Bis dass die Buttercreme uns scheidet

Mehrfach haben wir an dieser Stelle die Unsitte beklagt, in Programmzeitschriften oder anderswo nichts ahnende Zuschauer mit entscheidenden Details über den Fortgang einer Fernsehserie oder den Ausgang einer Folge zu konfrontieren.

Ausgerechnet die Zeitschrift „Einkauf Aktuell“ (die ist Teil der eingeschweißten Papierberge, die die Post Woche für Woche ungefragt in Ihren Briefkasten steckt) scheint sich nun als Vorbild profilieren zu wollen. Sie hat in Ihre, nun ja, Titelgeschichte der aktuellen Ausgabe über die Telenovelas Sturm der Liebe und Wege zum Glück so etwas wie eine Spoiler-Warnung eingebaut:

(Ausgeplaudertes Geheimnis für Neugierige — die anderen bitte erst nach der Klammer weiterlesen! — Nina und Ben heiraten.)

Nett, oder? Jetzt muss den Kollegen nur noch jemand erklären, dass der Nutzen solcher Warnungen begrenzt ist, wenn sie unmittelbar neben solchen Fotos stehen:

Der Bildtext lautet übrigens:

Nina und Ben schneiden die Torte fürs Leben an.
 

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Stefan, 25. November 2007, 01:46.

Silas

1981 (ZDF). 6-tlg. dt. Abenteuerserie von Justus Pfaue nach den Büchern von Cecil Bødker, Regie: Sigi Rothemund.

Fast alle Erwachsenen sind böse und gemein. Der kleine Silas (Patrick Bach) ist im 19. Jahrhundert als Zirkusjunge bei dem Schwertschlucker Philipp (Diether Krebs) und der Seiltänzerin Nanina (Nelly Huet) aufgewachsen. Als er von Philipps Grausamkeiten genug hat, läuft er davon. Durch eine Wette gewinnt er den schwarzen Hengst des bösen Bartolin (Shmuel Rodensky), der ihm sofort wieder von dem gemeinen Emmanuel (André Lacombe) gestohlen wird. Ein fieses Fischerpaar (Françoise Bertin und Pierre Forger) sperrt ihn ein und will ihn verkaufen, und ihre blinde Tochter Maria (Tatjana Köthe) will ihn erstechen, wird dann aber von Silas bekehrt und sieht ein, dass er der Gute ist. Alle anderen rufen Silas immer, wenn er ihnen entwischt ist, hinterher, dass sie ihn umbringen werden. Und wir sind immer noch in der ersten Folge.

In einem Sumpfdorf lernt Silas den etwas älteren Kuhhirten Bein-Godik (Lucki Molocher) kennen, der seit seiner Geburt humpelt. Die beiden werden beste Freunde. Sie beobachten, wie das brutale Weib Pferdekrähe (Ingeborg Lapsien) die kleine Jenny (Nina Rothemund) stiehlt, einsperrt und mitnimmt. Erst jetzt erfährt Silas, dass auch er als kleines Kind von Philipp gestohlen wurde und Nanina gar nicht seine Mutter ist. Mit Hilfe des Otterjägers (Patrick Lancelot), dem ersten freundlich gesinnten Erwachsenen, holen sie sich den schwarzen Hengst zurück und reiten davon. Geld verdienen sie, indem Silas vor Publikum auf seiner Flöte spielt und Godik Holzschüsseln schnitzt.

Immer wieder begegnen sie Philipp und dem Zirkus sowie Pferdekrähe. Diese gibt sich inzwischen als Jennys Großmutter aus. Im Haus einer tauben Frau (Edith Heerdegen), die ihre Schwerhörigkeit nur vortäuscht, finden die Jungen für einige Nächte Unterschlupf und entdecken, dass die Taube Silberbarren versteckt. Weil sie dieses Geheimnis nun kennen, will die Taube sie umbringen, doch wieder entkommen sie. Sie befreien Jenny, aber Pferdekrähe stiehlt den Hengst und macht sich auf, das Silber der Tauben zu stehlen. Silas reitet auf Godiks Pony hinterher und holt sich sein Pferd abermals zurück. In der Stadt wird er ins Gefängnis gesteckt, aus dem ihn der Otterjäger befreit. Der Pferdekrähe sollen als Diebin zwei Finger abgehackt werden, doch Silas rettet sie. Er bleibt immer ein guter Mensch, lügt nie und tut keinem der Menschen ein Leid an, die ihn töten wollten, obwohl er oft die Gelegenheit dazu hat. Der derbste Fluch, der ihm entfährt, ist „Grünspan und Entendreck!“ Der dafür dauernd.

