Plattenküche

1976–1977 (WDR); 1977–1980 (ARD). Musik- und Nonsensshow mit Helga Feddersen und Frank Zander.

Eingebettet in eine beknackte Rahmenhandlung mit Feddersen und Zander, die Kalauer, Grimassen und Slapstickeinlagen beinhaltet und bei der immer irgendwann etwas explodiert, treten internationale Stars mit ihren aktuellen Hits auf.

Chris Howlands Musik aus Studio B und Ilja Richters Disco hatten bereits damit begonnen, Musik und Comedy zu vermischen, aber diese Ulkshow trieb es auf die Spitze. Sie verließ sich nicht darauf, dass Helga Feddersens Stimme schon lustig genug sei, sondern setzte auf absurde Komik und Knalleffekte und bezog außer einigen Nebenfiguren, darunter der Unterhaltungschef Prof. Moser (Benno Swienty), der Kantinenwirt (Karl Dall) und ab 1980 die Schreibkraft Fräulein Papierkorb (Karin Wolffram), teilweise auch die Musiker mit ein. Die Handlung spielte sich erst in der Küche, dann am Getränke- und Speiseautomaten, in der Kantine und später in einer Portiersloge ab.

Das Konzept stammte von Bernard Wilkie, Thomas Woitkewitsch, Klaus von Schilling und Rolf Spinrads. Die Show startete im Dritten Programm des WDR und wurde im Herbst 1977 ins Erste übernommen. Die jeweils 45 minütigen Folgen liefen dort dienstags um 20.15 Uhr, in Einzelfällen samstags nach der Primetime.

Wie bei jeder erfolgreichen Sendung gab es ungezählte Kritiker, die sie geschmacklos, platt oder sexistisch fanden, auch Zuschauer protestierten gegen den albernen Wahnsinn der Show. Stärker waren die Proteste jedoch, als sie 1978 abgesetzt werden sollte. Nach einem Dreivierteljahr Pause kam sie zurück und hielt noch zwei Jahre durch. Die Quoten waren zu diesem Zeitpunkt noch immer hervorragend. Als Nachfolgesendung wurde für 1981 die „Josef-Schaschlik-Show“ angekündigt, die jedoch nie das Licht des Bildschirms erblickte. Stattdessen startete Bananas, das erneut Blödeleien mit aktueller Popmusik verband.

Musikladen

1972–1984. 45-minütige Popmusik-Show mit Uschi Nerke und Manfred Sexauer, Regie: Mike Leckebusch.

Die Show war die Nachfolgesendung des Beat-Club und präsentierte aktuelle Bands und kommende Hits. Zu den Auftritten internationaler Musiker tanzten im Studio leicht bekleidete Go-Go-Girls. Viele spätere Weltstars hatten im Musikladen ihren ersten Fernsehauftritt in Deutschland, die meisten Titel gingen nach dem Auftritt gleich in die deutschen Charts. Am Beginn ihrer Karriere standen z. B. Bananarama, Blondie, O.M.D. und Kim Wilde. Rod Stewart war bereits ein Weltstar, kam aber trotzdem fünfmal.

In den ersten Jahren hatte außer Rock und Pop auch Jazz einen festen Platz in der Sendung, es gab Cartoons von Heiner H. Hoier und schräge Witze von Insterburg & Co. samt Karl Dall, später von Schobert und Black. Erst Mitte der 70er Jahre wurde der Humoranteil reduziert (just als allmählich eine Welle anderer Shows aufkam, die Musik und Gags mischte, z. B. die Plattenküche).

1977 gab sich der Musikladen den Untertitel „TV discotheque international“. Feste Rubrik war der „Oldie nach Wahl“, den sich die Zuschauer aus vier Vorschlägen aussuchen konnten und der dann in voller Länge gespielt wurde. Meistens waren das alte Ausschnitte aus dem Beat-Club.

