King Ross


  London feiert den englischen deutschen Dschungelkönig. [Fotoquelle]

Er hat es geschafft. Ross Antony ist Dschungelkönig.

Natürlich hätte es Michaela Schaffrath genau so verdient gehabt. Genau so, bzw. ganz anders. Sie war der Fels in der Brandung, immer da, wenn jemand jemanden brauchte, immer vernünftig, freundlich, patent. Und dabei sympathisch und auf eine überraschende, wunderbare, burschikose, unpornostareske Art attraktiv.

Ross Antony war die Brandung. Hyperaktiv, hektisch, aufgeregt, panisch. Völlig aus dem Häuschen vor Glück, untröstlich vor Trauer, immer heulend, tanzend, lachend, resignierend, überschäumend. Michaela hätte gewonnen, weil sie so verlässlich war. Ross gewann, weil er so unterhaltsam war.

Sie waren irgendwann sehr ermüdend, die ungezählten Witze von Sonja, die alle dem Schema folgten: „Wählen Sie den Dschungelkönig oder die Königin — oder Ross“. Aber Ross war tatsächlich auf eine wunderbare Weise sehr schwul. Keiner litt so schön wie er, so theatralisch, so selbstironisch, so camp. Nachdem er in den ersten Tagen voll und ganz damit beschäftigt war, von der Situation überfordert zu sein, schaffte er es irgendwann, die Überforderung zu zelebrieren — hinterher und manchmal sogar gleichzeitig.

Es blieb schockierend zu sehen, wie sehr er selbst am letzten Tag im Dschungel noch litt und kurz vor dem Aufgeben stand, auch wie wichtig ihm seine Außenwirkung war. Darin blieb er Lisa Bund ähnlich: Er war, wie sie, besessen von dem Gedanken, allen irgendetwas zu beweisen. Aber erstens hat er es allen bewiesen, und zweitens mischte sich das mit Entertainerqualitäten und einer Lust an der Parodie auch seiner selbst, wie sie kein anderer im Camp hatte. Ich habe lange nichts so lustiges gesehen wie die letzte Dschungelprüfung von Ross, seine Reaktion und die von Dirk Bach und Sonja Zietlow, als er gekochten Känguru-Hintern, Krokodilpenis und lebende Würmer essen sollte — und es tat. Wie schön, dass so einer: ein so schwuler, verrückter, anstrengender, selbstzweifelnder, widersprüchlicher Mann, von der Mehrheit der Zuschauer gewählt wurde.

Neben Michaela Schaffrath und Ross Antony war Bata Illic ins Finale gekommen, und Dirk sagte einen Satz, für die allein die Texter der Show einen Preis verdient hätten:

Es fällt heute die Entscheidung zwischen den Königreichen von England, Serbien und Monte-Video.

Bata musste in seiner letzten Dschungelprüfung mit Schlangen kämpfen, was sehr rührend war, weil er einer, die sich ihm näherte, freundlich erwiderte: „Oh Schatzi, das muss nicht sein heute“, und eine andere, die mit dem ganzen Drohrepertoire, das eine kleine Schlange so hat, verhinderte, dass er mehr als einen Stern bekam, konsequent „die kleine Giftnudel“ nannte.

Zu seinem Abschied spielten sie „Butterfly“, was doppelt schön war, weil die Zeile „Jeder Tag mit dir war schön“ so gut auf ihn passte und es natürlich nach „Bata-fly“ klingt. Michaela bekam passend zu ihrem früheren Künstlernamen „Wild World“ von Cat Stevens. Und ganz zum Schluss lief von den Madsen „Vielleicht“ — ein Lied, das für die Show hätte geschrieben sein können:

Jetzt bin ich wieder hier
Frag mich „was ist passiert?“
Stell mit Bedauern fest
Dass alles unverändert ist
Nicht gut und nicht schlecht
Möchte am liebsten hier weg
Irgendetwas hält mich fest
Und ich will, dass es mich loslässt

Vielleicht ist das der Anfang
Vielleicht ist das das Ende …

Stefan, 27. Januar 2008, 01:58.

