Voll daneben, voll im Leben

2005–2006 (ARD). 18-tlg. US-Teenieserie von Paul Feig (Freaks And Geeks; 1999 – 2000).

Teenager Lindsay (Linda Cardellini) ist in ihrer Schule hin- und hergerissen. Sie ist klug, aber auch hübsch und steht damit zwischen der Clique von Verlierern, Außenseitern, Feiglingen, Brillenschlangen, Intelligenzbestien, Science-fiction-Fanatikern und Computerfreaks, zu der ihr Bruder Sam (John Daley) und dessen Freunde Neal (Samm Levine) und Bill (Martin Starr) gehören, und den coolen Kids Dan (James Franco), Ken (Seth Rogen), Alan (Chauncey Leopardi) und Nick (Jason Segel), deren Lebensinhalt daraus besteht, die Loser zu schikanieren.

Selbstironische und in den USA mit hervorragenden Kritiken und miserablen Zuschauerzahlen bedachte Serie, auf die die ARD mächtig stolz gewesen muss, sonst hätte sie ihr ja nicht den Prestigesendeplatz in der Nacht auf Donnerstag auf Freitag gegen 3.00 Uhr morgens zugedacht, wo sonst Highlights wie Die schönsten Bahnstrecken gezeigt wurden.

Zwei Supertypen in Miami

1992–1993 (RTL). 12-tlg. ital.-dt. Krimiserie („Extralarge“; 1991–1993).

Der schwergewichtige Privatdetektiv Jack Costello (Bud Spencer) stellt den chaotischen Comic-Zeichner Willy Dumas (Philip Michael Thomas; ab Folge 7: Michael Winslow) als seinen Assistenten ein. Gemeinsam ermitteln sie in verschiedenen Fällen. Costellos Arbeit wird durch seinen gesprächigen Partner jedoch mehr behindert als unterstützt, denn der schert sich hauptsächlich darum, neue Comics zu zeichnen, in denen Costello die Hauptfigur ist, die er „Extralarge“ nennt. Maria Martinez (Vivian Ruiz) ist Jacks Sekretärin, Inspektor Sam (Lou Bedford) sein Freund bei der Polizei, mit dem er oft kooperiert.

Zwei Staffeln mit jeweils sechs Folgen liefen sonntags um 20.15 Uhr. Jede Folge hatte Spielfilmlänge. Und hätte Bud Spencer, Star vieler Haudrauf-Komödien, in der Serie seine Fäuste nicht wenigstens gelegentlich einsetzen dürfen, hätte etwas nicht gestimmt. In Episodenrollen wirkten deutsche Schauspieler wie Friedrich von Thun, Ursula Karven, Vadim Glowna und Günther Maria Halmer als Gaststars mit. Bud Spencers Sohn Giuseppe Pedersoli schrieb an den Drehbüchern mit.

Tennisschläger und Kanonen

1968–1969 (ZDF); 1977–1978 (ARD); 1991–1994 (Pro Sieben). 69-tlg. US-Serie von Sheldon Leonard („I Spy“; 1965–1968).

Als Tennisprofi und sein Trainer getarnt reisen zwei Spezialagenten, beide Akademiker, im Geheimauftrag der Regierung durch die Welt und bekämpfen das Verbrechen. Der Frauenheld Kelly Robinson (Robert Culp) mimt den Spieler, das Sprachgenie Alexander „Scotty“ Scott (Bill Cosby) den Trainer.

Die Agentenserie war zugleich eine Parodie auf ebensolche und enthielt viele Comedy-Elemente, die durch die überdrehte deutsche Synchronisation von Rainer Brandt (wie auch bei Die 2) noch verstärkt wurden. Er erfand Begriffe wie „Nun stell mal deine Lauscher auf“ (Hör zu), „Kleiderständer“ (langbeiniges Mädchen), „Kleckermann im Näschen“ (Schnupfen) und „Bohnen servieren“ (schießen).
Die Kombination aus einem schwarzen (Cosby) und einem weißen (Culp) Hauptdarsteller war damals im US-Fernsehen eine Sensation. Die Serie war der Beginn von Bill Cosbys Karriere.

