Debakel: Allzeit-Tief für „Wetten, dass…?“-Nachberichterstattung

Wenn man die Schlagzeilen über Zuschauerzahlen und Marktanteile auf den Medienseiten verfolgt, bekommt man seit ein paar Jahren den Eindruck, Wetten, dass…? und Deutschland sucht den Superstar gehörten zu den Sendungen mit den größten Quotenproblemen im deutschen Fernsehen. Beispiel Wetten, dass…? von gestern Abend:

– „Schlechteste Quote“ („Bild“)
– „Debakel“ („Stern“)
– „Miserable Quoten“ („Focus“)

Das ist bemerkenswert, denn Wetten, dass…? und Deutschland sucht den Superstar gehören zu den quotenstärksten Sendungen im deutschen Fernsehen.

Sicher, beide Shows haben heute nur noch etwa halb so viele Zuschauer wie vor zehn Jahren. Das macht sie aber noch immer nicht zu Flops. So groß war nämlich einst ihr Vorsprung, dass sie selbst nach Verlust der Hälfte ihres Publikums noch immer in der Spitzengruppe mitspielen. Die Jahre dazwischen, in denen die Quoten allmählich auf das heutige Niveau sanken, boten allerdings immer und immer wieder die Gelegenheit, auf neue Quoten-Tiefstwerte hinzuweisen. Denn wenn eine Kurve stetig nach unten geht, erreicht man neue Tiefpunkte oft. Gerade Publikationen wie „Bild“, „Stern“ und „Focus“, die sich sabbernd auf die immer neuen „Debakel“ stürzen, müssten das wissen, denn ihre Auflagenkurve geht seit Jahren ungefähr so steil und stetig nach unten wie die Quoten der genannten Shows.

Eingebüßt haben die beiden Shows lediglich ihre einstige Sonderstellung – zumindest aus Quotensicht. Waren sie einst einsame Spitzenreiter, sind sie heute Teil einer größeren Spitzengruppe, zu der z.B. auch die ZDF-Samstagskrimis, Der Bergdoktor, Um Himmels Willen und Wer wird Millionär? gehören. Die Sonderstellung gehört momentan dem Tatort und Ich bin ein Star – holt mich hier raus!, zwei Reihen, denen trotz fortgeschrittenen Alters das Kunststück gelungen ist, seit Jahren kontinuierlich steigende Quoten zu verzeichnen.


Liest aus Langeweile gerade eine Ansichtskarte: Markus Lanz
(hier mit einer stadtbekannten Karlsruher Schlägerin).
Screenshot: ZDF

Komplett ist der Ausnahmestatus vor allem von Wetten, dass.? aber auch mit Markus Lanz noch nicht dahin: Zumindest die Berichterstattung räumt der Show noch immer Platz ein, als sei sie weiterhin das Ereignis, über das am nächsten Tag alle sprechen, wie die ständigen Quotenstandsmeldungen zeigen, aber auch die zuverlässig erscheinenden Nacherzählungen nach jeder Sendung.

DSDS ist mittlerweile in der Normalität angekommen. Es gibt keine Quotenrekorde mehr, keine Sensationen, und auch keine empörten Aufschreie, wie Peer Schader bereits gestern bei DWDL schilderte. Die Entwicklung verläuft parallel zur amerikanischen Version American Idol, der der Variety-Kolumnist Brian Lowry diese Woche ans Herz legte, sich mit dem neuen Status abzufinden, kein Phänomen mehr zu sein, sondern nur noch ein Hit. Dann kann sie noch lange überleben. Dann muss nämlich nicht bei jedem kleinen Quotenrückgang das Gesamtkonzept in Frage gestellt werden. Wer einsieht, dass man nicht Bayern München ist, muss auch nicht gleich den Trainer feuern, wenn man mal nur Zweiter wird.

