Ein Lied für den Rest vom Rest von Restjugoslawien

Das sind die Momente, aus denen die richtig harten Horrorfilme gemacht sind. Kurz vor Ende dieses Grand-Prix-Vorentscheids hieß es, dass nun die prominente Paten von der Couch für Katja Ebstein ein Medley ihrer großen Grand-Prix-Hits singen werde. Auf der Couch saßen: Kim Fischer, Tetje Mierendorf (Mein großer, dicker, peinlicher Verlobter), Tagesschau-Sprecher Marc Bator und Oliver Pocher. Es drohte, eine dieser schrecklichen Erinnerungen zu werden, die man entweder sein Leben lang nicht los wird, oder für deren Verdrängung man Batzilliarden von Gehirnzellen opfern muss.

Und dann tat es gar nicht weh. Kim Fischer kann singen und sang „Diese Welt“. Tetje Mierendorf kann erstaunlicherweise auch singen und sang mit Kim Fischer „Wunder gibt es immer wieder“. Und selbst Marc Bator, der eigentlich hinter seinem Nachrichtenpult ganz gut aufgehoben ist, war erstaunlich okay, als er ein paar Zeilen „Theater“ sang, bevor die anderen einstimmten. Und Oliver Pocher? Oliver Pocher, der — abgesehen von der treffenden Beschreibung der anwesenden serbischen Gewinnerin des vergangenen Jahres als „der dicke Playmobil-Mann aus Serbien“ — den ganzen Abend keine funktionierende Anti-Haltung zu diesem ihm sichtlich unangenehmen Spektakel gefunden hatte? Oliver Pocher? Sang nicht. Er gab nur mit Thomas Hermanns die beiden albern gestikulierenden „Theater“-Pantomimen. Und dann stimmte Katja Ebstein mit ein, und das ganze Medley war tatsächlich ein bewegender Tribut an goldene Grand-Prix-Zeiten.

Dieser Abend wird eher nicht in die Geschichte eingehen — aber auch nicht im negativen Sinne. Fünf Kandidaten hatte sich der NDR ausgesucht, die ein vergleichsweise großes Spektrum aktueller Popmusik abdeckten, aber auch nur in der Breite. Qualitativ schwankten alle Beiträge in einem langweiligen Mittelfeld zwischen belanglos, unauffällig und enttäuschend. Marquess spielten traurigen pseudo-spanischen Urlaubspop, Cinema Bizarre traten mit einer Art stimmlosen T.a.t.U.-Cover auf, Tommy Reeve schläferte mit Kuschelpop am Klavier ein.


Foto: NDR

Echte Chancen hatten nur zwei: Die No Angels und Carolin Fortenbacher. Fortenbacher war unüberhörbar der Favorit im Hamburger Schauspielhaus, und der moderne Schlager, den Pe Werner für die stimmgewaltige Musical-Sängerin geschrieben hatte, war kraftvoll, pompös und gar nicht schlecht – wenn er nicht so einen unfassbar langweiligen Refrain hätte. Am Ende musste sie sich den No Angels geschlagen geben. Deren Siegertitel „Disappear“ ist sicher eine der schlechteren Nummern von ihnen, sehr austauschbar und egal, aber modern und unpeinlich. Und immerhin können sie mit ihren Kostümen interessante Umzieh- und Wall-Figuren machen und sehen gut in der Strömung der Windmaschinen aus. Ob die Europäer das sehen wollen? Es spricht so wenig dafür wie dagegen. Am schwierigsten dürfte die Hürde sein, sich an den Song bei der Telefonabstimmung überhaupt noch zu erinnern.

Was bleibt? Die, kaum übertrieben, einhundert Mal variierte Frage von Thomas Hermanns an alle Teilnehmer, ob sie aufgeregt seien (weniger als vorher? genauso viel? mehr als sonst? jetzt ganz besonders? immer noch?). Und die Vorstellungssätze und Lebensweisheiten von Marquess („Marquess ist Temperament, aber auch mit viel Gefühl dabei“), von Tommy Reeve („Es ist einfach sehr real„) — und vor allem von Cinema Bizarre: „Style is war“, sagten sie vor ihrem Auftritt. Sie müssen’s wissen.

