Gängige Praxis

Der fiese Agent aus Prison Break, die nette Jugendrichterin aus Für alle Fälle Amy und der verrückte Pilot aus Wings — Die Überflieger haben jetzt eine gemeinsame Arztpraxis. Trotz der bekannten Gesichter aus so vielen Serien ist Private Practice aber ein Spin-off von einer ganz anderen: Grey’s Anatomy — Die jungen Ärzte. Jene Serie war vor drei Jahren in jeglicher Hinsicht katastrophal gestartet. Sie war ein kreatives Desaster, arm an Überraschungen und weitgehend frei von Zuschauern. Grey’s Anatomy hat sich seitdem zu einem bemerkenswerten Erfolg entwickelt, so sehr, dass sogar ein eigener Serienableger Erfolg verspricht. In ihm steht Kate Walsh als Dr. Addison Montgomery im Mittelpunkt, die Ex von McDreamy. Sie zieht von Seattle nach Los Angeles, um dort in einer bunt zusammengewürfelten Gemeinschaftspraxis anzuheuern.

Private Practice ist eine solide, um Originalität bemühte Serie ohne nennenswerte Höhepunkte, aber auch ohne größere Langeweile, und transportiert die Anmutung der Mutterserie problemlos über eine weitere Stunde des Abendprogramms, weshalb ProSieben endlich eine Serie gefunden haben könnte, bei der Grey’s-Anatomy-Fans im Anschluss nicht sofort scharenweise abschalten.

Vor allem die Schauspielerriege ist beeindruckend: Amy Brenneman, Taye Diggs und Tim Daly hatten schon in mehreren Serien Titelrollen gespielt und treten hier als gleichberechtigtes Ensemble auf. Brenneman hatte in Für alle Fälle Amy an der Seite von Tyne Daly gespielt, hier lernt sie jetzt deren Bruder Tim kennen.

Die größte Überraschung für mich war Paul Adelstein, der den miesen Agenten Kellerman in Prison Break gespielt hatte, und den ich in Private Practice erst gar nicht erkannt habe. Er sieht zwar genau gleich aus, doch seine Rolle unterscheidet sich derart von seiner früheren, dass ich nicht auf die Idee gekommen wäre, es könnte sich um die gleiche Person handeln. Scheint ein großartiger Schauspieler zu sein, denn erst als ich seinen Namen las, ging mir ein Licht auf. Das ist mir das letzte Mal bei Anthony LaPaglia passiert, den ich als dauerbesoffenen, pöbelnden Bruder von Daphne in Frasier kannte und ihn plötzlich als FBI-Fahnder in Without A Trace sah.

Doch Paul Adelstein ist nicht der Star dieser Serie. Schade.

Private Practice — mittwochs um 22.15 Uhr auf ProSieben.

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Michael, 13. Februar 2008, 06:57.

2 Kommentare


  1. Da kann ich nur zustimmen. Paul Adelstein war auch für mich der Hauptgrund, an Private Practice erst einmal dran zu bleiben. Mochte ihn schon sehr in Prison Break, aber der Unterschied zu seiner Rolle in PP ist wirklich frappierend. Bin mal gespannt, was wir in den nächsten Jahren noch so von ihm sehen werden.

  2. Paul Adelstein macht seine Sache in Prison Break wirklich großartig, für mich zweifellos der beste Schauspieler des Ensembles. Den schlechtesten haben sie ausgerechnet mit der Hauptrolle betraut, Wentworth Miller. Vor allem im mimischen Spagat zwischen überlegen Handelndem und verunsichert Getriebenem (darin sind sich die Rollen von Kellerman und Scofield nicht unähnlich) zeigt sich der Unterschied.

    Auch wenn Private Practice absolut nicht mein Genre ist, werde ich mal reinschauen.



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