Im Glashaus

Ich habe die Bambi-Verleihung Mitte der Woche gesehen, aber dass es dabei einen Eklat gegeben hatte, war mir nicht aufgefallen, bis ich heute an einem Schreibwarengeschäft vorbeilief, das glaubt, die obere Hälfte der Titelseite der „Bild“-Zeitung auf die Straße hängen zu müssen, damit sie überhaupt noch jemand liest. Und da stand, dass es einen Eklat gegeben habe. Dann muss es ja stimmen.

Deutschlands bester Entertainer Stefan Raab hatte nämlich seinen Preis angenommen und war am Ende seiner Rede ganz ernst geworden, um sich bei einer Frau zu bedanken, ohne die er nicht da oben stünde.

Bei Uschi Glas.
Danke, Mama!

Das war alles. Lustiger als der Gag war damals Uschi Glas‘ Reaktion, die in einem Moment eingeblendet wurde, als sie gerade fassungslos den Kopf schüttelte. Man dachte nichts Böses, denn es hatte ja niemand erwartet, dass Uschi Glas Humor haben könnte. Heute allerdings, in ihrer Wochenendausgabe, zimmerte die „Bild“ daraus einen „Eklat“ („Stefan Raab beleidigt Uschi Glas“) und trieb zur Untermauerung dieser Sachlage außer Uschi Glas doch noch fünf weitere alte Menschen auf, die Stefan Raab, dem es weitgehend gelingt, sein Leben an der „Bild“-Zeitung vorbeizuleben, ebenfalls nicht lustig finden (Gunter Sachs, Gunter Sachs‘ Frau, Gottfried John, Helmut Markwort und Dieter Wedel).

Welch ein Skandal. Dass Stefan Raab einen Witz macht, hätte aber auch wirklich niemand erwarten können. Und dann noch auf Kosten anderer. Also wirklich.

Ein Höhepunkt bei Ladykracher gestern Abend war übrigens der Sketch, in dem Charly Hübner in Rockerkluft Anke Engelkes Tattoo-Laden betrat und bat:

Könnten Sie mir Ruth Maria Kubitschek auf den Rücken tätowieren?

Gut merken! Nächsten Mittwoch macht die „Bild“ daraus bestimmt einen Eklat.


Screenshot: Sat.1

Michael, 29. November 2008, 16:07.

9 Kommentare


  1. Eklatant, Ranickesk geradezu.

  2. Ich hatte zufällig in die Sendung gezappt, und sah den Tattoo-Sketch. Großartig.

  3. […] mir Michael auch nicht weiterhelfen kann, muss ich jetzt doch mal in die Runde fragen: Kann mir jemand erklären, was daran beleidigend […]

  4. Ex-Dschungel-Camp-Guckerin,

    Ich muß gestehen, daß ich beim Lesen der Bild-Schlagzeile auch dachte, WO ist da bitte die Beleidigung?…und daß ich vermutlich was verpasst habe. Sollte es auf Frau Glasens Sohn gemünzt sein, nunja, damit muß sie leben, kann sie ja auch „drüberstehen“ nach den zahlreichen Eskapaden. Sollte es ein Schlagabtausch mit der Bild sein, auch gut, jedem wie er mag… (*immernochdenWitzdabeisuche*). Harald Schmidt fand ich unterirdisch öde …und daß unser hiesiger Ministerpräsident auch noch auftritt…ähm….dafür können wir Schwaben nix!
    Ansonsten blieben ja nur wenige >Skandale>, wo man HUCH machen konnte: Britney Spears kurzer Auftritt, Lagerfelds englisches Gebrabbel, Hardy Krügers kurze Rede, Frau Neugebauers lange Rede… immer das Gleiche!

    Und Frau Glas ist meines Erachtens selber schuld, ein wenig Souveränität würde einer Frau, die in den 80er Jahren in JEDER Frauenzeitschrift mit ihrer morgendlichen Ananas-Diät angegeben hat, gut zu Gesicht stehen!

  5. Ex-Dschungel-Camp-Guckerin,

    Apropos: ich vermisse die übliche gut gemachte Allgemein-Kritik in letzter Zeit bei Euch?
    –> Keine Lust mehr auf’s TV? Bambi at all? Seewolf-Neuverfilmung?
    Sonstige Highlights und Flops? Nix dabei? Och schade….:-(

  6. @ Ex-Dschungel-Camp-Guckerin:

    Kommt wieder. Wir hatten jüngst tatsächlich nicht so viel Zeit, aber es gab auch nicht so viel Neues. Wir haben uns ja immer eher mit Serienstarts und Show-Reihen als mit Filmen und einzelnen Eventshows befasst. Und neue Serien kommen erst wieder nächstes Jahr.

    Bambi hab ich gesehen und fand die Veranstaltung im Ganzen extrem nicht-erwähnenswert. Also genau das richtige, um eine „Bild“-Seite zu füllen.

  7. Ex-Dschungel-Camp-Guckerin,

    Danke für die Rückmeldung! 🙂
    Und es gibt ja auch keine Verpflichtung zum „Kritiküben“ – so wie manche Preise wohl eher Pflichtübung sind…
    Wenn ich länger drüber nachdenke, kommt jetzt sowieso Weihnachten und da das sattsam Bekannte (Chevy Chase, Kevin allein zu Haus, Aschenbrödel und ihre Haselnüsse). Umso mehr freue ich mich, wenn Ihr was Gutes findet.

  8. […] wie ich eben bei Michael lese; „Eklat“ („Stefan Raab beleidigt Uschi Glas“) und trieb zur Untermauerung dieser […]

  9. Ja nun…

    …man darf alles über jeden denken wie man will. Ob man es ausspricht, ist eine andere Frage. Ich persönlich habe den Auftritt des Herrn Raab zwar als gewohnt platt und mit dem medialen Holzhammer auf Teufel komm raus auf lustig geklöppelt empfunden, aber: Er passte damit irgendwie am Besten in das Niveau der ganzen Sendung.

    Die Promiszene gibt sich beim Herrn Burda ein Stelldichein, feiert sich selbst, klopft sich gegenseitig auf die Schultern. Und das ungeschriebene Mediengesetzt besagt: „Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus!“. Ausnahmen heissen Kalkofe und bestätigen die Regel.

    Das Gesamtniveau der auf Pseudo-Oscar-Niveau getrimmten Preivergabe lag eher im Bereich Unter- wenn nicht gar Kellergeschoss. Da konnten auch die eher lustlos wirkenden Einlagen eines Herr Harald Schmidt nix mehr reissen – allenfalls das Niveau noch weiter runter.

    Eigentlich viel Glanz um Nichts. Dazu gerade zu bezeichnend empfinde ich den eitlen Mummenschanz mal im Vergleich zu dem Ort, wo er noch in den Vorjahren veranstaltet wurde: In einem Nobelhotel namens „Estrel“ mitten im sozialen Brennpunkt „Berlin-Neukölln“. Und wenn man dann noch weiß, dass der edel klingende Name „Estrel“ nichts weiter als die Verkürzung des Namens des Besitzers darstellt, schließt sich der Kreis: „Ekkehard Streletzki“.

    Klingt wie Raab wirkt, aber ein bisschen umgebaut ist der Schein perfekt. In diesem Sinne…

    …Raab ausser Gefahr!



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