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Kennzeichen D

Sonntag, 14. September 2008, 16:31

1971–2001 (ZDF). „Deutsches aus Ost und West“. 45-minütiges deutsch-deutsches Politmagazin.

Anders als die Vorgängersendung drüben berichtete Kennzeichen D nicht nur über aktuelle Ereignisse und Beunruhigendes aus der DDR, sondern auch aus der Bundesrepublik. Ziel war, Interesse für das jeweils andere Deutschland zu wecken und ein realistisches Bild vom Leben auf der anderen Seite der innerdeutschen Grenze zu vermitteln. Die Sendung sollte laut Senderrichtlinien ferner „vor allem auch der Wiedervereinigung in Frieden und Freiheit“ dienen, was aber eine eher irreführende Formulierung war. Die Sendung kam passend zur neuen Entspannungspolitik unter Bundeskanzler Willy Brandt, die sie – im krassen Gegensatz zum ZDF-Magazin – unterstützte. Im Geiste dieser Politik berichtete Kennzeichen D weniger revanchistisch über die DDR und besonders kritisch über die Missstände im eigenen System. „Nachbarn kann nur kritisieren, wer selbstkritisch bei sich anfängt“, formulierte der Gründer des Magazins Hanns Werner Schwarze. Kennzeichen D schaffte es, von Politikern sowohl im Osten als auch im Westen angefeindet zu werden. DDR-Staatschef Erich Honecker nannte die Sendung „Pflichtlektüre für jeden DDR-Bürger: Damit man weiß, was der Klassenfeind denkt.“ Wilfried Scharnagel, der mächtige CSU-Vertreter im ZDF-Fernsehrat sagte 2000: „Ich bewundere die mit aller Konsequenz durchgehaltene politische Einseitigkeit des Magazins, das politisch links orientierte Zuschauer noch nie enttäuscht hat.“

1987 kam eine Ausgabe von Kennzeichen D als erste Westsendung live aus Ost-Berlin: Als Honecker in Bonn zu Besuch war, sendete Kennzeichen D aus dem Palast der Republik. Auch nach der Wiedervereinigung im Jahr 1990 wurde die Reihe fortgesetzt mit dem Anspruch, gerade jetzt das gegenseitige Interesse für die Belange in Ost und West zu wecken und ein Anwalt der „Neuen Länder“ zu sein. Im Laufe der Zeit wurde Kennzeichen D jedoch mehr und mehr zu einem linksliberalen Politmagazin, das im Vergleich zu anderen politischen Magazinen kein besonderes eigenes Profil hatte.

Schlagzeilen machte die Sendung unter anderem mit der erfolgreichen Suche nach dem untergetauchten Nazi-Verbrecher Kurt Lischka und dem Besuch des ausgebürgerten Wolf Biermann am Sterbebett Robert Havemanns in Ost-Berlin. Besonders eindrücklich war nach der Wende eine Kennzeichen-D-Reportage 1992 aus dem Vietnamesen-Wohnheim in Rostock-Lichtenhagen, als es von rechtsradikalen Jugendlichen angegriffen wurde.

Gründer Hanns Werner Schwarze, der damalige Leiter des ZDF-Studios Berlin, war zugleich der erste Moderator (1971–1982). Nach ihm wurde die Sendung geleitet von Joachim Jauer (1982–1984; 1990–1995), Dirk Sager (1984–1990) und Olaf Buhl (1995–2001). Zu den Moderatoren gehörten u.a. auch Lea Rosh, Ernst Elitz, Gustav Trampe und Ralf Zimmermann von Siefart.

Die Sendung, bis 1984 donnerstags um 21.20 Uhr, dann immer mittwochs um 20.15 Uhr, wanderte nach mehreren Jahren der deutschen Einheit ins spätere Abendprogramm und wurde gut zehn Jahre nach der Wiedervereinigung endgültig beendet. Trotz erheblicher Proteste aus der Redaktion und von prominenten Fürsprechern bis hin zu Bundestagspräsident Wolfgang Thierse („Nun verschwindet ein Sendeplatz für Ostdeutschland ersatzlos“) ging es in Frontal 21 auf.



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