Stefan, 6. März 2008, 23:24.

Ruck Zuck erwachsen: 15 Jahre RTL 2

Spannender als das Programm war es am Anfang hinter den Kulissen. Weil den Landesmedienanstalten RTL 2 zu eng mit RTL verflochten war und sich dann die alten und neuen Gesellschafter über die Aufteilung der Anteile zunächst nicht einig wurden, musste der Sendestart über Monate immer wieder verschoben werden, insgesamt dreimal. Die Branche nannte das „jugendorientierte Vollprogramm“ schon „Ankündigungssender“. Aber dann ging es doch noch los, am 6. März 1993 um 6.05 Uhr. Und jetzt alle im Chor: Deh-deh-deh-düpp-djüh deh-deh-deh-djöh…

In kürzester Zeit schaffte es RTL 2, sich das Prädikat „Schmuddel-“ oder „Tittensender“ zu erobern, das zuvor meist mit der großen Stiefschwester RTL verbunden worden war. Dabei waren die ersten prägenden Sendungen des Programms (neben der üblichen Mischung aus alten Serien und schlechten Spielfilmen) harmlos — und nicht einmal Eigengewächse: Vom kurz zuvor eingestellten Tele 5 (woher auch der RTL-2-Programmchef Gerhard Zeiler kam) übernahm man Jochen Bendel und die Gameshow Ruck Zuck sowie Mike Carl und die Pannenshow Bitte lächeln.

Durch das Kinderprogramm führte eine Puppe namens Vampy, durch das Teenagerprogramm Bravo TV ein Moderationsroboter namens Kristiane Backer. Seriendauerbrenner werden in den ersten Jahren Dr. Quinn — Ärztin aus Leidenschaft, Ausgerechnet Chicago und Walker, Texas Ranger, aber auch Oliver Stones Miniserie Wild Palms lief 1993 auf RTL 2.

Revolutionär wurde es mit der Exklusiv — Die Reportage, die wohl einzige RTL-2-Sendung aus dem ersten Sendejahr, die immer noch läuft. Sie hat inzwischen mehrere Häutungen hinter sich, aber am nachhaltigsten war die Zeit, als sie Woche für Woche unter irgendwelchen Vorwänden nackte Brüste zeigte und Sauf- und Sextouristen begleitete. 99 Prozent der kreativen Energie floss in dieser Zeit offenkundig in die Erfindung immer neuer Titel und Stabreime. Im November 1999 zeigte Exklusiv innerhalb von nur zehn Tagen die Reportagen „Knödel, Sex und Billigbier“, „Weiber, VIPs und Whiskey Cola“ und „Swinger, Singles, Seitensprünge“.

Passend zum Genre erfand RTL 2 im Jahr 1995 eine Show für behauptete Erotik und unfreiwillige Komik, besser bekannt als peep! — nacheinander, äh, „moderiert“ von Amanda Lear, Verona Feldbusch, Verena Araghi und Nadja Abd el Farrag (mehr zur erstaunlichen Sendungsgeschichte hier). Bereits im Dezember 1994 ging Die Redaktion auf Sendung, ein Magazin, das vor allem wegen der schmierig inszenierten Redaktionsrunde am Tisch, geleitet von dem grauenhaften Joachim Steinhövel, in Erinnerung blieb.

Während Harald Schmidt seine ersten Late-Night-Versuche noch als Eins-zu-eins-Kopie von David Lettermans Late Show anlegte, zeigte RTL 2 eine Weile das Original, und passend dazu die amerikanischen Nachrichten „World News Tonight“ mit Peter Jennings. Schnell wieder aufgegeben wurde der Versuch, unter dem Label „Die jungen Wilden“ hochwertige eigenproduzierte Spielfilme zu produzieren. Der bekannteste ist „Der Sandmann“ mit Götz George, Karoline Eichhorn und Barbara Rudnik, der dem jungen Sender einen „Grimme-Preis mit Gold“ bescherte.

