Wie wird’s journalistisch?

Verschiedene Mediendienste berichten heute über die Pilotierung einer neuen Panelshow bei RTL2 mit dem Namen „Wie wird’s witzig?“, die von Hugo Egon Balder moderiert werden soll. Im Panel: Oliver Kalkofe, Bastian Pastewka und Martin Schneider.

Moment – verschiedene Mediendienste?

Klingt nach einem Aprilscherz von DWDL. Dafür sprechen zwei Dinge: Heute ist der 1. April. Und eine solche Show gibt’s schon. Seit etwa fünf Jahren. Aber nur als fiktive Show innerhalb einer Serie: Pastewka.

Welches andere Medium berichtet dann noch darüber?

Das wäre dann der Konkurrent Quotenmeter, wo man die Meldung glaubte und daher traditionell abschrieb, ohne sich unzumutbare Mühen wie eine Recherche oder eine Quellenangabe aufzuhalsen. (Inzwischen haben sie es wenigstens gemerkt.) Bei Quotenmeter ist der 1. April also auch nur ein Tag wie jeder andere.

Zur dortigen Arbeitsweise hätte eigentlich eher die heutige Meldung von tv wunschliste gepasst.

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Michael, 1. April 2011, 16:41.

Weiß der Bäcker

So beschreibt RTL die heutige Episode „Der Bäcker war es“ aus seiner Serie Countdown:

Ähm — falsch! Richtig ist: Brenner und Leo Bongartz ermitteln in einem mysteriösen Banküberfall, bei dem der Filialleiter und eine Kundin erschossen wurden. Als Folge dieser Ermittlungen fesselt der Hauptverdächtige eine Frau, die daraufhin um ihr Leben kämpft.

Die Ereignisse geschehen nicht gleichzeitig. Denn dann wären mindestens zwei Personen der Handlung in der Lage, sich an zwei Orten gleichzeitig aufzuhalten. Wissen Sie, das Konzept der Serie sieht nämlich vor, mit dem dramatischen Höhepunkt der Handlung zu beginnen und diesen immer wieder aufflackern zu lassen, während in Rückblenden die Geschichte erzählt wird, wie es zu dieser Situation kommt.

Gut, ich weiß das, denn ich habe die Episode schon gesehen. Woher also soll RTL das wissen? Würde man sich bei RTL die Sendungen ansehen, bevor sie ausgestrahlt werden, gäbe es keine vernünftige Erklärung mehr dafür, dass viele Sendungen überhaupt ausgestrahlt werden.

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Michael, 4. Februar 2010, 06:54.

Jahresende: Fehlerschlussverkauf!

  • Die neue Staffel der US-Show American Idol startet nicht im Februar, sondern im Januar, wie jedes Jahr seit 2003.
  • Es handelt sich dabei um die derzeit erfolgreichste Show im amerikanischen Fernsehen, nicht um die erfolgreichste aller Zeiten.
  • Die CBS-Sendung 60 Minutes ist ein Nachrichtenmagazin, keine Krimiserie.
  • Die erfolgreiche CBS-Realityshow heißt Survivor, nicht Survivors.
  • Heidi Klums Reality-Show im US-TV heißt Project Runway, nicht Project Runaway, denn es geht um Laufstege, nicht um Ausreißer.
  • Der Medienmogul hinter dem Fox Network heißt Rupert Murdoch, nicht Rudolph Murdoch.
  • Desperate Housewives läuft in den USA beim Sender ABC, Medium bei CBS und vorher bei NBC. Keine davon ist eine Serie des Kabelsenders Lifetime. Lifetime zeigt nur Wiederholungen alter Episoden.
  • Lifetime gilt auch nicht als „Flaggschiff der gehobenen Fernsehunterhaltung“, das sich durch die Produktion eigener Hochglanzserien auszeichnet und deshalb in einem Atemzug mit HBO genannt würde. Das wäre der Kabelsender Showtime.
  • Lifetime ist kein Abokanal, sondern Free-TV.

Warum stehen hier zusammenhanglos all diese Klarstellungen? Weil das alle Fehler in einem fünf Minuten und 15 Sekunden langen Radiobeitrag von Andreas Robertz in der Sendung „Fazit“ von Deutschlandradio Kultur waren, in dem es gestern um die Werbekrise im amerikanischen Fernsehen ging. (Es sind nur die, die ich bemerkt habe. Hier gibt’s den Beitrag als Podcast.) Keine dieser Schlampereien verfälschte die Kernaussage des Beitrags, dass sich das US-TV angesichts der finanziellen Probleme davor fürchtet, die teuren Serienproduktionen könnten durch eine Vielzahl nicht-fiktionaler Programme ersetzt werden, diese Angst aber wohl auf absehbare Zeit unbegründet sei. Diese Kernaussage war nämlich an sich schon falsch. Dass NBC bereits fünf wöchentliche Drama-Sendeplätze durch die nicht-fiktionale Jay Leno Show ersetzt hat, wurde in dem Beitrag nicht einmal erwähnt.

