The Ellen Show

2007 (Sat.1). 18-tlg. US-Sitcom von Mitchell Hurwitz und Carol Leifer („The Ellen Show“; 2001–2002).

Ellen Richmond (Ellen DeGeneres) war gerade noch eine erfolgreiche Geschäftsfrau in der Großstadt, doch jetzt wohnt sie wieder in ihrem Heimatkaff Clark bei ihrer exzentrischen Mutter Dot (Cloris Leachman) und ihrer frustrierten Schwester Catherine (Emily Rutherfurd). Ihr neuer Job: Beratungslehrerin an ihrer früheren Schule, an der ihr damaliger Lehrer Mr. Munn (Martin Mull) immer noch unterrichtet. Ihr damaliger Verehrer Rusty Carnnouk (Jim Gaffigan) schwärmt noch heute für Ellen und rechnet sich Chancen aus. Ellen ist aber lesbisch.

Nach dem großen Erfolg ihrer vorherigen Sitcom Ellen war dies ein netter Sitcom-Nachfolger. Ellen DeGeneres äußerte, die Idee zur Serie sei entstanden, während sie die Serie Ed sah. Leider fiel sie beim Publikum durch. Knapp zwei Jahre später startete Ellen DeGeneres in den USA „The Ellen DeGeneres Show“, eine tägliche Unterhaltungssendung im Stil einer Late-Night-Show, aber am hellichten Tag. Diese wurde nicht nur ein großer Quotenerfolg, sondern brachte Ellen auch etliche Emmys für die beste Talkshow und die beste Moderation ein.

Was guckst du?

2001–2006 (Sat.1). Halbstündige Ethno-Comedyshow von und mit Kaya Yanar.

Yanar, in Deutschland aufgewachsener Sohn türkisch-arabischer Eltern, schlüpft in Einspielfilmen in die Rollen von vielen anderen Staatsangehörigen und macht sich so über alle Länder lustig. Wiederkehrende Figuren sind der Inder Ranjid, der erfolglose italienische Gigolo Francesco, die KisuaHeliCops Marlon Bombata und Babu Watussi sowie der Talkradio-Moderator Suleyman. Zwischendurch übernimmt Yanar. als Moderator am Schreibtisch Elemente aus klassischen Late-Night-Shows, macht Witze zu aktuellen Themen und zeigt kurze Videos, die Zuschauer eingesandt haben.

Zunächst 24 Folgen liefen in zwei Staffeln freitags nach 22.00 Uhr, mit wachsenden Zuschauerzahlen. Die Show wurde zum Überraschungserfolg, erhielt den Deutschen Fernsehpreis 2001 als Beste Comedy – und legte ab Ende dieses Jahres erst mal eine „schöpferische Pause“ ein. Neue Folgen liefen ab Februar 2003 schon um 21.15 Uhr am Freitagabend, nachdem Wiederholungen alter Folgen auf diesem Sendeplatz im vorangegangenen Sommer ordentliche Einschaltquoten erreicht hatten. Harald Schmidts Firma bonito produzierte die Show jetzt, die nur noch im Sommer und Winter kurze Pausen machte, sonst aber vom Prinzip der staffelweisen Ausstrahlung abrückte und zur Dauereinrichtung wurde.

Ab 2006 zeigte Sat.1 Wiederholungen im Nachtprogramm unter dem Titel Guckst du weita!

Gut situierte Comedy

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einer Comedyserie und einer Sitcom? Stephan

Nach klassischer Definition ist die Sitcom eine Unterkategorie der Comedyserie. Ursprünglich galten als Sitcoms alle Comedyserien, die auf einer Bühne mit mehreren Kameras und in der Regel vor Publikum gefilmt wurden, also wie ein Theaterstück und mit hörbarem Publikumsgelächter (z.B. Frasier, Seinfeld, Friends, Lukas, Salto Postale oder Hausmeister Krause). In Deutschland weichte die Unterscheidung jedoch auf, und heute bezeichnen die Sender im Wesentlichen alle halbstündigen Comedyserien als Sitcom, die eine Handlung haben, die sich durch die gesamte Episode zieht (im Gegensatz zu Sketchcomedys), z.B. Nikola, Alles Atze oder Ritas Welt. Diese Serien entstanden nicht mit mehreren Kameras auf einer Bühne wie ein Theaterstück, sondern wurden an verschiedenen Schauplätzen wie ein Film gedreht. Hier lacht auch niemand aus dem Fernsehen heraus, hier muss selbst herausfinden, was lustig war.

