Schwarzwaldhaus 1902

2002 (ARD). 4‑tlg. dt. Reality-Doku-Soap von Volker Heise und Rolf Schlenker.

Die Berliner Familie Boro muss drei Monate lang auf einem Bauernhof im Schwarzwald leben wie vor 100 Jahren. Die Kameras des SWR filmen, wie die Boros lernen, ohne Strom, Konserven und moderne Medien auszukommen, Kühe zu melken, Hühner zu schlachten und Brot und Joghurt herzustellen. Geld müssen sie selbst verdienen, z. B. durch den Verkauf der auf dem Hof erzeugten Lebensmittel.

Mit großem Aufwand wurde ein altes Bauernhaus, der Kaltwasserhof im Münstertal, in den technischen Zustand von 1902 zurückversetzt und von Steckdosen, Lichtschaltern und einer ordentlichen Toilette befreit. Weil das nicht mit dem ganzen nahe gelegenen Ort machbar war, durfte die Familie zwar vom verdienten Geld im örtlichen Supermarkt einkaufen, musste sich aber auf Produkte beschränken, die es schon vor 100 Jahren gegeben hat. An der Kasse wurden die Preise von damals berechnet. Wer die Boros in ihrem Haus besuchte, musste durch eine „Zeitschleuse“ gehen und alle modernen Geräte abgeben. Das galt auch für Arztbesuche, was bei Vater Boros Leistenbruch beinahe zu einem Abbruch des Experiments geführt hätte. Zwischen den gezeigten Erfahrungen der Familie wurden immer wieder kurze Infohäppchen eingestreut, die ein wenig Wissen zum Leben im Jahr 1902 vermittelten.

Die vier 45-Minuten-Folgen liefen innerhalb von acht Tagen jeweils um 21.45 Uhr. Sie wurden mit sechs Millionen Zuschauern ein Sensationserfolg. Die ARD reagierte auf das unerwartete Interesse und wiederholte die Reihe nur drei Wochen später im Nachmittagsprogramm über die Weihnachtsfeiertage, im Jahr 2003 ferner in mehreren Dritten Programmen. Außerdem lief zunächst im regionalen ARD-Vorabendprogramm des SWR und dann samstags vormittags bundesweit eine 13‑tlg. Serie namens Schwarzwaldleben 1902 mit jeweils zehnminütigen Folgen aus neu zusammengeschnittenem und teilweise bisher nicht gesendetem Material. Weitere Serien verschiedener Sender bedienten sich des Grundkonzepts, Bildungsfernsehen mit Doku-Soap zu verbinden, das die ARD sich ihrerseits beim britischen Channel 4 abgeschaut hatte („The 1900 House“). Das ZDF drehte Sternflüstern, die ARD selbst schickte Abenteuer 1900 – Leben im Gutshaus hinterher.

Die Doku-Soap erhielt den Grimme-Preis 2003.

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