Uschi Nerke wurde 1979 von dem Discjockey AUWA alias August-Walter Thiemann abgelöst. In den 80ern sackte die Quote der einst sehr erfolgreichen Show rapide ab, vermutlich waren die Go-Go-Girls in die Jahre gekommen, jedenfalls war nach 90 Folgen Schluss. Kurz zuvor wurde noch Christine Röthig Sexauers neue Co-Moderatorin. Als letztes Lied lief das Video „Do They Know It’s Christmas“ von Band Aid.

Viele internationale Künstler kamen immer wieder in den Musikladen: Boney M. gehörte mit 15 Auftritten fast zum festen Inventar, Showaddywaddy war mit zehn Songs zu sehen. Amanda Lear und Abba wurden für treues wiederholtes Erscheinen sogar mit je einem Special belohnt. Zusätzlich zur regulären Sendung liefen ab 1974 etliche Ausgaben namens „Musikladen extra“, die sich jeweils nur einer Band widmeten. Die markante Titelmusik wurde erst ab 1977 benutzt. Es war „A Touch Of Velvet, A Sting Of Brass“ von Mood Mosaic, das ab 1968 bereits der Vorgänger Beat-Club benutzt hatte.

Die Show wanderte über verschiedene Sendeplätze, fast alle zur Primetime. Am häufigsten war sie mittwochs um 21.00 Uhr und später donnerstags um 21.45 Uhr zu sehen.

Chicita

1989 (ARD). „Magazin der neuen Weiblichkeit“. Parodie auf Frauenmagazine mit Margarethe Schreinemakers.

Schreinemakers spielt die schrille Emanzen-Moderatorin Germaine von Schlottmann-Herrkempel und sämtliche weibliche Rollen, liest Witznachrichten vor („Jutta Dittfurth erhält für ihre zwei selbst angezeigten Abtreibungen den Mutter-Courage-Preis der Memminger Frauengruppe“) und tritt in Sketchen auf, die sich vom Männerstammtisch aus den Feminismus vorknöpfen. Das Bühnenbild ist eine riesige Frauenbrust.

Die halbstündige Sendung lief montags um 22.00 Uhr, wurde zum Glück aber nach drei Ausgaben nicht fortgesetzt.

Big Diet

2001 (RTL 2). Real-Life-Show. Der größte Fernsehflop des Jahres 2001. Zehn dicke Kandidaten sollen unter ärztlicher Aufsicht abnehmen. In regelmäßigen Abständen fliegt raus, wer am wenigsten Gewicht verloren hat. Natürlich wird alles von Kameras gefilmt.

Abends um 20.15 Uhr liefen einstündige Zusammenschnitte, sonntags eine zweistündige Show. Margarete Schreinemakers moderierte und glaubte allen Ernstes, das sei ja kein Trash-Fernsehen, sondern eine Wellness- und Gesundheitsshow. Als sie ihren Fehler nach drei Wochen bemerkte, stieg sie aus, Jenny Elvers übernahm die Sonntagsshow und Sandra Steffl die Werktagsausgaben.

Eigentlich sollte die Endemol-Show in Sat.1 laufen und „Diätduell“ heißen. Der Sender hatte die Realityshow nach dem Erfolg von Big Brother bestellt, sich aber später wieder zurückgezogen, als die Realityquoten zu bröckeln begannen. Daran hat er gut getan, wie sich zeigte, denn der RTL 2-Show sah kaum jemand zu, obwohl im Vorfeld weniger das neue Realityspektakel thematisiert wurde, sondern das Comeback von Frau Schreinemakers nach dreieinhalb Jahren Fernsehabwesenheit. Nach ihrem Abgang nahm die Anzahl der Sendungen von sieben auf vier pro Woche ab. Nach 64 von geplanten 109 Tagen wurde die Show komplett gekippt.

Vor dem Start hatte RTL 2 das Vormittagsprogramm für zwei Wochen täglich 90 Minuten lang mit Big Diet – Der Countdown gefüllt. Auf diesem Sendeplatz lief danach ein Fragespiel namens Big Diet – Dein Gewinn mit Carolin Beckers und Maike Tatzig.

