Unfreiwilliges Sommerprogramm

Viele Landwirte leiden unter dem warmen, trockenen Wetter, weil nix wächst, wo nix regnet. Fernsehsender leiden ebenfalls unter Wärme, weil auch Einschaltquoten bei diesem Wetter eher selten zum Wachstum neigen, sobald Mensch merkt: Sieh mal, draußen ist es ja auch schön. Deshalb wird jedes Jahr im Sommer hartnäckig durchwiederholt, was die Archive hergeben.

Dass der Sommer in diesem Jahr so früh kommt, macht sich schon jetzt bemerkbar: Criminal Intent zum Beispiel fiel in dieser Woche zum ersten Mal seit Mitte des 17. Jahrhunderts unter die Marke von zwei Millionen Zuchauern, und auch die sonst so erfolgreiche Rosa Roth, die mit hohen Erwartungen in einem schicken Dreiteiler antrat, blieb eher blassrosa.

Dieser Effekt verstärkt sich noch an Wochenendtagen, wenn die Minderheit am nächsten Tag arbeiten muss und deshalb länger im Biergarten bleiben kann. Und ausgerechnet an diesem Freitag, für den Temperaturen bis 30 Grad vorhergesagt sind, starten gleich drei neue Serien im Rahmen der Freitags-Spaßpflicht im deutschen Privatfernsehen: Alles Betty, Mitten im Leben und Kinder Kinder (ausführliche Besprechungen aller Serienstarts morgen an dieser Stelle). Sicher nicht die beste Ausgangsposition, aber da ich schon oft genug über kurzfristige Programmänderungen geschimpft habe, verhalte ich mich lieber mal ganz ruhig, sonst kommt noch jemand auf eine Idee.

Michael, 26. April 2007, 13:09.

5 Kommentare


  1. Moooooment! 🙂 Jetzt vergleichst Du aber Äpfel mit Birnen…
    Erstens mal war Criminal Intent auf VOX gestern eine Wiederholung und zweitens schauen die TV-Macher ja nicht in erster Linie auf die Zuschauerzahl, sondern auf den Marktanteil – und da kann VOX mit 10,2% (14-49) doch durchaus zufrieden sein für eine Wiederholung!
    Gutes Wetter betrifft schließlich alle Sender gleichermaßen und wenn man da von Erfolg oder Flop einer Sendung sprechen will, zählt nur der MA!

    Der Dreiteiler von „Rosa Roth“ kann daher durchaus als Flop bezeichnet werden, nicht wegen den 3,2 Mio. Zuschauern, sondern wegen den schwachen 11,4% (Gesamt).

    Von daher wird den Machern der neuen Serien das Wetter erstmal egal sein, Hauptsache die wenigen Zuschauer, die zu Hause sitzen, schalten ihr Programm ein und bescheren ihnen einen hohen MA.

  2. Das ist zwar nicht ganz falsch, aber eine höhere Gesamtzuschauerzahl ist schon wichtig, weil die Zahl der potentiel angesprochenen Kunden der Unternehmen, die Werbung buchen schon ausschlaggebend ist. Ansonsten könnten sich die Privatsender ihr jährliches Sommerloch auch sparen weil der Marktanteil ja stets derselbe ist.
    Also im Hochsommer eine neue Serie zu starten ist deshalb wirklich sehr ungünstig.

  3. Richtig. Der Marktanteil gibt ja nur die Aufteilung der Gesamtzuschauerzahl an. Und wenn der gut ist, ist das ein Trost. Trotzdem ist nicht davon auszugehen, dass es den Machern egal ist, wie viele Menschen ihre Sendung sehen, solange der Marktanteil stimmt. Wer Mühe in ein Produkt gesteckt hat, will auch, dass es von möglichst vielen gesehen wird.
    Abgesehen davon, dass Werbekunden zwar am liebsten beim Marktführer buchen, letztendlich aber pro Zuschauer bezahlen.

  4. > Dieser Effekt verstärkt sich noch an
    > Wochenendtagen, wenn die Minderheit
    > am nächsten Tag arbeiten muss und
    > deshalb länger im Biergarten bleiben
    > kann.

    Äh, die Minderheit muss arbeiten und geht deshalb länger in den Biergarten?

  5. Stimmt, gutes Deutsch tut anders sein tun.



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