Dass Claudia Schiffer am 5. Dezember 1995 eine eigene Show namens Claudia Schiffer — Close Up bekam, erwähnt die offizielle Pressemappe zum Jubiläum. Dass es aus Mitleid mit dem Publikum bei einer Folge blieb, verschweigt sie. Nur einige Wochen länger hält 1997 auch die Heike Makatsch Show durch. Sogar eine eigene tägliche Soap hatte der damals noch ehrgeizige Sender: Alle zusammen — jeder für sich hieß sie — und floppte ebenfalls (hinterließ der Nachwelt aber immerhin ein Nachwuchstalent namens Oliver Petszokat).

Gelinde gesagt abwechslungsreich waren auch die Versuche von RTL 2, Nachrichten zu machen. Die ersten Variante war so bunt und laut wie ihr Name: Action News — aber nicht so erfolgreich, wie man befürchten musste. Von 1996 an versuchte es RTL 2 sogar ein paar Jahre ganz seriös und minimalistisch, mit Nachrichten vor einem vollkommen schwarzen Hintergrund.

RTL 2 verhalf mit Serien wie Sailor Moon und Pokémon den Animes in Deutschland zum Durchbruch, zeigte die ersten Staffeln Popstars, in denen unter anderem die No Angels gecastet wurden, etablierte 1997 The Dome als nach eigenen Angaben „größte Musikshows Europas“ — und wurde zum Markenzeichen für gewagte, billige, innovative Unterhaltung. Dafür stehen insbesondere die Doku-Soaps und das Reality-TV. Im Jahr 2000 ging das Experiment auf Sendung, das das deutsche Fernsehen verändert und für Diskussionen gesorgt hat wie kaum eine zuvor oder seitdem: Big Brother. Dazu passten perfekt Sendungen wie Frauentausch und ihre vielen Varianten. Diese Genres bestimmen — Hochglanzserien wie Heroes oder 24 zum Trotz — heute noch Programm und Image von RTL 2, obwohl sie längst in trostloser Routine erstarrt sind. So frisch, wie es sein müsste, wirkt das Programm von RTL 2 längst nicht mehr.

RTL 2 feiert seinen Geburtstag mit einer zweistündigen Show: heute, 21.10 Uhr.

Stefan, 6. März 2008, 17:19.

Peep!

1995—2000 (RTL 2). Wöchentliches einstündiges Erotikmagazin mit Filmbeiträgen und prominenten Gästen, die mit der jeweiligen Moderatorin über Sex plaudern.

Es ging um Swingerclubs, Blicke hinter die Kulissen einer Pornoproduktion, Swingerclubs, FKK-Skiurlaub, Nacktputzen, Swingerclubs, Aktfotografie, erotische Kuriositäten weltweit und Swingerclubs. Aber die Beiträge waren es nicht, die der Sendung einen Ehrenplatz in den Fernsehgeschichtsbüchern sicherten; es waren die Moderatorinnen.

Den Anfang machte die französische Disco-Queen Amanda Lear, deren fremdländischer Akzent den zusätzlichen Charme hatte, dass man kein Wort ihrer Moderationen verstand. Konsequenterweise wurde sie im August 1996 abgelöst durch eine Moderatorin, die offensichtlich selbst kein Wort ihrer Moderationen verstand: Verona Feldbusch. Die „Miss Germany 1993“ und „Miss American Dream 1995“ hatte sich für den Job qualifiziert, als sie sich unter großer Anteilnahme der Öffentlichkeit und mit Bekanntgabe vieler schmutziger Details im Juni 1996 nach nur einmonatiger Ehe von dem Schlagerproduzenten Dieter Bohlen trennte.

