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Serienkiller?

20. Februar 2007, 01:37

Warum setzt RTL Die Familienanwältin ausgerechnet auf den Todes-Slot gegen Criminal Intent? Ist doch klar, dass da keiner kuckt. Kann das eine Strategie sein, um eine dritte Staffel zu verhindern?Marius

Nein, das ist Quatsch. Eigentlich ist der Sendeplatz im Windschatten von Wer wird Millionär? sogar ein sehr komfortabler (mehr dazu aus aktuellem Anlass im Blog). Konkurrenzlose Sendeplätze gibt es kaum noch, irgendwas halbwegs Erfolgreiches läuft immer. Außerdem gibt es im RTL-Programm gar nicht so viele andere Möglichkeiten. So oft auch schon über die „Krise des Marktführers“ geschrieben wurde, RTL ist noch immer der Marktführer, und das Abendprogramm der meisten Tage ist immerhin so erfolgreich, dass es Unfug wäre, daran Veränderungen vorzunehmen: Die US-Serien am Dienstag und Donnerstag, die Shows am Mittwoch und Samstag, und auch die Filme am Sonntag laufen in der Regel ganz passabel. Außerdem setzt sonntags mittlerweile bereits Sat.1 auf Serien. Die größte Baustelle war der Montag. Möglich wäre allenfalls noch der Mittwoch um 21.15 Uhr gewesen, was eine Abkehr von den Doku-Shows und häufige Konkurrenz durch Fußball bedeutet hätte, oder der Freitag mit dem gleichen Vorprogramm wie am Montag und ebenfalls Konkurrenz durch Krimiserien auf gleich drei anderen Kanälen.

Niemand versucht, eine Serie gezielt zu töten. Im Gegenteil. So schwer es manchmal zu glauben ist: Auch die Programmplaner geben ihr Bestes.

Und wer wirklich lieber die Criminal-Intent-Wiederholungen anschaut (jawohl, es sind sogar Wiederholungen!), könnte Die Familienanwältin ja immer noch aufnehmen. Andererseits: Niemand weiß, wie viele das bereits tun. Das ist eine der größten Schwächen der Quotenerhebung.

Michael in Antworten.

6 Kommentare


  1. Kleine Korrektor: Die Videorecordernutzung wird durchaus gemessen – entsprechende Zahlen über meistaufgenommene Sendungen werden unregelmäßig sogar veröffentlicht (ich erinnere mich z.B. an eine Liste in „Media Perspektiven“). Sie tauchen allerdings nicht in den Einschaltquoten des nächsten Tages auf (was ja klar ist), sondern werden extra erfasst.

    „Das GfK-Meter misst nicht nur das Fernsehverhalten einzelner Personen korrekt und auf die Sekunde genau. Es erfasst z.B. auch die seitengenaue Nutzung von Teletext und den Einsatz von Videospielen. Darüber hinaus registriert es, wenn Fernsehsendungen, die mit dem Videorecorder aufgezeichnet wurden, später abgespielt werden.“(Quelle: GfK)

  2. Stimmt.
    Der Sender schwächelt nachdem die Baustelle am Donnerstag beseitigt ist allerdings mehr im Frühprogramm und in der Daytime, wo etliche schlecht laufende Formate den Schnitt erheblich drücken, ob hier die vierte Soap allein Abhilfe schafft ist fraglich.
    Das stringente Programmschema ist allerdings ein unschätzbarer Vorteil gegenüber dem fast gänzlich unstrukturierten Programm von Sat.1
    Seinen Status als Marktführer konnte RTL allerdings in den letzten Jahren nur noch durch die Übernahme der CSI-Serien halten, in deren Kielwasser enorm erfolgreiche US-Serientage etabliert wurden, und dem Dauerbrenner Wer wird Millionär. Und auch weil die Konkurrenz streckenweise völlig eingebrochen ist.
    Das dickste Problem sehe ich allerdings im schwächelnden Wer wird Millionär.
    Wie der Sender im Falle eines Quoteneinbruchs drei Primetime-Slots quantitativ und qualitativ füllen will bleibt wohl sein Geheimnis.

