Show & Co mit Carlo

1984—1986 (ZDF). 90-minütige Musikshow mit Carlo von Tiedemann und vielen Studiogästen mit ihren Liedern.

Tiedemann begrüßte anfangs deutsche und internationale Stars und plauderte mit ihnen, aber auch ohne sie. Nach gut einem Jahr versuchte er ein neues Konzept mit ausschließlich deutschen Gästen. Letztendlich scheiterte die Show an ihrem Sendeplatz. Sie lief donnerstags um 19.30 Uhr im Wechsel mit Dalli Dalli und Der große Preis und musste sich deshalb mit diesen Shows messen lassen. Die Musiksendung wurde schließlich von der Spielshow Ihr Einsatz, bitte abgelöst.

ZDF-Magazin

1969–1988 (ZDF). „Informationen und Meinungen zu Themen der Zeit“. Politmagazin von und mit Gerhard Löwenthal.

Das ZDF-Magazin war das rechtskonservative Gegenstück zu den linksliberalen Politmagazinen. In der ersten Sendung formulierte Löwenthal seine Kampfansage an den Zeitgeist: „Unerbittlich“ werde sein Magazin nach „schadhaften Stellen in unserer Demokratie fahnden“ und „unabhängig, entschieden und furchtlos“ Stellung beziehen. Gegenüber den vermeintlich linken Magazinen hatte das ZDF-Magazin einen entscheidenden Vorteil: die Rückendeckung durch die Senderspitze. Die Positionierung als Gegenpol zu Panorama hatte Intendant Karl Holzamer ausdrücklich gutgeheißen, und Löwenthal, der zuvor fünf Jahre ZDF-Korrespondent in Brüssel gewesen war, hatte sich vertraglich zusichern lassen, dass er die Sendung nach eigenen Vorstellungen gestalten konnte, direktes Vortragsrecht beim Intendanten bekam und nur dem Chefredakteur Rechenschaft schuldete.

Löwenthal trat auch bei Wahlkampfkundgebungen und Parteitagen von CDU und CSU auf. Senderinterner Widerstand gegen die Sendung kam nicht von oben, sondern von unten. 1970 forderte die Redakteursversammlung des ZDF die Umbenennung der Sendung, weil sie suggeriere, dass sie für die politische Ausrichtung des ganzen Senders stehe. 1971 forderte eine Gruppe von Redakteuren Löwenthal auf, sich von rechtsextremen Äußerungen einiger Mitarbeiter zu distanzieren. Löwenthal tat dies nicht. Daraufhin baten neun von 13 Redakteuren der Sendung um ihre Versetzung; u. a. gingen Knut Terjung, Günter Ederer und Jürgen R. Meyer.

Löwenthal profilierte sich mit scharfem Antikommunismus und griff in seinen Sendungen über die Jahre vor allem die Studentenbewegung („rote Psychoterroristen“), die sozialdemokratischen Vertreter der neuen Ostpolitik („kommunistische Agenten“), die Friedensbewegung („Moskauer Partisanen“), westdeutsche Schriftsteller wie Heinrich Böll („Sympathisanten des Linksfaschismus“), vor allem aber immer wieder die DDR an. Er tat dies, wie die „Süddeutsche Zeitung“ schrieb, „mit immer grimmigem Gesicht und in einem Tonfall, als hätten die Kommunisten soeben die Sendeanstalt besetzt“. Am „Tag der Menschenrechte“ am 10. Dezember 1975 strahlte das ZDF-Magazin erstmals „Hilferufe“ von DDR-Bürgern aus, die in den Westen wollten. Die Aktion geriet in die Kritik, weil sie die genannten Bürger möglicherweise gefährdete. Andererseits hatte die Sendereihe außerordentlich viele Zuschauer in der DDR, die in ihr einen Vertreter ihrer Interessen sahen.

Im Februar 1976 startete die SPD einen Interviewboykott gegen das ZDF-Magazin. Herbert Wehner nannte Löwenthal einen „internationalen Störenfried“, Willy Brandt schimpfte ihn einen „Schreibtischtäter“. Im September 1980 zog sich Löwenthal, der 1979 das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten hatte, dann doch einen Tadel des Intendanten zu, weil er mit der Parteinahme für Franz-Josef Strauß eindeutig gegen die Richtlinien zu Stellungnahmen im Wahlkampf verstoßen habe.

