In Memoriam Tana Schanzara

Zwischen Sigi Harreis, Horst Tappert und Peter Steiner ist der Tod des Ruhrgebiets-Originals Tana Schanzara ein wenig untergegangen. Das ist ungewöhnlich. Tana Schanzara spielte zwar meistens nur Nebenrollen, fiel damit aber immer auf. Vor allem war sie in Filmen zu sehen, aber auch in den Fernsehserien Hagedorns Tochter, Dreifacher Rittberger, 6 Richtige und Medienklinik wirkte sie mit. „Omma“ oder „Putzfrau“ in jeweils mehreren Inkarnationen waren ihre Paraderollen.

Der folgende Ausschnitt stammt aus Hape Kerkelings Film „Club Las Piranhas“.

Tana Schanzara starb am vergangenen Freitag, als sie 83 Jahre alt wurde.

Michael, 23. Dezember 2008, 16:45.

Medienklinik

1978–1979 (ARD). 8-tlg. dt. Comedyserie, Regie: Stefan Bartmann.

In der Medienklinik liegen Opfer von Funk, Film, Fernsehen, Presse, Buch oder Musik. Wer am gedruckten oder gesendeten Wort erkrankt ist, wird hier behandelt und manchmal sogar geheilt. Die Medizin ist auf dem neuesten Stand: Gleich in der ersten Folge bekommt ein Patient das bildschirmfreie Fernsehen eingepflanzt. Es kümmern sich: Der Chefarzt (Konrad Georg), der Oberarzt (Karl Heinz Vosgerau), der Assistenzarzt (Jochen Busse), die Oberschwester (Gisela Trowe), die Stationsschwester (Tana Schanzara), der Pfleger (Erich Uhland) und der Pförtner (Benno Hoffmann). Letzterer kümmert sich vor allem darum, dass prominente Anrufer abgewimmelt werden. Die Oberschwester ihrerseits muss einen Beerdigungsunternehmer abwimmeln, der sie am Umsatz beteiligen will. Und der Oberarzt schreibt nebenbei an einem Buch über Pfusch am Patienten – und führt dafür seinen Verleger durch die eigene Klinik.

Die halbstündigen Folgen liefen in loser Folge am Montagabend um 22.00 Uhr.

6 Richtige

1983–1984 (ARD). 26-tlg. dt. Sitcom von Peter Jacob, Regie: Stefan Bartmann.

Das Ehepaar Richtig (Corinna Genest und Horst A. Fechner) hat alles, was man braucht: zwei Söhne Helmut (Peter Nottmeier) und Gregor (Dirk Saur), eine Tochter Barbara (Ellen Schulz), einen „Oppa“ (Benno Hoffmann) und sogar eine Putzfrau (Tana Schanzara). Lediglich ein Handwerker wäre noch nützlich, denn bei der chaotischen Familie geht oft genug etwas zu Bruch. Dass Oppa die Klingel aus der Wand reißt, wenn er zu Besuch kommt, ist noch einer der kleineren Schäden. Beim Versuch einer Renovierung stürzt auch schon mal eine ganze Wand ein. Und selbst wenn keine materiellen Schäden entstehen, verlaufen auch die anderen Alltagsabenteuer selten ruhig und geordnet.

Die Serie wurde vor Publikum aufgezeichnet. Die halbstündigen Folgen liefen im regionalen Vorabendprogramm.

Hagedorns Tochter

1994 (ZDF). 12-tlg. dt. Familienserie.

Die 25-jährige Studentin Helke Hagedorn (Anja Kling) kämpft für den Erhalt der Gewürzhandlung ihres verwitweten Vaters Paul (Hansjörg Felmy). Ihre Tante Ria (Carola Regnier) schaut eifersüchtig zu, wie Helke erste Erfolge hat. Der Konkurrent Neithard Butenschön (Rainer Goernemann) will Hagedorns Laden übernehmen und schreckt vor nichts zurück. So versucht er, Rias Sohn Martin (Ingo Hülsmann) zu erpressen. Helke verhandelt derweil mit Geschäftspartnern, darunter Karl-Georg Balinger (Günther Maria Halmer), genannt KGB, und nach dessen Tod mit Leo Lansky (Hanno Pöschl). Lilo Grothe (Eva Christian) ist die treue Buchhalterin der Firma, Viktor Siemer (August Zirner) ist Helkes Freund, Dr. Edith Elling (Claudia Wedekind), Doris Roth (Petra Zieser) und Frieda Ackermann (Tana Schanzara) sind gute Freundinnen von Helke.

Die 50-Minuten-Folgen liefen im Vorabendprogramm um 19.25 Uhr.

Dreifacher Rittberger

1987 (ARD). 5-tlg. dt. Comedyserie von Elke Heidenreich, Regie: Bernd Schroeder.

