Popstars

2000–2001 (RTL 2); seit 2003 (Pro Sieben). Doku-Soap und Castingshow, die die Entstehung einer Popgruppe inszeniert und begleitet – vom Casting über Proben und Plattenvertrag bis hin zu Aufnahmen und Auftritten. Eine Jury entscheidet über die Zusammensetzung der Band.

Popstars war in Deutschland der Vorreiter unter den Castingshows, deren Anzahl später durch den Sensationserfolg von Deutschland sucht den Superstar überhand nehmen sollte. Eine ähnliche Reihe war bereits ein paar Wochen zuvor beim Muttersender RTL unter dem Namen Deine Band gestartet, wurde aber mangels Anteilnahme der Zuschauer schnell wieder begraben. Die RTL 2-Reihe dagegen war auf Anhieb erfolgreich.

Die erste Staffel mit 17 Sendungen suchte eine Girlgroup. Anfang Februar 2001 stand das Produkt: No Angels hieß die Band, „Daylight In Your Eyes“ der erste Titel, der erwartungsgemäß eine Woche nach Erscheinen Platz eins der deutschen Charts erreichte. Unerwartet hingegen war, dass die Band eine dauerhafte Größe im Popgeschäft werden konnte, doch es folgten tatsächlich noch drei Jahre lang etliche Top 10- und sogar drei weitere Nr. 1‑Hits („There Must Be An Angel“, „Something About Us“ und „No Angel [It’s All In Your Mind]“). In der Jury saßen die Sängerin und Moderatorin Simone Angel, der Konzertveranstalter Mario M. Mendrzycki und der Musikmanager Rainer Moslener, Choreograf war der als „Dee!“ bekannte DJ und Tanzlehrer Detlef Soost.

Im Herbst 2001 begann eine zweite Staffel, in der auch Jungs für eine gemischte Band gecastet wurden. Die neuen Folgen liefen jetzt zweimal wöchentlich, dienstags und sonntags um 20.15 Uhr. Auch die neue Band Bro’Sis (kurz für Brothers & Sisters) schaffte mit ihrer ersten Single „I Believe“ den Sprung an die Spitze der Charts. Die Jury bestand diesmal aus Soost, der Moderatorin Noah Sow und dem Musikproduzenten Alex Christensen, als Gesangscoach war ab jetzt Artemis Gounaki dabei. Der Untertitel der ersten beiden Staffeln lautete „Du bist mein Traum“.

Die dritte Staffel 2003 schnappte sich überraschend der Konkurrent Pro Sieben, der sie „Popstars – Das Duell“ nannte und in die Doku-Soap das zusätzliche Element des Zuschauerentscheids einbaute. Wie das eigentliche Popstars-Format war auch dieser neue Dreh zuvor bereits im Ausland über die Bühne gegangen („Popstars – The Battle“). Jetzt wurden zwei Bands parallel gecastet, aufgebaut und dann gegeneinander ins Rennen geschickt. Die Jury, bestehend aus Detlef Soost (dessen Bühnenname jetzt nur noch „D!“ lautete), Sängerin Sabrina Setlur und Produzent Uwe Fahrenkrog-Petersen, der zugleich die Songs der Bands produzierte, entschied über die Zusammensetzung der Gruppen.

Die Girlgroup Preluders und die Boygroup Overground nahmen getrennt voneinander CDs auf und tourten durch kleine Clubs. 90‑minütige Sendungen am Montag und später auch am Freitag um 20.15 Uhr dokumentierten die Fortschritte und Erlebnisse. Im großen Finale im November (moderiert von Arabella Kiesbauer) entschied eine Kombination aus Zuschauerstimmen, Verkaufszahlen (die beiden CD‑Singles waren wochenlang in Fastfood-Läden verkauft worden) und Jurymeinung über die Sieger des Duells. Die Boyband Overground gewann, ihr Song „Schick mir ’nen Engel“ stieg drei Wochen später erwartungsgemäß auf Platz eins der deutschen Single-Charts. Natürlich brachten die Preluders eine CD heraus, die ebenfalls erfolgreich wurde.