DSDS scheint das inzwischen verstanden zu haben (abgesehen vom ständigen Wechsel der Co-Trainer) und setzt im Wesentlichen auf das bewährte Format. Auch Wetten, dass…? hat einige der Änderungen rückgängig gemacht, die dazu gedacht waren, ein jüngeres Publikum zu erreichen, die stattdessen aber Teile des älteren Stammpublikums vergrault haben. Wer endlich aufhört, Programm für ein Publikum zu machen, das man gar nicht hat, sondern sich wieder um die kümmert, die „ihre“ Sendung ja wahrscheinlich nicht grundlos immer noch einschalten, kann noch lange erfolgreich senden. Die Quoten von DSDS haben sich in diesem Jahr wieder etwas erholt, die von Wetten, dass…? sind nach einem monatelangen stetigen Rückgang nun schon seit einem halben Jahr weitgehend konstant, auch wenn es gestern noch mal ein bisschen nach unten ging.


Gucken gerade Fernsehen: RTL-Zielgruppe (innen); ZDF-Zielgruppe (außen).
Foto: RTL

Es ist auch nicht so, als sei die Quotenentwicklung eine Überraschung. Irgendwann büßt jede Show einmal den Sensationsstatus ein. Wer wird Millionär? ging es so und lebt trotzdem ganz gut weiter, zumindest solange Günther Jauch die Fragen stellt. Wetten, dass…? zeigte schon deutliche Abnutzungserscheinungen, als Thomas Gottschalk noch moderierte, der zuletzt nur noch um die acht Millionen Zuschauer erreichte. Und doch war klar, dass sein Ausstieg keinen Aufschwung zur Folge haben würde. „Markus Lanz wird diesen Status kaum halten können. Die Sonderstellung wird verlorengehen. Aber selbst wenn die Show noch zwei oder drei Millionen Zuschauer verliert, was mittelfristig wahrscheinlich ist, macht das nichts. Ihr Vorsprung war so groß, dass Wetten dass…? gemessen am Programmumfeld sogar dann noch ein Erfolg wäre“, schrieb vor zwei Jahren bei der Ernennung von Lanz zum neuen Moderator ein sehr weiser Mann, also ich. Allerdings schrieb ich im gleichen Text sinngemäß auch, Markus Lanz sei eigentlich ein ganz passabler Moderator und könne Interviews führen. Gut, jeder macht mal Fehler.

Auch Markus Lanz hat Fehler gemacht. Neben seiner Berufswahl wäre zu nennen, dass er sich viel zu oft in seinen eigenen Sendungen mit der Kritik an seinen Sendungen und mit den Einschaltquoten befasst. Eine Marotte, die er von Thomas Gottschalk übernommen hat. Beide thematisierten regelmäßig vor einem Millionenpublikum Inhalte, die bis dahin nur auf Medienseiten erschienen waren. Medienseiten werden aber fast ausschließlich von Medienjournalisten gelesen, und vielleicht von ein paar hunderttausend anderen, wenn’s hoch kommt. Das ist nichts gegen die mehreren Millionen, die die eigentlichen Sendungen sehen, sich aber nicht mit deren Hintergründen befassen. Diese Normalzuschauer wurden durch die Moderatoren überhaupt erst darauf aufmerksam gemacht, dass es eine „öffentliche“ Kritik gibt und das Einschaltinteresse nachgelassen hat. Die vielen verbliebenen Zuschauer mit unverändertem Einschaltinteresse erhielten erst dadurch die Chance, sich darüber Gedanken zu machen, warum es sich bei anderen anders verhielt. Auf diese Weise waren es letztlich nicht wir Medienjournalisten mit unserer Handvoll Leser, sondern die Moderatoren mit ihrem Millionenpublikum, die ihre eigenen Sendungen niederredeten, indem sie die Kritik ernst und sich erkennbar zu Herzen nahmen, und damit eine Dünnhäutigkeit zeigten, die man als Fernsehmoderator ebensowenig haben darf wie als Politiker oder Musiker. Es wird immer Schwätzer wie mich geben, die sie nicht mögen. Na und? Niemand zwingt mich, es anzusehen. Und wie schon gesagt: Die Sendungen sollen ja für diejenigen gemacht werden, die sie sich ansehen, und nicht für die anderen.