Für die Produktionsfirma war das Engagement mit deutlicher Mehrarbeit verbunden: Sie musste nun jede Szene mehrfach drehen, bis Feldbusch es geschafft hatte, ungewöhnliche oder kompliziertere Sätze (etwa: „Guten Abend, meine Damen und Herren, ich begrüße Sie zu peep!„) fehlerfrei vom Teleprompter abzulesen. Andererseits schrieben die Autoren auf diesen Teleprompter auch verblüffend tiefgründige Sätze wie: „Sex unter freiem Himmel ist eine schöne Sache. Man kann dabei in den Himmel schauen“ (wobei sich Frau Feldbusch Mühe gab, jedes einzelne Wort besonders zu betonen — man weiß ja nie). Die Mehrarbeit lohnte sich: Die Quoten stiegen deutlich, peep! holte Marktanteile von 10 Prozent, das Doppelte des Senderschnitts. Vor den Werbepausen stellte Pornostar Dolly Buster in wiederum ganz eigenem Idiom Multiple-Choice-Quizfragen zum Thema Sex, die nach der Pause aufgelöst wurden und bei denen es nichts zu gewinnen gab.

Irgendwann merkte die Produktionsfirma dann auch, dass das Herausschneiden der peinlichsten Pannen gar nicht nötig, sondern eher kontraproduktiv war, und ließ sie einfach drin. Nach fast drei Jahren allerdings merkte auch Verona Feldbusch etwas, nämlich: was für eine Sendung sie da moderierte. Sie beschwerte sich darüber, dass das alles zu schmuddelig sei. „Abartig“ soll sie gesagt haben (nachdem sie auch ohne Dativ, Stimme und Ahnung eine eigene Sendung namens Veronas Welt bei RTL bekommen hatte). Im März 1999 trennten sich beide Seiten geräuschvoll.

Für sie kam das bolivianische Fotomodell Verena Araghi, das schon 1996 einige Sendungen vertretungsweise moderiert hatte. Sie blieb aber nur zehn Sendungen, bevor sie ihrerseits durch die „bildschöne Halb-Sudanesin“ (RTL 2) Nadja Abd el Farrag ersetzt wurde, bekannter unter ihrem Spitznamen „Naddel“ und als langjährige Lebensgefährtin von Dieter Bohlen, genau: dem Ex-Ehemann von Ex-peep!-Moderatorin Verona Feldbusch.

Farrag hatte dem „Stern“ noch kurz zuvor gesagt, sie würde auf gar keinen Fall eine Sexsendung wie peep! moderieren: „Eine Sendung, die früher Verona moderiert hat, kommt für mich nicht in Frage – ich will ihr nicht wieder eine Vorlage geben, über Dieter und mich Lügen zu verbreiten. Peep! wäre außerdem unter meinem Niveau.“

Dann allerdings gab es angeblich ein neues Konzept (und, ebenfalls angeblich, mehr Geld von RTL 2) und weniger Schmuddel. Ihre Agentin erklärte der „Berliner Zeitung“: „Die Beiträge bleiben, wie sie waren. Aber Nadja guckt sich vorher alles an.“ In ihrer ersten Sendung am 7. September 1999 führte sie ein Interview mit einer Gummipuppe von Bundeskanzler Schröder (gesprochen von Elmar Brandt), der u. a. sagte: „Ich genieße die Kraft meiner Lenden. Ich zeig dir gerne mal, wie das geht, wenn du zwei Minuten Zeit hast.“ Die folgende Aufregung war enorm, Schröder schrieb einen empörten Brief an den Sender, und Naddel sagte, die Entscheidung, den Beitrag zu senden, habe der Redaktionsleiter getroffen, sie selbst habe nur Text abgelesen. Danach überlebte die Sendung immerhin noch ein Dreivierteljahr.

Die Show wurde vor Studiopublikum aufgezeichnet und sonntags kurz nach 22.00 Uhr ausgestrahlt.

Pokémon

Seit 1999. Jap. Zeichentrickserie für Kinder nach dem Nintendo-Spiel („Pokémon“; 1997–2003).

