwartungshaltung zu dämpfen. Diese Erwartungshaltung an ihn ist enorm, denn er ist ja bekanntermaßen der Heiland. Mehr als 100 Interviews seien angefragt worden, sagte er in einem Interview, und das ist der Stand von vor 10 Tagen. Er verstehe das nicht ganz, denn es gebe die Sendung im Prinzip bereits seit 14 Jahren, und sie habe regelmäßig mehr als vier Millionen Zuschauer. Einen Grund, sie maßgeblich zu verändern, gebe es also nicht.

Vielleicht verändert sich aber die Wahrnehmung, die die Zuschauer von Günther Jauch haben. Dem Bild seiner Vorgängerinnen hat dieses Format nicht gutgetan.

Sabine Christiansen war als Moderatorin der Tagesthemen nie besonders negativ aufgefallen, vermieste dann aber zehn Jahre lang den Deutschen Woche für Woche die Stimmung, wenn sie den einen Sonntag darüber diskutieren ließ, ob Deutschland am Abgrund stehe, und den anderen Sonntag, wie sehr.

Und Anne Will, die für ihre Interviews in den Tagesthemen vorher so gelobt worden war, fiel auch recht schnell in den christiansenschen Trott, ihre Gesprächspartner nur um des Unterbrechens willen zu unterbrechen, meistens dann, wenn es gerade zum ersten Mal interessant zu werden drohte. Positive Assoziationen verbindet man auch mit Anne Will heute kaum noch.

Günther Jauch ist bisher der Liebling aller. Vielleicht tanzt er mit dem Polittalk ja aus der Reihe und bleibt es, findet die richtigen Themen, stellt die richtigen Fragen und greift an den richtigen Stellen ein, aber nur, wenn es nötig ist.

Ungeachtet dessen, was ich eben schrieb, und obwohl der Sonntagspolittalk für mich schon lange keine Sehgewohnheit mehr ist, werde ich mir Jauchs Premiere jedenfalls ansehen.

Denn bisher hat Günther Jauch den Beweis noch zu erbringen, dass es irgendetwas gibt, das er nicht kann.

Michael, 10. September 2011, 14:20.

Alltagesthemen

Es war mit großem Abstand nicht das wichtigste Ereignis des Donnerstagabends, aber die Tagesthemen entschieden sich, darüber zu berichten. Dies ist der komplette Wortlaut der Meldung:

In Hamburg ist am Abend zum zweiten Mal der Deutsche Radiopreis verliehen worden. In insgesamt zehn Kategorien wurden die besten Hörfunkproduktionen des Jahres ausgezeichnet, darunter „Beste Reportage“ und „Beste Morgensendung“. Bewertet wurden die Bewerber von einer Jury des Grimme-Instituts. Der Deutsche Radiopreis ist eine Initiative öffentlich-rechtlicher und privater Radiosender. An der Preisverleihung nahmen 900 Gäste teil.

Das Schöne an solchen Meldungen ist, dass sie so viel Arbeit und Aufmerksamkeit ersparen. Wenn man nämlich auf Informationen verzichtet, muss man gar nicht abwarten, bis das Ereignis zu Ende ist, bevor man die Meldung darüber formuliert.

Um der Redaktion der Tagesthemen noch mehr Arbeit abzunehmen, habe ich hier mal ein paar Meldungen über Themen der kommenden Wochen vorformuliert, die ich den Kollegen in Hamburg für später zur freien Verwendung anbiete.

 

  • In Köln ist am Abend zum 13. Mal der Deutsche Fernsehpreis verliehen worden. In insgesamt 18 Kategorien wurden die besten Fernsehproduktionen des Jahres ausgezeichnet, darunter „Beste Unterhaltungssendung Doku/Dokutainment“ und „Förderpreis“. Bewertet wurden die Bewerber von einer Jury. Der Deutsche Fernsehpreis ist eine Preisverleihung. An ihr nahmen Gäste teil.
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  • In Berlin ist am Abend zum 17. Mal das Abgeordnetenhaus gewählt worden. Auf insgesamt 130 Sitze wurden die kompetentesten Politiker der Stadt gewählt, darunter aus dem Wahlkreisverband Marzahn-Hellerdorf und aus Spandau. Gewählt wurden die Bewerber von mehreren Wahlberechtigten. Die Wahl zum Berliner Abgeordnetenhaus ist eine demokratische Tradition in der Hauptstadt.
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  • In Frankfurt am Main wurden am Abend die Lottozahlen gezogen. Dabei wurden automatisch und zufällig insgesamt acht Kugeln in drei Kategorien aus einer gläsernen Lostrommel entnommen, darunter „Zusatzzahl“ und „Superzahl“. Ausgelost wurden die Kugeln unter Aufsicht eines Aufsichtsbeamten, der sich vor der Ziehung vom ordnungsgemäßen Zustand des Ziehungsgerätes und der 49 Kugeln überzeugt hatte. Die Ziehung der Lottozahlen ist eine Veranstaltung des Deutschen Lotto- und Totoblocks. An dem Glücksspiel nehmen jede Woche 20 Millionen Spieler teil.
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  • In Deutschland hat sich am Mittag ein Geschehnis zugetragen. Dabei ist etwas passiert. Das Ereignis löste Reaktionen aus. Bereits in der Vorwoche war ebenfalls in Deutschland eine Begebenheit vorgefallen. Immer wieder widerfahren Menschen Erlebnisse.
Michael, 9. September 2011, 19:46.
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