Was bin ich?

1955–1989 (ARD). Heiteres Beruferaten mit Robert Lembke, das die ARD während der gesamten Laufzeit ca. einmal im Monat um 20.15 Uhr ausstrahlte, zunächst mittwochs, ab Herbst 1966 dienstags.

Ein vierköpfiges Rateteam muss anhand von Fragen, die nur mit Ja oder Nein zu beantworten sind, die Berufe von sieben, ab 1961 drei Gästen erraten. Der Gast hinterlässt zu Beginn seines Auftritts seine Unterschrift auf einer Tafel, muss ankreuzen, ob er selbstständig oder angestellt ist, und macht dann eine „typische Handbewegung“. Für die Fernsehzuschauer wird der Beruf eingeblendet. Will man mitraten, kann man bei einem Gongschlag von Lembke die Augen schließen und beim zweiten Gongschlag wieder öffnen, dann ist die Einblendung verschwunden.

Jedes Mitglied des Rateteams darf so lange fragen, bis eine Frage mit Nein beantwortet wird. Für jedes Nein wirft Robert Lembke ein Fünfmarkstück in ein Sparschwein, das der Kandidat behalten darf. Ist beim zehnten Nein der Beruf noch nicht erraten, ist die Spielrunde beendet, und das Geheimnis um den Beruf wird gelüftet, so dass ein Kandidat im Höchstfall 50 Mark gewinnen kann.

Bis zum Ende der Reihe im Jahr 1989 wurde die Gewinnsumme nie erhöht. Die Sparschweine, die so genannten „Schweinderln“, wurden zum Markenzeichen der Sendung. Es gab sie in verschiedenen Farben, und jeder Kandidat wurde vor der Raterunde von Lembke gefragt: „Welches Schweinderl hätten S‘ denn gern?“ In der letzten Runde trat ein prominenter Gast auf, den das Team erraten musste. Dazu setzten sie dunkle Brillen auf, durch die sie nichts sehen konnten. Damit sie ihn auch nicht an der Stimme erkannten, antwortete Lembke für den Gast mit Ja oder Nein. In dieser Runde gab es keine Fünfmarkstücke, denn Promis haben ja schon genug Fünfmarkstücke, sondern pro Nein ein Geschenk.

Während der gesamten Sendung saß Lembke hinter einem Tisch, sein jeweiliger Gast nahm neben ihm Platz. Die Rater, die anfangs noch „Kollegium“ genannt wurden, saßen den beiden mit etwas Abstand schräg gegenüber. Das Rateteam bestand ursprünglich aus Annette von Aretin, Hans Sachs, Marianne Koch und Peter Kottmann. Kottmann nahm sich 1962 das Leben, und der Schweizer Guido Baumann übernahm seinen Platz. Marianne Koch wechselte sich in den 60er‑ und 70er‑Jahren mit Anneliese Fleyenschmidt ab, danach mit Ingrid Wendl. Guido Baumann wurde gelegentlich von Max Rüeger vertreten.

Zur meist gebrauchten Formulierung als Einleitung einer Frage entwickelte sich die Floskel „Gehe ich recht in der Annahme, dass …“, um Verwirrung bei negativ formulierten Fragen zu vermeiden. Viele Jahre gab es als Maskottchen ferner einen Studiohund, einen Foxterrier, zunächst Struppi, später Jacky. Vorbild der dreiviertelstündigen Sendung war das britische Quiz „What’s My Line?“, dessen Rechte sich Robert Lembke für 100 Mark pro Sendung von der BBC gekauft hatte.

Am 2. Januar 1955 war bereits eine einzelne Sendung namens Ja oder nein gelaufen, ebenfalls ein „Fragespiel mit Robert Lembke“, dann wechselte der Titel zu Was bin ich?. Die erste Sendung unter dem neuen Titel lief am 13. März 1955. Der anspruchsvoll anmutende Untertitel „Ein psychologisches Extemporale mit Robert Lembke und sieben unbekannten Größen“ wich schließlich ebenfalls dem einfachen „Heiteres Beruferaten“. Der erste Beruf, der geraten werden sollte, war Friseurin. Später war der gesuchte Beruf einmal „Hausfrau“, und als Guido fragte: „Kann der Beruf auch von einem Mann ausgeübt werden“, antwortete Lembke: „Na, da sagen wir mal Nein.“

Nach drei Jahren und rund 30 Ausgaben war zunächst Schluss: Lembke wollte nicht mehr. Er sagte: „Ich glaube, man soll mit einer solchen Sendung aufhören, solange sie noch gefällt.“ Weil die Nachfolgereihe Spiel mit Worten jedoch kaum jemandem gefiel, lief Was bin ich? ab Februar 1961 wieder regelmäßig. Nebenbei – oder eher hauptberuflich – übte Lembke noch einige andere Funktionen aus, z. B. als Sportkoordinator der ARD. 1975 gab es Überlegungen, die Sendung vom Dienstagabend auf den Samstagnachmittag zu verlegen, was Lembke jedoch zu verhindern wusste. In der 250. Sendung am 29. Juli 1980 tauschte Lembke mit Guido Baumann den Platz, als am Schluss der prominente Ehrengast erraten werden sollte, und so saß der Quizmaster selbst erstmals im Rateteam. Ehrengast war Julia Migenes.

Der simple Ablauf und die einfache, unaufwendige Kulisse der Sendung wurden während der gesamten Laufzeit des Spiels nicht verändert. Noch in den späten 80er‑Jahren, als es längst laut dröhnendes Privatfernsehen gab, moderierte der 75‑jährige Lembke die Sendung genauso wie 30 Jahre zuvor und noch immer mit großem Erfolg. 1989 endete die Reihe plötzlich nach fast 360 Ausgaben. Am 10. Januar wurde noch eine Aufzeichnung ausgestrahlt, vier Tage später starb Robert Lembke im Deutschen Herzzentrum in München.

Danach gab es unterschiedliche Versuche, die Sendung ohne Lembke weiterzuführen. Die erfolgloseste war Heiter weiter, deutlich besser erging es Ja oder nein, auch weil sich diese Variante relativ weit von Lembkes Version entfernte. Elf Jahre später gelang es Kabel 1, die Sendung mit vielen Anleihen beim Original und unter dem Titel Was bin ich? für eine Zeit lang zu reanimieren.

5 Kommentare


  1. […] winzige Maximalgewinn in Höhe von 50 DM aus dem Ratespiel Was bin ich? wurde in dieser Show noch unterboten: Hier gab es gar nichts zu gewinnen, es ging allein um […]

  2. […] muss, das es zu zertrümmern gilt, weil darin Geld versteckt ist, fragt er wie Robert Lembke: „Welches Schweinderl hätten’S denn gern?“, bevor es zertrümmert wird sagt er: „Hartmut, den Hammer!“ und klingt wie Vico […]

  3. […] Fernsehrlexikon […]

  4. […] das Spiel neu auf (der kleine Sender hatte ein Jahr zuvor bereits erfolgreich die alte ARD-Show Was bin ich? wiederbelebt). Thomas Ohrner war der Moderator, und jetzt traten jeweils zwei Schulen oder zwei […]

  5. […] Zunächst die Auflösung von gestern: Das Foto von dem Mann hinter der Glasscheibe stammt aus dem Vorspann des heiteren Beruferatens Was bin ich?. […]



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