Sieben Jahre nach den ersten 26 50-minütigen Folgen im ZDF zeigte die ARD 29 neue Episoden im regionalen Vorabendprogramm unter dem Titel Tennis lieber als Kanonen. Weitere zwölf Folgen auf Pro Sieben liefen wieder unter dem ursprünglichen deutschen Titel. 1996 zeigte das digitale Pay-TV-Programm DF 1 neben zahlreichen Wiederholungen auch einige Folgen in deutscher Erstausstrahlung.

Eine fröhliche Familie

1994 (RTL2). 48-tlg. jap. Zeichentrickserie („Ai no Wakakusa Monogatari“; 1987).

Mr. March beginnt während des amerikanischen Bürgerkriegs mit seinen drei Töchtern ein neues Leben in einer neuen Stadt. Die älteste Tochter Joe will Schriftstellerin werden.

Eine reizende Familie

1984–1985 (ZDF). 10-tlg. US-Sitcom („The Brady Brides“; 1981).

Mucki (Robert Reed) und Carola Brause (Florence Henderson) helfen ihren frisch verheirateten Töchtern Margit (Maureen McCormick) und Julia (Eve Plumb) beim Start in ein eigenes Leben.

Dies war die Fortsetzungsserie von Drei Mädchen und drei Jungen („The Brady Bunch“), was man der völlig entstellenden ZDF-Synchronisation jedoch kaum anmerkte. Rollen und Darsteller waren gleich, jedoch gab man den Charakteren alberne deutsche Namen wie Mucki Brause statt Mike Brady, und damit andere Namen als in der eigenen Synchronisation der Originalserie zehn Jahre zuvor.
Eine reizende Familie lief in der Reihe Ein himmlisches Vergnügen.

Wer ist hier der Cop?

1999 (RTL2). 22‑tlg. US-Sitcom von Randi Mayem Singer („Hudson Street“; 1995–1996).

Zum ersten Mal seit rund 20 Jahren hat der konservative Polizist Tony Canetti (Tony Danza) wieder eine Freundin. Zwischendurch war er mit Lucy (Shareen Mitchell) verheiratet, aus der Ehe stammt der zehnjährige Sohn Mickey (Frankie J. Galasso), für den Tony nun das Sorgerecht hat. Die Geschiedenen kommen aber weiter gut miteinander klar.
Weit besser versteht sich Tony freilich mit seiner neuen Freundin Melanie Clifford (Lori Loughlin). Bevor sie zueinander finden, gilt es aber noch eine Phase gegenseitiger Abneigung zu bewältigen, denn Melanie ist eine liberale Polizeireporterin, deren politische Ansichten kaum weiter von Tonys entfernt sein könnten.
Winston Silvera (Jeffrey Anderson-Gunter) ist der zynische Wirt des Lokals, in dem sich Tony und Melanie kennen lernten. Die Kollegen auf dem Revier sind Officer Regelski (Tom Gallop), Al Teischer (Jerry Adler) und Kirby McIntire (Christine Dunford).

Der deutsche Titel war angelehnt an die Erfolgsserie Wer ist hier der Boss?, in der ebenfalls Tony Danza die Hauptrolle gespielt hatte. Diesmal war er zusätzlich noch einer der Produzenten und sang außerdem den jazzigen Titelsong, und das sogar ziemlich gut. Lief werktäglich nachmittags und wurde gleich nach dem ersten Durchlauf, also nach einem Monat, schon wiederholt.

Schieß in den Wind, Ho

1984–1985 (ARD). 12‑tlg. brit. Krimiserie von Ian Kennedy Martin („The Chinese Detective“; 1981–1982).