Außer Löwenthal moderierte seit 1971 immer wieder Fritz Schenk. Am 23. Dezember 1987 moderierte Löwenthal zum letzten Mal: Mit 65 Jahren hatte er die Altersgrenze erreicht und wurde, wie er es auch Jahre später noch nannte, „unter dem Druck des Linkskartells in die Zwangspensionierung geschickt“. Sein Nachfolger als Leiter der Sendung wurde Bodo H. Hauser. Den Abschied von ihrem Erfinder überlebte die Sendung nicht lange: Nach 591 Ausgaben mit rund 2600 Beiträgen wurde sie durch Studio 1 ersetzt. In der letzten Sendung blickten Helmut Schmidt und Rainer Barzel auf die Politik der zurückliegenden 20 Jahre zurück.

Das ZDF-Magazin lief erst wöchentlich, ab Oktober 1973 vierzehntäglich im Wechsel mit Bilanz mittwochs um 20.15 Uhr. Die dramatischen Streicherklänge der Titelmusik stammen aus dem „Konzert für Orchester“ des polnischen Komponisten Witold Lutoslawski.

Dr. Sommerfeld – Neues vom Bülowbogen

1997–2005 (ARD). Dt. Arztserie von Ulrich del Mestre.

Fortsetzung von Praxis Bülowbogen: Nachdem sich Dr. Brockmann zur Ruhe gesetzt hat, übernimmt Dr. Peter Sommerfeld (Rainer Hunold) die Praxis am Bülowbogen in Berlin und bringt gleich ein komplett neues Team mit: die Sprechstundenhilfe Uschi (Sybille Heyen), Schwester Elke (Nana Spier) und die Laborantin Sabine (Tanja Geke) arbeiten mit in der Praxis, Carmen Williams (Dorothée Reinoss) chauffiert ihn zu den Hausbesuchen, und Fahrradkurier Atze Schneider (Sven Riemann) besorgt Medikamente. Peter Sommerfeld ist mit Claudia (Michèle Marian) verheiratet, mit deren Vater Kurt Schröder (Klausjürgen Steinmann) er ständig im Clinch liegt. Gemeinsam haben Peter und Claudia eine Tochter namens Nina (Alina Merkau), die anfangs elf Jahre alt ist. Die alte Haushälterin Hanna Schulze (Gudrun Okras) kümmert sich um alles. Zwischen Dr. Sommerfeld und seiner Frau kriselt es; sie betrügt ihn. Sie lassen sich scheiden, und Sommerfeld wird nach einiger Zeit mit seiner neuen Freundin Katja Franke (Marijam Agischewa) glücklich, einer Krankenschwester. Anfang 2002 macht er ihr einen Heiratsantrag, daraus wird jedoch nichts. Sommerfeld nimmt vorübergehend den Jungen Oskar Waida (Christoph Emanuel Oehme) als Pflegesohn auf.

Die Konstellation in der Praxis hat sich geändert: Uschi und Sabine sind weg, Meliha (Suzan Demircan) ist jetzt da, und die private Konstellation ändert sich auch: Sommerfeld lernt seine neue Nachbarin Caroline Basten (Daniela Hoffmann) kennen, eine Fotografin. Die beiden werden ein Paar, und die chaotische Anti-Hausfrau Caroline wird außerdem eine gute Freundin für Nina, die inzwischen fast volljährig ist und zwischendurch ein Jahr im Ausland war. Luca Perugini (Michele Oliveri) gehört das Restaurant „Sole e mare“ gleich bei Sommerfeld ums Eck, ist dessen bester Freund und nennt ihn „Lupo“. Im Dezember 2004 beschließt Sommerfeld, Caroline auf eine längere Dienstreise zu begleiten, die in einem Bildband resultieren soll, und seine Praxis vorübergehend zu schließen.