Pokémon sind kleine Taschenmonster, knuddelige süße Wesen, die für Kinder rasch zum engsten Vertrauten werden und auch ihre Geheimwaffen einsetzen, um ihre „Trainer“ zu beschützen. Der zehnjährige Ash Ketchum hat das Taschenmonster Pikachu gefangen und sammelt nun weitere, um bald ein großer Pokémon-Trainer zu werden.

Die Serie war vor der Ausstrahlung in Deutschland umstritten, nachdem es Ende 1997 während der Ausstrahlung von Folge 38 („Electric Soldier Porygon“) im japanischen Fernsehen bei den Zuschauern offenbar zu epileptischen Anfällen gekommen war. Mehrere hundert Menschen, überwiegend Kinder, mussten mit Übelkeit und Sehstörungen in Krankenhäuser eingeliefert werden. Auslöser war vermutlich die vier Sekunden lange Sequenz einer „Impfbomben“-Explosion, bei der der Bildschirm verschiedenfarbig flimmerte. Dieser Stroboskopeffekt kann bei dafür veranlagten Menschen Anfälle auslösen. In den USA und Europa wurde die Serie daraufhin entschärft, in Deutschland wurde die entsprechende Folge nie gezeigt.

Die Serie wurde ein sensationeller Erfolg. Bei den 3- bis 13-jährigen Zuschauern erreichte RTL 2 noch nie da gewesene Marktanteile bis zu 68 Prozent. Die halbstündigen Folgen liefen montags bis freitags um 14.40 Uhr. Wegen des sensationellen Erfolgs führte RTL 2 über lange Zeit eine zweite tägliche Ausstrahlung um 16.40 Uhr ein. Diese Folgen wurden von nun an am nächsten Tag um 14.40 Uhr schlicht wiederholt. Das Pokémon-Fieber griff derart um sich, dass in Schulen teilweise das Tauschen von Pokémon-Sammelbildern verboten werden musste, da sonst niemand mehr dem Unterricht folgte. Bisher wurden mehr als 300 Folgen ausgestrahlt.

Zur Serie entstand auch ein Kinofilm.

X-Factor — Das Unfassbare

1998–2002 (RTL 2). 45-tlg. US-Mysteryreihe („Beyond Belief: Fact Or Fiction“; 1997–2002).

In drei bis fünf Kurzfilmen pro Folge werden unheimliche und nicht erklärbare Geschichten erzählt. Es geht um Verstorbene, die aus dem Jenseits zurückkehren, um ihren Tod zu rächen oder andere vor dem gleichen Schicksal zu bewahren, oder andere Ereignisse, die nachweislich eingetreten sind, aber nach nüchterner Faktenlage gar nicht möglich sein können. Bis zum Ende der jeweiligen Sendung werden die Zuschauer im Dunkeln gelassen, welche der gezeigten Filme wahr sind und welche frei erfunden.

James Brolin war der Moderator der sechs Folgen der ersten Staffel, die weiteren moderierte Jonathan Frakes. Unter den angeblich wahren Geschichten waren diese: Ein Mann rettet seinem Lebensretter Jahre später auf die gleiche Art das Leben; das Opfer eines Flugzeugabsturzes kehrt aus dem Jenseits zurück und bewahrt seinen Sohn davor, selbst mit einem Flugzeug abzustürzen; die Identität eines verstorbenen Obdachlosen wird durch eine Todesanzeige geklärt, die anscheinend niemand aufgegeben hat; ein Türschloss lässt sich nicht öffnen, wenn Ganoven vor der Tür stehen; eine E Mail eines inzwischen Verstorbenen entlarvt seine Erbin als Betrügerin.

Jede Sendung war eine Stunde lang und lief dienstags um 21.15 Uhr, ab 2002 montags zur selben Zeit. Während die Serie bei RTL 2 gut ankam und zigmal wiederholt wurde, wurde sie in den USA in der Regel lange nach ihrer Fertigstellung erst im Sommerloch versendet. Das hatte zur Folge, dass die zweite Hälfte der Serie in Deutschland noch vor der US Ausstrahlung zu sehen war. RTL 2 nutzte die populäre Marke X-Factor außerdem, um andere Sendungen damit zu betiteln, die mit dieser Reihe nichts zu tun hatten.

