Die Gleichgültigkeit der Vielen

Eigentlich wollte ich mir heute Günther Jauchs neue Show Die Weisheit der Vielen ansehen, in der Herr Jauch unentwegt Zahlen abfragte. Dann habe ich aber zur besten Sendezeit in Spielfilmlänge telefoniert und deshalb nur die erste und die letzte halbe Stunde gesehen. Trotzdem habe ich merkwürdigerweise nicht das Gefühl, etwas verpasst oder irgendetwas nicht verstanden zu haben.

Weil die Zuverlässigkeit von Menschenmengen durch den Publikumsjoker in Wer wird Millionär? seit 1999 noch nicht ausreichend erforscht wurde, stellte Herr Jauch den ganzen Abend Fragen ans anrufende Publikum: Mit welcher Geschwindigkeit wurde ein Fußball geschossen, was wiegt die Kuh, wie viele Kinder kamen heute in Hamburg zur Welt, wie viele Zähne hat der Alligator da? Dann verglich er das Mehrheitsergebnis (bzw. den Mittelwert der genannten Zahlen) mit der Antwort eines Experten (bzw. Ursula von der Leyen). So sollte herausgefunden werden, ob eher die Mehrheit Recht hat oder der Experte. Das Ergebnis: Mal so, mal so. Ach was. Am Ende gab es einen nichts sagenden Gleichstand. Gelernt habe ich nur, dass der Kopf eines Alligators aus der Nähe aussieht wie ein Mohnbrötchen.

Günther Jauch ist nach wie vor der mit Abstand beste deutsche Fernsehmoderator. Er könnte vermutlich auch eine zweistündige Sendung moderieren, die aus nichts als dem 50:50-Joker besteht. Selbst ohne Fragen und Antwortmöglichkeiten, nur mit Buchstaben. Aber man muss es ja nicht unbedingt ausprobieren.

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Michael, 20. Januar 2008, 23:14.

9 Kommentare


  1. Das eigentlich Dämliche bei dieser Sendung ist ja, dass nicht die „Weisheit der Vielen“ getestet wurde, sondern die Recherchekompetenz des Publikums vor den Geräten. „Andenhorn“ ist schnell recherchiert, sodass die Antwort der Vielen natürlich i.d.R. dem Kandidaten im Studio überlegen sein wird, der sich auf Wissen und ggf. Intuition verlassen muss. Mir kam das alles eher vor wie eine große Geldgeneriermaschine. Total sinnfrei, weil nichtssagend. Aber vermutlich lukrativ für den Sender.

  2. […] wurde als erste aus dem Dschungel gewählt, was beweist, dass man keine langweilige Zwei-Stunden-Show veranstalten muss, um die Theorie von der „Weisheit der vielen“ zu […]

  3. […] Gestern, Sonntag-Abend testete RTL die Weisheit der Vielen. Ja – es war eine Unterhaltungsshow auf RTL. Und kein wissenschaftlicher Test. Es war ein Spiel. Für manche interessant. Andere fanden es eher langweilig. […]

  4. Die Sendung war eine einzige Geldmachmaschine.

    Mitmach-Fernsehen der besonderen Art. Es waren mindestens 10 Fragen, die auch von Zuschauern per Telefon und SMS beantwortet werden durften. Pro Frage gab es 5000 Euro zu gewinnen, macht also zusammen 50.000 Euro. Klingt ja toll, ist aber wirklich verarsche, vor allem, wenn man sich mal die Zahlen durch den Kopf gehen lässt, die Herr Jauch während der Sendung genannt hat. Pro Frage haben alleine um die 130.000 Leute angerufen, und hier sind nur die Anrufer gezählt, nicht SMS Schreiber. Macht bei 10 Fragen: 1.3Mio. Wenn man jetzt auch nur von 20 Cent pro Anruf ausgeht, sind es an Einnahmen: 250.000 Euro. Ausgeschüttet wurden 50.000, also bleibt als Gewinn: 200.000 Euro + SMS Einnahmen.
    Und damit auch ordentlich Leute anrufen, waren die Fragen schön einfach und häufig vor einem Werbeblock platziert, damit die Leute auch noch schön während der Werbung anrufen.

    Sonst bot die Show nur gepflegte Langeweile, da nutzte auch ein Günther Jauch nichts.

  5. Wenn man sich lediglich die Show angesehen hat, wurde sie schnell langweilig. Mit einer größeren Gruppe von Leuten war das ein sehr unterhaltsamer Abend. Nicht anspruchsvoll, aber unterhaltsam. Mehr nicht, nicht weniger.

  6. Die Vorstellung das Jauch das Beste ist was das deutsche Fernsehen zu bieten hat macht mir ziemlich Anggst. Welpencharme alleine kann doch nicht soweit reichen…

  7. „der Antwort eines Experten (bzw. Ursula von der Leyen)“

    wie wahr!

  8. In dieser Sendung hieß es:

    Jauch moderiert, Jauch versucht zu unterhalten, Jauch parodiert (sich selbst), Jauch kassiert. Denn er hat sie produziert und an den mindestens 250000 Euro Anrufer-Geldern kräftig verdient. Denn die Produktionskosten wird die Werbung schon getragen haben.

  9. Ich fand vor allem die Auswahl der Experten extrem unsinnig. Es geht um das Bestimmen des Gewichts einer Kuh, Experte ist Horst Lichter, der mit Kühen nur in zerlegter Form zu tun hat. Ich hätte jetzt einen Auktionator o.ä. erwartet. Dann der Prof, der bei WWM 1 Million gewonnen hat: Bekommt irgendwelche Fragen á la WWM gestellt, anstatt Fragen aus seinem Fachgebiet (Mediävistik, wimre). Eine Frage nach dem Geburtsjahr von Pippin dem Buckligen wäre irgendwie passender als welche 2 Mitglieder von Tokyo Hotel Zwillinge sind. Nachdem dann die Moderatorin von „Bauer sucht Frau“ als Expertin für irgendwelche Liebesangelegenheiten vorgestellt wurde, habe ich abgeschaltet.



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