Personell erinnerte zwar nichts mehr an die Vorgängerserie, doch der Vorspann war vertraut, weil die alte Titelmusik beibehalten wurde. Die Mischung aus Praxis- und Privatgeschichten, Mull und Lull, blieb ohnehin bestehen. Die einstündigen Folgen liefen über Jahre samstags am Vorabend. Den Sprung in die Primetime schaffte die Serie eher aus Versehen. Als die ARD nach mehr als einem Jahrzehnt die Rechte an der Fußball-Bundesliga zurückerwarb, fiel der bisherige Sendeplatz weg, weil dort nun wieder die Sportschau lief. Nachdem etliche bereits abgedrehte Folgen schon eine Weile herumgelegen hatten, wurden sie schließlich im Herbst 2004 dienstags um 20.15 Uhr gezeigt, die letzte, Folge 138, am 14. Dezember 2004. Danach kam Sommerfeld ab 28. Januar 2005 mit einer losen Reihe von 90-minütigen Fernsehfilmen zurück. Er führt jetzt eine Gemeinschaftspraxis mit Dr. Irene Kürschner (Nina Hoger). Privat steht er zwischen zwei Frauen, die um ihn buhlen: Irene und die PR-Agentin Nora Hansen (Anja Kruse). Von Caroline keine Spur.

Der 7. Sinn

1966–2005 (ARD); seit 2005 (WDR). Dreiminütige Ratgebersendung mit Tipps zum Verhalten im Straßenverkehr.

In Kooperation mit der Deutschen Verkehrswacht warnte Der 7. Sinn vor Risiken auf der Straße oder dem, was er dafür hielt, z. B. Frauen. Die könnten nämlich beispielsweise „Distanzen schlechter einschätzen als Männer“. Weitere Originalzitate aus den 70er-Jahren: „Es gibt falsche Verhaltensweisen, die besonders häufig bei Frauen beobachtet werden. Zum Beispiel Nichtbeachten der Vorfahrt.“ – „Frauen fahren meist vorsichtiger als Männer, weil ihnen die Übung fehlt. Sie behindern dann den fließenden Verkehr.“ – „Viele Frauen scheuen das Anlegen des Sicherheitsgurts, weil sie Angst um ihren Busen haben. Diese Sorge ist unnötig, sagen Mediziner, wenn der Gurt richtig sitzt.“

Darüber hinaus wurden Themen behandelt, die auch im theoretischen Fahrprüfungsbogen eine Rolle spielten. Es ging um richtiges Abbiegeverhalten, vorausschauendes Fahren bei der Gefahr von Wildwechsel, Vorsicht bei schlechter Witterung und darum, dass es bei total vereisten Scheiben nicht ausreicht, ein Guckloch ins Eis zu hauchen. Vor allem aber wurde gezeigt, wie Unfälle verhindert werden können, oder genauer: wie Unfälle aussehen, wenn sie nicht verhindert werden. Zur Produktion der kurzen erklärenden Einspielfilme wurden allein in den ersten 30 Jahren mehr als 1000 Autos zu Schrott gefahren. Dazu wurden Altautos benutzt, die aber neu lackiert waren. 1973 kostete das 100 DM pro Wagen.

Off-Sprecher der Hinweise war Egon Hoegen, dessen Stimme auch den Internationalen Frühschoppen eingeleitet hatte. Das Konzept stammte von Alfred Noell auf Initiative von Günter Wind, dem damaligen Präsidenten der Deutschen Verkehrswacht. Die markante dramatische Titelmusik zur gezeichneten Verkehrsampel stammt von Kenny Clarke und France Boland und ihrer Bigband.

Der 7. Sinn musste seinen Sendeplatz mehrfach räumen und umziehen, lief aber fast immer im Abendprogramm. Er startete am Freitag um 21.45 Uhr direkt nach dem Krimi, um für das wichtige Thema hohe Zuschauerzahlen zu erreichen, gab ein kurzes Gastspiel am Montag, erlebte 1978 einen dramatischen Quoteneinbruch am Freitag um 17.50 Uhr und zog schließlich für sehr lange Zeit auf den Donnerstag, wo er mal um 20.15 Uhr direkt nach der Tagesschau, mal um 21.00 Uhr direkt vor der Show gezeigt wurde. Im November 1994 wurde 18.05 Uhr am Sonntag die neue Heimat. Als die ARD im März 2005 ihren frühen Sonntagabend umbaute, um dort den Bericht aus Berlin unterzubringen, war für den 7. Sinn kein Platz mehr. Er wurde nun nur noch in den Dritten Programmen ausgestrahlt. Eine Einstellung sei nicht geplant, hieß es bei der ARD, die Sendung sei „nicht wegzudenken“. Allerdings war ihr plötzliches Fehlen anscheinend auch niemandem aufgefallen …

Die Beiträge wurden in etliche andere Länder verkauft, anfangs auch kostenlos als Entwicklungshilfe afrikanischen Staaten zur Verfügung gestellt.