Inhaltlich hat die Sitcom weniger Möglichkeiten, eine komische Handlung an den Haaren herbeizuziehen, als andere Comedyserien, schon allein durch den auf wenige Bühnenbilder begrenzten Spielraum. Daher stammt auch der Begriff Sitcom = Situationskömodie: Die Komik entsteht vor allem aus alltäglichen Situation an alltäglichen Schauplätzen.

Ritas Welt

1999–2003 (RTL). 68-tlg. dt. Comedyserie von den „SchreibWaisen“ Peter Freiberg, Thomas Koch und Michael Gantenberg. Regie: Ulli Baumann u. a.

Rita Kruse (Gaby Köster) ist Kassiererin im Trispa-Supermarkt und hält ihren pedantischen Chef Achim Schumann (Lutz Herckenrath) auf Trab, denn sie sagt, was sie denkt, und das macht ihn nervös („Frau Kruse, was ist falsch an dieser Dose?“ – „Frauen grinsen nicht beim Kochen, Herr Schumann“). Zu Hause tut sie das Gleiche mit ihrem Mann Horst (Frank Vockroth), ihrer Tochter Sandra (Jasmin Schwiers) und Sohn Markus (Marius Theobald). Ihre beste Freundin und gleichzeitig Kollegin im Supermarkt ist Gisela „Gisi“ (Franziska Traub), ihre anderen Kollegen sind Metzger Bernie (Georg Alfred Wittner) und erst Azubi Kevin Bongartz (Kevin Lorenz), ab 2001 Azubi Philip „Didi“ Mertens (Dustin Semmelrogge).

Horst kündigt am Ende der ersten Staffel seinen Job in der Fabrik und macht mit seinem Kumpel Matze (Matthias Komm) einen Motorradladen auf, Sandra geht ab Januar 2001 für ein knappes Jahr als Austauschschülerin in die USA. Im Herbst 2003 werden Gisi und Matze ein Paar, Ende des Jahres heiraten sie.

Als Mitglied der erfolgreichen Lästerrunde Sieben Tage – Sieben Köpfe wurde Gaby Köster bekannt. Ihre eigene Serie lief freitags direkt vorher um 21.45 Uhr und übertraf sogar noch die Einschaltquoten der anschließenden Sendung. Eigentlich hätte Hella von Sinnen die Rolle der Rita spielen sollen. Sie lehnte jedoch ab, weil sie keine heterosexuelle Frau darstellen wollte. Im Nachhinein erwies sich Köster als Idealbesetzung, weil sie der lauten Rita viel mehr Nuancen und leise Töne gab, als zu erwarten war.

Ritas Welt gelang das Kunststück, sowohl beim breiten Publikum anzukommen als auch vor der Kritik zu bestehen. Gemeinsam mit Nikola stand die Serie für die hochwertige deutsche Sitcom. RTL hätte Ritas Welt gerne noch weiter fortgesetzt, die Quoten ließen selbst in den Wiederholungen noch nichts zu wünschen übrig, allein: Gaby Köster hatte keine Lust mehr.

Die Reihe erhielt den Grimme-Preis 2000 und den Deutschen Fernsehpreis 2000 für die beste Serie.

Hausmeister Krause — Ordnung muss sein

Seit 1999 (Sat.1). Dt. Sitcom von Tom Gerhardt und Herman Weigel.

Dieter Krause (Tom Gerhardt), Hausmeister in Köln-Kalk, ist ein Oberspießer. Er trägt stets einen grauen Kittel und einen Cordhut. Die Hausordnung ist ihm heilig, und seinen Dackel Bodo liebt er mehr als seine biedere Frau Lisbeth (Irene Schwarz), die Männer aufreißende Tochter Carmen (Janine Kunze), die eine Frisörlehre macht, und den verfressenen Sohn Tommie (Axel Stein). Herbert (Detlev Redinger) ist Dieters trotteliger Freund aus dem Dackelverein, Herr Makielski (Jürgen Tonkel) der Hausverwalter.

