Bruce will es

BREAKING NEWS: Britney Spears hat eine öffentliche Toilette besucht! Ist das nicht der helle Wahnsinn? Hab ich bei Exclusiv gesehen, weil Bruce noch nicht angefangen hatte.

Bruce.

„Positiv sollten Sie den Tag beginnen“, hat vor vielen Jahrzehnten mal eine ARD-Radiocomedyfigur gepredigt, und das ARD-Fernsehen hat es jetzt geschafft, diese Botschaft auf eine Viertelstunde Vorabendprogramm auszudehnen. Und es ist gut, wenn man das weiß und sich diese grundsätzliche Botschaft merkt, denn im Einzelnen versteht man natürlich nicht immer, was Bruce Darnell eigentlich will. Das hat nicht nur sprachliche Gründe, sondern auch inhaltliche. Aber es steckte bestimmt eine Botschaft dahinter, als Bruce gefühlte Minuten lang mit seinen Fingern auf die Bank trommelte und Wochentage aufzählte.

„Technisch absolut Top: Optik, Farben, Kulisse und Musik, wunderschön komponiert die ganze Sendung“, schreibt Thomas in den Kommentaren zu meiner Vorschau, und das kann man genau so stehen lassen. Man kann sogar noch mehr Positives sagen: Im Gegensatz zu ähnlich gedachten Realityshows anderer Sender wird hier niemand menschenverachtend vorgeführt, und diese positive, lebensbejahende Grundstimmung zieht sich durch die ganze Viertelstunde. Es kommt auf den Menschen in Dir an, nicht auf Dein Äußeres, bläut Bruce der 22-jährigen Studentin Christina ein, die ihre Brüste für zu klein und ihr Äußeres insgesamt grundlos für unattraktiv hält. Ihrer Mutter verspricht er, dafür zu sorgen, dass Christina nicht zu irgendwem geht, um sich die Brüste vergrößern zu lassen. Dabei betont er das Wort „irgendwem“ so merkwürdig, dass ich für einen kurzen Moment Angst hatte, er habe selbst einen anerkannten Experten mitgebracht, um Christina die Brüste zu vergrößern. Die Angst war unbegründet, Bruce betont ja alles merkwürdig.

Bruce redet auf Christina ein, heult ein bisschen mit ihr, nennt noch ein paar Wochentage und bemüht sich um Überzeugungsarbeit. Immer wieder will er ihr Selbstvertrauen stärken, den Glauben an sich, will, dass sie sich selbst akzeptiert und wohlfühlt, zeigt ihr sogar Fotos von Topmodels, die eine ähnliche Figur haben wie sie — und legt dabei wieder so eine merkwürdige Betonung auf „Topmodel“, aber das kann daran gelegen haben, dass er immer noch glaubt, in seiner alten Sendung zu sein.

Und hier kommt das Problem, das ich mit der Sendung habe und der Grund, warum ich mehrfach von einer Viertelstunde schrieb, obwohl die Sendung zwanzig Minuten lang ist: Eine hübsche Frau wie Christina, die ihren Körper hasst, bräuchte eigentlich Hilfe von einem Psychologen. Sie kam aber zu Bruce. Bruce ist ein Stylingberater. Die Show trägt den Untertitel „Eure Styling-Show“. Und deshalb verpasste er am Ende Christina zwar keine größeren Brüste, entstellte ihre natürliche Schönheit aber, indem er ihr aufdringliche Schminke um die Augen malen ließ und ihr eine Frisur wie eine Perücke aufsetzte. Das hübsche Gesicht war kaum noch zu erkennen, und aus der einzigartigen jungen Frau war eine geworden, die so austauschbar aussah wie in einem Allerweltskatalog, den der Postbote in die Regenpfütze vor dem Haus wirft.

Christina fühlte sich in dieser neuen Optik wohler, sagte sie. Insofern hat Bruce zumindest diese Aufgabe erfüllt. Christinas eigentliches Problem besteht indes vermutlich fort. Und die komplette erste Viertelstunde seiner Show entlarvte Bruce als wertloses Geschwätz, weil er am Ende zeigte, dass es eben doch aufs Äußere ankommt.

Wer nur die erste Viertelstunde von Bruce gesehen hat, wird es für eine richtig schöne Sendung gehalten haben.

Schlagwörter: , ,
Michael, 12. Februar 2008, 20:11.

