Die Schwarzwaldklinik

1985–1989 (ZDF). 70‑tlg. dt. Familienserie von Herbert Lichtenfeld.

Der Chirurg Prof. Dr. Klaus Brinkmann (Klausjürgen Wussow) ist der Chefarzt der Schwarzwaldklinik und bei allen beliebt. Er wohnt wieder in seinem Geburtshaus, zusammen mit seiner Haushälterin Käti (Karin Hardt) und Hund Jerry. In der Klinik arbeitet auch sein Sohn Udo (Sascha Hehn) als Arzt. Ausgerechnet in dessen Ex-Freundin, die Krankenschwester Christa (Gaby Dohm), verliebt sich Prof. Brinkmann. Noch 1985 heiraten sie, und ebenfalls noch im gleichen Jahr heiraten Udo und Dr. Katarina Gessner (Ilona Grübel), die als Anästhesistin in der Schwarzwaldklinik arbeitet und Tochter Angie (Angelika Reißner) mit in die Ehe bringt. Christa verlässt die Klinik als Schwester, bildet sich in kurzer Zeit fort und kehrt Anfang Januar 1986 als Ärztin zurück.

Zum Personal der Klinik gehören noch Dr. Schäfer (Karl Walter Diess), der an Rheuma leidet und seinen Beruf deshalb im Februar 1986 aufgeben muss, Dr. Wolter (Franz Rudnick), Dr. Rens (Holger Petzold), Dr. Römer (Horst Naumann) und Verwaltungsdirektor Mühlmann (Alf Marhom). Die resolute Oberschwester Hildegard (Eva Maria Bauer) hat den Laden fest im Griff. Ihr unterstehen Elke (Barbara Wussow), die zunächst Lernschwester ist, aber auch später als ausgebildete Schwester der Klinik erhalten bleibt, die Krankenschwestern Ina (Gaby Fischer) und Erika (Lisa Kreuzer) sowie der vorlaute Zivildienstleistende Mischa (Jochen Schroeder). Ihm gefällt es in der Schwarzwaldklinik so gut, dass er später als Pfleger dort anfängt. Fräulein Meis (Karin Eckhold) ist Prof. Brinkmanns Sekretärin.

Im Februar 1986 stirbt Käti überraschend, und Carsta Michaelis (Evelyn Hamann), eine alleinstehende Kratzbürste, wird neue Haushälterin bei den Brinkmanns. Katarina verlässt den Schwarzwald und wird Chefanästhesistin in einer Klinik in Hamburg, was ihre Ehe mit Udo erheblich belastet. Am Ende der ersten Staffel erleidet Prof. Brinkmann einen Herzinfarkt und muss sich eine Weile schonen, ist danach aber gut erholt. Dr. Schäfer verlässt die Klinik ebenfalls, und Dr. Engel (Michael Kausch) und der spielsüchtige Frauenheld Dr. Schübel (Volker Brandt) kommen hinzu.

Zuwachs gibt es auch in der Familie: Klaus‘ und Christas Sohn Benjamin (Andreas Winterhalder) kommt zur Welt, und im November 1987 zieht Florian (Raimund Harmstorf), ein bärbeißiger Cousin aus Kanada, bei ihnen ein. Udo lässt sich Anfang 1988 von Katarina scheiden und freundet sich mit Brinkmanns Kindermädchen Carola (Olivia Pascal) an, die vorher mit dem Postboten Berti (Frank Schröder) befreundet war. Eine feste Beziehung Udos mit Claudia Schubert (Anja Kruse) endet tragisch, als Claudia an Leukämie stirbt.

Zu Beginn der dritten Staffel im Herbst 1988 ergeben sich diverse personelle und familiäre Veränderungen. Christa wechselt an das Konstanzer Forschungsinstitut. Geleitet wird es ausgerechnet von Dr. Vollmers (Christian Kohlund), mit dem Christa zuvor bereits zusammengearbeitet und beinahe eine Affäre gehabt hatte. Vollmers ist noch immer in Christa verliebt. Er war auch schon mit Udo und Schwester Erika für einen Hilfseinsatz in Afrika, wo alle drei von Rebellen verschleppt, aber wieder freigelassen wurden. Dr. Karin Plessers (Verena Peter) wird Christas Nachfolgerin an der Klinik, neuer Oberarzt wird zur gleichen Zeit Dr. Borsdorf (Knut Hinz). Udo beschließt, nach Hamburg zu wechseln, wo sich seine Ex-Frau Katarina aber inzwischen nicht mehr aufhält. Florian zieht, nach vielen Reisen zwischen den Kontinenten, endgültig zurück nach Kanada.

Carola kündigt und geht ebenfalls nach Konstanz. Sie ist in Dr. Vollmers verliebt, und nach einigem Bemühen werden die beiden ein Paar. Es knistert auch zwischen Frau Michaelis und dem neuen Nachbarn Wolfgang Pohl (Wolfgang Wahl). Udo kehrt in heimatliche Gefilde zurück, nicht jedoch in die Schwarzwaldklinik. Er beginnt eine Tätigkeit in der Klinik Rodenweiler. Auch Christa gibt ihren Job in Konstanz wieder auf, um sich um Benjamin kümmern zu können. Schließlich finden Udo und Schwester Elke zueinander und heiraten in einem großen Finale.