Einen Schritt in die richtige Richtung machte Markus Lanz, als er sich gestern in einer subtilen Randbemerkung über die Online-Petition lustig machte, die gerade seine Absetzung fordert. Es ging um die vielen Baustellen in der Austragungsstadt Karlsruhe, und Lanz sagte, falls jemandem die Situation nicht passe, könne er ja „eine kleine Online-Petition“ machen.

Das ist der richtige Ansatz. Was schert Markus Lanz eine unqualifizierte Petition mit 200.000 Unterzeichnern? Dagegen stehen aktuell 6,31 Millionen Zuschauer. Eine demokratische Entscheidung sollte es sein? Hier ist das vorläufige amtliche Endergebnis: Lanz hat gewonnen.

Ob sie gut ist, ist jetzt nicht die Frage, aber Lanz und das ZDF sollen sich bloß nicht einreden lassen, ihre Show sei kein Erfolg. Die meisten anderen Sendungen wären glücklich, wenn sie einmal wie Wetten, dass…? auf Zahlen über sechs Millionen kämen. Und bestimmt auch einige andere Medien, zum Beispiel die Bild-Zeitung (aktuelle verkaufte Auflage: 2,31 Millionen), der „Stern“ (0,77 Millionen) oder der „Focus“ (0,51 Millionen).

Michael, 26. Januar 2014, 13:53.

Fleischexplosion führt zu Quotenexplosion

Manche Dinge lassen sich offenbar doch eins zu eins vom amerikanischen aufs deutsche Fernsehen übertragen. So zum Beispiel das Anfangsinteresse an Two And A Half Men mit Ashton Kutcher. Wie schon vor dreieinhalb Monaten in den USA (und hier berichtet) holten die beiden Episoden auf ProSieben gestern Abend Zuschauerzahlen, die die Serie mit Charlie Sheen zuvor noch nie erreicht hatte. Die zweite Folge kam auf 4,81 Millionen, darunter mehr als vier Millionen in der sog. Zielgruppe, was einem Marktanteil von 32,1 Prozent entspricht.

Es zahlt sich also aus, einen Hype so schnell wie machbar mitnehmen zu wollen und so wenig Zeit wie möglich zwischen dem US-Start und der Deutschlandpremiere verstreichen zu lassen. Eine Erfahrung, die RTL niemals machen wird.

Michael, 11. Januar 2012, 08:43.

Fünfeinhalb Tore und zweieinhalb Männer

Der Blick auf die Einschaltquoten vom Dienstagabend beweist zum einen Bekanntes: Übertragungen von Fußball-Länderspielen sind immer eine sichere Bank, und die zeitgleiche Konkurrenz leidet darunter.

Zum anderen offenbart er aber auch Interessantes: Nicht alle Konkurrenten leiden gleichermaßen. Und dies ist nicht nur bei naheliegenden Beispielen zu beobachten, also wenn das Gegenprogramm eine ganz andere Zielgruppe anspricht.

Schon vor einiger Zeit hat ProSieben die kluge Entscheidung getroffen, seine frauenaffinen Serien ausgerechnet auf den Mittwochabend zu legen, an dem im Konkurrenzprogramm so oft wie an keinem anderen Abend Live-Fußball zu sehen ist. Seitdem laufen Desperate Housewives und  Grey’s Anatomy stur und unbeeindruckt mit konstanten Zahlen weiter und können als Beleg für das Klischee herhalten, dass Fußball ein Männerprogramm sei. Die Sonnenbrillenserie CSI: Miami dagegen erlitt einen starken Einbruch, während gestern die deutschen Fußballer fünf Tore schossen und 6:1 gegen Aserbaidschan gewannen. Klar, die Zielgruppen für blutige Krimis und Blutgrätschen sind ja wohl ähnlich, gell?

So einfach ist und bleibt es aber nicht. Die Simpsons, laut einer Untersuchung vom Frühjahr die Serie mit dem höchsten Männeranteil unter den Zuschauern, musste keine Abstriche machen, die über die normalen Quotenschwankungen hinausgingen. Und auch Two And A Half Men, wo es normalerweise nur um Sex und Saufen geht, erreichte anschließend wie gewohnt knapp Two And A Half Million. Sind deren Zuschauer jünger als die Fußballfans? Vergangenen Freitag zeigte aber auch Wer wird Millionär? keine nennenswerten Einbußen gegen das Länderspiel unter dem schon etwas älteren Stammpublikum.

