Fernsehen wird durch Schleichwerbung erst schön

Die EU-Kulturminister haben in dieser Woche endlich die Schleichwerbung erlaubt. Bei uns ist sie zwar noch verboten, doch ist die Vermutung nicht abwegig, dass sich bis zum Inkrafttreten der neuen Regelung in gut zwei Jahren auch Deutschland dem EU-Kompromiss anschließt.

Formal bleibt das Product Placement zwar in ganz Europa verboten, doch gilt dieses Verbot tatsächlich nur für Informations- und Kindersendungen. In Unterhaltungsserien zum Beispiel dürfen Produkte platziert werden, wenn vor und nach der Sendung ein entsprechender Warnhinweis ausgestrahlt wird.

Und das ist gut.

Oder… könnte gut werden.

Seit jeher klagen deutsche Fernsehmacher, aus finanziellen Gründen nicht den hochwertigen Serienproduktionen aus den USA mithalten zu können. Serien mit deutlich niedrigerem Budget als US-Serien sehen fast zwangsläufig deutlich billiger aus. Wer es schafft, die neu erschlossenen Geldquellen richtig einzusetzen und inhaltlich richtig mit ihnen umzugehen, kann das deutsche Fernsehen enorm bereichern.

Sprich: Wenn zwei Ermittler in einer Kneipe einen Verdächtigen verhören, ist es völlig egal, ob herumhängende Schilder die Marke des dort ausgeschenkten Bieres nennen oder nicht. Und wenn der Fernsehheld sowieso mit irgendeinem Auto irgendwohin fährt, dann kann ebensogut der Hersteller des Fahrzeugs dafür bezahlen, dass man es erkennt. Wer diese zusätzlichen Mittel nicht gierig als Extragewinne einstreicht, sondern tatsächlich in die Produktion investiert, könnte dafür sorgen, dass die deutschen bald mit den internationalen Produktionen mithalten können.

Wer aber jetzt wieder Szenen ins Drehbuch schreibt, in denen die Hauptdarsteller völlig grundlos und ohne Zusammenhang zur eigentlichen Handlung in einem konkret erkennbaren Reisebüro einen Urlaub buchen oder ebenso grundlos über die Vorteile bestimmter Heizmethoden referieren, der sorgt allenfalls dafür, dass bald alles noch viel billiger wirkt als bisher.

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Michael, 26. Mai 2007, 18:21.

Ein Kommentar


  1. „Und wenn der Fernsehheld sowieso mit irgendeinem Auto irgendwohin fährt, dann kann ebensogut der Hersteller des Fahrzeugs dafür bezahlen, dass man es erkennt.“

    Meinst Du das ernst?

    Später schreibst Du: „Wer aber jetzt wieder Szenen ins Drehbuch schreibt, in denen die Hauptdarsteller völlig grundlos …“

    Ja, natürlich hat solche Werbung Einfluss auf den Inhalt! Wenn z.B. momentan der Regisseur im Schnitt feststellt, dass eine Szene nicht passt, dann kann er sie entfernen. Was sollte der Regisseur aber machen, wenn in dieser Szene ein Sponsor gezeigt wird? Einfach das Geld in den Wind schreiben? Würde er damit vertragsbrüchig?

    Meiner Meinung nach hat sowas stets auch einen Einfluss auf den Inhalt. Wobei Regisseure natürlich jetzt schon Sachzwängen unterworfen sind: Gerade bei Fernsehproduktionen gibt es oftmals klare Zeitgrenzen, da darf es nicht mal eben eine Minute mehr oder weniger sein, nur weil das für den Fluss der Produktion wichtig ist.

    Stellt sich also vor allem die Frage, ob die Auswirkungen durch eine solch offene Produktplazierung aufgewogen werden dadurch, dass weniger versteckte Schleichwerbung gemacht wird und das zusätzliche Geld wirklich die Produktionen verbessert.



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