Und zum Interview gehen wir in diesen Lift

Anders als das ZDF hat sich die ARD in diesem Jahr wieder entschieden, ihren Jahresrückblick richtig schön journalistisch seriös zu gestalten. Moderiert von einem „Tagesthemen“- und einem „Sportschau“-Moderator. Ganz staatstragend. Ohne Show. Ohne diesen ganzen Infotainmentschnickschnack.

Aber im Berliner Hauptbahnhof.

Ja.

Ich wär auch gerne dabei gewesen, als die Redaktion von ARD-aktuell, die sonst Tagesschauen, Tagesthemen und Nachtmagazine herstellt, auf die Idee kam, dass das (vermutlich durch den Übertragungsort vertraglich vorgeschriebene) freundliche, öhm: „Interview“ mit Bahn-Chef Mehdorn am besten im Gehen geführt würde. Auf dem Weg vom S-Bahnsteig ganz oben runter ins Erdgeschoss. Halb mit dem Fahrstuhl, halb über die Treppe.

Ich zeig Ihnen das mal. Im Mittelteil hab ich ein bisschen vorgespult — was da geredet wurde, war eh egal bis schlimm. Aber achten Sie am Anfang auf den Mann, der in die S-Bahn steigt. Staunen Sie über die Fahrstuhlfahrt. Und bewundern Sie am Ende Mehdorn, wie er mal eben demonstriert, wer hier Gastgeber ist und sich von niemandem die Abmoderation wegnehmen lässt.


Link: sevenload.de

Wie bizarr was das, bitte?

Michael, 19. Dezember 2006, 22:40.

Metakritik „Blackout“

Ab heute zeigt Sat.1 den vierteiligen düsteren Unterwelt- und Amnesie-Thriller „Blackout“ — sicher eines der wichtigsten Programme für den Sender in diesem Herbst, auch weil sein Erfolg mit darüber entscheidet, ob deutsche Sender überhaupt noch solche ambitionierten Eigenproduktionen in Auftrag geben. Die Kritiken bewegen sich zwischen Wohlwollen und Begeisterung:

Christopher Keil, „Süddeutsche Zeitung“:

Die aufregendste Dramaserie der Saison. Einerseits arbeiten die Regisseure Peter Keglevic und Hans-Günther Bücking mit den üblichen Klischees. Andererseits ist das alles konstant gut fotografiert, wirkungsvoll dargestellt und dramatisiert. Vor allem Roeland Wiesnekker ist als von seiner Ehe, den Drogen und seiner Arbeit zerstörter Fahnder umwerfend.

Peer Schader, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“:

Der düstere Krimi ist eine fürs deutsche Fernsehen außergewöhnliche Produktion mit Charakteren, die man selten sieht. Überall lauern Loser, Abzocker, Falschspieler und gescheiterte Existenzen, die Geschichte ist spannend und authentisch erzählt.


Andre Mielke, „Die Welt“:

Es handelt sich tatsächlich um ein Ereignis, um große Fernsehdramatik. „Blackout“ erzeugt Hochspannung weniger durch Pyrotechnik, Verfolgungsjagden oder Gewaltorgien, sondern durch raffinierte und konzentrierte Dramaturgie, pointierte Dialoge und eine ungemein einfallsreiche, dabei aber nie manierierte Kameraführung. „Blackout“ ist, wie ein Thriller mit Niveau sein sollte, und zwar die vollen sechs Stunden lang.

Peter Luley, „taz“:

Durchweg brillant ausgestaltete und besetzte Charaktere. Wirklich bemerkenswert, welch düsteren Sog diese auch visuell imposante Genresaga bis zum Schluss entfaltet. Hier ist mal wieder eine Eigenproduktion, mit der sich Sat.1 zu Recht schmücken darf.

Thomas Gehringer, „Tagesspiegel“:

„Blackout“ beweist, dass auch das deutsche Fernsehen mit einer eigenproduzierten (Mini-)Serie glänzen kann. „Blackout“ erzeugt einen Sog, der das Warten auf den nächsten Teil zur Geduldsübung macht. Bis in die Nebenrollen ist der Vierteiler glänzend besetzt.

Harald Keller, „Frankfurter Rundschau“:

Obwohl einige Passagen dem Zuschauer ein wenig Nachsicht abverlangen, wegen handwerklicher Schwächen, gestelzter Dialoge, wäre der Serie ein erfolgreiches Abschneiden zu wünschen. Damit deutsche Autoren und Regisseure auch künftig Gelegenheit bekommen, vom Einerlei abzuweichen und die Programme zu bereichern.

Torsten Wahl, „Berliner Zeitung“:

Auch wenn der Vierteiler (Regie: Peter Keglevic und Hans-Günter Bücking) auch nicht so vielschichtig ist, wie es Sat.1 verspricht, so ist er dennoch sehenswert. Denn vor dem klar skizzierten Hintergrund erzählt er drei Geschichten von Familien, die nicht nur ungemein dramatisch sind, sondern auch von Figuren getragen werden, die sich dem Schwarz-Weiß-Raster entziehen. Die bis in kleinste Nebenrollen hinein starke Besetzung ist überhaupt der größte Trumpf von „Blackout“.

Christian Buß, „Spiegel Online“:

Man muss den Verantwortlichen von Sat.1 Respekt zollen für die beiden Helden, mit der sie die aufwändigste Eigenproduktion dieses Jahres ausgestattet haben: An denen kleben soviel Blut-, Sperma- und Kokainreste, das sie schwerlich als Sympathieträger durchgehen. Bei allen Schwächen ist dieses Sechs-Stunden-Monstrum ein wunderbares Fernsehereignis.

„Blackout“, ab heute jeweils sonntags und montags um 20.15 auf Sat.1. Wiederholungen mittwochs und samstags gegen 22 Uhr auf Kabel 1.

Michael, 29. Oktober 2006, 14:39.
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