8 Kommentare


  1. Schön, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine dastehe, dass sie nach dem Styling leider ein Allerwelts-Schnicksi-Aussehen hatte, obwohl sie doch eine wirklich gut aussehende Frau ist und ein Umstyling gar nicht nötig gehabt hätte. Dringender hätten sich vielleicht die beiden Frauen neben Bruce Darnell da mal einen Modeberater suchen sollen.

  2. Es geht in der Sendung nicht um Styling oder Lebensberatung, es geht nur darum Bruce zu beobachten, und auf die naechste „Sprachliche ungewohntheit“ zu warten (-:

  3. Bin ich froh solche Sendungen nicht beruflich sehen zu müssen – kotz.

  4. Die ersten 15 Minuten waren gut gemacht. Man sah Christina an, dass Sie von Ihrem Aussehen auf den Bildern des Fotoshootings, begeistert war.
    Es waren ja auch weitestgehend Bilder, die die natürliche Schönheit der Dame vollkommen unterstrichen. Gut gemacht Bruce; Mission erfüllt!!!
    Ach ja, die letzten fünf Minuten.
    OK, ich kann dem Mädel ein Make up empfehlen, welches Ihr hübsches Gesicht noch unterstreicht und für die Wochenenden vielleicht aufbretzelt. Wenn es nicht gefällt, kann man es entfernen; Käse gegessen.
    Aber wie können diese Möchtegern-Trendsetter dem Mädel diese Wischmopp-Perücke verpassen, nur weil es bei ein paar durchgeknallten zur Zeit „In“ ist. Es muss doch auch zum Typ passen!!!
    Dann hätte nur noch gefehlt, dass Sie der Dame Ohoven-Schlauchboot-Lippen verpassen, um Ihr ein „Allerwelts-Schnicksi-Aussehen“,(danke Tobias)zu verpassen. Trägt doch z.Zt. auch jede In-Frau.
    Mir ist auch aufgefallen, dass sowohl Mutter als auch Tochter beim ersten erblicken der „neuen Christina“ nicht so begeitert waren, wie nach dem Fotoshoot.
    Tja, weniger ist manchmal mehr!
    Mission zum Schluss gescheitert!
    PS: Wäre interessant was das Mädel von der neuen Frisur hält.

  5. Kam den niemandem die ganze Sendung zu oberflächlich vor? Wenn man so Probleme hat wie die Christina (was sie ja selbst sagte), packt man doch nicht „zufällig“ einen Bikini ein, zieht ihn ohne zu Murren an und läuft anschließend wie ein Modell, als ob nix gewesen wär?
    Also irgendwas ist da nicht ganz koscher.

  6. Vincent's van Engel,

    SORRY..,aber die frisur von christina war einfach top und das make-up professionell und mal ehrlich..,wer meint(Tobias) die beiden frauen neben bruce bräuchten einen modeberater, der hat ja nu mal so gar keinen plan,-oder ist verdammt über seine eigene süße enttäuscht. leute..,das ist ein format von 20 minuten und dafür ist es einfach verdammt gut umgesetzt, fertig. macht euch ma locker, oder besser noch > > > macht’s besser ! ¡
    grüße aus berlin an euch vom hinterm mond**vincents

  7. Ehem. Dschungel-Camp-Guckerin,

    Für mich hatte das Ganze ws von Tine Wittler für’s Äußere. Bruce’s Anspruch, Menschen zu helfen, sollte er lieber beim Roten Kreuz einsetzen. Auch wenn manche Dame hinterher gemäß der Norm besser aussah, fand ich es stinklangweilig. Letzten Endes ist es wohl ziemlich wurscht, wer wen professionell braucht, weil die Sendung sich innerhalb des nächsten halben Jahres m.E. totläuft. A)Wegen der unmöglichen Sendezeit; b) wegen der sich wiederholenden Inhalte und c) weil alle weiblichen TV-Nutzerinnen, die Bruce kennen, dann sowieso wieder „Germany’s next Topmodel“ gucken, auch wenn es ohne ihn läuft.

  8. […] Dank an Markus für die Erklärung, was es mit Bruces Darnells merkwürdiger Aufzählung von Wochentagen auf sich hatte: Er zählt die Tage, bis die Show abgesetzt […]



Das Buch

die Autoren

Weitere Bücher

New York für Fern-SeherDie kleine House-Apotheke

Links