Vielleicht ist das alles banal und Erbsenzählerei. Die Redaktion von Deutschlandradio Kultur wird wegen all dieser Fehler vermutlich keine Sondersitzung einberufen. Aber stellen sie sich vor, in einem einzigen politischen Beitrag würde der Monat der Bundespräsidentenwahl auf April vorverlegt, der Präsident Hans Köhler genannt und der „Spiegel“ ein Männermagazin, und die CDU würde zur bayerischen Regionalpartei degradiert, die trotzdem die erfolgreichste Partei der Welt ist und der die Politiker Franz-Walter Steinmeier und Franz Möntefering angehören.

Den Durchschnittshörer werden die Fehler in einem Beitrag über das amerikanische Fernsehen nicht tangieren, denn er wird sie nicht bemerken. Aber mir geben sie enorm zu denken. Denn sollte dieser Sender, den ich höre, um mich zu informieren und zu bilden, in Bereichen, von denen ich keine Ahnung habe, ebenso viele Fehler machen wie in diesem Bereich, mit dem ich mich auskenne, sollte ich besser nichts mehr glauben, was ich dort höre.

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Michael, 30. Dezember 2009, 22:49.

Die perfekte Berichterstattung

Wir machen uns hier oft über die vielen Fehler beim „Online-Fernsehmagazin“ Quotenmeter lustig, das es jetzt auch gegen Geld in einer „Plus“-Version mit weniger Werbung und vermutlich noch mehr Fehlern gibt. Wer fair sein will, muss aber auch mal ein Lob aussprechen können, wenn die Kollegen etwas richtig gemacht haben. Wie heute:

Wir haben das überprüft, und es stimmt tatsächlich: Das ganze Jahr hat sich noch kein einziger Zuschauer Das perfekte Dinner bei RTL angesehen!

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Michael, 14. Dezember 2009, 13:54.

Auf die lange Bank

Roland Koch hat es geschafft, den ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender loszuwerden. Das bedeutet aber nur einen Teilsieg für den hessischen Ministerpräsidenten. Kochs anderer Antrag, Brender auf einer Streckbank zu foltern, fand im ZDF-Verwaltungsrat überraschend keine Mehrheit.


Screenshots: Quotenmeter.de

Update 15.40 Uhr:

Die Quotenmeter-Buben haben wieder mitgelesen und Überschrift und Einleitung geändert. Der naive Quatsch darunter ist nach wie vor unverändert.

Obwohl der ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender im Oktober 2009 den Friedrichs-Preis bekam, wurde er für eine weitere Amtsperiode nicht verlängert.

Aber obwohl ich gestern Abend einen kurdischen Salat mit Gurken, Paprika, Tomaten und Schafskäse gegessen habe, hatte ich den Rest des Textes ja nicht erwähnt.

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Michael, 28. November 2009, 11:37.

Genial? – Daneben!

Sieht so aus, als hätte ich am Wochenende einen größeren Relaunch bei Genial daneben verpasst. Zumindest listete die Frankfurter Allgemeine Zeitung am Samstag eine Gästezusammenstellung, wie sie für regelmäßige Zuschauer der Sendung eher ungewöhnlich erscheinen muss.

Man muss Hugo Egon Balder für den Mut und die Originalität loben, diese Woche den Star-Bassbariton Professor Quasthoff, die Sophie-Scholl- und Effi-Briest-Darstellerin Jentsch, die Soulsängerin Bostic und ein A-capella-Be-Bop-Quartett raten zu lassen, was ein Rosetteneisen ist oder warum es im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt eine Toilette mit abschließbarem Klodeckel gibt. Eigentlich hätte man diese Gästezusammenstellung eher bei 3sat oder arte vermutet, aber vielleicht ist das Teil eines neuen Austauschprogramms, und schon am nächsten Wochenende diskutieren Hella von Sinnen, Bernhard Hoëcker und Maddin Schneider bei arte darüber, ob der „Wert Arbeit“ tatsächlich überholt ist.

