Gähnende Lehre

Man könnte die Frage aufwerfen, was eigentlich eine „Sommer-Comedy“ ist. Als solche kündigt RTL seine Serie Der Lehrer an, die im Herbst spielt und im Frühling 2007 gedreht wurde. Aber dazu müsste man vorher mal geklärt haben, was genau man überhaupt unter „Comedy“ versteht. Bei RTL verhält es sich offenbar so, dass alle Formate mit einer Sendelänge von 30 Minuten automatisch als Comedy deklariert werden, und das ist auch schon die einzige Voraussetzung. Der Lehrer ist zwar nicht durchweg langweilig, aber in einer „Comedy“ hätte man vielleicht gelegentlich eine Pointe erwartet.


Foto: RTL

Die neue Lehrer-Schüler-Serie fällt vor allem durch die gängigen Schulklischees auf, die schon ausgelutscht waren, als Unser Lehrer Doktor Specht noch praktizierte. Hendrik Duryn als Lehrer Vollmer ist zwar auch nicht realistischer als Doktor Specht, nervt aber wenigstens nicht so wie Robert Atzorn. Erwarten Sie trotzdem keine Überraschungen.

Der Lehrer ist wieder eine dieser Serien, die irgendwann produziert und dann sehr lange ungenutzt ins Archiv gelegt wurden. Vielleicht liegt sie da in Wirklichkeit auch schon 40 Jahre, und nicht nur zwei, denn die Schüler nennen ihre Lehrer allen Ernstes noch „Pauker“. RTL will ab heute acht der neun gedrehten Folgen zeigen, jeden Montag zwei. Was mit der neunten geschieht, ist ungewiss, aber wenn die Quoten schlecht sind, ist ja auch schon ungewiss, was mit allen ab der fünften passiert. Sollten die Quoten stimmen, müsste für eine neue Staffel wahrscheinlich eine neue Besetzung für die Schulklassen her. Die alten Darsteller dürften mittlerweile im Ruhestand sein.

Der Lehrer, montags um 21.15 Uhr bei RTL.

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Michael, 10. August 2009, 00:42.

5 Kommentare


  1. Diese Comedy ist zumindest um Längen besser, als die Lehrer-Sitcom mit Heiner Lauterbach von RTL aus dem selben Jahr. Ok, das ist auch nicht so schwer 🙂
    Tatsächlich finde ich sogar, dass der Piloten ziemlich gut gemacht ist. Aber ich gebe Dir Recht, dass sich RTL mit diesem Genre-Mix keinen Gefallen tut. Für eine echte Sitcom fehlen die Pointen, für eine ernst zu nehmende Serie geht es um zu wenig.

  2. Vermutlich wurde die neunte Folge beauftragt, weil man zu dieser Zeit noch nicht wusste, dass die Serie in Doppelfolgen versendet werden sollte.
    Mangels ernstzunehmendem Material (dazu zählt Lasko eindeutig nicht), welches nicht sofort ungesehen in den Giftschrank gewandert ist (neben Die 25. Stunde auch noch unzählige Piloten, die nicht zur Serienreife taugten) ist sowieso kaum klar, was die RTL-Fiktionabteilung vor ihrer starken Zusammenstreichung mangels verfügbarer Arbeit überhaupt in den letzten Jahren getan hat.
    Wäre nebenbei mal interessant eine Aufstellung von RTL-Serien zu machen, die tatsächlich vollständig ausgestrahlt wurden, und nicht noch zumindest eine Folge unausgestrahlt ins Archiv wanderte.
    Aber nun zurück zur Serie, diese wurde von der hauseigenen Comedyschmiede Sony Pictures Deutschland hergestellt und spielt so naturgemäß in Köln. Allein schon diese beiden Faktoren bewegen mich eher dazu die Finger davon zu lassen, dazu kommt, dass als Hauptdarsteller der Action-Mime Hendrik Duryn verpflichtet wurde – mittlerweile ist er fürs Action-Genre langsam zu alt – weshalb er jetzt öfter in Pilcher-Verfilmungen auftaucht – auch einer wie René Steinke, der den Sprung zum Charakterdarsteller nicht geschafft hat, das Nichtvorhandensein des komödiantischen Talents hat er eindrucksvoll in Hammer & Hart demonstriert.
    Die Kritiken über die neue Serie sind überwiegend schlecht – fast einhellig werden mangelnde Gags und das Bedienen von ausgelutschten Klischees bemängelt – und trotzdem reichte es noch für eine Nominierung für die Rose D’Or gereicht hat.
    Also nichts neues, käme bei RTL sowieso schlecht an, wo man gerne auf bewährtes setzt.
    Das RTL die Serie komplett ausstrahlt halte ich aber schon aus dem Grund für wahrscheinlich, weil es am Sonntag eine Wiederholung gibt – ob es am Montag für mehr als zwei Ausstrahlungstermine reicht ist aber fraglich.

  3. Wo bleibt denn der moralische Schrei der Entrüstung der zuständigen Stellen darüber, dass Sex mit einer Minderjährigen/Schülerin in der Serie (zumindest bis zur Schlussszene der zweiten Folge) als folgenlos, akzeptabel, wenn nicht gar „cool“ propagiert wird?

    Und aus dem Kontext heraus war das wohl nicht das erste Mal, dass Lehrer Vollmer damit aufgefallen ist…

    Tsk tsk tsk.

  4. Das Problem dieser Serie ist wohl eher, dass man sich nicht entscheiden konnte, ob man eine „geerdete“ Comedy oder eine überzogene Comedy oder eigentlich gar keine Comedy, sondern eine ernsthafte Serie mit zynischem Humor machen wollte.

    Und, @thomas, Hendrik Duryn macht hier seine Sache sehr passabel. Mit einem anderen Mimen an seiner Stelle wärs überhaupt nicht auszuhalten. Duryn spielt die Figur glaubwürdig und gewinnt ihr das eine oder andere komische Moment ab. Aber die Unentschiedenheit der Serie kann er auch nicht beseitigen.

  5. Nachdem mittlerweile die Hälfte rum ist kann man sich langsam ein Urteil bilden. Fazit für mich: Als Stoff für eine Comedy-Serie bzw. Sitcom taugt die Thematik einfach nicht, weil es erstens keine lustige ist und zweitens sich die Sendedauer von 22 Minuten nicht dazu eignet in die Tiefe zu gehen. Wäre hier allerdings erforderlich hätte man daraus richtigerweise eine einstündige Dramaserie gemacht. Eine solche wäre meiner Ansicht nach schon wünschenswert, schließlich bildet sie ja die Lebenswirklichkeit zumindest in Teilen sehr gut ab, was man von öffentlich-rechtlichen Serien wie „Die Stein“ nicht behaupten kann.



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