Was woll’n wir sehen, 700 Folgen lang?


Repro: WDR

Der Tatort feiert schon wieder ein Jubiläum. Es ist die 700. Folge, die Das Erste morgen um 20.15 Uhr zeigt, und im Gegensatz zu den letzten Hundertern darf diesmal kein verdientes Team die Jubiläumsfolge bestreiten, sondern ein neues: Die 700. Folge ist zugleich die Premiere für die neuen Leipziger Ermittler Simone Thomalla und Martin Wuttke.


Bild: MDR/Junghans

Das ist zum einen strategisch sehr klug, denn so könnten sich das Interesse an der Jubiläumsfolge und der Neugiereffekt zu einer besonders guten Quote addieren. Gut sind die Tatort-Quoten ja immer, seit jetzt 38 Jahren. Kein Wunder, dass heute jedes Jahr deutlich mehr Tatorte produziert werden als damals und sich die Zahl der Ermittler erheblich erhöht hat. An die Stelle der Einzelgänger von einst sind überwiegend Teams getreten, und viele ARD-Anstalten haben mittlerweile mehrere Teams abwechselnd im Einsatz. Bis zum 100. Tatort vergingen damals neun Jahre. Zwischen den Folgen 200 und 300 lagen sieben, zwischen 400 und 500 vier Jahre. Die 600. Folge ist erst drei Jahre her.

Dass der Jubiläums-Tatort in Leipzig spielt, ist zugleich eine Verneigung in die Richtung des allerersten Tatorts vom November 1970. Der hieß „Taxi nach Leipzig“ und wird heute um 20.15 Uhr im RBB und um 23.15 Uhr im NDR wiederholt.

Tatort: Taxi nach Leipzig (1970)
Bild: NDR

Die neuen Leipziger müssen einen langen Atem beweisen, wenn sie ihren Vorgängern auch nur annähernd das Wasser reichen wollen: Ehrlicher und Kain stehen in der Liste der Tatort-Ermittler mit den meisten Einsätzen auf dem zweiten Platz. Sie werden zwar in absehbarer Zeit von den Teams aus Köln und Ludwigshafen überholt, doch danach ist der Abstand so groß, dass sie noch für mindestens zehn Jahre, womöglich für immer in den Top 5 bleiben werden.

Die 10 Tatort-Kommissare oder -Teams mit den meisten Einsätzen


    Bild: NDR/BR 
  1. Ivo Batic (Miroslav Nemec) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl), München, 49 Einsätze seit 1991.
  2. Bruno Ehrlicher (Peter Sodann) und Vornamenlos Kain (Bernd Michael Lade), Dresden und Leipzig, 45 Einsätze von 1992 bis 2007.
  3. Lena Odenthal (Ulrike Folkerts), Ludwigshafen, 44 Einsätze seit 1989*, und Mario Kopper (Andreas Hoppe), 35 Fälle seit 1996.
  4. Max Ballauf (Klaus J. Behrendt), Düsseldorf und Köln, 47 Einsätze seit 1992*, und Freddy Schenk (Dietmar Bär), Köln, 40 Einsätze seit 1997.
  5. Paul Stoever (Manfred Krug), Hamburg, 41 Einsätze von 1984 bis 2001, und Peter Brockmöller (Charles Brauer), 38 Einsätze ab 1986.
  6. Horst Schimanski (Götz George) und Christian Thanner (Eberhard Feik), Duisburg, 29 Fälle von 1981 bis 1991.
  7. Edgar Brinkmann (Karl-Heinz von Hassel), Frankfurt am Main, 28 Einsätze von 1985 bis 2001.
  8. Ernst Bienzle (Dietz Werner Steck), Stuttgart, 25 Einsätze von 1992 bis 2007.
  9. Till Ritter (Dominic Raacke), Berlin; 24 Fälle seit 1999, und Felix Stark (Boris Aljinovic), 18 Einsätze seit 2001.
  10. Heinz Haferkamp (Hansjörg Felmy), Essen, 20 Einsätze von 1974 bis 1980.

* Ballauf war in seinen ersten sieben Fällen noch Assistent von Bernd Flemming (Martin Lüttge).

Nach dem ersten Tatort zeigt der NDR heute Nacht zwei weitere Tatort-Klassiker: „Strandgut“ von 1972 mit Klaus Schwarzkopf und „Kneipenbekanntschaft“ von 1974 mit Knut Hinz. In „Kneipenbekanntschaft“ hat Udo Lindenberg seinen einzigen Tatort-Auftritt vor der Kamera. Zu hören ist er in jedem Tatort, er ist der Schlagzeuger der Titelmelodie.

Den neuen Tatort zeigt Das Erste morgen auch live im Internet und feiert dort das Jubiläum dezent, das tut auch die umfangreiche Fanseite Tatort-Fundus, die außerdem ausführlich erklärt, wie sich die ARD beim Durchzählen der Tatorte gleich zweimal verzählt hat und deshalb an diesem Wochenende rein zufällig korrekt bei Folge 700 landet.

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Michael, 24. Mai 2008, 06:01.

8 Kommentare


  1. Udo Lindenberg hat mal für Klaus Doldinger geschlagzeugt? Man lernt nie aus.

  2. nona, aber sowas steht doch in jeder besseren Biographie und Diskographie; von Doldinger wie von Lindenberg.

  3. Ommelbommel,

    Die Titelmelodie wurde ja 1978 und 2004 noch einmal geändert, saß da der Udo eigentlich wieder an der Trommel oder war das jemand anderes?

  4. […] Was woll‘n wir sehen, 700 Folgen lang? (Schlagworte: artikel fernsehen ) […]

  5. @ Ommelbommel: Udo Lindenberg war der Schlagzeuger auf der Originalaufnahme. Ich weiß aus dem Stand aber ehrlich gesagt nicht, ob die neuen Versionen komplett neu eingespielt wurden oder nur neue Abmischungen auf der Basis der Originalversion sind. Du?

  6. Welche Macken und Marotten, Schicksale im privaten Umfeld, Spannungen zwischen den Ermittlern hat man sich denn dieses mal aus den Fingern gesaugt?

    Heutzutage braucht man ja vom Start weg Bullen mit „Ecken und Kanten“. Mal ernsthaft, dass kann man sich ja alles nicht mehr ansehen. Die Autoren versuchen so krampfhaft aus den Protagonisten mehr als den Kommisar zu machen, es ist schon wieder alles eine Sosse.

    Eva Mattes kann ich noch akzeptieren, sie fällt schon optisch aus den Rahmen und steckt auch schauspielerisch Postel/Sawatzki/Furtwängler und Thomalle sowieso in die Tasche.

    Ich hätte gern wieder einen Einzelgänger, der auf Teamwork scheisst. Das Wort hör ich an jedem Arbeitstag schon zehnmal, wo einmal in der Woche reichen würde.

  7. @mueller:
    Na und?

  8. peter hauser,

    super seite



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