Drei Frauen aus drei Generationen der Familie Rittberger leben unter einem Dach und meistern den Alltag mit Humor: Omma (Tana Schanzara), Lore (Maria-Grazia Kinsky) und Betty (Roswitha Wolf).

Die halbstündigen Folgen liefen montags abends.

In Memoriam Peter Steiner

Man kann sich das heute nicht mehr vorstellen, aber in den frühen 90er-Jahren war der kleine, dickliche, schnauzbärtige, damals 65 Jahre alte Bayer Peter Steiner einer der größten und wichtigsten Stars des deutschen Privatfernsehens.

RTL warb den Volksschauspieler 1992 von Sat.1 ab, wo seine Bauernschwänke im eigenen Theaterstadl vorher gelaufen waren, und programmierte die vorhersehbaren Stücke drei Jahre lang fast jeden Samstagabend. Die Ausstrahlungen waren höchst erfolgreich (und darüber hinaus unglaublich preiswert), und Steiner, der sich als Regisseur stets selbst in der Hauptrolle des hinterlistigen Grantlers besetzte, wurde A-Prominenz und Zugpferd von RTL. Der Sender machte ihn zusätzlich zusammen mit seiner Tochter Gerda zum Moderator seiner Volksmusik-Primetime-Sendung Heimatmelodie und gab ihm seine eigene Freitagabend-Sitcom Zum Stanglwirt, die im Grunde genauso war wie der Theaterstadl, aber nur ein Viertel so lang und dafür mit doppelt so vielen Zuschauern. Neun Millionen Menschen schalteten ein, so viele wie bei wenig anderen Sendungen im Privatfernsehen.

Das ist im Nachhinein deshalb so unglaublich, weil es sich um Späße handelte, die nach heutigem Privatsenderhumorverständnis gar keine sind, und über die Menschen lachten, die heute tot oder MDR-Zuschauer sind. Bauerntheater und Volksmusik gehörten noch vor 15 Jahren zu den wichtigsten Stützen von RTL, und Peter Steiner war der größte Star, der daraus hervorging.

Auch im Nachtprogramm von RTL und Sat.1 war Steiner damals dauerpräsent, denn dort rotierten in Wiederholungsschleife die 70er-Jahre-Bumsklassiker wie „Liebesgrüße aus der Lederhose“, „Zum Gasthof der spritzigen Mädchen“ oder „Lass jucken Kumpel 5″, in den Steiner vor seiner Theaterstadl-Karriere meist den Bürgermeister, den Wirt oder den Sepp gespielt hatte.

Peter Steiner starb gestern im Alter von 81 Jahren.

Michael, 23. Dezember 2008, 11:09.

Zum Stanglwirt

1993–1995 (RTL); 1995–1997 (Super RTL). 41-tlg. dt. Sitcom.

Der grantige Urbayer Peter Stangl (Peter Steiner sen.) ist der Besitzer des Wirtshauses „Zum Stanglwirt“. Zu dem Familienbetrieb gehört auch eine Metzgerei. Die Großfamilie besteht neben Peter aus seiner Frau Erna (Erna Wassmer), dem ältesten Sohn Stefan (Egon Biscan), dessen Frau Christa (Christiane Blumhoff), ihren Kindern Steffl (Winfried Frey) und Silvie (Petra Auer), Peters und Ernas Sohn Thomas (Rudi Decker) sowie Peters Schwester Leni (Gerda Steiner-Paltzer), die ebenfalls bei Stangls wohnt. Im Betrieb arbeiten die vorlaute Gerdi (Gerda Steiner jun.) und Kellner Toni (Frank Schröder), auf den Silvie ein Auge geworfen hat. Mit dem Bürgermeister (Manfred Maier), dem Pfarrer (Wolfgang Völz), dem Kaplan (Hansi Kraus) und anderen Bewohnern des Orts legt sich Peter Stangl regelmäßig an, weil er sich immer wieder gegen Vorhaben der Gemeinde, etwa Baumaßnahmen, stellt.

Das komplette Ensemble aus Peter Steiners Theaterstadl spielte die Hauptrollen in dieser Serie, die als Kurzaufführungen auch in dem Theater aufgezeichnet wurden. Die halbstündigen Folgen liefen mit sensationellem Erfolg freitags um 21.15 Uhr bei RTL. Steiners Truppe erreichte fantastische neun Millionen Zuschauer und damit die doppelte Quote der regulären Aufführungen des Theaterstadls. Dennoch setzte RTL im Zuge einer Programmreform 1995 alle Sendungen mit Steiner ab. Zehn noch nicht gesendete Folgen liefen etwas später erstmals bei Super RTL, wo die Serie auch mehrfach wiederholt wurde.