Godik und Jenny kehren in ihre Dörfer zurück, und Silas reitet allein weiter. Er rettet dem reichen Kaufmann Sandal (Hans Helmut Dickow) und seiner Frau (Evelyne Pianka) das Leben, die ihn zum Dank mit in die Hauptstadt nehmen, wo er in ihrem Palast wohnen darf. Insgeheim betrachtet Sandal den stinkenden, rauflustigen Straßenjungen Silas als guten Einfluss für seinen Sohn Japetus (Armin Schawe), der viel zu brav und verweichlicht ist. Silas tut den Sandals den Gefallen, sich fein zu kleiden, lesen zu lernen und mit zur Kirche zu gehen, fühlt sich aber noch immer bei Anna (Jeannette Granval) in der Küche wohler als am Tisch der feinen Gesellschaft. Pferdekrähe schlägt noch einmal zu und entführt Silas und Japetus, um ein Lösegeld zu erpressen, kommt damit jedoch nicht durch und landet altersschwach im Gefängnis. Silas hat noch immer Mitleid. Bein-Godik ist ihm nachgereist und hat ihn seit Tagen in der Hauptstadt gesucht. Als sie sich finden, lässt Silas die freundliche Familie und die feine Kleidung zurück, schwingt sich auf seinen Hengst und reitet mit Godik dem unvermeidlichen Sonnenuntergang entgegen.

Die sechs einstündigen Folgen liefen als ZDF-Weihnachtsserie zwischen Weihnachten und Neujahr täglich im Vorabendprogramm. Für Patrick Bach begann damit eine große Karriere als Weihnachtsserienschauspieler. Er spielte im Folgejahr die Titelrolle in Jack Holborn, war einige Jahre später der Liebling in Anna und noch einmal in Laura und Luis dabei. Shmuel Rodensky, der Darsteller des Bartolin, wurde im Abspann als „Smuel Rodensky“ aufgeführt. Die Musik kam von Christian Bruhn.

Silas gehört zu den wenigen deutschen Serien, die auch im englischen Fernsehen gezeigt wurden. Die Serie lief 1984 in synchronisierter Fassung bei der BBC (im gleichen Jahr zeigte die BBC die deutsche Originalversion von Das Boot mit Untertiteln). Auch die frühere Weihnachtsserie Timm Thaler und die spätere Patrik Pacard waren dort zu sehen, beide jedoch erst einige Jahre nach Silas.

Die Serie ist auf DVD erhältlich.

Beinharte Frage

Weißt du, wer oder was „Bein-Godik“ ist?Tine

Aber klar. Bein-Godik war der Spitzname des humpelnden besten Freundes von Silas in der ZDF-Weihnachtsserie Silas 1981, in der Silas und der Kuhhirte Godik permanent auf der Flucht vor zornigen Erwachsenen waren. Patrick Bach begann mit der Serie seine Schauspielkarriere, Lucki Molocher spielte den Kuhhirten Godik.

Schmutziger Eiertanz

Drei Millionen Zuschauer zur besten Sendezeit am Sonntagabend sind zwar nichts, womit man als Marktführer protzen könnte, aber andererseits hat man die drei Millionen Zuschauer natürlich lieber selbst, als sie der Konkurrenz zu überlassen.

Wer „Dirty Dancing“ zeigt, kann mit gut drei Millionen Zuschauern rechnen. Das ist nicht mehr sensationell, aber überraschend gut für einen zwanzig Jahre alten Film, der schon achtzehn Mal im Fernsehen gezeigt wurde (Folgetagswiederholungen nicht mitgerechnet). Vor allem sind diese drei Millionen verlässlich: Die letzten drei Ausstrahlungen erreichten nahezu identische Zuschauerzahlen, obwohl jede davon bei einem anderen Sender stattfand (siehe Tabelle weiter unten). Es ist bemerkenswert, dass ein Film, der vor zehn Jahren schon im Nachmittagsprogramm des ZDF angekommen war, plötzlich wieder ein Primetime-Quotenbringer für die zielgruppenfixierten Privatsender werden konnte. Bei fast jedem Sender ist der Film schon gelaufen.