Eine Antwort muss ich schuldig bleiben. Aber warum soll ich schlauer sein als Fernsehmacher, die ihr ganzes Berufsleben oft vergeblich damit verbringen, strategisch richtiges Alternativprogramm zu dem der Mitbewerber anzubieten oder umgekehrt Programme zu finden, für die sich auch die Zuschauer ihrer eigenen anderen Programme interessieren? Wären Quoten und Zielgruppen vorhersehbarer, hätte ProSieben längst eine Mittwochsserie gefunden, für die die Zuschauer auch nach den etablierten Serien dranblieben. Und die Sender müssten nicht wild ungeordnete Werbung für alle ihrer Sendungen in jede andere Sendung knallen, sondern könnten die Sache gezielt angehen. Mit Einblendungen wie bei Amazon:  „Zuschauer, die sich für CSI: Miami interessieren, interessieren sich auch für: Fußball.“

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Michael, 8. September 2010, 18:20.

In Zukunft wird gelacht – aber bloß noch nicht jetzt!

US-Sitcoms erleben im deutschen Fernsehen wieder einen Boom. Kabel 1 zeigt tagsüber nichts anderes mehr, und ProSieben hat es endlich geschafft, eine Sitcom erfolgreich in der Primetime zu platzieren, und das auch noch gegen Dr. House.

Wie passt es dazu, dass einfach niemand die Sitcom Rules Of Engagement sehen will, die Kabel 1 an den beiden vergangenen Donnerstagen um 20.15 Uhr gezeigt hat (und angesichts der miserablen Quoten dort vielleicht nicht mehr lange zeigen wird)?

Ganz einfach. Es gibt etwas, das Rules Of Engagement von den erfolgreichen Sitcoms unterscheidet: Die Serie ist neu. Neue Sitcoms funktionieren nicht. Die müssen erst mal alt werden.

Beispiele? Gern. Two And A Half Men, der neue Vorzeige-Erfolg des Dienstagabendprogramms von ProSieben, ist bereits in der sechsten Staffel. Die ersten viereinhalb Staffeln liefen nur mittelmäßig erfolgreich im Nachmittagsprogramm am Wochenende, die erste sogar noch unter dem Titel Mein cooler Onkel Charlie. Da musste erst Kabel 1 kommen und die ersten 96 Folgen immer und immer wieder im täglichen Nachmittagprogramm runterspulen. Seit Januar geschieht das, und in dieser Zeit haben sich die Zuschauer an die Serie gewöhnt und sie lieb gewonnen, und immer mehr sind dazu gekommen und lachen mit den Stammzuschauern über die Witze, die sie schon kennen. Die Erstausstrahlung von zwei Episoden der Serie Rules Of Engagement hatte gestern Abend zur besten Sendezeit weniger Zuschauer als zwei Elftausstrahlungen von Two And A Half Men mittags um 12.

So erging es auch King Of Queens. RTL2 sendete die anfangs nur mittelmäßig erfolgreiche Serie so lange in Dauerschleife, bis sie ein Erfolg wurde und später bei Kabel 1 ebenfalls in der Primetime landete. Zum Serienfinale war King Of Queens plötzlich sogar Marktführer auf ihrem Sendeplatz am Montagabend. Auch die beiden heutigen RTL2-Dauerbrenner Immer wieder Jim und Still Standing, die heute passable Zahlen erreichen, taten dies frühestens bei der dritten Wiederholung und waren vor drei Jahren als Flops gestartet. Friends begann 1996 im Nachmittagsprogramm und schaffte erst mit der achten Staffel den Sprung in die Primetime. Das Muster lässt sich bis zum Klassiker Eine schrecklich nette Familie zurückverfolgen, bei dem der Kult vor 17 Jahren erst mit der deutschen Drittausstrahlung begann.

