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Lustige US-Invasion

23. März 2007, 08:00

Nachdem fast alle deutschen Krimiserien im Privatfernsehen durch US-Serien ersetzt wurden und mittlerweile auch die deutschen Comedyserien floppen (z.B. Alle lieben Jimmy, Alles Atze), kann es sein, dass bald auch endlich US-Sitcoms unsere Primetime füllen? — Roman

Ja, kann sein. Es kann jedenfalls nicht mehr lange dauern, bis bei RTL die Freitagabend-Panik ausbricht. Die Comedys machen gerade dasselbe durch wie die Krimis: Jüngst noch erfolgreiche Serien kehren mit neuen Staffeln zurück, die Zuschauer vom letzten Mal kommen aber nicht mit zurück. Die eine Lösung wäre natürlich, noch fünfzig weitere Freitagabende mit ultimativen Chartshows über die erfolgreichsten Dauerwellenträger der Achtziger zu füllen, die andere wäre die mutige, es tatsächlich mit US-Comedy zu versuchen.

Das wäre allerdings eine interessante Ironie. Während der kompletten 90er-Jahre waren Sitcoms das beliebteste Sendeformat in den USA, und die ebenso populären wie intelligenten Serien wie Seinfeld oder Frasier verkümmerten hierzulande im Wochenendnachmittags- oder Nachtprogramm. Der heutige Zustand amerikanischer Comedy ist eher besorgniserregend, aber solche Phasen gab es immer wieder. Der mit Abstand größte aktuelle Comedyerfolg in den USA ist Two And A Half Men, was Pro Sieben bis Februar samstags mittags zeigte. RTL hat allerdings die Rechte an der originellen und ebenfalls recht populären Serie My Name Is Earl, die angeblich noch in diesem Jahr starten soll. Eine Platzierung am Freitagabend, vielleicht um 21.45 Uhr im Anschluss an eine Eigenproduktion, wäre einen Versuch wert.

Aber wohin RTL letztendlich seine Perlen wirft, wage ich nicht vorherzusagen. Immerhin zwei US-Sitcoms liefen dort ja schon in den 90er-Jahren für kurze Zeit zur Primetime: Eine schrecklich nette Familie montags und Verrückt nach dir freitags. Damals stellten die erreichten Zuschauerzahlen RTL nicht zufrieden. Heute wären sie froh, sie hätten Zahlen in dieser Höhe.

Michael in Antworten.

Ein Kommentar


  1. Das US-Comedyformate einen ähnlichen Erfolg erziehlen können wie ihre Krimipendants wage ich stark zu bezweifeln. Die US-Comedy unterscheidet sich in Machart zu stark von der deutschen und trifft nur den Geschmack eines Nieschenpublikums. Deshalb sind die beim neuen Comedysender Comedy Central gut aufgehoben. Nur wenige US-Sitcoms wie Hör mal wer da hämmert oder Die Nanny haben in Deutschland ein größeres loyales Stammpublikum binden können. Heute gehört vielleicht noch King of Queens dazu. Aber bei einem Sender wie RTL, wo der Maßstab immer noch bei 15-16% liegt würde US-Comedy gnadenlos durchfallen.
    Die US-Krimiformate bestechen eben gerade durch hochwertige Machart und die unkonventionelle Herangehensweise der Ermittler. Die Stories sind durch Writer Pools natürlich auch wesentlich dichter als hier.
    Hier sieht man seit 20 Jahren im Freitagskrimi dieselben Gesichter und dieselben Fälle.
    Trotzdem ist es schon verwunderlich, dass sowohl RTL als auch Sat.1 immer noch zäh an ihren Comedy-Freitagen festhalten. Das hat möglicherweise auch mit den günstigen Produktionskosten von deutschen Sitcomformaten zu tun. Alle lieben Jimmy wird ja jetzt verheizt. Dann kommen ab April ja eher Dramedy-Formate mit ungewöhnlich hochkarätiger Besetzung. Ob das die Lösung ist sieht man dann.



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