Im September 2004, als die Zuschauer von Castingshows offensichtlich längst genug hatten, wagte Pro Sieben noch einen weiteren Anlauf. „Popstars – Jetzt oder nie“ hieß entsprechend fatalistisch der Titel. Gesucht wurde diesmal – im Rahmen zweistündiger Sendungen mittwochs um 20.15 Uhr – wieder eine gemischte Band, über deren Zusammensetzung am Schluss auch das Publikum mitentscheiden konnte. Das entstandene vierköpfige Produkt nannte sich Nu Pagadi und versuchte, musikalisch und optisch nicht mehr ganz so glatt wie seine Vorgänger zu wirken. Auch die Vorgarten-Rammsteins schafften es auf den ersten Platz der Single-Charts. In der Jury saßen in dieser Staffel Fahrenkrog-Petersen, die No-Angels-Sängerin Sandy Mölling und der Sänger und Songschreiber Lukas Hilbert, der die Gelegenheit nutzte, sich selbst in die Charts zu bringen: mit einem Lehrvideo, in dem er alle Fehler, die er bei den anderen anprangerte, konsequent selbst umsetzte. Pro Sieben kündigte diese vierte Popstars-Staffel als „die definitiv letzte“ an.

Die fünfte Staffel startete im Herbst 2006 unter dem Motto „Neue Engel braucht das Land“, in Anspielung auf die ersten „Popstars“ No Angels, die sich als einzige längere Zeit im Pop-Geschäft halten konnten, und hatte entsprechend wieder eine reine Mädchenband zum Ziel. Detlef D! Soost war erneut dabei, neben ihm bildeten die Rocksängerin Nina Hagen und der Musikproduzent Dieter Falk die neue Jury. Eine ganze Reihe von Coaches trainerte die Teilnehmer ab jetzt in verschiedenen Bereichen. Sendeplatz war von nun an abendfüllend donnerstags um 20.15 Uhr, und zur allgemeinen Überraschung waren die Einschaltquoten so hoch wie bei keiner der vorherigen Staffeln. Die Gruppe der neuen Sieger, die den Namen Monrose erhielt, schaffte logischerweise ihren obligatorischen Nr.1-Hit, er hieß „Shame“. Wie schon bei früheren Castingshows waren kurz vor dem Ende der Staffel Gerüchte aufgekommen, es gehe nicht mit rechten Dingen zu, und die Sieger stünden ohnehin bereits fest. Bei einem Internethändler war schon vor Bekanntgabe der Gewinner ein CD-Cover abgebildet, auf dem eindeutig drei der Mädchen zu erkennen waren. Pro Sieben beeilte sich zu erklären, dass die Veröffentlichung dieses konkreten Fotos ein Versehen gewesen sei und selbstverständlich für alle erdenklichen Kombinationen Coverfotos hergestellt worden seien.

Dem Finale schloss sich noch einige Wochen die Dokusoap Popstars – Ninas Engel an, die weit weniger erfolgreich die ersten beruflichen Schritte der neuen „Stars“ begleitete. Die Gruppe Monrose schaffte aber tatsächlich noch einen weiteren N.1-Hit und vier weitere Top-10-Erfolge.

Die sechste Staffel mit der Jury aus Soost, Hagen, Falk sowie Jane Comerford und Marusha blies ProSieben auf ein halbes Jahr auf. Unter dem Motto „On Stage!“ sollte „der heißeste Live-Act Deutschlands“ gefunden werden, dem erstmals auch Tänzer angehören sollten. Die zusammengestellte Gruppe Room2012 ging entsprechend wenig später schon auf Tournee, doch die endlose Fernsehsuche hatte die Zuschauer so sehr ermüdet, dass die Single „Haunted“ Anfang 2008 gerade mal einen zehnten Platz in den Charts erreichte.

Die siebte Staffel kehrte deshalb im Herbst 2008 zur Girlgroup-Suche zurück („Just 4 Girls“), mit Soost sowie der Sängerin Loona und dem Rapper Sido in der Jury. Das Ergebis erhielt den Namen Queensberry.

4 Kommentare


  1. […] Idee war zwar auch in Deutschland nicht neu – die RTL 2-Reihe Popstars hatte bereits zwei erfolgreiche Gruppen hervorgebracht, andere Reihen waren gefloppt -, doch das […]

  2. […] Bemerkenswerte geschah aber schon kurz vor der Sendung. Während der letzten Augenblicke von Popstars kündigte eine Einblendung mit dem üblichen ohrenbetäubenden BING!!!!! das […]

  3. […] mit Senna Guemmour und Oliver Petszokat. Guemmour hatte zwei Jahre zuvor in der Castingshow Popstars die Mitgliedschaft in der Girlgroup „Monrose“ […]

  4. […] der zweiten Silbe betonen) wissen, wie es wirken muss, wenn sie jetzt Jahre nach ihren Siegen bei “Popstars” (Grimm war 2004 in der extrem kurzlebigen, nur mittelerfolgreichen Kirmesgothickapelle Nu Pagadi) […]



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