Auf die drei Millionen treuen Zuschauer hatte sich auch schon Sat.1 gefreut. Zum Jahreswechsel wechseln mal wieder die Rechte an „Dirty Dancing“ ihren Besitzer, und gleich für den Neujahrsabend um 20.15 Uhr hatte Sat.1 den Film in seiner Feiertagsbroschüre angekündigt, die Mitte Oktober versandt wurde. Das muss wohl RTL mitbekommen und beschlossen haben: „Mensch, bis zum Jahresende haben wir den Film doch noch! Ach, komm, wir zeigen ihn einfach nochmal kurz vorher! Dann wollen ihn vielleicht nicht mehr ganz so viele sehen, wenn er fünf Wochen später bei der Konkurrenz läuft!“ Also versandte RTL am 24. Oktober eine Mitteilung über eine Programmänderung am 25. November: Statt des ursprünglich geplanten Films „Und dann kam Polly“ kommt dann „Dirty Dancing“. Es ist allein bei RTL die zehnte Ausstrahlung. „Jaja, den haben wir erst vor einem halben Jahr gezeigt. Na und?“

So könnte es gewesen sein. Und eigentlich ist das ja auch egal, denn RTL kann schließlich zeigen, was es will. Doch als handele es sich um ein Thema von äußerster Brisanz, heißt es bei RTL auf Nachfrage nur sinngemäß „Ja, ähm, weiß ich jetzt auch nicht.“ Und Sat.1, wo man zwar niemanden beschuldigen will, das Szenario aber für plausibel hält, teilt nur mit, man habe herzhaft gelacht.

Sat.1 hat sein Programm inzwischen aber ebenfalls geändert. Dort besteht angesichts der RTL-Änderung kein Grund zur Eile bei „Dirty Dancing“, die Rechte liegen für das ganze Jahr 2008 vor. Am Neujahrsabend zeigt Sat.1 stattdessen einen vergleichsweise brandneuen Film: „Forrest Gump“.

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Wir haben spaßeshalber mal sämtliche bisherigen Ausstrahlungsdaten, Sendeplätze, Sender und Einschaltquoten von „Dirty Dancing“ zusammengetragen (ohne Wiederholungen, die gleich am nächsten oder übernächsten Tag stattfanden). Diese bergen einige Kuriositäten. Die bisher 18 Ausstrahlungen verteilen sich auf sieben Sender aller Größen, nur das Erste und Kabel 1 waren noch nicht am der Reihe. Und aus unerfindlichen Gründen gab es zwischen 1999 und 2003 eine lange Dürre.

Datum Uhrzeit Sender

Mio. Zuschauer

Mittwoch,  20.12.1989 20.15 Uhr RTL

5,68

Donnerstag, 29.03.1990 20.15 Uhr RTL

2,82

Donnerstag, 18.10.1990 20.15 Uhr Tele 5

0,77

Karfreitag, 17.04.1992 19.10 Uhr RTL

3,84

Ostersonntag, 11.04.1993 20.15 Uhr RTL2

1,28

Sonntag, 03.07.1994 20.15 Uhr RTL

4,57

Samstag, 09.09.1995 20.15 Uhr RTL2

2,01

Freitag, 25.10.1996 20.00 Uhr ProSieben

4,23

Donnerstag, 01.05.1997 16.35 Uhr ZDF

2,53

Freitag, 01.05.1998 16.50 Uhr RTL

3,12

Donnerstag, 24.12.1998 20.15 Uhr RTL

3,23

Mittwoch, 31.03.1999 20.15 Uhr RTL

4,39

Freitag, 31.01.2003 20.15 Uhr ProSieben

4,20

Mittwoch, 19.11.2003 20.15 Uhr ProSieben

3,97

Mittwoch, 09.06.2004 20.15 Uhr RTL

4,37

Samstag, 26.03.2005 20.15 Uhr Sat.1

3,09

Donnerstag, 27.04.2006 20.15 Uhr VOX

3,14

Sonntag, 01.04.2007 20.15 Uhr RTL

3,16

Neu: Sonntag, 25.11.2007 20.15 Uhr RTL

3,52

Schlagwörter: , ,
Michael, 24. November 2007, 09:36.

Marges Aktion Sauberer Bildschirm

Im Vorspann zur diesjährigen Halloween-Folge der Simpsons hat Marge genug von den nervigen Werbeeinblendungen für andere Shows im laufenden Programm:

Can’t anyone just watch the show they’re watching?