Die Schwarzwaldklinik war eine der erfolgreichsten Serien des deutschen Fernsehens mit einer regelmäßigen Einschaltquote von 26 Millionen Zuschauern. Sie zählt noch heute zu den bekanntesten Serien überhaupt und erzielte in regelmäßigen Wiederholungen weiterhin gute Einschaltquoten. Die Massen strömten damals zur „Schwarzwaldklinik“, bei der es sich in Wahrheit um die Rehaklinik Glotterbad im Glottertal handelte, deren Patienten fortan wenig Erholung fanden. Das von gigantischen Blumenkästen geschmückte Wohnhaus Professor Brinkmanns war eigentlich ein Heimatmuseum.

Der Alltag in der Fernsehklinik zeigte nicht nur heile Welt. Die Serie befasste sich auch mit Sterbehilfe, ärztlichem Versagen, Vergewaltigung oder Kindesmissbrauch. Die Folge „Gewalt im Spiel“ 1986, in der es um Vergewaltigung mit anschließender Selbstjustiz ging, geriet wegen zu offensiver Darstellung von Gewalt in die Kritik, wurde für eine weitere Ausstrahlung entschärft und dennoch nach der ersten Wiederholung bei weiteren Durchläufen nicht gesendet. Die Bundesprüfstelle indizierte die Folge – ein Gericht entschied später allerdings, dass die Stelle dafür gar nicht zuständig war, und hob die Entscheidung auf.

Die Episode „Steinschlag“ aus dem gleichen Jahr, in der ein Zwölfjähriger vom Liebhaber seiner Mutter brutal geschlagen wird, wurde zunächst gar nicht ausgestrahlt. Das ZDF zeigte sie erst, als vor Beginn der zweiten Staffel die erste wiederholt wurde. Beide Episoden landeten danach für mehr als 15 Jahre im Giftschrank und wurden im Herbst 2003 erstmals wieder gesendet – im Vormittagsprogramm. Die letzte Folge, „Hochzeit mit Hindernissen“ (eine Zeile, die fast jede deutsche Serie einmal als Episodentitel verwendete), wurde nur gekürzt wiederholt (in diesem Fall jedoch, weil sie sonst nicht ins 45-Minuten-Programmschema gepasst hätte). In der überlangen Fassung der Erstausstrahlung verabschiedete sich Klausjürgen Wussow am Ende mit direktem Blick in die Kamera von den Fernsehzuschauern.

Produzent der Serie war Wolfgang Rademann, die Musik stammte von Hans Hammerschmid. Die Folgen waren jeweils 45 Minuten lang und liefen samstags um 19.30 Uhr. Die Schwarzwaldklinik erlebte drei Staffeln, die in etliche Länder der Welt verkauft wurden – dass sie als erste deutsche Fernsehserie auch in den USA ein Erfolg war, ist allerdings eine Mär.

Im September 1994 lief noch einmal ein Special mit dem Titel „Die Schwarzwaldklinik – Eine Serienlegende kehrt zurück“ und im Februar 2005 der neue Fernsehfilm „Die Schwarzwaldklinik – Die nächste Generation“, in dem fast 20 Jahre nach dem Serienstart alle noch lebenden Hauptdarsteller von früher wieder mitspielten und zudem ihre Nachfolger vorgestellt wurden. Und nachdem schon in der Originalserie die Handlung wie im Zeitraffer fortgeschritten war, verwunderte es wenig, dass Baby Benjamin inzwischen 40 Jahre alt war und als Chirurg in der Schwarzwaldklinik arbeitete. Benjamin wurde jetzt von Alexander Wussow gespielt, auch im wahren Leben der Sohn des früheren Hauptdarstellers. Der Film erreichte mehr als 12 Millionen Zuschauer – für Fernsehverhältnisse des Jahres 2005 noch immer eine Sensationsquote. Und obwohl der 90-Minüter nur ein einmaliges Special zum Jubiläum hätte sein sollen, veranlasste der Erfolg Produzent Rademann zur Ankündigung weiterer jährlicher Specials. Nach nur einem weiteren noch im Dezember des gleichen Jahres war dann aber doch Schluss.

3 Kommentare


  1. […] ist in allen ZDF-Serien so: Die Schwarzwaldklinik, Der Landarzt, Forsthaus Falkenau. Insofern werden sich die Zuschauer nicht sonderlich umstellen […]

  2. […] ein schlimmes Jahr für die Schwarzwaldklinik. Nach Oberschwester Hildegard, Verwaltungsdirektor Mühlmann und Nachbar Pohl im Jahr 2006 traf […]

  3. […] Welt, die auf den zweiten Blick enorm problembeladen war, und die Hauptfiguren waren entweder Ärzte oder Urlauber. Deshalb sahen zunächst auch alle Eigenproduktionen des Privatfernsehens so aus: […]



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