15 Kommentare


  1. also hut ab!

    nachdem, was man hier so gelesen und überhaupt am anfang so gehört hat, ist das ja ne riesen überraschung.

    bin mal gespannt, wer den tipp gewonnen hat.

  2. Überhaupt einer der Höhepunkte vom Dschungelcamp waren wirklich Stefans so treffend pointierten Zusammenfassungen. Genau so sehe ich es nämlich auch. „unpornostaresk“ und „selbstironisch“, besser kann man es nicht beschreiben. Ich freue mich schon auf weitere Kommentare zum niveaulosen aber dennoch gut inszenierten und unterhaltsamen Trash-TV.

  3. Es ist vorbei! Schade! Und schade, dass dann auch NEUES AUS MADEN-MADEN vorbei ist… Danke dafür!!
    Long live King Ross!

  4. Jetzt is der Schmu zu Ende. Zurück zum normalen Programm.

  5. Es war so viel Musik zu hören, die man normalerweise erstens nicht im Fernsehen hört und dann zweitens nicht in einer RTL-„Kult“-Sendung. Von Daniel Gerard über the Smith bis hin Cat Stevens Youssuf…

  6. Das war ja alles sehr harmonisch, hat vielleicht die RTL-Oberen geärgert, aber mir gefiel das. Die wollten ja wirklich alle nicht gewinnen.

    Ich hätte es ja dem netten Bata gegönnt.

  7. Dschungel-Camp-Guckerin,

    Erst dachte ich, die Harmonie wird etwas langweilig, aber im Endeffekt hat mir die Truppe sehr gut gefallen, wobei ich manche (DJ T. und Playboy-Jule) definitiv im Verlauf überhaupt nicht vermisst habe.
    Ich freue mich für Ross – und hoffe, es dauert keine vier Jahre bis zur nächsten Staffel!
    Dank der Hinweise hier habe ich auch auf Dinge geachtet, die ich sonst gar nicht so wahrgenommen hätte (Musik, Videos etc.). Thanks to all and good luck!

  8. Amazing Race S12 hat übrigens endlich mal ein Team gewonnen, das mein persönlicher Favorit war, und die nächste Staffel Survivor steht schon vor der Tür.

    Schade, dass in den USA irgendwie alles besser ist. Selbst das Reality-TV…

  9. […] Ross Antony ist Dschungelkönig. Das ist Spitze! Zunächst war er mir nicht sonderlich angenehm aufgefallen, aber über die zwei Wochen […]

  10. @ juso: „Normales Programm“? Und D-Camp ist „Schmu“?
    Welche Sender empfängst du eigentlich? Phönix und Arte?

  11. Wie schön man doch die Belanglosigkeit der Unwichtigkeit zelebrieren kann – Ross ist der König, und jetzt ?
    Ihn kannte vorher niemand und nach einer Woche ist er wieder im Untergrund der D-Promis verschwunden.
    D-Camp ist Schmu und Michaelas Frisur war wirklich schrecklich!

  12. […] eine beeindruckende Ansammlung von Ängsten, Phobien und Überempfindlichkeiten – und gewann so die dritte Staffel von Ich bin ein Star – holt mich hier raus. Zum Dank hat ihm RTL eine […]

  13. […] Känguru-Hoden, das war in der letzten Staffel Barbara Herzsprung. Die Fotos zeigen ihn, wie er im Finale mit gekochtem Känguru-Anus kämpft (naheliegende Alternativbegriffe für […]

  14. […] Intelligenz der Fernsehlexikon.de-Leserschaft testen und fragen: Wer übernimmt das Zepter von Ross Antony und wird am kommenden Samstag Dschungelkönig oder Dschungelkönigin der aktuellen Staffel […]

  15. Ross unterstützt die Kampagne des Vergiss AIDS nicht e.V.. Mehr Infos habe ich hier gefunden: http://www.vergissaidsnicht.de/ross_antony.html .Mit TV Spot und Anzeigenmotiv.



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