Die Serie basiert fast ausschließlich auf längst überholt geglaubten Klischees über den Deutschen: seine Liebe zum Dackel und zu Vereinen etwa. Sie wurde trotz gröbster Überzeichnung und ewiger Wiederholung des gleichen Prinzips zu einem großen Erfolg. Oder deswegen natürlich. Der Leitspruch des Dackelvereins lautet: „Alle für einen, einer für alle, alles für den Dackel, alles für den Club, unser Leben für den Hund.“ Der videosüchtige Proll Tommie war eine junge Version der Rolle, mit der Tom Gerhardt berühmt wurde: Axel Stein kopierte sie („eeh, suuuper!“) perfekt bis in die Pudelmütze.

Wurde zunächst montags um 21.15 Uhr, ab der zweiten Staffel freitags um 21.15 und/oder 21.45 Uhr gezeigt.

Lukas

1996–2001 (ZDF). 64-tlg. dt. Sitcom von Jurgen Wolff.

Lukas Lenz (Dirk Bach) ist ein mäßig erfolgreicher Schauspieler, der sein Geld mit der Rolle als Fledermaus Flora in einer Kindersendung verdient. Zwischendurch ergattert er immer mal wieder andere, kleinere Rollen, hauptsächlich im Kindertheater. Lukas, klein, rundlich, immer gut gelaunt, laut und schrill, ist Witwer mit wechselnden Freundinnen und bewohnt mit seiner Teenager-Tochter Lisa (Maria de Braganca, ab der vierten Staffel: Charlotte Bohnin) eine Altbauwohnung in Köln. Die Situation ist immer etwas merkwürdig und ruft fragende Gesichter hervor, wenn Lisa mal wieder mit einem neuen Freund in der Tür steht und Papa gerade in einem seiner ausladenden bunten Kostüme in der Wohnung herumläuft. Sein geschiedener Vater Ludwig Lenz (Hansjoachim Krietsch) lebt mit im Haus. Er ist im Ruhestand, kümmert sich um seinen Schachclub und hat viel Zeit, Lukas auf die Nerven zu fallen, indem er merkwürdige Dinge anschleppt, z. B. eine riesige Strickmaschine, einen alten Industriestaubsauger oder eine Kartoffel, von der er überzeugt ist, dass sie aussieht wie Maria Schell. Die lesbische Fotografin Coco Weber (Katja Bellinghausen) ist Lukas‘ Nachbarin und schon seit der gemeinsamen Zeit in der Grundschule seine beste Freundin. Schrille Vorhaben und absurde Situationen sind an der Tagesordnung.

Im zweiteiligen Serienfinale beschließt Lisa, inzwischen volljährig, im Ausland zu studieren. Ludwig möchte in eine Senioren-WG ziehen, und so verlassen beide den Kölner Altbau. Ein Zeitsprung von einem Jahr zeigt, dass sowohl Lukas als auch Coco inzwischen in festen Händen sind und mit ihren jeweiligen Partnern zu viert in der alten Wohnung leben. Doch dann wollen auch Ludwig und Lisa zurückkommen. Die letzte Folge ist eine „Clip-Show“ mit Ausschnitten aus den vorangegangenen fünf Jahren.

Serienerfinder Jurgen Wolff zeichnet sich durch eine besondere Vielseitigkeit seiner Arbeit aus. Neben dieser Sitcom erfand er auch die Zeichentrickserie Norman Normal und schrieb etliche Folgen der kanadischen Serie Relic Hunter – Die Schatzjägerin.

Nach dem Erfolg mit der Dirk Bach Show wurde ursprünglich auch diese Serie für RTL produziert, der Sender zögerte jedoch mit der Abnahme, und das ZDF griff schnell zu. Die halbstündigen Folgen liefen dort mit großem Erfolg sonntags gegen 22.00 Uhr.

Salto Postale

1993–1996 (ZDF). 24‑tlg. dt. Sitcom von Gunter Antrak und Inge Ristock.

Der schlitzohrige Postangestellte Wolfgang Stankoveit (Wolfgang Stumph) kommt aus Dresden und treibt jetzt in einem Postamt in Niederbörnicke bei Potsdam seinen Chef Maximilian Mäßig (Hans-Jürgen Schatz) in den Wahnsinn. Der ist ohnehin ein Wessi. Außerdem ist er verbohrt und will immer haarklein alle Vorschriften einhalten. Dieses Ansinnen nutzt Stankoveit dann für seine Zwecke, dreht den Spieß um und legt Mäßig – streng nach Vorschrift – aufs Kreuz. Stankoveits Kollege und Freund ist der schüchterne Langweiler Rudi Reschke (Achim Wolff). Die Briefträgerin Carmen Hubsch (Franziska Troegner) und die Sachbearbeiterin Yvonne (Myriam Stark) sind weitere Kolleginnen, Frau Kaiser (Yvonne Peters) und Herr Klatschbier (Gunter Antrak) bilden die Stammkundschaft.