  3. Nun, einer der drei Hauptabend-Sendeplätze von „Wer wird Millionär?“ ist ja schon neu besetzt. Die Samstagsausgabe gibt es bereits seit Anfang des Jahres nicht mehr, und offenbar hat’s niemand gemerkt.
    Es ist aber davon abgesehen ohnehin verwunderlich und nur auf die Qualität und ihren enormen Unterhaltungswert zurückzuführen, dass eine Sendung, die mittlerweile im achten Jahr noch immer mehrmals pro Woche abends gesendet wird, weiterhin zu den meistgesehenen Sendungen gehört. Dass sich das eines Tages ändern wird, ist eigentlich klar. „Wer wird Millionär“ strahlt jeden Monat so viele Ausgaben aus wie vergleichbare Quizshows früher in einem ganzen Jahr. Solange RTL aber nicht anderes hat, was Erfolg verspricht, dürfte uns die Show erhalten bleiben. Denn sind wir ehrlich: Die Bibliothek an amerikanischen Krimiserien oder Serien, die nach dem gleichen Schema wie ein Krimi funktionieren (Dr. House) ist auch begrenzt. De facto laufen fast alle schon irgendwo in Deutschland. Und den US-Serien, die nicht nach dem Krimischema ablaufen, fehlt der Erfolg bei der Masse (allenfalls „Desperate Housewives“ hat noch ein größeres Publikum), obwohl es auch davon ganz hervorragende gibt (z.B „Gilmore Girls“ und „Boston Legal“, die für Vox-Verhältnisse zwar ganz gut laufen, bei denen aber niemand auf die Idee käme, sie zu einem größeren Sender zu verfrachten).

  4. „niemand gemerkt“, dass weniger „Wer wird Millionär“ läuft?

    http://www.bild.t-online.de/BTO/leute/aktuell/

  5. Gemerkt haben wir das Fehlen der Samstagsausgabe von Wer wird Millionär? schon, allerdings soll diese ja nur zugunsten von DSDS pausieren, was angesichts der wesentlich besseren Quoten auch verständlich ist.
    Ob Jauch nach dem Ende der DSDS-Staffel zurückkehrt oder RTL eine andere Show dauerhaft programmiert wird man sehen.
    Das sich die Show auch nach so vielen Jahren noch so gut hält ist wirklich bemerkenswert und ein derartiges Erfolgsformat gibt es auch nur höchstens alle zehn Jahre mal.
    Dasselbe gilt wohl auch für die CSI-Serien.
    Das die RTL-Group die Rechte an beidem erworben hat ist wohl ein Glücksgriff.
    Das mit den US-Serien sehe ich genauso, wirklich erfolgreich sind nur Crime-Procedurals, anspruchsvollere Drama-Series mit Story-Arc floppen hier trotz hoher Qualität.
    Allerdings klafft die Schere zwischen mehr oder weniger erfolgreichen US-Serien und auch hochwertig produzierten deutschen Serien mittlerweile soweit auseinander, dass es eigentlich keinem Sender zu verübeln wäre, wenn er zumindest vorläufig nicht mehr auf Eigenproduktionen setzt.
    Natürlich wird auch dieser Hype einmal nachlassen, aber auf absehbare Zeit wohl nicht, da auch Wiederholungen von CSI: Miami oder Dr. House über 25% kommen und sogar die dritte Wiederholung von Monk noch über 20% holt, während von Post Mortem abgesehen die Eigenproduktionen kaum einmal die 13% überspringen konnten. Und das bei den wesentlich günstigeren Kosten für den Einkauf von Lizenzware gegenüber teuren Eigenproduktionen.
    Offenbar wurden trotz schon etwa drei Jahre vehement andauernder Krise keine Lösungsansätze gefunden.
    Das ist das eigentlich Erschreckende.

  6. Gemäß Borris Brandt, Geschäftsführer von Endemol Deutschland, wird die Folgenanzahl von Wer wird Millionär? dieselbe bleiben wie in den Jahren zuvor.
    Dann geht es halt später in die Sommer- bzw. Winterpause.



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