Die Produktionsfirma Cine Relations von Alfred Noell produzierte auch fast alle anderen Verkehrssendungen im deutschen Fernsehen wie Verkehrsarena oder So läuft’s richtig.

Ihr Musikwunsch

1969–1991 (ZDF). Musikshow am Wochenende.

Zu den Moderatoren gehörten Elfie von Kalckreuth, Erika Köth, Monika Maynert, Trudeliese Schmidt, Norbert Ely und Christian Boesch. Die erfüllten Zuschauerwünsche standen meistens unter einem Oberthema, z. B. „Frühlingslieder“ oder Opernfilme.

Die Sendung war während ihrer langen Laufzeit immer mal wieder Bestandteil von Das Sonntagskonzert am Sonntagmittag, lief aber oft auch als eigene Reihe am Sonntag- bzw. Samstagnachmittag und war erst 60, später 45 Minuten lang.

Tierisch jauchzender Jauch

Bei Frank Elstners unglaublichem Quiz der Tiere im Ersten tritt trete Günther Jauch gerade zum ersten Mal als Quizkandidat auf, was wie der Ansager schon im Vorspann betonte behauptete. Wenn man aber sieht, wie aufregend Günther Jauch das offensichtlich findet und wie viel Spaß er daran hat, drängt sich die Frage auf, ob sich bisher vielleicht einfach niemand getraut hat, ihn zu fragen.

Ebenfalls bemerkenswert: Die Begeisterung, mit der Jauch auf Anfrage von seinem eigenen Quiz erzählt, zeigt, wie viel Spaß er an seinem Job und auch nach 700 Ausgaben noch immer an Wer wird Millionär? hat. Das macht ihn noch sympathischer als er ohnehin schon ist.

Nachtrag 21.57 Uhr:
Ach so… Produzent der Sendung war die Firma I & U TV, deren Alleingesellschafter Günther Jauch ist. Dann hat er sich also selbst gefragt, ob er Kandidat werden will.

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Michael, 15. November 2007, 20:43.

Disco

1971–1982 (ZDF). „Hits und Gags mit Ilja Richter“. 45-minütige Popmusikshow mit Ilja Richter, dem damals jüngsten Entertainer im deutschen Fernsehen. Richter war 18 Jahre alt, als die Reihe begann. Seit er 16 war, hatte er bereits 4-3-2-1 — Hot And Sweet moderiert, dessen Nachfolgesendung Disco war.

Disco lief alle vier Wochen samstags, zunächst um 18.45 Uhr, dann um 18.00 Uhr, ab 1975 wegen des großen Erfolgs näher am Hauptabendprogramm um 19.30 Uhr. Interpreten spielten im Studio ihre aktuellen Hits, die Bandbreite reichte von Julio Iglesias und Michael Holm bis zu Deep Purple und den Rolling Stones.

Internationale Stars, die nicht in die Sendung kamen, waren in Videoeinspielungen mit ihren Songs zu sehen. Ein weiterer Einspielfilm porträtierte pro Ausgabe ausführlich einen Star. Dazu gab es gesungene und gespielte Sketche mit Ilja Richter und Gästen, die teils live, teils vorproduziert waren. Neben den Gästen war Richters Schwester Janina regelmäßige Sketchpartnerin. Bei einem Quiz konnten die Fernsehzuschauer als Hauptpreis einen Besuch in der nächsten Sendung gewinnen.

Jede Sendung begann zunächst mit dem Auftritt einer Band, bevor Richter zum ersten Mal die Bühne betrat. Zu Begrüßung rief er: „Hallo Freunde!“, und das Studiopublikum rief zurück: „Hallo Ilja!“ Wenn der Gewinner des Preisrätsels bekannt gegeben wurde, rief Richter: „Licht aus“ (und alle riefen: „Whom! “) – „Spot an!“ (alle: „Yeah! “), und ein verschüchtertes Etwas saß vor den Augen der Öffentlichkeit zaghaft winkend im Lichtkegel.

Disco wurde die mit Abstand populärste Musiksendung des westdeutschen Fernsehens. Zur Überraschung aller Beteiligten war die Sendung nicht nur bei der anvisierten Zielgruppe der Teenager ein großer Erfolg, auch viele ältere Menschen schauten zu. Der anfängliche Untertitel „Musik für junge Leute“ wurde nach dieser Erkenntnis ab 1973 gestrichen, ältere Zuschauer wurden sogar gezielt ins Studio eingeladen. Jeder Besucher bekam eine „Aufwandsentschädigung“ von 25 DM.

