Szenen einer Ehe

1976 (ZDF). 3‑tlg. schwed. Ehedrama von Ingmar Bergman („Scener ur ett äktenskap“; 1973).

Der Medizinprofessor Johan (Erland Josephson) und die Anwältin Marianne (Liv Ullmann) sind um die 40, seit zehn Jahren verheiratet, einigermaßen betucht, haben die beiden Töchter Karin (Lena Bergman) und Eva (als Kind: Rosanna Mariano; später: Gunnel Lindblom) und wirken wie das perfekte Ehepaar. Als solches werden sie sogar von einer Zeitschrift porträtiert. Doch nur kurz darauf beginnt der Zerfall der Ehe, ausgelöst durch Gespräche mit dem befreundeten Paar Peter (Jan Malmsjö) und Katharina (Bibi Andersson), deren öffentliche Diskussion über eine Scheidung zum Nachdenken anregt. Wenig später zieht Johan von heute auf morgen aus, was er, wie er sagt, schon seit Jahren tun wollte, und geht mit einer 23‑jährigen Studentin nach Paris.

Marianne muss feststellen, dass Johans Affäre im Bekanntenkreis längst bekannt war. Nach einem halben Jahr kommt er zurück, weil er es mit der Studentin nicht ausgehalten hat. Wider besseres Wissen schläft Marianne mit ihm, doch noch in der gleichen Nacht verschwindet er wieder. Marianne gelingt es, ein neues Selbstbewusstsein aufzubauen, und sie geht in die Offensive: Während sie Johan die Scheidungspapiere unter die Nase hält, verführt sie ihn und macht ihm anschließend schwere Vorwürfe wegen des Scheiterns der Ehe, woraufhin er sie verprügelt und anschließend in die Scheidung einwilligt. Es vergehen etliche Jahre, beide sind inzwischen mit neuen Partnern verheiratet, da sehen sie sich wieder und verbringen gleich ein ganzes Schäferwochenende auf dem Land.

Intensiver und verstörender Film, in dem außer den beiden Protagonisten keine wichtigen Rollen vorkommen und die Handlung größtenteils durch Dialoge vorangetrieben wird, wodurch die einzelnen Ausbrüche von Wut und Gewalt umso mehr ins Gewicht fallen. Die Ausstrahlung löste heftige Diskussionen über Beziehungsprobleme und die Ehe als solche aus. Autor und Regisseur Ingmar Bergman, zum Zeitpunkt der Arbeit an diesem Mehrteiler zum fünften Mal verheiratet, schilderte schonungslos alle Tiefen, die eine Ehe haben kann, zeigte aber zugleich, dass ohne den Zwang einer Ehe zwei Menschen durchaus miteinander im Reinen sein können.

Das ZDF sendete die Miniserie, die im Original aus sechs Folgen bestand, in drei spielfilmlangen Folgen innerhalb von vier Abenden. Am Abend nach dem letzten Teil schloss sich eine Diskussion mit dem Autor an. Wegen des großen Fernseherfolgs erstellte Bergman auch eine auf etwa die Hälfte gekürzte Kinofassung. Beide Fassungen sind gemeinsam auf DVD erschienen.

30 Jahre danach drehte Bergman mit seinen beiden Hauptdarstellern die Fortsetzung „Sarabande“, einen Einzelfilm, in dem sich die beiden 80‑Jährigen erstmals nach langer Zeit noch einmal wiedersehen.

Ein Kommentar


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