Auf der anderen Seite stehen die neuen Sitcoms, bei denen die Sender den Mut hatten, sie gleich im Hauptabendprogramm einzusetzen, und dann enttäuscht wurden, zum Beispiel Rules Of Engagement oder Samantha Who. Und selbst zu Randsendezeiten nachts oder nachmittags werden neue Sitcoms den Ansprüchen der Sender zum Start in den seltensten Fällen gerecht. My Name Is Earl und How I Met Your Mother sind hier tragische Beispiele. Diese beiden Serien haben aber das Potenzial, Erfolge zu werden, wenn eines Tages ein Sender auf die Idee kommt, auch sie als tägliche Dauerschleife zu programmieren und den Gewöhnungseffekt bei den Zuschauern abzuwarten. Genügend Episoden sind in beiden Fällen vorhanden. Earl wurde in den USA nach 96 Folgen eingestellt, exakt so viele sind auch von Mother bisher gelaufen, da geht’s aber sogar noch weiter. Die skurrilen Figuren, die so gern zum Kult werden, sind in beiden Fällen vorhanden, nur der Ausstrahlungsmodus noch nicht.

Rules Of Engagement ist noch jung und kann sich noch entwickeln, aber vermutlich nicht mit einer wöchentlichen Ausstrahlung. Die Abstände zwischen den Folgen sind offenbar zu groß, um diesen nötigen Gewöhnungseffekt für Comedys zu erzielen oder die Serien überhaupt zu entdecken. Was der Zuschauer nicht kennt, frisst er nicht. Woran er nicht mehr vorbeikommt, weil jeden Tag vier Folgen laufen, das mag er plötzlich. Insofern sind neue Sitcoms für die Sender nur das: Eine Geduldsprobe und eine Investition in die Zukunft.

Michael, 20. November 2009, 17:11.

Klar, wie immer!

Huch, haben Sie gerade geblinzelt? Schade, dann haben Sie leider die zweite Staffel von Doctor’s Diary verpasst, die RTL innerhalb von sechs Wochen komplett versendet hat, dank Doppelfolgen zu Beginn und am Ende.

Überraschend war die zweite Staffel sogar erfolgreicher als die erste, und dennoch hält sich RTL noch vorsichtig zurück mit einer offiziellen Bestätigung einer kommenden dritten Staffel, die eigentlich sowieso schon vor einem Jahr zusammen mit der zweiten bestellt wurde. DWDL zitiert RTL mit den Worten: „Wie immer werten wir die Staffel in Ruhe aus.“ Das ist im Grunde eine vorbildliche Vorgehensweise, irritierend ist allein die Formulierung „wie immer“. Ich behaupte nicht, dass es um alle der nachfolgend genannten Produktionen schade war, aber die Macher und/oder Zuschauer der hektisch abgesetzten RTL-Reihen Herzog, Die Anwälte, My Name is Earl, Die Show der Woche, Natascha Zuraw oder Mission Hollywood hätten sich bestimmt auch gefreut, wenn RTL die Quoten nach dem Ende der Staffel erst mal in Ruhe ausgewertet hätte.

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Michael, 8. September 2009, 19:26.

Gelbe Gefahr für Mitbewerber

Vielleicht ärgert sich heute ein ProSieben-Programmplaner, dass man Die Simpsons nicht schon viel früher in die Primetime gehoben hat.

Gut, vor acht Jahren liefen ebenfalls mal neue Folgen am Montagabend, damals um 21.15 Uhr, aber seit sechseinhalb Jahren wohnten diese Simpsons wieder exklusiv im Vorabendprogramm. Sechseinhalb verschwendete Jahre.

Zum Start der neuen Staffel erreichte die Serie gestern ungekannte Einschaltquoten: Glatt drei Millionen Menschen sahen die zweite der beiden neuen Folgen, unwesentlich weniger die erste. Das sind mehr als doppelt so viele Zuschauer wie sonst am Vorabend, was zunächst nur mittelverwunderlich ist, weil um 20.15 Uhr ja insgesamt deutlich mehr Menschen fernsehen als am Vorabend. Interessant ist deshalb, dass auch der Marktanteil von 19 Prozent in der frei erfundenen werberelevanten Zielgruppe deutlich über dem lag, was Die Simpsons am Vorabend erreichen. Dabei war die Konkurrenz nicht einmal klein: Im direkten Gegenprogramm liefen Wer wird Millionär?, CSI: NY und der Sat.1-Eventzweiteiler Wir sind das Volk – Liebe kennt keine Grenzen. Alle wurden geschlagen, Marktführer waren Die Simpsons. Eine Serie, die das ZDF einst für ein Kinderprogramm hielt, hat sich im Hauptabendprogramm etabliert.

