Möpse!

Oft ist es nicht leicht, eine Überschrift zu finden, die den Leser auf einen Text heiß macht, die aber trotzdem noch entfernt mit dem Text zu tun hat. Bei Loriot ist es zum Glück einfacher. Er wird heute 85.

Im Januar saß ich auf seinem berühmten grünen Sofa. Es steht in der Kantine von Radio Bremen, und es ist eigentlich nur ein altes, durchgesessenes, nicht mehr sonderlich bequemes Sitzmöbel. Trotzdem war das ein besonderer Moment. Loriot ist für mich der größte deutsche Humorist, und obwohl mein Geschmack sich sonst nur selten mit dem der Masse deckt, ist die deutsche Mehrheit im Fall Loriot glücklicherweise auf meiner Seite.

In einem seiner biografischen Werke erzählt Loriot, wie er nach Tätigkeiten als Pianist und Holzfäller beschloss, sein Notabitur von 1941 zu vervollständigen.

Nach bestandener Prüfung erfreute ich mich einer gewissen Fertigkeit sowohl im Lösen vielstelliger Differential- und Integralaufgaben, als auch im Übersetzen griechischer Philosophen. Ferner verfügte ich über einen goldenen Zitatenschatz deutscher und englischer Klassiker. Zur musischen Abrundung meiner Ausbildung studierte ich noch sechs Semester an der Hamburger Kunstakademie. Nach insgesamt etwa zwanzig Lehrjahren sah ich mich nun imstande, ein kleines Männchen zu zeichnen, das mich bis heute ernährt.
(aus: „Das Männchen“)

Leider hat Loriot damit aufgehört, zu seinen runden Geburtstagen neue Sondersendungen zu produzieren, doch dann muss wenigstens die DVD-Box mit seinem Gesamtwerk nicht permanent aktualisiert werden.

Von uns gibt’s zum Geburtstag des großen Loriot ein Ständchen. Ach was, einen ganzen Stand.

Schlagwörter:
Michael, 12. November 2008, 06:34.

4 Kommentare


  1. Grandios. Einzigartig. Unerreichbar. Ich wüßte keine Humoristen der auch nur annähernd Loriot das Wasser reichen kann. Von den heutigen Comedians mal ganz zu schweigen.

  2. Diese Superlative gehören verboten. Das kann man sich aufheben für 100m-Läufer, die man präzise messen kann, auch wenn die Toleranz, was Rücken- und Gegenwind betrifft, mehr ausmacht, als die gemessenen Unterschiede in 1/100-tel Sekunden.

    Der größte Dee-Tee-Humorist – wie stellt man das fest? Wie vergleicht man Loriot mit Otto, wie mit Brösel, wie mit den F. K. Wächter oder anderen Größen der neuen Frankfurter Schule?

    Oder sind das alles keine Humoristen? Wer kennt Karl Valentin gut genug, um den Vergleich mit diesem zu ziehen?

    Der Humor ist allerdings eine noch flüchtigerere Kunstform als die Musik. Kann man jene immer wieder hören, und steigert sich anläßlich des Wiedererkennens und informierten Ahnens der nächsten, auflösenden Harmonie das Wohlbefinden, so kann ein guter Lacher selten seinen ersten Erfolg wiederholen. Frau Hamanns Ansage der britischen Fortsetzungsserie „Die zwei Cousinen“ ( Auf dem Landsitz North Cothelstone Hall von Lord und Lady Hesketh-Fortescue befinden sich außer dem jüngsten Sohn Meredith auch die Cousinen Priscilla und Gwyneth Molesworth aus den benachbarten Ortschaften Nether Addlethorpe und Middle Fritham, ferner ein Onkel …) http://de.youtube.com/watch?v=BHaW-KxA0sg ist eine der wenigen Ausnahmen – und auch die Badewannenproblematik hat für mich trotz Pointenkenntnis seine Komik bewahrt. Ansonsten ist die Gefahr groß, beim Vergleichen die zu vergleichenden Sachen überhaupt nicht mehr komisch zu finden.

    Aber zur Feier des Tages ziehe ich mir gerne einen Schlipth an. 😉

  3. ein hochgenuss! nur getoppt von opa hoppenstedt.

  4. ein hochgenuss!

    nur noch getoppt von opa hoppenstedt!



Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links