Der Chinese John Ho (David Yip) ist Polizist geworden, um seinen Vater zu rächen, dessen Name durch einen korrupten Polizisten in den Schmutz gezogen wurde. Zuerst wollte man ihn bei der Londoner Polizei gar nicht haben, weil ihm die nötige Körpergröße fehlt, doch nun hat er es trotzdem geschafft, stößt aber weiterhin auf Widerstände. In der Wache im East End herrscht latenter Rassismus, und sein Vorgesetzer Berwick (Derek Martin) wartet nur auf einen Vorwand, den ungeliebten Außenseiter wieder loszuwerden, der seine eigene Vorstellung von Disziplin und angemessenem Auftreten hat und sich nicht an die Vorschriften hält. Für den Anfang stellt er ihm den erfahrenen Sergeant Donald Chegwyn (Arthur Kelly) zur Seite. Ho versucht, während beide ihren Dienst tun, auch im Fall seines Vaters voranzukommen.

Ho war der erste nichtweiße britische Fernsehpolizist. Die Serie war auch deshalb bemerkenswert, weil sie sich von den vielen Krimis mit schrägen Einzelgängerpolizisten, die „unkonventionell“ ermitteln, dadurch unterschied, dass sie eine plausible Erklärung bot, warum dieser Bulle so ein Außenseiter ist. Die Londoner Polizei legte Wert auf die Feststellung, dass die Serie völlig unrealistisch sei: Es gebe bei ihr keinen latenten Rassimus. Genau.

Die einstündigen Folgen liefen im regionalen Vorabendprogramm.

Eine starke Familie

1994–1999 (RTL); 1999–2000 (RTL 2). 160‑tlg. US-Sitcom von William Bickley und Michael Warren („Step By Step“; 1991–1998).

Der geschiedene Frank Lambert (Patrick Duffy) heiratet im Urlaub spontan die Witwe Carol Foster (Suzanne Somers), die er dort kennen gelernt hat. Beide bringen Kinder mit in die Ehe: Frank Sohn John Thomas, kurz JT (Brandon Call), und Tochter Alicia, genannt Al (Christine Lakin), Carol die Töchter Dana (Staci Keanan) und Karen (Angela Watson) sowie Sohn Mark (Christopher Castile). Frank und Carol verheimlichen ihren Kindern zunächst, dass sie geheiratet haben. Als sie es erfahren, hassen sie sich, finden sich aber dann damit ab, unter einem Dach zu leben. Franks Neffe, der beschränkte Cody (Sasha Mitchell) zieht auch noch ein.

RTL zeigte die Folgen wöchentlich am Samstagnachmittag in Erstausstrahlung. 1999 begann RTL 2 mit einer Ausstrahlung montags bis freitags im Vorabendprogramm und sendete von Anfang an munter durch. Das hatte zur Folge, dass die Wiederholungen bei RTL 2 die Erstausstrahlungen im Oktober überholten, somit war ab Folge 136 die Serie in deutscher Erstausstrahlung bei RTL 2 zu sehen. Diese Folgen liefen später aber ebenso bei RTL auf dem gewohnten Sendeplatz.

Neue Weltordnung (vorübergehend)

8,93 Millionen Menschen sahen das Fußball-Länderspiel am Mittwochabend im Fernsehen. Es kann eben nicht jeder Sport ein Massenereignis wie Handball sein. Das letzte Länderspiel der deutschen Handballer hatte fast doppelt so viele Zuschauer.

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Michael, 8. Februar 2007, 16:13.

Der Kommissar

1969–1976 (ZDF). 97‑tlg. dt. Krimiserie von Herbert Reinecker.