Natürlich muss sich zeigen, ob sich diese Quoten in den nächsten Wochen halten können, wenn jeweils nur noch eine neue Folge gepaart mit einer Wiederholung kommt. Dass ein großer Neugiereffekt, der wieder abflauen könnte, gestern eine besondere Rolle gespielt haben könnte, ist allerdings eine absurde Vorstellung bei einer Serie, die seit 18 Jahren bei uns läuft und schon 400 Folgen auf dem gelben Buckel hat.

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Michael, 7. Oktober 2008, 09:22.

Gibt es jetzt Elfmeterschießen?

Interessantes Bild bei den Monatsmarktanteilen für Juni, nach Abschluss aller 30 Tage, in der Gruppe der 14- bis 49-jährigen Zuschauer:

ARD: 13,0 Prozent
ZDF: 13,0 Prozent
RTL: 13,0 Prozent

Sprich: Trotz EM bei ARD und ZDF mit Marktanteilen mehrmals über 80 Prozent gibt es insgesamt einen Gleichstand bei drei Sendern.

Was auch immer es ist — irgendetwas scheint RTL doch richtig zu machen.

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Michael, 1. Juli 2008, 09:05.

Juni ist der neue September


Kommt nächste Woche mit neuen Folgen: Kalkofes Mattscheibe.
Bild: ProSieben

Es gab eine Zeit, da lag im Sommer das Fernsehprogramm brach. Wiederholungen hielten die Sendeplätze warm, bis endlich im September neue Staffeln und neue Serien begannen.

Dann kam die Zeit, in der die Fernsehzuschauer begannen, sich von alten Serien abzuwenden und neue zu verschmähen, weil die Sender sie viel zu lange mit belanglosem Kram unterfordert und mit Kamikazeprogrammierungen vergrault hatten. Die absoluten Zuschauerzahlen sanken, die Marktanteile auch, und ebenso das Niveau der hastig ins Programm gehobenen Reality-Allzweckfüller, wenn mal wieder eine Serie nicht die Erwartungen der Anzugträger erfüllt hatte. Angst und Panik bei den Sendern wuchsen, immer länger lagerten neue Produktionen in den Archiven, weil sich niemand mehr traute, sie zu zeigen, aus Angst vor einem Flop, und immer schneller wurden sie wieder abgesetzt, falls es dann doch soweit war. Einige langlebige Serien fristen ihr Restdasein jetzt im Spätprogramm, wo sie vermeintlich nicht so großen Schaden anrichten können.


Kommt nächste Woche mit neuen Folgen: 24.
Bild: ProSieben

Genau diese Philosophie scheint auch hinter dem diesjährigen Sommerprogramm zu stecken: Bevor im Herbst wieder alles scheitert, versenden wir den Kram doch lieber im Sommerloch, wenn eh alles egal ist! Allein an den ersten beiden Tagen der nächsten Woche starten deshalb die brandneuen Serien Doctor’s Diary und Moonlight und neue Staffeln von 24, Elton vs. Simon, Dr. Psycho und Kalkofes Mattscheibe.


Kommt nächste Woche mit neuen Folgen: Dr. Psycho.
Bild: ProSieben

Das ist zugleich schön und schade. Schön, weil niemand mehr motzen kann, dass im Sommer nichts Neues kommt, und schade, weil die meisten dieser Reihen ein größeres Publikum verdient hätten als im Sommer zu erreichen ist. Die Frage aber ist, ob die Rechnung der Sender aufgeht: Mit den gleichen absoluten Zuschauerzahlen, die im Winter als Flop gelten, kann man vielleicht im Sommer noch einen halbwegs ordentlichen Marktanteil erreichen. Doch mit dem gleichen Marktanteil wie im Winter steht im Sommer bei der absoluten Zuschauerzahl in Millionen womöglich eine Null vor dem Komma. Wie groß die Panik dann erst wird, und wie klein das Vertrauen in neue Programme, darüber will ich gar nicht nachdenken. Und auch nicht darüber, was die Sender jetzt eigentlich im September noch senden wollen.

