ZAK

1988–1993 (WDR); 1993–1996 (ARD). „Der Wochendurchblick“. Wöchentliches Infotainmentmagazin mit Satire, Interviews, Kommentaren und vielen Ausschnitten aus den Nachrichten der abgelaufenen Woche, die zu rasanten Videoclips zusammengeschnipselt wurden.

Auftrag der Sendung war es, Politik in einem breiteren Formenspektrum darzustellen als traditionelle Magazine; sie war Vorreiter für viele spätere Infotainmentformate. Erfinder des Magazins war Gerd Berger, als Redakteur wirkte Ulrich Deppendorf mit. ZAK lief jahrelang freitags in West 3 und wurde zunächst von Desirée Bethge moderiert. Ein Höhe- oder Tiefpunkt in dieser Zeit war eine Sendung 1989 mit Bundesminister Jürgen Möllemann. Als Überraschungsgast trat Reimar Oltmanns auf, der gerade das Buch „Möllemänner. Oder die opportunistischen Liberalen“ veröffentlicht hatte. Möllemann sagte daraufhin: „Jetzt haben wir die Überraschung für Sie: Jetzt gehe ich, ich möchte mich mit dem Herrn nicht an einen Tisch setzen. Auf Wiedersehen“ — und verließ das Studio.

Als Bethge mit Berger und anderen Mitarbeitern 1990 zu RTL wechselte, um Stern TV zu machen, schien dies zunächst ein Schlag für ZAK. Doch Bethges Nachfolger Friedrich Küppersbusch verschaffte der Sendung bundesweit noch größere Beachtung. Konsequenterweise wechselte ZAK schließlich ins Erste und lief dort ab April 1993 sonntags gegen 22.30 Uhr, allerdings von 45 auf 30 Minuten gekürzt und zeitweise im wöchentlichen Wechsel mit Sowieso – die Sonntagsshow.

Küppersbuschs Moderationen waren einzigartig: staubtrocken und voll gestopft mit gedrechselten Wortwitzen, Kalauern und bissigen Bemerkungen. In jeder Sendung war ein prominenter Gast im Studio, oft ein Politiker, den Küppersbusch respektlos ausquetschte und nur zu Wort kommen ließ, wenn er in seinen Antworten die gestellte Frage auch tatsächlich beantwortete. Mit dem Standardsatz »Bis hierhin vielen Dank« beendete Küppersbusch die einzelnen Gesprächsabschnitte, bevor zum nächsten Beitrag überleitete. Joschka Fischer, damals Minister in Hessen, fragte er, ob ihn sein „dummes Geschwätz von gestern“ noch kümmere, und hakte bei dessen ausweichenden Antworten nach: „Ja oder nein, Herr Fischer?“

In einer kurzen Szene tauchten in jeder Sendung die Promi-Puppen aus Hurra Deutschland! auf, die ihrerseits die Woche satirisch beleuchteten. Bahnbrechend war auch die Rubrik „ZAK — Hallo“, in der Wolfgang Korruhn, einer der Mitbegründer des Magazins, prominenten Menschen auf die Pelle rückte, sich ohne jeden Körperabstand mit einem Mikrofon neben sie setzte und sie in dieser beängstigend intimen Atmosphäre intensiv befragte. Im Oktober 1989 rückte er dem konservativen Fuldaer Bischof Dyba auf diese Weise zu Leibe und bedrängte ihn mit Fragen zum Thema Homosexualität, was eine öffentliche Diskussion auslöste, wie weit Journalisten vor laufenden Kameras gehen dürfen. In der letzten Sendung mit Desirée Bethge war sie Korruhns Opfer, was einigermaßen schief ging.

Viele Elemente der Sendung waren boulevardesk, andere ernsthaft und investigativ. In der Rubik „ZAK-Frontal“ nahmen Christian Berg und Michael Geyer politische Gesprächspartner in die Zange. Dabei machten sie auch vor ARD-Kollegen nicht Halt. Im November 1989 bohrten sie bei Ernst-Dieter Lueg nach. Kurz vorher war der damalige DDR-Staatsratsvorsitzende Egon Krenz durch Fritz Pleitgen extrem kritisch befragt worden, und Berg und Geier fragten Lueg: „Wann sehen wir so ein Interview mit dem Kanzler?“

Die im Zweifel satirefeindliche ARD-Hierarchie fühlte sich natürlich bei diesem Konzept nicht sehr wohl. Zum Wechsel ins Erste formulierte Küppersbusch: „Ich nehme die Art, wie die ARD sich mit spitzen Fingern auf unser Produkt freut, als Kompliment. Das zeigt, dass wir immer noch TV-Bastarde sind, und das wollen wir bleiben.“ Bezeichnend auch die ARD-interne Diskussion, ob man sich die Sendung auch im „Superwahljahr“ 1994 trauen könne. Eigentlich sollte ZAK den ganzen Sommer pausieren, man einigte sich dann darauf, die Ausstrahlung häppchenweise zu bewilligen. Küppersbusch sagte später: „Wir haben 1994 nur auf Bewährung gesendet.“

Der Arbeitstitel für ZAK lautete „Mixed“. Ursprünglich war geplant, gemeinsam mit der landeseigenen Westdeutschen Lotterie-Gesellschaft in jeder Woche Preise im Wert von 20 000 Mark zu verlosen, um mit allen Mitteln auch Nicht-Politik-Interessierte zu erreichen. Aus juristischen Gründen kam es aber nicht dazu. Die öffentliche Aufregung darum machte ZAK immerhin schon vor dem Sendestart bekannt und berüchtigt.

Als Titelmusik wurde „Our Darkness“ von Anne Clark verwendet. ZAK erhielt zwei Grimme-Preise mit Silber. Einen 1989 für Gerd Berger stellvertretend für die Redaktion, einen 1991 für Friedrich Küppersbusch. Drei Monate nach der Einstellung von ZAK begann Küppersbusch die Nachfolgesendung Privatfernsehen.

2 Kommentare


  1. […] hatte zwi­schen 1990 und 1996 den legen­dä­ren »Wochen­durch­blick« »Zak« mode­riert, danach ein Jahr lang »Pri­vat­fern­se­hen« (Best-/Worst-of auf YouTube). Als […]

  2. […] irgendwann aufgegeben. Aber dann gab es immer wieder Leute im WDR, die sich eine Wiederaufnahme von »ZAK« von mir wünschten. Ich habe denen wahrheitsgemäß gesagt: Ich kann sowas wie »ZAK« heute nicht […]



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