Insgesamt schalteten durchschnittlich 20 Millionen Menschen ein. Das verwundert angesichts der obskuren Mischung der auftretenden Künstler ebenso wie im Hinblick auf die Qualität der Comedyeinlagen. Die Sketche zeichnete eine verheerende Experimentierfreude mit der neuen Technik der Blue Box aus, die Moderationen ein skrupelloser Hang zum Kalauer um jeden Preis. In einer Sendung sagte Richter, offenbar motiviert durch die Olympischen Spiele in München: „Als Moderator fuhr er hin, als Champignon kam er zurück. Um mit den Olympischen Ringen zu sprechen: O, O, O, O und O. Das Publikum hat die Tribünen voll gemacht, und alle haben ’ne Fahne.“

Spontane Gespräche mit den Bands begannen gern damit, dass der Moderator sich von einer Sängerin fragen ließ, wie er heiße, und er antworte. „Ilja. Riecht er?“ Richter war zwar jugendlich-locker, was seinen Moderationsstil anging, unterschied sich aber von anderen Jugendmoderatoren durch seine Kleidung, die völlig unjugendlich stets aus einem korrekten Anzug mit Fliege bestand. Natürlich war Richter viel zu dürr, als dass dieser hätte ordentlich sitzen können.

Der Sendetitel beinhaltete noch die jeweils auf zwei Stellen gekürzte aktuelle Jahreszahl, z. B. Disco ’76. Insgesamt liefen 133 Ausgaben. Nach dem Ende der Reihe war auch Richters Fernsehkarriere im Alter von 29 Jahren weitgehend zu Ende. Er wirkte zwar danach in vielen Shows, albernen Filmen oder Bühnenstücken mit, bekam aber nie wieder eine eigene regelmäßige Sendung. Im Sommer 1994 liefen als Das Beste aus Disco sechs Zusammenschnitte seiner Erfolgsshows im ZDF.

Beat-Club

1965—1972 (ARD). Popmusikshow mit Uschi Nerke und Live-Auftritten angesagter Bands.

Es begann mit einer Warnung und einer Entschuldigung: Der damalige Hörfunksprecher Wilhelm Wieben, 30 Jahre jung, aber korrekt im Anzug mit Krawatte, sagte an: „Guten Tag, liebe Beat-Freunde. Nun ist es endlich so weit. In wenigen Sekunden beginnt die erste Show im Deutschen Fernsehen, die nur für euch gemacht ist. Sie aber, meine Damen und Herren, die Sie Beat-Musik nicht mögen, bitten wir um Ihr Verständnis: Es ist eine Live-Sendung mit jungen Leuten für junge Leute. “

Die Show lief einmal im Monat am Samstagnachmittag, war eine halbe Stunde lang und wurde vor 500 Live-Zuschauern aus einem Garagenstudio in Bremen gesendet, das mitten in einem Wohngebiet lag. Dies brachte der Show Ärger mit lärmbelästigten Nachbarn ein, die die Polizei riefen. In den ersten Monaten fingen Nerke und Regisseur Michael Leckebusch noch tourende Bands ab, hauptsächlich Gruppen aus Großbritannien, und zerrten sie in ihre Sendung. Vor allem beim jungen Publikum schlug die Sendung sofort ein, und der Erfolg sprach sich herum, so dass nun auch große Stars in die kleine Garage kamen, darunter Joe Cocker, die Rolling Stones, die Hollies, The Who oder Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich. Nerke, die zu Beginn der Reihe 21 Jahre alt war und noch studierte, hatte bereits Schlager gesungen und setzte nun mit ihrer Kleidung einen modischen Trend: High Heels und Miniröcke wurden in ganz Deutschland populär. Ab Herbst 1968 wurde die Sendezeit wegen des großen Erfolgs auf eine Stunde verdoppelt, zur Musik kamen Beiträge und Umfragen zu aktuellen Themen. Die Jugendredaktion des WDR beteiligte sich ab jetzt an der Sendung von Radio Bremen. Ab 1970 kam die zur Musik passende poppige Optik endlich in vollem Ausmaß zur Geltung, da seitdem in Farbe gesendet wurde.