Und wieviel Prozent der Deutschen lieben Gameshows?

Seit Jahren behaupten Fernsehexperten, die Renaissance der Gameshow stehe unmittelbar bevor. (Gut, genau genommen behaupten es vor allem die Produzenten von Gameshows.) Und seit Jahren weigert sich die Prognose hartnäckig, in Erfüllung zu gehen.

Aber wenn’s diesmal wieder nichts wird, muss sich Vox zumindest nicht vorwerfen lassen, die Sache zu hasenfüßig angegangen zu sein. Als Moderator wurde nicht irgendein Noname, sondern Dirk Bach verpflichtet; als Sendeplatz wurde hammerhart 20.15 Uhr ausgeguckt; es wurden gefühlt sieben Trilliarden Werbetrailer gezeigt, und zum Warmwerden läuft von heute bis Freitag sogar jeden Tag eine Ausgabe der neuen Show.


Foto: Vox

Die ist sowas wie Pimp My Familienduell, nur ohne Familien. Wo Werner Schulze-Erdel früher sagte: „Wir haben 100 Leute gefragt“, ist die Grundlage nun eine Forsa-Umfrage unter 1000 repräsentativ ausgewählten Deutschen, die witzige, ernste oder sogar moralische Fragen beantworten sollen: Wieviel Prozent von ihnen können stehend ihre Füße sehen / fühlen sich vom Staat überwacht / finden es besser, geliebt zu haben und enttäuscht worden zu sein, als nie geliebt zu haben? Die Kandidaten tippen den Prozentsatz, wer näher an der richtigen Antwort liegt, bekommt einen Punkt, wer drei Punkte hat, kommt ins Finale — und kann in nur fünf Schritten eine Million Euro gewinnen!

Nun ja. Sehr theoretisch. Richtig ist zwar, dass sich der Gewinn beginnend bei 100 Euro jeweils verzehnfacht („Power of 10“), aber dafür schrumpft jedesmal auch die Spanne des Tipps auf den Prozentzahl, den die Kandidaten abgeben. Sie fangen bei 40 Prozent Breite an — für die Million müssten sie schon den exakten Wert tippen.

Es ist ein Spiel darum, wie wir Deutschen so sind, und bei manchen Fragen ist es tatsächlich interessant, darüber nachzugrübeln. Wieviel Prozent der Deutschen würden mit jemandem in ein Schwimmbecken steigen, der HIV-positiv ist? Darin steckt nicht nur die Frage, wie aufgeklärt unser Volk ist, sondern auch, wie ehrlich: Gibt es vielleicht viele, die das gemeinsame Schwimmen ablehnen, das aber nicht zugeben würden?

Dirk Bach ist ein ganz angenehmer Spielleiter, der — für seine Verhältnisse — eher unterkandidelt moderiert, die Kandidaten freundlich behandelt und gelegentlich die Veranstaltung mit mehr oder weniger spontanen Sprüchen auflockert: Wieviel Prozent der Deutschen haben schon einmal eine Leiche berührt? „Ich hab zumindest Ute Ohoven schon einmal die Hand gegeben, ich weiß nicht, ob das zählt.“ Was furchtbar nervt, ist die Auswahl der Kandidaten, die offenbar alle extrovertiert und ach-so-flippig sein mussten und den unschuldigen Zuschauer mit langen Monologen und übertriebenen Gefühlsausbrüchen belästigen.

In den Vereinigten Staaten, wo Drew Carey das gleichnamige Original moderiert, sanken die Zuschauerzahlen nach anfänglicher Euphorie schnell wieder ab. Ob in Deutschland überhaupt das Interesse reicht? Den Versuch ist es sicher wert.

Power of 10, diese Woche Montag bis Freitag, 22.15 Uhr, dann immer dienstags, 20.15 Uhr.

Stefan, 21. April 2008, 01:11.

Power of 10


Foto: Vox

2008 (Vox). Einstündige Gameshow mit Dirk Bach.