Unser kleines Theater

1989–1991 (Sat.1); 1989–1991 (RTL). Dachmarke für bayerische Volkstheaterschwänke, die von der Produktionsfirma Unser kleines Theater parallel für RTL und Sat.1 hergestellt wurden. RTL zeigte Komödien aus dem Berchtesgadener Bauerntheater, Sat.1 aus Peter Steiners Theaterstadl. Beide Reihen liefen ungefähr monatlich.

1992 kaufte RTL der Konkurrenz Peter Steiners Theaterstadl weg, und Sat.1 zeigte stattdessen das Chiemgauer Volkstheater. Die Dachmarke verschwand auf beiden Sendern.

Peter Steiners Theaterstadl

1989–1991 (Sat.1); 1992–1994 (RTL); 1995–2000 (Super RTL). Bayerisches Volkstheater.

Die Bauernschwänke setzten sich aus den Grundbausteinen Liebe, Verwechslungen, Schadenfreude und Hochzeiten zusammen und beinhalteten grundsätzlich einen hinterlistigen alten Grantler (Peter Steiner sen.), ein fesches Maderl (typische Besetzung: Manuela Denz), eine vorlaute Resolute (Gerda Steiner jun.) und einen Hausdeppen (Erich Seyfried). Weitere Mitglieder des Ensembles waren Erna Wassmer, Gerda Steiner-Paltzer, Egon Biscan, Rudi Decker, Winfried Frey, Petra Auer, Peter Steiner jun. und Franz Huber.

Peter Steiner sen., ein kleiner Mann mit Bäuchlein, schütterem grauem Haar und Schnauzbart, ließ die Stücke im hauseigenen Theater aufführen, spielte selbst die Hauptrolle, führte Regie und bearbeitete die Textvorlagen, indem er z. B. alle Probleme herausstrich, denn: „Probleme haben im Volkstheater nichts verloren.“

In früheren Jahren war Steiner sen. bereits im späteren Abendprogramm von Sat.1 und RTL zu sehen gewesen: In 70er-Jahre-Bumsklassikern wie „Liebesgrüße aus der Lederhose“, „Zum Gasthof der spritzigen Mädchen“ oder „Lass jucken Kumpel 5“ hatte er meist den Bürgermeister, den Wirt oder den Sepp gespielt.

Unter der Dachmarke Unser kleines Theater liefen die Stücke des Theaterstadls mit beachtlichem Erfolg montags um 21.00 Uhr in Sat.1, doch erst der Wechsel zu RTL machte Steiner zum Star. RTL zeigte jeden Samstag um 20.15 Uhr eine Aufführung, und zwar einmal im Monat eine neue und dazwischen Wiederholungen. Der Sender erreichte damit bis zu sechs Millionen Zuschauer.

RTL war derart von den Steiners begeistert, dass man mit ihnen weitere Sendungen produzierte. Mit dem kompletten Ensemble wurde die Comedyserie Zum Stanglwirt gedreht, die sogar noch höhere Einschaltquoten erreichte. Außerdem wurden Peter Steiner sen. und seine Tochter Gerda Steiner jun. Moderatoren der Volksmusiksendung Heimatmelodie. Beigeistert war der Sender auch von den Produktionskosten, die laut RTL-Redakteur Friedemann Beyer „lächerlich niedrig“ waren, was sie nach Meinung vieler Kritiker mit dem Niveau der Schwänke gemeinsam hatten. Eine Minute Theaterstadl kostete 3000 DM, eine Minute Fußball beispielsweise 20 000 DM.

Nach knapp drei Jahren setzte RTL alle Sendungen mit den Steiners ab. Die Quoten waren zwar noch gut, aber dem Sender das Publikum zu alt. Der Theaterstadl eröffnete nun im Schwestersender Super RTL.

Heimatmelodie

1984–1994 (RTL). Einstündige Schunkelshow mit Stars der Volksmusik und ihren Liedern.

Die Show moderierte anfänglich das Volksmusikduo Margot Hellwig und ihre Mutter Maria Hellwig. Auch spätere Moderatorenteams standen in Beziehungen zueinander: Das Volksmusikduo Marianne und Michael (ab Januar 1991) war miteinander verheiratet, im November 1992 übernahmen Peter Steiner sen. und seine Tochter Gerda Steiner jun. Inhaltlich kamen zu der volkstümlichen Musik nun auch volkstümelnde Sketche dazu, die Vater und Tochter Steiner gemeinsam spielten. Beide hatten bereits mit dem Bauerntheater aus Peter Steiners Theaterstadl bei RTL Erfolg.

Heimatmelodie lief eine Weile erst vierzehntägig, später wöchentlich sonntags um 17.45 Uhr, später freitags um 20.15 Uhr.

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