10 Jahre sind ein Vormittag

Wenn Sie selbst Kinder oder einen eigenen Fernsehsender haben, wissen Sie ja, wie das ist: Oft projiziert man seine eigenen Wünsche auf den Nachwuchs oder die Teilnehmer seiner Realityshows.

Heute startet RTL im Vormittagsprogramm die neue Äußerlichkeitenshow 10 Jahre jünger mit Uta Bresan. Frau Bresan ist eine logische Folge von Inka Bause, mit der RTL so erfolgreich ist, dass der Sender nun weitere ostdeutsche Schlagersängerinnen, die früher das ZDF-Sonntagskonzert moderiert haben, einstellt. Ein Stylingteam soll Menschen runderneuern, Ziel: Zehn Jahre jünger.

Hach, zehn Jahre jünger sein wäre aber auch toll. Wenn RTL zum Beispiel zehn Jahre jünger wäre, wäre der Sender noch Marktführer beim Gesamtpublikum und hätte auch in der erfundenen Zielgruppe der 14- bis 49-jährigen noch deutlich höhere Marktanteile. Er schriebe gerade „das wirtschaftlich erfolgreichste Jahr der RTL-Unternehmensgeschichte“. RTL würde „konsequent auf Eigenprogrammierung“  setzen und auf mehr als genau einem, nämlich auf genau allen außer einem der Seriensendeplätze im Abendprogramm Eigenproduktionen zeigen. (Die eine heute: Alarm für Cobra 11. Die eine damals: Quincy. Doch, echt: Quincy aus den 70ern war 1999 die einzige ausländische Serie im RTL-Abendprogramm.) Damit wäre RTL „einer der wichtigsten Wachstumsmotoren für die deutsche TV-Produktionswirtschaft“. Überhaupt hätte RTL noch ein paar erfolgreiche Programme, die nicht auf ausländischen Formaten basieren oder gleich ausländische Serien sind.

Und Uta Bresan aus Dresden würde Musiksendungen für den MDR und das ZDF moderieren.

(Alle Zitate aus der RTL-Pressemitteilung vom 27.04.2000: „Bilanz 1999: Rekordwerte“)

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Michael, 2. März 2009, 00:09.

Ein Kommentar


  1. Irreversibel,

    Nachdem es die deutschen Fernsehmacher in den letzten 15 Jahren nicht geschafft auch nur ein fiktives Serienformat zu entwickeln (nicht abzukupfern!), das mir zusagt würde ich es eigentlich begrüßen wenn man diese Versuche endlich aufgibt und stattdessen verstärkt hochwertige Serien in den USA einkauft und diese schnell (nicht erst zwei Jahre nach Start) und untertitelt im Original zeigt. Ob man dabei nun mit Entourage, Deadwood, Breaking Bad, The Wire oder einem anderen der unzähligen Kandidaten, die allesamt besser sind als es deutsche Serien je sein werden, beginnt ist mir egal.



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