Derweil freue ich mich auf die nächste Genial-daneben-Ausgabe mit Stephen Hawking, Anatoli Iwanow, Trudel Wulle und Apocapylptica, wenn es darum geht, warum sich der Schleimaal regelmäßig einen Knoten in den Schwanz macht und was der Begriff „Deppenschlag“…

Huch? Was steht denn da zwei Spalten weiter links beim Programm von 3sat zur gleichen Zeit? 

Oh. Schade. Dann hat wahrscheinlich einfach jemand einmal zu oft Strg+V gedrückt und das Gedruckte ist doch nur ein Fall für das, was genau zwischen diesen beiden Sendungen steht:

Wer da wohl zu Gast ist? Vermutlich Thomas Quasthoff, Julia Jentsch, Celina Bostic und Maybebop.

Danke an Bastian für den Fund, den Hinweis und die Zeitung.

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Michael, 16. November 2009, 17:00.

Thema verfehlt: Welle der Schwesterlichkeit

Verzeihen Sie den kurzen Exkurs zum Radio, aber diese Quotenmeter-Meldung über den dicken Bremen-Vier-Morgenmoderator Marcus Rudolph wirft einfach zu viele Fragen auf.

Marcus Rudolph ist künftig auf der Schwesternwelle Bayern 1 zu hören.

Sendet Bayern 1 wirklich nur noch für Schwestern, oder vielleicht auch für Pfleger und Brüder? Und wenn ja, wäre diese radikale Konzeptänderung nicht der viel wichtigere Aspekt der Meldung, und nicht der Senderwechsel eines einzelnen Mitarbeiters? Oder meinen die Kollegen schlicht „Schwesterwelle“ (jetzt bloß nicht an Guido denken, gelle)? Aber falls ja, wieso ist Bayern 1 eine Schwesterwelle von Bremen Vier? Und was schreibt eigentlich Bremen Vier selbst dazu?

Während der Dicke dann im neuen Jahr bei unserer Schwesterwelle Bremen Eins am Mikrofon sitzt…

Ah. Tatsächlich Schwesterwelle. Aber Bremen Eins. Dann hätte man es einfach nur richtig abschreiben müssen, und alles hätte einen Sinn ergeben. Dann entschuldigen Sie bitte die Störung.

Update 21.00 Uhr: Die Jungs haben mitgelesen und ihren Text korrigiert.

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Michael, 29. Dezember 2008, 16:41.

Wie belgisch ist das Saarland wirklich?

Kommentar von Irishmore Inishmore zu Wie deutsch bist du wirklich? gestern Abend im Ersten:

Kleine Beobachtung zur Sendung: hat niemand bemerkt, dass Guido Cantz & Claudia Roth bei dem „Puzzle Deutschland zusammen“-Spiel das Saarland an die Grenze zu Belgien verlegt haben und Beckmann das Werk kommentarlos abgenommen hat?

Macht doch mal bitte einen Skandal daraus, als Saarländer fühle ich mich diskriminiert…

Also gut:

Nicht roth werden: Guido cantz nicht!

SKANDAL: Eine grüne Politikerin und ein gelbhaariger Komiker verlegen das Saarland an die belgische Grenze und keiner merkt’s!

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Michael, 5. September 2008, 12:59.

Mit dem Zweiten sieht man nichts mehr

Dass nach dem zweiten Tor im Halbfinale plötzlich sowohl Bild

vom Spiel der deutschen Nationalmannschaft mal gar nicht zu

ein noch miserablerer Radio- als Fernsehreporter ist.
Und das war die eigentliche Überraschung des Abends.

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Michael, 26. Juni 2008, 00:24.

Diese Koffer!

Man kann bei Galileo viel lernen. Zum Beispiel warum der Wind weht oder wie man Markenprodukte prominent in Magazinbeiträgen platziert. Nur seine Kenntnisse über einfache Mathematik sollte man vielleicht doch aus anderen Quellen beziehen.

Gestern stellte Galileo fest: „Billigflüge sind gar nicht mehr so billig“ und rechnete die Kosten für den Gepäcktransport beim sogenannten Billigflieger Ryanair wie folgt vor:

Für die Abfertigung mit einem Gepäckstück am Schalter sind immer 30 Euro fällig. Bei drei Gepäckstücken sind das schon 110 Euro.

Und nur 21 Stunden nach der Sendung steht das Video in genau diesem Wortlaut auch online. Zu hören gleich zu Beginn der Sendung nach etwa einer Minute in der Rubrik „100 Sekunden“. Die dauert vermutlich etwa drei Minuten.

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Michael und Jochen, 29. Mai 2008, 17:43.
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