Das Postamt ist dauernd in Geldnot. Von 1994 bis 1995 wird deshalb ein Teil der Räume untervermietet, und Franziska Velten (Beatrice Richter) zieht mit ihrem Reisebüro ein. Reschkes Tochter Simone (Gunda Ebert) fängt als Azubi bei der Post an. Später drohen Rationalisierungsmaßnahmen, dann der Abriss, Reschke ist schon beinahe im Ruhestand, schließlich kann das Blatt doch noch einmal gewendet werden. Am Ende kündigt Mäßig etwas voreilig, weil er auf einen besseren Posten spekuliert, den er dann aber doch nicht bekommt. Mäßig möchte zurückkommen, neuer Chef ist aber inzwischen Stankoveit.

Die DDR-Berühmtheit Stumph, dort vor allem als Kabarettist und Sketchpartner von Gunther Emmerlich in Showkolade bekannt, wurde mit dieser Serie endgültig ein gesamtdeutscher Star. Sie lief in vier Staffeln zu sechs Folgen erfolgreich sonntags gegen 22.00 Uhr. Jede dauerte 25 Minuten. Den Titelsong sangen Die Prinzen. Ihren Hit „Ich wär so gerne Millionär“ machten sie zu „Ich wär so gerne bei der Post“. 1998 startete die Fortsetzungsserie Salto Kommunale, die die Handlung in die Gemeindeverwaltung verlegte. 2006 folgte eine weitere Neuauflage als Salto Speziale.

Salto Kommunale

1998–2001 (ZDF). 26‑tlg. dt. Sitcom von Inge Ristock, Jens Weidemann und Gunter Antrak, Regie: Franz Josef Gottlieb.

Nachfolger von Salto Postale: Nach der Schließung des Postamts findet Wolfgang Stankoweit (Wolfgang Stumph) einen neuen Job als Bürovorsteher in der Gemeindeverwaltung von Niederbörnicke. Dort gerät er oft mit Bürgermeisterin Ingrid Schikaneder (Angelika Milster) aneinander. Dennoch gelingt es ihm, auch seinen arbeitslosen Kollegen Rudi Reschke (Achim Wolff) dort unterzubringen. Nach einem Jahr bekommt Niederbörnicke mit Beginn der zweiten Staffel einen neuen Bürgermeister und damit Stankoveit einen neuen Vorgesetzten. Es ist ausgerechnet sein Ex-Chef Maximilian Mäßig (Hans-Jürgen Schatz).

Die Reihe lief aus unerfindlichen Gründen trotz ältester Kalauer und plumpester Schauspielerei ebenso erfolgreich wie die Vorgängerserie auf dem gleichen Sendeplatz am Sonntag gegen 22.00 Uhr. 2006 folgte eine weitere Neuauflage als Salto Speziale.

Salto Speziale

2006 (ZDF). 3-tlg. dt. Sitcom.

Fortsetzung von Salto Postale und Salto Kommunale: Zehn Jahre nach Schließung der alten Post heuern die Ex-Kollegen Wolfgang Stankoweit (Wolfgang Stumph) und Rudi Reschke (Achim Wolff) wieder bei ihrem Ex-Chef Maximilian Mäßig (Hans-Jürgen Schatz) an, der das alte Gebäude für einen Euro gekauft eine Arbeitsagentur daraus gemacht hat.

Die Wiedervereinigung der alten Stars mit ihren alten Witzen lief auf dem alten Sendeplatz am Sonntag kurz vor 22.00 Uhr.

Schlanke, weiße New Yorker Mittdreißiger

„Jemand sollte sich wirklich mal hinsetzen und die Eigenschaften aller aktueller TV-(Haupt-)Charaktere statistisch erfassen und die häufigsten Merkmale auflisten“, schreibt Sascha… — und tut es gleich selbst. Sehr amüsant!

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Michael, 17. Oktober 2007, 15:27.
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