Wieviel Prozent der Deutschen können im Stehen ihre Füße nicht sehen? Wieviel Prozent der Deutschen halten Versicherungsbetrug für ausgleichende Gerechtigkeit? Und wieviel Prozent der Deutschen würden nicht mit jemandem in ein Schwimmbecken steigen, von dem sie wissen, dass er HIV-positiv ist? Es gilt, möglichst genau einzuschätzen, wie 1000 repräsentativ ausgesuchte Menschen auf solche Fragen geantwortet haben. Zunächst spielen zwei Kandidaten gegeneinander und tippen die Prozentsätze. Wer als erstes dreimal näher am richtigen Ergebnis liegt, zieht ins Finale ein. Hier spielt der Kandidat zunächst um 100 Euro, dann wird jeweils verzehnfacht (daher der Sendungstitel). Aber auch die Toleranzzone wird immer kleiner: Anfangs kann er einen 40 Prozent breiten Bereich tippen, dann nur noch 30 und so weiter. Tippt er nur einmal falsch, fällt er eine Gewinnstufe zurück — und das Spiel ist zuende. Der Kandidat kann sich mit einem Begleiter frei beraten, außerdem erfährt er, wie das Studiopublikum tippen würde.

In den USA moderierte Komiker Drew Carey die Show, die anfangs recht erfolgreich lief und in viele Länder exportiert wurde. Vox zeigte Power of 10 in der ersten Woche täglich um 22.15 Uhr, dann noch dreimal dienstags um 20.15 Uhr, und weil die Quoten von anfangs durchschnittlich schnell auf katastrophal fielen, war es ein Wunder, dass überhaupt alle acht produzierten Folgen ausgestrahlt wurden.

Hey, hey, Bully, hey, Bully, hey


Foto: Pro Sieben.

Immerhin wissen wir nun, dass die Antwort „Im Prinzip Ja“ lautet. Die Antwort auf die Frage, ob es möglich ist, eine Castingshow zu produzieren, die im Gegensatz zu Deutschland sucht den Superstar grundsätzlich menschenfreundlich ist, ohne so langweilig zu sein wie Gottschalks Musical Showstar 2008.

Bully sucht also Leute, die in seiner Verfilmung von Wickie und die starken Männer, die 2009 ins Kino kommen soll, Gorm, Urobe, Ulme, Faxe, Tjure und Snorre spielen. Was die Voraussetzungen sind, ist nicht ganz klar; irgendeine äußerliche Ähnlichkeit ist offenbar hilfreich, aber nicht notwendig, dasselbe gilt für schauspielerisches Talent. Gute Typen sind gesucht, und einige haben sich auch zum Vorsprechen beworben.

Da ist Alexander Mayer, ein junger Bayer, der in Tracht gekommen ist und in breitem Bayerisch spricht, aber behauptet, hochdeutsch nicht nur sprechen zu können, sondern gelegentlich sogar zu denken (was sich spontan aber nicht überprüfen lässt). Er ist sensationell sympathisch, halbfreiwillig komisch — nur der Gedanke, ihn als Schauspieler zu engagieren, drängt sich nachhaltig nicht auf. Es ist herzzerreißend, seine ungläubige Enttäuschung zu sehen, als er erfährt, dass es nichts wird mit der Rolle. Das ist besonders tragisch, denn Alexander sagt: „Bully, ich glaub, ich bin dein größter Fan.“ Andererseits ist er deshalb schon grenzenlos glücklich, Bully überhaupt getroffen haben zu dürfen. Ein Autogramm wünscht er sich noch. Bully will es ihm auf den Wikingerhelm schreiben, den Alexander mitgebracht hat und aufgeregt zwischen den Fingern dreht, bloß: „Des is aber ein Leihhelm…“ Es findet sich schließlich ein Poster, das er unterschrieben mitnehmen kann, und als Alexander auch von Jürgen Vogel ein Autogramm bekommt, sagt er dem Schauspieler noch, fast als wollte er ihn trösten: „Ich find dich auch klasse.“

Aus ganz Deutschland sind sie angereist für dieses Casting, aber es liegt eine angenehm entspannte Atmosphäre über dem Ganzen: dass es hier nicht darum geht, Deutschlands nächster Super-Wikinger zu werden oder sich ein Lebensziel zu erfüllen, für das man seit seiner Geburt Gesangstunden nimmt. Es ist eine unverhoffte Chance, ein wunderbarer Traum, nicht mehr und nicht weniger.

