Friedman

2001–2003 (ARD). Halbstündige politische Interviewsendung mit Michel Friedman und jeweils einem Gast. Beide sitzen sich in einem roten Sofa in S-Form gegenüber, wodurch eine große Nähe entsteht, aber wenigstens ihre Knie nicht aneinanderstoßen wie bei Vorsicht! Friedman im Hessen Fernsehen. Friedman geht seine Gesprächspartner forsch und zuweilen aggressiv an. Abschweifen und Widersprechen gilt nicht. Wer schwafelt, wird mitunter rüde und bestimmt auf den Pfad einer Antwort gewiesen, notfalls indem sich Friedman nach vorne lehnt, bis seine Nasenspitze fast an die des Gegenübers stößt, und ihm die Hand auf den Arm legt.

Friedmans Interviewstil polarisierte. Für die einen waren die rhetorischen Scharmützel, klugen Fragen und die Lust an der Konfrontation ein Fest. Anderen grauste es vor der merkwürdigen Nähe, die Friedman herstellte, oder sie wünschten sich, er würde die Leute, die er einlädt, wenigstens gelegentlich mal ausreden lassen. Mit vielen, deren Position man eigentlich nicht teilte, hatte man am Ende Mitleid, wenn sie schwitzend und heiser, geschlaucht von den Dauerattacken in ihrem Sessel hingen. Dem PDS-Mann Gregor Gysi verweigerte Friedman sogar ausdrücklich ein Glas Wasser.

Friedman, der stellvertretender Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland und CDU-Politiker war, lief alle 14 Tage mittwochs um 23.00 Uhr, im Wechsel mit Joachim Gauck, ab März 2002 im Wechsel mit Gabi Bauer. Im Herbst 2001 wurde Friedman mit dem Deutschen Fernsehpreis ausgezeichnet (beste Informationssendung/beste Moderation Information).

Am 12.06.2003 geriet Friedman wegen einer Drogen- und Sexaffäre in die Schlagzeilen. Ihm wurde der Besitz von Kokain vorgeworfen, das man in seinen Räumen gefunden hatte. Mehrere ukrainische Zwangsprostituierte, mit denen Friedman verkehrt haben soll, hatten ihn beschuldigt. Als Reaktion ging Friedman vorzeitig in die Sommerpause. Am 08.07.2003 akzeptierte Friedman einen Strafbefehl wegen illegalen Kokainbesitzes in Höhe von 17.400 Euro und war damit vorbestraft. Er legte alle öffentlichen Ämter nieder und teilte mit, seine Sendungen nicht fortzusetzen.

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