Vorbild der Show war das britische Format „Ready, Steady, Go!“. Das deutsche Konzept hatte Leckebusch mit Gerd Augustin entwickelt, damals Discjockey im Bremer Twen-Club. Augustin war in den ersten sieben Sendungen Co-Moderator von Uschi Nerke. Auch später hatte sie häufig erfahrene Männer an ihrer Seite: Dave Lee Travis, damals beim Piratensender „Radio Caroline“ und später bei der BBC, Dave Dee von Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich sowie den BFBS-Moderator Eddie Vickers.

Titelmusik war zunächst „Rinky Dink“ von Sounds Incorporated, ab 1968 „A Touch Of Velvet, A Sting Of Brass“ von Mood Mosaic. Zusätzlich zu den regulären Ausgaben wurden Specials gesendet, die sich jeweils mit nur einer Band oder einem Star befassten. Nachfolgesendung wurde der Musikladen.

4-3-2-1 — Hot And Sweet

1966–1970 (ZDF). Monatliche 45-minütige Popmusiksendung am Samstagnachmittag mit den aktuellen Hits englischsprachiger Postars live im Studio und als Filmzuspielung (Startkommando: „4-3-2-1!“).

Die Show war die Antwort des ZDF auf den erfolgreichen Beat-Club in der ARD. Zuerst moderierte Lotti Ohnesorg, dann Alf Wolf. 1969 übernahmen Susanne Doucet und Ilja Richter und fingen an, zwischen den Songs Sketche zu spielen. Richter war mit 16 Jahren Deutschlands jüngster Fernsehmoderator. Er wurde spätestens mit der Nachfolgesendung Disco zum Star, die er allein moderierte. Doucet wurde vom ZDF gefeuert, weil sie gleichzeitig in ihrem Heimatland Schweiz eine ähnliche Sendung moderierte, die das ZDF als Konkurrenz betrachtete.

Fernsehen für laue Sommerabende

Merkzettel: Eine Serie wird nicht allein dadurch spannend, dass die Hintergrundmusik so ähnlich klingt wie in 24 und man dauernd eine Uhr zeigt.

Die Spannung in der neuen Sat.1-Actionserie Deadline – Jede Sekunde zählt über ein Krisenteam der Berliner Polizei geht ein wenig dadurch flöten, dass die Deadlines sehr willkürlich und an den Haaren herbeigezogen wirken und sie sich zudem im Lauf einer Episode mehrmals ändern.

Ebenfalls merkwürdig: Ausgerechnet eine Deadline wird bis zur allerletzten Sekunde ausgereizt, die sich auf einen durchschnittlichen ungefähren Erfahrungswert bezieht: Wie viele Stunden Zeit hat man, Menschen aus einem geschlossenen Kühlraum zu befreien, bevor sie erfrieren? Fraglich, ob der Körper sich in diesem Fall an den sekundengenauen Durchschnitt gehalten hätte.

Auch sonst schafft es Sat.1, völlig an der Realität vorbeizusenden, weil es bei der Produktion wieder völlig egal war, wann etwas ausgestrahlt wird. Deshalb wird uns heute eine ohnehin völlig unnötige Off-Stimme, die einen Radiomoderator darstellen soll, aber noch unbeholfener klingt als viele tatsächliche Radiomoderatoren, am Anfang und Ende der heutigen Episode vorstöhnen, wie entsetzlich heiß es doch in Berlin ist, und dann passend dazu einen tollen Sommerhit ankündigen. Irgendwann kündigt auch mal jemand die besten Hits der 90er an und spielt dann einen Song der Eurythmics aus dem Jahr 1985. Gehen wir gutwillig einfach davon aus, dass die Produzenten damit dilettantische Dudelradios parodieren wollten und nicht selbst die Dilettanten sind. Aber das nur am Rande.

Das gesagt, ist Deadline beim besten Willen keine Offenbarung, aber die Angela-Merkel-Ähnlichkeitsfrisur der klischeehaften Kriminaldirektorin (Katharina Thalbach) eine Erwähnung wert und die Serie an sich zumindest nicht langweilig. Sonst hätte ich mir bestimmt nicht alle drei Folgen angesehen, die Sat.1 vorab verschickt hat.

Deadline – Jede Sekunde zählt, donnerstags um 20.15 Uhr in Sat.1

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Michael, 15. November 2007, 07:25.
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