In kleinen Rollenspielen müssen sich die Kandidaten präsentieren, und dass die meisten von ihnen bessere Selbstdarsteller als Anderedarsteller sind, tut der Unterhaltsamkeit keinen Abbruch. Viele kleine Männer sind gekommen (manche scheinen sogar noch kleiner zu sein als Jürgen Vogel) und bewerben sich darum, als Snorre groß rauszukommen. Aber auch für langsame, tumbe, lange und alte Bewerber bietet das zu castende Wikinger-Ensemble ja Chancen. Außer Bully und Jürgen Vogel sitzt ihnen die Produzentin Rita Serra-Roll gegenüber, und gemeinsam zeigt die Jury nicht nur gelegentlich eine unerklärliche Großzügigkeit, was das Verteilen von Helmen angeht, die zur Teilnahme am „Recall“ berechtigen, sondern auch eine wunderbare Dankbarkeit für unbrauchbare, aber unterhaltsame Vorstellungen, die sie hier sehen. „Das war ’ne schöne Lebenszeit“, sagt Jürgen Vogel einmal.

Bully sucht die starken Männer wäre, mit anderen Worten, eine anständige, teilweise fast zarte Show geworden — wenn sie nur (höchstens!) halb so lang gewesen wäre und die Produzenten allein der Kraft dieser Casting-Auftritte vertraut hätten. Leider versucht ein nerviger Off-Sprecher, eine offenkundig nicht vorhandene Dramatik in die Szenen zu quatschen, und zwischendurch gibt es immer wieder Promotion-Szenen für den Film und Ausschnitte vom konventionell veranstalteten Kindercasting für die Hauptrolle des Wickie, die ebenso lang wie weilig sind. Am Ende bewirbt sich „überraschend“ noch Günther Kaufmann um die Rolle des Faxe, wird aber abgelehnt und ist schon halb zur Tür raus, als ihm Bully plötzlich in Zeitlupe verspricht, stattdessen aber die Rolle des schrecklichen Sven spielen zu dürfen.

Das hätt’s wirklich nicht gebraucht.

Stefan, 16. April 2008, 00:31.

Bully sucht die starken Männer


Foto: Pro Sieben.

Ab 15. April 2008 (Pro Sieben). 6-tlg. Castingshow mit Michael „Bully“ Herbig, der die sechs „starken Männer“ für seine Verfilmung von Wickie und die starken Männer sucht: Gorm, Urobe, Ulme, Faxe, Tjure und Snorre. Neben Bully sitzen die Produzentin und ehemalige Casting-Direktorin Rita Serra-Roll und Schauspieler Jürgen Vogel in der Jury, die nach dem Vorsprechen und verschiedenen Rollenspielen entscheidet, wer weiter kommt: erst zu einem Workshop, dann in die Finalsendungen, die von Verena Wriedt moderiert werden.

Die zweistündige Mischung aus typischen Castingshow-Elementen, Comedy und Making-Of lief dienstags um 20.15 Uhr.

bullyparade

1997–2002 (Pro Sieben). Halbstündige Comedyshow von und mit Michael „Bully“ Herbig, Christian Tramitz und Rick Kavanian in vielen wiederkehrenden Rubriken.