Sailor Moon

1995–1996 (ZDF); 1998. 200-tlg. jap. Zeichentrickserie für Kinder („Bishoujo Senshi Sailor Moon“; 1992).

Der 14 jährigen Bunny Sukino, einer etwas schusseligen und weinerlichen Schülerin, läuft eines Tages die schwarze Katze Luna über den Weg und sagt ihr, sie sei auserwählt, von nun an gegen das Böse in der Welt zu kämpfen. Mit Hilfe von Lunas Zauberstein verwandelt sich das Mädchen in „Sailor Moon“ und nimmt mit ihren Freundinnen den ewigen Kampf für das Gute auf.

Die halbstündigen Folgen liefen zunächst wöchentlich im Kinderprogramm des ZDF am Wochenende. Ab Folge 47 wechselte die Serie ins werktägliche Nachmittagsprogramm von RTL 2 und wurde im Doppelpack mit Pokémon beim ganz jungen Publikum zu einem sensationellen Erfolg. Zur Serie erschienen auch zahllose Hörspiel-CDs.

Late Show with David Letterman

1995–1996 (RTL 2). Erfolgreiche Late-Night-Show aus den USA mit David Letterman.

Von diesem Vorbild aller deutschen Late-Night-Talker wurde hierzulande gnadenlos abgekupfert. RTL 2 zeigte das Original jeweils einen Tag nach der US-Ausstrahlung im amerikanischen Originalton, teilweise mit deutschen Untertiteln. Zuvor war die Show bereits bei Premiere gelaufen. In den USA startete Lettermans tägliche Sendung 1982, sie läuft noch immer. Lettermans Bandleader und Sidekick ist schon immer Paul Shaffer.

Bravo TV

1984–1986 (Sat.1); 1993–2002 (RTL 2); 2003–2004 (ZDF). Wöchentliches Musik- und Jugendmagazin in Verbindung mit der Jugendzeitschrift „Bravo“ aus dem Heinrich Bauer Verlag.

Der erste Versuch des Teeniemagazins mit Tipps, Musik, Star-News und Interviews startete bereits in der Frühzeit des Privatfernsehens im Ludwigshafener Kabelpilotprojekt PKS, aus dem 1985 Sat.1 wurde. Zuschauer hatte der Sender damals aus technischen und inhaltlichen Gründen noch kaum, weshalb Bravo TV entsprechend unbemerkt blieb. Moderatoren waren zunächst die Schauspielerin Ursula Karven und der „Bravo-Boy des Jahres“ Marc. Karvens Nachfolgerin wurde Ixi, die während der Neuen Deutschen Welle mit „Der Knutschfleck“ einen Hit hatte. Im bürgerlichen Leben hieß sie Gaby Tiedemann. Sendeplatz war der frühe Freitagabend.

Eine feste Größe wurde die Show, als sie ab 1993 am Sonntagnachmittag bei RTL 2 an den Start ging. Dieser Sender war zwar auch gerade erst zwei Monate alt, doch in den acht Jahren dazwischen waren viele Kabel verlegt und Satellitenschüsseln auf Dächer geschraubt worden, sodass mittlerweile deutlich mehr Kinderzimmer mit entsprechendem Fernsehempfang ausgestattet waren. Wieder gab es Musikvideoclips, Berichte über Stars, Charts, Tourneen, Kinostarts, Mode, Interviews und Rat und Lebenshilfe. Die Moderation wechselte fast jährlich im Herbst. Kristiane Backer begann, 1995 übernahm Heike Makatsch, 1996 Jasmin Gerat, 1997 Lori Stern.