Kommissar Keller (Erik Ode) ist ein ruhiger, humorvoller Mann um die 60, der in Mordfällen in München und Umgebung ermittelt. Zu seiner Mannschaft gehören Walter Grabert (Günter Schramm), der ebenfalls eher ruhig und gefühlsbetont agiert, Robert Heines (Reinhard Glemnitz), ein sachlicher, kühler Rechner, sowie Harry Klein (Fritz Wepper), der Jüngste im Team und – mit einem Flokatiparka versehen – die universelle Schnittstelle zu allen Jugendszenen. Die Kollegen arbeiten und halten eng zusammen, verbringen auch mal ihre Freizeit zusammen und essen gemeinsam in ihrer Stammkneipe. Aber auch ein Bier im Dienst war damals noch keine Sünde. Vor Keller haben die jüngeren Kollegen Respekt und siezen ihn selbstverständlich, während Keller seine Mannschaft genauso selbstverständlich duzt. Fräulein Käthe Rehbein, genannt Rehbeinchen (Helma Seitz), ist Kellers treue, ewig Kaffee kochende Sekretärin. Als Harry Klein im Sommer 1974 das Team verlässt und zum Kollegen Derrick versetzt wird, kommt ab Folge 75 sein Bruder Erwin Klein (Elmar Wepper) neu dazu. Kommissar Keller hat sogar ein Privatleben und ist gelegentlich zu Hause bei seiner Frau (Rosemarie Fendel), die ihm die Regengaloschen nachträgt. Wegen Odes paternalistischer Art – vor und hinter der Kamera – verlässt sie die Serie jedoch nach einiger Zeit.

Der Kommissar lief monatlich freitags um 20.15 Uhr und wurde ein Dauerbrenner, Erik Ode (der eigentlich Odemar hieß) ein Fernsehstar. Das junge Publikum ließ sich jedoch schon damals durch Odes betuliche, schleppende Beamtenart abschrecken. Der Kommissar kam ohne reißerische Action aus und setzte auf Psychologie und Gespräche. Viele, lange, redundante Gespräche. Eine Waffe gebrauchte der Kommissar selten. Seine letzten Worte an sein Team nach einem abgeschlossenen Fall waren schlicht: „Ich danke euch.“

Jede Folge war eine Stunde lang, und alle Folgen waren in Schwarz-Weiß gedreht, obwohl das Farbfernsehen schon vor Beginn der Serie längst eingeführt war – ein Symbol dafür, dass die Serie zwar der Begründer der Tradition des klassischen deutschen Serienkrimis wurde, aber nicht eigentlich für Modernität stand. Auch Kommissar Keller beobachtete die sich im wahren Leben abspielenden gesellschaftlichen Umbrüche aus der Warte des konservativen Kopfschüttlers. Oft genug zeigten die Folgen warnend, wohin so viel Freizügigkeit führen kann. Kritiker warfen der Serie nicht von ungefähr „anti-aufklärerisches und antidemokratisches Wirkungspotential“ vor. Durch die große Zahl verschiedener Regisseure und Kameraleute war Der Kommissar andererseits eines der abwechlungsreichsten Spielfelder in Sachen Bildgestaltung, Montage und Erzähltechnik, die das deutsche Fernsehen bis dahin hervorgebracht hatte, und karikierte in der Rückschau den beamtenhaften Gestus des Inhalts. Ebenso ungewöhnlich war der expressive Musikeinsatz, mit dem die Serie manche Stücke in den Hitparaden hochkatapultierte.

Entwickelt wurde die Serie von Herbert Reinecker, der sämtliche Drehbücher schrieb, und dem Produzenten Helmut Ringelmann, der schon die ZDF-Krimireihen Das Kriminalmuseum und Die fünfte Kolonne erfunden hatte. Mit dem Kommissar befreite er sich von dem vorher in deutschen Krimis scheinbar herrschenden Zwang, sich auf echte Fälle zu beziehen, verzichtete aber auch auf Action und Gewalt, wie sie die amerikanischen Krimiserien im deutschen Fernsehen zeigten.

Fritz Wepper stieg 1974 aus der Serie aus und spielte die Rolle des Harry Klein fortan in der neuen Serie Derrick, die ebenfalls Reinecker erfunden hatte. Es war das erste Mal im deutschen Fernsehen, dass eine Figur von der einen in eine andere Serie transferiert wurde, somit war Derrick streng genommen der erste deutsche Serien-Spin-off. Nachfolger des Kommissars wurde Der Alte.

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