Die Sketche waren teils vorher gefilmt worden, teils wurden sie live vor Studiopublikum aufgeführt. Meist waren sie Parodien auf Film und Fernsehen oder reine Gaga-Ideen ohne Anspruch auf irgendeinen Sinn. Zu den Highlights gehörten u. a. „Bully und die Tapete“, wo Bully Monologe hält, in denen er jeweils Automarken, Städte, Länder etc. unterbringt („Zuerst hab ich den Eingang gar nicht gefunden, weil an der Tür-kei Schild war. Nor-wegen der blöden Sperrstunde: Kana-da!“), „Klatsch-Café mit Dimitri“, einem Griechen, der jedes zusammengesetzte Hauptwort falsch herum zusammensetzt, „Sisi — Wechseljahre einer Kaiserin“, „Pavel & Bronko“, zwei Slawen mit Hang zur Einheitsendung bei deutschen Wörtern („Herzlitsch willkommen …“, „Pavel, grüß ditsch“), die drei Ökos „Ronny, Lutz & Löffler“, die Talkshowparodie „Yeti am Mittag“ sowie „Unser (T)Raumschiff“, eine Parodie auf Raumschiff Enterprise mit Captain Kork, Schrotti und Spucki als Mitglieder der komplett tuntigen Besatzung („Wer bringt heut’ den Müll raus?“ — „Also, i hob abg’spült!“ — „Und i bin der Käpt’n!“).

Den Rahmen für die Sketche bildeten Moderationen von Bully in einer Kulisse mit großer Showtreppe, einer Live-Band und Diana Herold als stumm tanzender Augenweide.

Die bullyparade brauchte lange, um sich vom Geheimtipp vor allem im Münchner Raum, wo sich Bully durch verschiedene Comedyreihen beim Radio und dem Lokalsender TV München einen Namen gemacht hatte, zum Zuschauermagneten zu entwickeln. Die Show lebte von der Freiheit Herbigs, Tramitz‘ und Kavanians, auch die pointen- und sinnfreiesten Ideen umzusetzen. Andererseits waren vor allem die gefilmten Sketche oft mit großem Perfektionismus und Liebe zum cineastischen Detail produziert. Bullys Humor polarisierte: Er war ebenso anarchisch wie vielschichtig, intelligent wie blöd. Die Geduld von Pro Sieben zahlte sich schließlich aus, und die bullyparade zog nach einer Wanderung über mehrere Sendeplätze montags um 23.15 Uhr schließlich eine treue Fangemeinde an.

Im Sommer 2001 kam Michael Herbigs Film „Der Schuh des Manitu“ ins Kino, der u. a. Winnetou-Sketche aus der bullyparade weiterentwickelte. Der Film wurde der erfolgreichste deutsche Film seit über 15 Jahren und Bully ein bundesweiter Star. Die Fernsehausstrahlung im Frühjahr 2004 erreichte mit mehr als zwölf Millionen Zuschauern die höchste Einschaltquote in der Geschichte von Pro Sieben. Der Sender zog die sechste und zugleich letzte Staffel der bullyparade ab Februar 2002 auf 21.45 Uhr am Montag vor. Danach wollte sich Bully nach 90 Folgen neuen Projekten widmen. Aus der Rubrik „Unser (T)Raumschiff“ wurde im Sommer 2004 der neue, wiederum überaus erfolgreiche Kinofilm „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“. 2007 exportierte Bully schließlich auch noch seine Sisi-Parodie ins Kino, diesmal aber als Zeichentrickfilm: „Lissi und der Wilde Kaiser“.

Ins Fernsehen kehrte Bully mit Bully & Rick zurück. Die Sketchcomedy war der bullyparade ähnlich, besaß aber nicht deren Studioteil, Qualität und Quoten.

Bully & Rick

2004 — 2006 (Pro Sieben). 26-tlg. halbstündige Comedyshow mit Michael „Bully“ Herbig und Rick Kavanian in verschiedenen Sketchen.

Die beiden hatten bereits in der bullyparade und in Bullys Kinofilmen „Der Schuh des Manitu“ und „(T)Raumschiff Surprise – Periode 1“ gemeinsam gespielt. Ihre neue Sketchshow erhielt den Platz, auf dem zuvor die bullyparade wochenlang in Wiederholungen gelaufen war, nämlich montags um 21.15 Uhr; die zweite Staffel lief eine Stunde später.

Beide Staffeln sind als DVD erhältlich.

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