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Michael, 18. Juni 2008, 07:17.

Die 80er-Show

Die ZDF-Verantwortlichen, die sich normalerweise schon die Augen reiben, wenn der Marktanteil bei den 14- bis 49-jährigen Zuschauern mit einer 8 vor dem Komma beginnt, werden heute ziemlich lange reiben müssen, denn hinter der 8 kommt vor dem Komma noch eine weitere Stelle. Fast zehn Millionen junge Zuschauer (und knapp 23 Millionen insgesamt) sahen gestern um 18.00 Uhr die EM-Niederlage der Deutschen gegen Kroatien, das entspricht einem Marktanteil von 80,1 Prozent. Das geht also.

Für Mainz wurde der Ausnahmezustand ausgerufen.

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Michael, 13. Juni 2008, 08:55.

Wirkung von CSI-Gas lässt nach

Der Abstieg der Serie CSI begann mit dem Wechsel von Vox zu RTL. Was beim Ableger CSI: Miami noch geklappt hatte, ließ sich beim Original nicht wiederholen: Eine deutliche Erhöhung der Zuschauerzahlen durch einen Wechsel zum größeren Sender. Ein paar Mal lief’s Ende 2006 noch hervorragend, dann eine ganze Weile wirklich gut, dann durchschnittlich, und inzwischen liegen die CSI-Marktanteile an den meisten Donnerstagen unter dem ominösen Senderschnitt, der als heilige Messlatte empfunden wird. Nach dem Ende der siebten Staffel laufen seit gestern Wiederholungen*, und sie laufen ungefähr auf dem Quotenniveau der nach einer Folge abgesetzten Anwälte.

Gründe? Wer weiß.

Verwirrung? Kaum. Nach fünf Jahren wechselte der Sendeplatz zwar von Mittwoch auf Donnerstag und von 20.15 Uhr auf 21.15 Uhr, und zwischendurch lief da auch mal wieder kurz etwas anderes, aber im Grunde hält sich der Termin seitdem konstant.
Übersättigung? Kann sein. RTL zeigte immer wieder zusätzliche Episoden vorher oder hinterher oder auch mal sonntags, was Vox nie tat, widerstand aber andererseits der Versuchung, wirklich jede Programmlücke, wovon es viele gab, mit CSI zu stopfen.
Grissoms zwischenzeitlicher Ausstieg? Nun, er war ja nach ein paar Folgen wieder da.
Vielleicht ganz normale Abnutzung. CSI läuft jetzt seit sieben Jahren in Deutschland, an den meisten Serien lässt das Interesse sogar schon deutlich früher nach.

Sat.1, wo das Modell mit der von Kabel 1 übernommenen Serie Without A Trace wiederholt werden sollte, gab nach einem Jahr auf und die Serie an Kabel 1 zurück.

Warum gibt RTL CSI also nicht an Vox zurück? Dort bestünde zumindest Anlass zur Annahme, dass sie sich über die derzeitigen Marktanteile der Serie freuen würden, obgleich vermutlich nicht mehr Werte wie einst erreicht würden. Auch die anderen alternden Vox-Krimis haben in der vergangenen Saison erkennbar an Zuschauern verloren.

Vielleicht hängt es einfach damit zusammen, dass der Marktführer ja sonst nichts hat, was er senden kann. Oder will.

*Korrektur 31. Mai:
Wie in den Kommentaren unten richtig angemerkt, war die siebte Staffel von CSI noch gar nicht zu Ende. RTL unterschlug die letzte Episode, vermutlich weil es die erste Hälfte einer Doppelfolge war und man beide Hälften zum nächsten Staffelstart so schön am Stück in Spielfilmlänge zeigen kann.

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Michael, 30. Mai 2008, 12:41.
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