Schlagwörter:
Stefan, 21. November 2007, 12:23.

Ein Tag wie jeder andere

Heute ist der von den Vereinten Nationen ausgerufene Welttag des Fernsehens. Den müsste man glatt hier würdigen, wenn wir nicht jeden Tag so täten, als sei Welttag des Fernsehens.

Michael, 21. November 2007, 07:52.

Nobel-Al Goes Internation-Al

Wie jeden Monat hat Al Gore wieder eine Auszeichnung erhalten. Diesmal: den Founders Award der International Emmys für sein interaktives Internetfernsehen Current.  Dafür erhielt er im September auch schon einen regulären Emmy.

Dann fehlen ihm jetzt wohl nur noch der Bravo-Otto und der Förderpreis der Berliner Bäckerinnung.

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Michael, 20. November 2007, 08:34.

Heckmeck

In Dieter Thomas Hecks letzter Sendung zeigte das ZDF noch einmal, dass nicht nur seinen Englisch-Simultandolmetschern oft der Sinn des Gesagten entgeht (berühmtestes Beispiel: Madonna sagt in Wetten, dass…? zu einer strickenden Dame: „Können Sie meinem Sohn einen Hut machen?“, und der Dolmetscher übersetzte es mit: „Können Sie mir da einen Sonnenhut draus machen?“), sondern auch seine Spanisch-Übersetzer.

Einem gerührten Mann attestierte Heck: „Da hat so ein knallharter Junge plötzlich ganz dicht am Wasser gebaut.“ Und nach kürzer Übersetzungspause antwortet der Mann: „Vielleicht, kann man so sagen, ja. Wir wohnen 50 Kilometer vom Strand.“

Schlagwörter: ,
Michael, 19. November 2007, 12:41.

Vermisst

Ab 18. November 2007 (RTL). Suchdoku mit Julia Leischik.

Wie weiland Jörg Wontorra in Bitte melde dich macht sich RTL auf die Suche nach Vermissten, Verschwundenen oder Unbekannten: Familienangehörige, die sich aus den Augen verloren oder noch nie gesehen haben, Auswanderer, Menschen, die das Schiksal getrennt hat und Menschen, über deren Verbleib gar nichts bekannt ist.

Die gut einstündigen Ausgaben laufen sonntags um 19.05 Uhr, jede Sendung umfasst zwei Fälle.

Bitte melde dich

1992–1998 (Sat.1). Realityreihe mit Jörg Wontorra, der im Auftrag von besorgten Verwandten oder Freunden nach Vermissten forschte. In Filmen werden Fälle von Personen vorgestellt, die spurlos verschwunden sind, seit kurzem oder auch schon jahrelang. Angehörige kommen in den Einspielern zu Wort und sprechen direkt zu dem Abgehauenen: „Bitte melde dich!“ Für die Zuschauer ist eine Telefonnummer geschaltet, unter der Hinweise zu den Verschwundenen entgegengenommen werden. In jeder Sendung wird ferner über Ergebnisse berichtet, wenn ein Vermisster nach der Sendung durch Hinweise gefunden wurde oder sich selbst gemeldet hat.

Die Sendereihe, deren Titel im Schriftzug der „Bild“-Zeitung gehalten war, lief über Jahre und insgesamt sechs Staffeln erfolgreich montags abends gegen 21.00 Uhr. Mehr als jeder vierte Fall konnte aufgeklärt werden. Die Live-Ausstrahlung ermöglichte es, dass noch während der Sendung Hinweise und Erfolge gemeldet werden konnten. Andererseits wurde dem Zuschauer angesichts mancher Verwandter, die da auftraten, auch regelmäßig klar, warum der Gesuchte einfach nicht vom Zigarettenholen zurückgekehrt war. Oft deuteten sich die Dramen der Vergangenheit an, wenn die Verlassenen unter Tränen versprachen, dass in Zukunft alles anders werden würde. In der ersten Folge flehte ein Vater von vier Kindern seine verschwundene Ehefrau an: „Brigitte, auch wenn Du uns nicht mehr magst, komm zurück!“, und lockte mit dem Zusatz: „Brauchst ja net dableim!“ (Er hatte inzwischen eine neue Freundin gefunden.) Für verschärften Druck sorgte eine Psychologin im Studio.

Außer in dieser Sendung forschte Wontorra auch in Erben gesucht und Aus den Augen verloren.

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