1998 wurde die Sendezeit von einer auf über zwei Stunden ausgeweitet und die Zahl der Moderatoren auf drei: Nova Meierhenrich, Kerstin Kramer und Florian Walberg, Letzterer ein Ex-Mitglied der Boygroup Bed & Breakfast. Ein Jahr später wurde beides wieder weitgehend rückgängig gemacht. Die Show verkürzte sich schrittweise auf 90 Minuten, Enie van de Meiklokjes wurde im Herbst 1999 die neue Moderatorin und durfte als Erste seit Backer für zwei Jahre bleiben! 2001 kam wieder ein Doppel: Sebastian Höffner und Collien Fernandes. Für die Problemberatung war Margit Tetz aus dem Dr.-Sommer-Team im Studio, die auch in der Print-„Bravo“ Ratschläge erteilte und später auf Pro Sieben als Die Jugendberaterin ihre eigene Show bekam.

Nach 501 Folgen bei RTL 2 wechselte Bravo TV überraschend zum ZDF und bekam einen halbstündigen Sendeplatz am Samstagnachmittag. Mit dem Sender wechselte auch der Produzent. Bisher war MME (Me, Myself & Eye) mit der Produktion beauftragt, jetzt erledigte das Oliver Mielkes Firma Entertainment Factory. Das Konzept wurde völlig umgekrempelt zu einer Mischung aus fiktionaler Soap und Teeniemagazin. Im erfundenen Teil lebten die Gerade-noch-Teenager Isabelle (Annett Fleischer), Mia (Silvana Bayer) und Simon (Kilian Reischl) gemeinsam in einer WG und bewältigten ihr junges Leben. Oft zu Besuch war Mias Freundin A. D. (Vanida Karun), die eine eigene Fernsehsendung mit Konzertberichten und Starinterviews moderierte. Und das war dann der Teil mit den bewährten (realen) Magazinbeiträgen und Interviews, die auf diese Weise in die Rahmenhandlung eingeflochten wurden. Denn manchmal brachte A. D. die Stars mit in die WG. Okay, das war dann wohl eher wieder Fiktion.

Nach einem Jahr der kruden Mischung wurde wieder eine Moderatorin eingeführt. Mia Aegerter übernahm die jetzt einstündige Show, die zwar wieder ein Magazin mit allen bekannten Bestandteilen war, doch am Ende jeder Sendung waren als »Bravo Story« weiterhin die WG-Erlebnisse von Isabelle und Mia zu sehen.

Bravo Supershow

1994–1999 (RTL 2); seit 2000 (RTL). Große Show zur jährlichen Verleihung des „Bravo Otto“, dem Preis der Jugendzeitschrift.

Zu den Moderatoren gehörten u. a. Kristiane Backer, DJ Bobo, Heike Makatsch, Enie van de Meiklokjes, Ole Tillmann und Jessica Schwarz.

Veronas Welt

1998–2000 (RTL). Einstündige Personalityshow mit Verona Feldbusch.

Frau Feldbusch sitzt in einem Studio, das angeblich ein detailgetreuer Nachbau ihrer Hamburger Wohnung inklusive ihrer Kuscheltiere und Fotoalben ist, und plaudert mit prominenten Gästen.

Feldbusch wurde durch die Moderation von Peep! und ihre turbulente Beziehung zu Dieter Bohlen berühmt, oder genauer: berüchtigt. Anders als bei Peep! musste sie in ihrer eigenen Show keine mehrsilbigen Wörter vom Teleprompter ablesen, was die Show allerdings deutlich weniger lustig machte. Ab der zweiten Staffel wurde sie daher mit zahlreichen Running Gags aufgepeppt. Neben Feldbusch traten nun als ständige Gäste Ingo Appelt, Mambo-Kurt und die California Dream Men auf. Als Appelt ausstieg, kamen der Komiker Atze Schröder und der Gagreporter Theo West dazu. Die Quoten blieben enttäuschend (oder, aus Kritikersicht, beruhigend).

Die erste Staffel lief freitags um 23.15 Uhr, die zweite samstags um 22.00 Uhr, von wo die Show mangels Zuschauern wieder auf 23.00 Uhr verschoben wurde. Den schönsten, später immer wieder zitierten Satz hatte Feldbusch schon vor der ersten Sendung gesagt: „Man versucht dauernd hinter meine Fassade zu gucken. Aber da ist nichts.“

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